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Eigentor entscheidet Topspiel in München: Frankreich bezwingt Deutschland 1:0

15.06.2021, München: Deutschlands Mats Hummels (l) erzielt ein Eigentor. Frankreichs Kylian Mbappe (vorne, Mitte) jubelt darüber. Foto: Alexander Hassenstein/Getty Pool/AP/dpa

Weltmeister Frankreich hat das mit Spannung erwartete erste Topduell dieser Fußball-EM in München gegen Ex-Weltmeister Deutschland gewonnen. Den Ausschlag gab ein Eigentor des deutschen Abwehrspielers Mats Hummels in der 20. Minute.

Mit Herz, Einsatz und Leidenschaft stemmten sich Pechvogel Mats Hummels und Co. gegen einen Fehlstart, doch der Weltmeister Frankreich war eine Nummer zu groß. Auch die lautstarken Fans konnten die deutsche Mannschaft nicht zu einem ermutigenden Start in die Fußball-EM antreiben.

In ihrem 50. EM-Spiel war die DFB-Auswahl trotz leidenschaftlicher Hingabe am Dienstagabend vor 14.500 Zuschauern in der Münchner Arena nicht in der Lage, den eingespielten Champion Frankreich beim 0:1 (0:1) in Gefahr zu bringen.

15.06.2021, München: Deutschlands Kai Havertz (r) im Kampf um den Ball mit Frankreichs Adrien Rabiot. Foto: Matthias Schrader/AP Pool/dpa

Besonders bitter war der stimmungsvolle Abend für Rückkehrer Hummels, der in der 20. Minute ins eigene Tor traf. Der am Spielfeldrand sehr engagierte Joachim Löw steht damit bei seinem Abschiedsturnier als Bundestrainer schon vor dem zweiten Gruppenspiel am Samstag (18.00 Uhr) gegen Portugal mächtig unter Druck. Der Titelverteidiger um Weltstar Cristiano Ronaldo startete mit einem 3:0 gegen Außenseiter Ungarn ins Turnier.

Gegen das perfekt aufeinander abgestimmte Weltmeister-Ensemble der Franzosen stieß die unzureichend eingespielte DFB-Elf klar an ihre Grenzen. Der Angriff um Thomas Müller kam selten in die gefährliche Zone, prallte meist am Defensiv-Bollwerk der Équipe Tricolore mit den Bayern-Verteidigern Benjamin Pavard und Lucas Hernández ab. Die Franzosen hatten bei einem Pfostenschuss von Adrien Rabiot (52.) und zwei Abseitstoren von Kylian Mbappé (66.) und Karim Benzema (85.) noch Pech.

Erstmals seit Corona-Ausbruch wieder größere Kulisse

Die Bühne war bereitet. Ein herrlicher Sommertag in München, perfekte Bedingungen und erstmals seit dem Corona-Ausbruch wieder eine größere Kulisse bei einem deutschen Heimspiel. „Das bringt Emotionen rein. 15.000, das bringt schon viel“, sagte Löw. Emotionen waren tatsächlich da. DFB-Direktor Oliver Bierhoff hatte eine „leidenschaftliche Mannschaft“ versprochen und wurde nicht enttäuscht.

15.06.2021, Bayern, München: Fans feiern auf der Tribüne mit deutschen Fahnen vor dem Spiel. Foto: Federico Gambarini/dpa

Die Weltmeister von 2014 und 2018 lieferten sich von Beginn an ein hochintensives Spiel. Das deutsche Team ging gegen die Hochbegabten um Superstar Mbappé aggressiv zu Werke, manchmal auch etwas übermotiviert. So war die frühe Gelbe Karte gegen Joshua Kimmich genauso unnötig (7.) wie der nicht geahndete leichte Biss von Antonio Rüdiger gegen Paul Pogba.

Löw hatte Alleskönner Kimmich erwartungsgemäß auf die rechte Seite gezogen. Glücklich agierte Kimmich dort nicht, der Bayern-Star fand sich in seiner Rolle nicht gut zurecht und wandelte zwischenzeitlich am Rande eines Platzverweises. Die Zentrale bildeten stattdessen Toni Kroos und Ilkay Gündogan. Vor allem Kroos präsentierte sich als Leader und lieferte eine kämpferische Vorstellung ab wie selten zuvor, konnte dafür aber weniger Offensivimpulse setzen.

Die Franzosen überließen dem DFB-Team erst einmal die Kontrolle, ehe das Starensemble nach einer Viertelstunde die Schlagzahl erhöhte. Und wie! Erst setzte Pogba einen Kopfball knapp über das Tor (16.), dann zwang Mbappé den Welttorhüter Manuel Neuer zu einer Parade (17.).

Ein bitteres Pflichtspiel-Comeback für Mats Hummels

Und kurz darauf war es auch schon passiert. Nach einer scharfen Hereingabe von Hernandez – Matthias Ginter und Kimmich hatten die rechte Seite komplett offen gelassen – missglückte Hummels der Klärungsversuch. Was für ein bitteres Pflichtspiel-Comeback für den Dortmunder, der vor der EM zusammen mit Thomas Müller nach über zweijähriger Verbannung ins deutsche Team zurückgekehrt war.

