Gesellschaft

Frankreich verbietet seit Montag Tragen von Abayas in den Schulen: Kleidungsstück oder religiöses Symbol?

Die Abaya ist zu einem wesentlichen Bestandteil der Garderobe einer muslimischen Frau und zu einem festen Bestandteil der islamischen Mode geworden. Foto: Shutterstock

An Frankreichs Schulen sind lange, traditionell aus arabischen Ländern stammende Gewänder ab diesem Montag verboten. Um diese Abayas gab es schon länger Streit. Sind sie einfach ein Kleidungsstück oder ein religiöses Symbol?

Um Kopftuch und Burkini-Badeanzüge hat Frankreich viel gestritten, nun sorgt ein Verbot von Abayas an Schulen für neuerlichen Wirbel. Zum Schuljahresbeginn von Montag an sind die traditionell von Frauen in islamischen Ländern getragenen knöchellangen Gewänder tabu, ebenso der entsprechende Überwurf für Männer, der Qamis.

Das verfügte Frankreichs neuer Bildungsminister Gabriel Attal per Erlass. Dabei stützt er sich auf das seit langem geltende Verbot von sichtbaren religiösen Symbolen an Schulen in dem auf Laizität, also der strikten Trennung von Staat und Religion, bedachten Frankreich.

31.08.2023, Frankreich, Nantes: Frauen tragen Abayas, während sie durch eine Unterführung gehen. An Frankreichs Schulen sind lange traditionell aus arabischen Ländern stammende Gewänder ab Montag verboten. Foto: Loic Venance/AFP/dpa

In den letzten Monaten hätten Verstöße gegen die Laizität an Schulen stark zugenommen, sagte Attal. Von rund 4.700 Fällen im vergangenen Schuljahr war die Rede, häufig sei es um das Tragen von Abayas gegangen. Schon eine Weile sind die Gewänder Diskussionsstoff in Frankreich. Eine entschiedene Antwort sei nötig, befand nun der vor den Ferien an die Spitze des Bildungsressorts gerückte Attal, der zuvor beigeordneter Haushaltsminister und Regierungssprecher war: „Die Abaya hat in unseren Schulen keinen Platz.“ Volle Rückendeckung erhielt er dabei von Präsident Emmanuel Macron: „Religiöse Symbole haben in der Schule keinen Platz“, sagte er. Mit der Problematik dürften Schulleitungen nicht alleine gelassen werden.

Aber geht das nicht alles zu weit, macht die Regierung da nicht jungen Frauen Bekleidungsvorschriften? Und ist die Abaya zwingend ein religiöses Symbol oder schlicht ein Kleidungsstück? Das sind die Fragen der Kritiker. Befürworter halten dagegen, dass es darum gehe, religiös motivierte Kleidung in der Schule nicht zu normalisieren, um eine schleichende Indoktrinierung zu vermeiden.

Die Vorsitzende der Bildungsgewerkschaft ID-FO, Agnès Andersen, hält das für übertrieben. Das Kleid habe anders als das Kopftuch keinen religiösen Ursprung, selbst wenn Salafisten dazu ermunterten, so etwas zu tragen, sagte sie im Juni der Zeitung „Le Parisien“. Am Ende zähle die Absicht der jungen Mädchen. Bei einigen könne der Glaube eine Rolle spielen. Andere wollten ihre Rundungen verdecken, die Freundin nachmachen oder fänden die lange Tunika schön und preiswert.

31.08.2023, Frankreich, Nantes: Eine junge Frau trägt eine Abaya. Foto: Loic Venance/AFP/dpa

Von Teilen der Opposition bezieht Macrons Mitte-Regierung Kritik für den Erlass. „Wie weit wird die Bekleidungspolizei gehen?“, sagte die Linksabgeordnete Clémentine Autain, die das Verbot bei X (vormals Twitter) auch als eine besessene Zurückweisung von Muslimen bezeichnete. Die Regelung sei verfassungswidrig, schrieb sie. Die Grünen-Abgeordnete Sandra Regol meinte auf der Plattform X: „Abayas, Röcke, Crop-Tops: Es ist immer der Körper der Frauen, den diese Politiker zu kontrollieren versuchen.“

Dass die Regierung bei dem schwierigen Thema nun einen harten Kurs einschlägt, wird auch als Zugehen auf die konservativen Républicains gesehen, um deren Unterstützung das Präsidentenlager für die verbleibenden vier Regierungsjahre weiter buhlt. Seit gut einem Jahr hat Macrons Regierung keine absolute Mehrheit mehr im Parlament. Die meisten Schnittstellen gäbe es mit den Konservativen, mit denen eine wie auch immer geartete Kooperation aber bislang nicht gelungen ist.

