Leserbrief

Frank Bosch: Der Segen von der Klötzerbahn (bzw. von Gospert 42)

Die Wahlergebnisse in Eupen und Kelmis waren eindeutig: kein Denkzettel für die CSP, sondern ganz klar die Rote Karte (mit 6-jähriger Sperre…). Ein Minus war erwartet worden, aber das Ausmaß hat selbst die Pessimisten noch überrascht. Wir sind im Norden der DG in einer anderen politischen Landschaft wach geworden!

Dass die neuen Mehrheiten in Eupen und Kelmis jeweils auch die SP „mitnehmen“, obwohl die für eine Mehrheit gar nicht zwingend erforderlich ist (und die auch keine besonders herausragenden Wahlergebnisse hatte), zeugt auf den ersten Blick von großem Pragmatismus.

Denn, wie sagte der neue Kelmiser Bürgermeister Goebbels im BRF-Interview? „Wir müssen auch eine klare Linie zur Regierung in Eupen fahren. So ist das in der Politik. Wenn wir in den nächsten Jahren Projekte verwirklichen wollen, dann müssen wir auch von dort Unterstützung bekommen.“ Andere haben das allerdings als Ängstlichkeit vor der neuen Verantwortung gebrandmarkt. Aber im Konsens lässt sich auch m.E. besser zusammenarbeiten, ohne Frage.

Beim zweiten Blick zeugt diese Tendenz aber auch eindeutig davon, dass sich mittlerweile in der DG die Überzeugung durchgesetzt hat, dass ohne die SP, nein, ohne deren „Übervater“ Karl-Heinz Lambertz (dem empfundenen „DG-Oberbürgermeister“) in dieser kleinen und „engen“ DG nichts mehr geht. Da braucht der MP nicht mal offen Gefolgschaft einzufordern oder um seinen Segen gebeten zu werden, „man“ macht es einfach, weil es so scheinbar „sicherer “ und für die eigenen Belange besser ist; „voreilender Gehorsam“ sozusagen.

Man darf sich aber fragen, ob es für unsere Gemeinschaft und unsere Gemeinden langfristig auch gut und wünschenswert ist, dass über uns allen ein „Übervater“ schwebt, der so schwer auf die anderen Parteien seiner Koalition wiegt. Aber auch scheinbar über das „Wohlergehen“ Einzelner wacht.

Das geht soweit, dass in hiesigen Internet-Foren manche Bürger, die von der DG in irgendeiner Form abhängig sind (oder ein Angehöriger), nur unter Pseudonym schreiben wollen. Andere Bürger beteuern mir gegenüber glaubwürdig, dass sie sich deswegen nicht trauen, einen – gezwungenermaßen – öffentlichen Leserbrief zu schreiben. Eine ähnliche Problematik stellt sich m.E. mittlerweile auch bei den hiesigen Medien. Aber das ist ein anderes „Blatt“…

Mich beschleicht jedenfalls bei alledem ein ungutes Gefühl…

23.10.2012 Frank Bosch, Eupen

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