15.06.2021, Bayern, München: Serge Gnabry (Deutschland) springt über Torhüter Hugo Lloris (Frankreich). Foto: Federico Gambarini/dpa

Und Müller? Der Münchner, der schon zehn WM-Tore, aber noch keines bei einer EM erzielt hatte, besaß einen schweren Stand. Ein Kopfball in der 23. Minute, mehr war im ersten Durchgang gegen die herausragenden Franzosen nicht drin. Kompromisslos in der Defensive, ein bärenstarkes Mittelfeld um den allseits präsenten Pogba und dazu der Supersturm – das perfekt aufeinander abgestimmte französische Weltmeisterteam lief bereits zum EM-Auftakt auf Hochtouren.

Echte Torchancen besaß das DFB-Team im ersten Durchgang trotz großem Aufwand nicht. Zwei Freistöße von Kroos landeten in der Mauer (25.) und über dem Tor (27.), dazu ein verunglückter Schuss von Gündogan (38.). Frankreichs Keeper Hugo Lloris kam in Halbzeit eins nicht wirklich ins Schwitzen.

Joachim Löw versuchte in seinem 195. Länderspiel als Bundestrainer an der Seitenlinie immer wieder korrigierend einzuwirken. Wenige Reihen hinter ihm verfolgte Nachfolger Hansi Flick das Geschehen und schaute nicht weniger sorgenvoll drein. Denn bei den blitzschnellen Angriffen der Equipe Tricolore wurde es stets brenzlig. Dabei setzte Rabiot frei vor Neuer den Ball an den Außenpfosten (52.).

Und doch stemmten sich Müller und Co. gegen einen Fehlstart und erarbeiteten sich Chancen. Gnabry setzte einen Schuss knapp drüber (54.), Müllers Versuch wurde abgeblockt (56.), ehe wieder der starke Gnabry für Gefahr sorgte (57.). Als dann aber Mbappé traf, schien alles vorbei, doch der PSG-Star stand im Abseits (66.). Mbappé war auch im Pech, dass der Schiedsrichter nach einer Hochrisikogrätsche von Hummels nicht auf Elfmeter entschied (78.). Danach war es Benzema, dessen Tor nach Abseitsstellung aberkannt wurde. (dpa)

Zum Thema siehe auch folgenden Artikel auf OD:

23 Antworten auf “Eigentor entscheidet Topspiel in München: Frankreich bezwingt Deutschland 1:0”

    • Fred vom Jupiter

      Kommt davon, dass sein brutales Faul an De Bruyne nur mit gelb geahndet wurde und in der Presse als unglücklicher Zusammenprall dargestellt wurde. Nach dem Champions-League Finale Rüdiger als „der“ Abwehrspieler überhaupt , ein feiner Kerl,…dargestellt wurde. Das steigt solchen Burschen zu Kopf und dann setzt kein Nachdenken ein. „Ich hab mich formal entschuldigt, werde hochgejubelt, ich bin ein Siegertyp und kann mir alles erlauben.

    • Habe Rüdiger gestern auch beobachten können.

      Er fasste einfach einen vor ihm stehenden Spieler an.
      Dem franz. Spieler war dies sichtlich unangenehm, er ging ca. 1 – 2 m weiter, da kam Rüdiger wieder von hinten und fasste ihn nochmals an.
      Sucht Rüdiger Körperkontakt?

      Darf man das jetzt im Fußball?

  1. Jogis eigenwillige Philosophie hat wieder gegriffen. Belgien ist besser, Italien ist besser, Frankreich ist besser und Portugal dürfte schwer werden. Daher wird Deutschland mit dem Finale nichts zu tun haben. Mit Glück schafft man das Viertelfinale aber das ist das Maximum. Die Spieler sollten sich selbst aufstellen, dann bestünde eine Chance.

  2. parteiloser Beobachter

    Ich verstehe beim besten Willen nicht, warum die „Hummels-Grätsche“ so abgefeiert wird. In der Zeitlupe sieht man ganz eindeutig, dass zuerst das Bein von Mbappé und DANACH auch ein wenig der Ball getroffen wird….Für mich ein ganz klarer Elfmeter (genau so eindeutig wie die zurecht aberkannten Abseitstore der Franzosen!), sprich Notbremse. Also hätte es Elfmeter, rote Karte + Sperre für Hummels geben müssen. Für mich unverständlich wie so etwas trotz Videobeweis nicht geahndet wird. Gleiches gilt für die „Knabberei“ von Rüdiger an Pogba….Hätte zumindest Gelb geben müssen. Pogba hat den Linienrichter, der keine 10 Meter entfernt stand) noch darauf aufmerksam gemacht. Die Deutschen können sich also nicht beklagen….
    Die Franzosen hätten mindestens eine gelbe Karte wegen Zeitspiels kriegen müssen….
    Hatte vielleicht doch seinen Grund, warum der Schiedsrichter erst mit 44 Jahren seine erste Nominierung für ein EM-Spiel erhalten hat….Unterhaltsam war das Spiel allemal.

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