28.08.2023, Frankreich, Paris: Gabriel Attal, Bildungsminister von Frankreich. „Die Abaya hat in unseren Schulen keinen Platz.“ Foto: Bertrand Guay/AFP/dpa

Zum Schuljahresstart will die Regierung zunächst auf Dialog setzen, was das neue Verbot angeht, hieß es in dem Erlass. Mit Schülerinnen und Familien werde geredet, sagte auch Macron. Danach aber drohen Disziplinarmaßnahmen – welche genau, wird nicht präzisiert.

Attals Vorgänger Pap Ndiaye hatte vor einem Verbot zurückgeschreckt. Der Staat könne keine Liste verbotener Kleidungsstücke aufstellen, hatte er im Senat gesagt. „Weil wir uns damit auf ein äußerst komplexes Terrain begeben würden. Aus rechtlicher Sicht ist die Abaya nicht einfach zu definieren, und wir würden in der nächsten Woche durch eine bestimmte Länge des Kleides, eine Kragenform oder dieses oder jenes Accessoire umgangen, was das Problem von Woche zu Woche verlängern und uns zwingen würde, mehr Rundschreiben zu verfassen, was uns direkt zum Verwaltungsgericht bringen würde, wo wir verlieren würden.“ Wie der neue Bildungsminister diese Fallstricke vermeiden will, hat er bislang nicht gesagt.

Und eine erste Klage ist bereits beim Staatsrat, dem obersten Verwaltungsgericht des Landes, von einem Verein zum Schutz der Rechte von Muslimen (ADM) eingereicht worden. „Wir haben beim Staatsrat eine Dringlichkeitsklage eingereicht, um die Aussetzung des Verbots der Abaya in der Schule zu fordern, das mehrere Grundfreiheiten verletzt“, sagte der Anwalt des Vereins, Vincent Brengarth. (dpa)

40 Antworten auf “Frankreich verbietet seit Montag Tragen von Abayas in den Schulen: Kleidungsstück oder religiöses Symbol?”

  1. delegierter

    Es wird langsam Zeit, dass die Leute die hierher kommen sich auch anpassen. Das betrifft auch die Kleidung. Sie kommen, weil sie eun besseres und freieres Leben geniessen wollen, dazu gehören Regeln, Sprache und Auftreten. Es genügt nicht nur den Sozialstaat zu geniessen sondern auch Teil der Gemeinschaft zu werden. Dafür müssen sie vielleicht auch verschiedenes aufgeben.

  2. Kleidung ist eine kulturelle Errungenschaft des Menschen und ist jenseits der reinen Schutzfunktion auch immer Ausdruck einer gewissen politischen oder religiösen Haltung. Uniformen sind weniger Kleidung als Ausdruck staatlicher Macht, ebenso gibt es in fast allen Religionen gewisse Kleidervorschriften und dass nicht damit z.B. die Mönche keine kalten Füße bekommen. Hippies, Punks,..usw… definierten sich auch über ihre Kleidung womit klar sein dürfte dass hinter der typisch islamischen Kleidung auch eine entsprechende Botschaft steckt. Das kann man nicht Frage stellen, Frage ist nur ob unsere Gesellschaft das akzeptieren will oder nicht. Die Frage der angepassten Kleidung geht aber weit darüber hinaus, wenn man z.B. hört dass „Gäste“ aus Bell Vue zusammen mit ihrem Betreuer, beide in Jogginganzügen! , bei Geschäftsleuten vorstellig werden um eine Beschäftigung zu erfragen, und dann verwundert reagieren wenn auf korrekte Kleidung aus Respekt vor der Kundschaft bestanden wird, fragt man sich schon was mit unserer Gesellschaft los ist. Jeder kann machen was er will, soll dann aber nicht „Diskriminierung“ rufen wenn z.B. der Arbeitgeber jemanden im Jogging oder im Abaya nicht hinter der Ladentheke sehen will….

  3. Katholik

    Im Umkehrschluss müssten aller Europäer die in Afrika arbeiten den Abaya tragen und die dortigen arbeitenden europäischen Frauen vermummt sein.
    Das Abaya Verbot vergrößert nur die Konflikte und macht Muslime zu „Opfern“.

  4. An unsere politische Elite, bekämpft endlich Armut und Undgleichheit anders fliegt euch das ganze in Europa um die Ohren !
    Macht Europa stark und unabhängig anstatt euch um Posten zu bemühen oder es kommt einer der den Laden anders rockt ….
    Die Menschen sehen nicht endlos zu !

    • Eupen sollte nachziehen Sie haben hundertprozentig recht ! Ich fürchte zwar, dass solche Verbote nicht auf kommunaler Ebene verhängt werden können, doch Eupen muss dringend von der « Allemal hereinspaziert, hier gibt’s was umsonst… » zu einer « qualifizierten Einwanderungspolitik » (wer etwas kann, leistet und sich integriert ist nur willkommen) übergehen ! Selbst den gemäßigten und liberalen Mitbürgern reicht es mit dem « Volk » was sich hier rumtreibt… das Budget des Sozialhilfe Zentrums, manche Vorschriften, die polizeilichen Kontrollen in den Straßen… all das liegt wohl in kommunaler Hand und muss schnellstmöglich eine neue, strenge und sogar restriktive Ausrichtung bekommen, sonst ist nicht « Kaboul gerettet » sonder « Eupen wird Kaboul » …

      • KBC-ING-Finanzamt-Meile

        KBC-ING-Finanzamt-Meile… Manchmal bleibe ich 5 Minuten dort stehen und beobachte das Ganze: Eine Weltreise (also, eine Reise nach Afrika und Muslimistan) umösös! I am not amused…
        Wenn Frauen, BEKANNTE Krankenhausärtze (!) einem sagen, sie meideten die Parks und die Gassen nach Dunkelheit, das soll schon was heißen…

  5. Die Verschleierung der muslimischen Frauen ist nur das sichtbarste Zeichen ihrer Unterdrückung. Die Religion wird nur als Vorwand vorgeschoben. Der männerdominierte Islam demonstriert auf diese Weise seine Macht über die Frauen. Normalerweise müsste die westliche Politik gegen diese Unterdrückung vorgehen. Doch die macht sich in dieser Sache in die Hose und beschließt höchsten ein Abaya-Verbot in den Schulen. Ein Verbot, das dann in vielen Fällen ignoriert wird. Eine weitere Machtdemonstration, in diesem Fall nicht gegen die Frau, sondern gegen die westliche Lebenseinstellung. Es ist armselig, was die Muslimen veranstalten. Wäre es für die Frauen nicht so mit dem Verlust ihrer Freiheit verbunden, könnte man drüber lachen.

    • Damit ist das Problem bestens beschrieben! Das Problem ist nich die Kleidung der muslimischen Frau, sondern das Verhalten der muslimischen Männer den Frauen gegenüber. Immer wieder bringen eben diese Männer dann das Ordensgewand der Priester und Nonnen ins Spiel. Aber auch hier werden diese Priester und Nonnen von den gleichen muslimischen Männern angefeindet, nicht von den Juden , Christen oder Anderen. Es sind immer genau die gleichen Täter und die gleichen Opfer.

  6. Besorgte Mutter

    Als eine Frau die der Freiheit total zugeneigt ist, sehe ich das so: Prinzipiel macht jede und jeder mit seiner Kleidung was er/sie will.
    Wenn aber, so wie es ein Nachbarjunge es erleben musste, die Jungs in der Schule die Kappen abnehmen müssen, dann ist es nur richtig, wenn die Mädels auch ihre Lappen vom Haupt entfernen müssen.
    @Dax hat absolut recht, wenn er sagt, dass ein Arbeitgeber beim Kundenkontakt auf anständige Kleidung bestehen muss.

    • Von Kappen und Lappen...

      Muttilein, hier geht’s nicht um die Kopfbedeckung.
      Aber wenn’s bei der elterlichen Erziehung des Sohnemannes hapert, muss leider die Schule immer wieder nachhelfen…

  7. Guido Scholzen

    Für mich gibt es schon lange keinen Unterschied mehr zwischen Ideologie und Religion und Weltanschauungen und Sekten und und und…
    Alle Menschenansammlungen und -gruppen, die sich einem Bekenntnis verschreiben, sind reell betrachtet schlicht und einfach GLAUBENSGEMEINSCHAFTEN.
    Und viele Glaubensgemeinschaften drücken sich auch aus durch spezielle Kleidung oder getragene Symbolik. Aber auch durch untersagte Kleidung und verbotene Symbolik.
    Auch der Staat hat das Recht, solche Regelungen zu erlassen.
    Da es z.B. nicht erlaubt ist für eine Frau in einer Moschee im kurzen Rock ohne Kopfbedeckung zu erscheinen, so kann auch der Staat im Gegenzug ein islamisches Kleidungsstück verbieten.
    Auge um Auge, Zahn um Zahn.

  8. Ich finde man sollte jede Frau in eine Burka stecken, ist eine einmalige Anschaffung, nimmt sie zu, wächst sie rein, erspart dem Mann jede Menge Kosten und kann sich ein Goldkettchen und Markenjogging mehr kaufen. Die Frauen brauchen sich keine Sorgen mehr zu machen wegen evemtueller sexueller Übergriffe, denn welcher Mann findet einen Kartoffelsack erotisch, unterscheiden tun sie sich noch durch eine andere Sonnenbrille oder Handtasche , was es dem Mann erleichtert seine Frau noch von den anderen Vermumten zu unterscheiden (Verwechslungsgefahr)
    Also Burka for ever, forever Burka 😎 😂

    • @Schelm, Sie schreiben zwar über die Burka, aber die Abaya betreffend, haben Sie genau verstanden, worum es geht.
      Aus einem Interview: „Quand on est une personne pieuse, on préfère cacher son corps. Je me fais moins embêter dans la rue depuis que je le porte“.
      Nicht jeder Frau kommt es darauf an, dass man ihr nachschielt 😉

      • @5/11
        Abaya oder Burka, es handelt sich hier um Kleidung die den Islam veranschaulicht und hat mit unserer Kultur nichts zu tun und auch hier nichts verloren. Wenn ich unterwegs war, und ich war in der halben Welt unterwegs, habe ich mich auch anderen Kulturen angepasst, so sollte es auch hier sein, ich würde ja auch nicht mit einem Kreuz in der Hand durch muslimische Länder ziehen, von uns Europäern wird erwartet das die Frauen sich bedeckt halten in muslimischen Ländern, also warum den umgekehrt nicht genauso, wer ist den nun intolerant???
        Wer versteht denn hier was nicht?

      • Klein-Mufti des Kalifats Obere Weser

        Bruder 5/11
        Mit brennender Begeisterung und feurigem Herzen folge ich hier Ihren, für einen Kufar, doch sehr weisen, erlesenen Worten. Ich muss ich Ihnen mitteilen wie sehr Sie vom hehren Saft der ewigen Wahrheit durchströmt sind. Da winden sich die rechten, braunen Schlangen im brennend heißen Wüstensande und werden doch von unseren stählernen Sandalen zermalmt. Wohl an, auch Sie werden dereinst, bei unserer Machtüb… ähm, in naher Zukunft mit Milch und Honig und so übergossen.

        • Klein-Mufti, Ihre Begeisterung in Ehren, rechtfertigt sie doch nicht,, mich als Kufar zu beleidigen.
          Allerdings spiegeln Ihre Worte die Panikmache gewisser politischer Richtungen wieder,
          mit dem Ziel, unsere „westlichen Werte“ zu zerstören.
          Leider kann ich Sie beruhigen. Denn durch diese Art und Weise, alles „Andere“ als gefährlich darzustellen, wird Europa nächstes Jahr einen starken Wechsel in die falsche Richtung erfahren…

  9. Vereidiger

    Diese Kleidung ist ganz klar eine Abgrenzung zur hiesigen Kultur und damit ein politisch-religiös-radikales Statement. Privat kann jede(r) tragen, was er/sie will, aber in öffentlichen Schulen sollen dem Grenzen gesetzt sein.
    Wenn einige z.B. anfingen, im Unterricht einen Helm zu tragen, dann wäre auch klar, dass das da nicht hingehört und wäre es normal, dies zu unterbinden. Somit: Alles an seinen Platz.

  10. Besorgter Vater

    vieleicht 2% der sogenannten Flüchtlinge, obgleich soagar der Staat von Migranten und nicht von Flüchtlingen redet, sind in der Lage sich auch nur Halbwegs hier zu benehmen.

    Letzte Woche versuchten mich ( Gehbehindert mit Krücke ) vier nicht jugendliche nicht europäischer Herkunft zu überfallen.

    Ich wurde aufs übelste beleidigt, beroht und genötigt, „Hunde Sohn, Huren Sohn, Kinderficker“ etc durfte ich mir von diesen HOSENPISSERN anhören, einer zog ein Taschenmesser aus der Tasche.

    Ich solle gefälligst Arbeiten gehn für sie, ich sei eine Faue Sau, ich hätte nichts für sie getan.
    Wie gesagt vier Ausländer zwischen 18 und 22 Jahren.

    Ich solle seine Eier Lutschen usw. musst ich mir anhören. Passanten wollten die Polizei rufen.

    Nach dem vorfall konsoltierte ich die Cops, und eerklärte die Situation und Vorfall.
    Antwort: Was sollen wir den machen ?

    Zwei Tage Später, nicht europäische Schüler des ZAWM/ RSI auf der herbestahler Strasse dass gleiche Speil, Schule und Cops. „Was sollen wir den machen“

    Und ich kann gerne noch min. 50 solche Vorfälle sichldern. Und es sind IMMER diese sogenannten Flüchtlinge !!!!!!!

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