Die Königsklasse des Motorsports gastiert an diesem Wochenende wieder in Spa-Francorchamps. Die sogenannte „Ardennen-Achterbahn“ hat eine große Tradition und wird völlig zu Recht zu den schönsten Rennstrecken der Welt gezählt. Die Frage, die sich jedoch stellt, ist: Lohnt sich der finanzielle Aufwand für die Formel 1 in Spa wirklich?
Seit Jahren ist strittig, inwieweit die Formel 1 in Belgien mehr Vorteile als Nachteile bringt. Zig Millionen Euro sind von der öffentlichen Hand seit der Rückkehr der Königsklasse in die Ardennen in den Um- und Ausbau der Rennstrecke investiert worden (von 1970 bis 1985 wurde der Belgien-GP in Zolder, in Nivelles-Baulers oder gar nicht ausgetragen).
Immer wieder wurden Region und Rennstreckenbetreiber zu immer neuen, kostspieligen baulichen Maßnahmen verdonnert. Zu viel, behaupten die Kritiker, während die Befürworter gegenhalten, das Geld sei gut angelegt.
Geringeres Defizit für Grand Prix 2013
Immerhin: Das Defizit des Grand Prix 2013 war geringer als das von 2012. Der Verlust belief sich im vergangenen Jahr nach Angaben der Wallonischen Region auf 4,9 Millionen Euro. Das Minus ist damit zwar geringer als im Vorjahr, als das Defizit 7,867 Millionen Euro betragen hatte, doch waren die Veranstalter vor dem Grand Prix 2013 davon ausgegangen, dass die letztjährige Ausgabe des Rennens verlustfrei enden würde, was eindeutig nicht der Fall ist.
Allerdings ist die Bilanzoperation für die öffentliche Hand mehr oder weniger neutral, weil sich die Steuereinnahmen, die 2013 durch das Formel-1-Rennen eingefahren wurden, auf rund 5 Millionen Euro beliefen. Im Übrigen darf man nach Meinung der wallonischen Regionalregierung in Namur nicht aus den Augen verlieren, welchen Impakt der Grand Prix von Belgien, der in Mondiovision übertragen werde, für die Wallonie und für Belgien habe.
Laut Regionalminister Jean-Claude Marcourt (PS) bringt die Formel-1 in Spa-Francorchamps der wallonischen Wirtschaft mehr als 43 Millionen Euro ein. Marcourt beruft sich dabei auf eine Studie der Universität Lüttich, die allerdings nicht mehr ganz neu ist. Im Detail:
- Übernachtung der Teams, Presse, FIA usw.: 6,1 Mio. €
- Getränkeverkauf an der Strecke, Merchandising, Paddock Club,…: 8,1 Mio. €
- Kommerzeinnahmen außerhalb der Rennen: 3,7 Mio. €
- Übernachtung der Zuschauer: 8,5 Mio. €
- Beförderung der Zuschauer: 0,4 Mio. €
- Parking außerhalb der Rennstrecke: 0,9 Mio.€
- Spa Grand Prix: 13 Mio. €
- Lieferanten: 2,5 Mio. €
Es gibt auch ein Leben ohne Formel 1
Kritiker der Formel 1 verweisen darauf, dass die Investitionen, die immer wieder von der öffentlichen Hand gefordert werden, in keinem gesunden Verhältnis zu den direkten und indirekten Einnahmen mehr stehen. Sie erinnern daran, dass andere Rennstrecken schon lange nicht mehr bereit sind, sich dem Diktat von Bernie Ecclestone und anderen Formel-1-Potentaten zu beugen.
In Schweden (Anderstorp) gastiert die Formel 1 seit 1978 nicht mehr, in den Niederlanden (Zandvoort) seit 1985, in Portugal (Estoril) seit 1996 und in Frankreich (Magny Court) seit 2008. Teils wollten diese Länder nicht mehr, teils wollte man sie nicht mehr. In Belgien hat sich Zolder daran gewöhnt, dass es auch ein Leben ohne Formel 1 geben kann.
Der Vertrag mit Spa-Francorchamps läuft noch bis 2015. Vielleicht erübrigen sich ab dann auch alle Diskussionen, weil es keinen Grand Prix von Belgien nicht mehr geben wird. Zig Kandidaten aus aller Welt stehen bei Formel-1-Boss Ecclestone, der mal eben 100 Millionen Dollar zahlen kann, um nicht wegen Bestechung verurteilt zu werden, Schlange.
Allerdings hat Spa-Francorchamps etwas, was die Scheichs oder Oligarchen aus der Ferne nicht bieten können: Tradition und Faszination. (cre)
Der Grand Prix ist für die ganze Region ganz wichtig. Allein schon für Hotels und Restaurants.
@Moto: Von den Eifeler Luxusherbergen scheinen die Stars aber nicht viel zu halten.
http://www.lameuse.be/1085430/article/2014-08-23/button-hamilton-vettel-perez-ces-pilotes-de-f1-preferent-dormir-sur-le-parking-d
Die in diesem Beitrag veröffentlichten Umsatzzahlen dürften eher dem Wunschdenken, der im Hintergrund agierenden Profiteure, entsprechen. Von der Realität Lichtjahre entfernt…
@R.A.Punzel
sehe ich genau so,R.A.Punzel!!
Die Zahlenpositionen der Übernachtung Teams-Getränkeverkauf und Übernachtung Zuschauer stimmen nie und nimmer!?
Habe wie Sie auch gestern den Artikel in der Meuse gelesen!
Mit allem drum und dran was da in all den Jahren in Francorchamps investiert worden ist müsste die Piste aus reinem Golde sein,und die Parkplätze dazu!
Jedoch wie sieht es da aus!Katastrophal!Besonders die Parkings und das Umfeld!Nicht mal eine ordentliche und schöne Tribüne!Viele Jahre ist die Strecke von unkompetenten Leuten aller Schichten u Branchen total unfähig geführt worden!!
Dabei haben sich einige zwischendurch ins Fäustchen gelacht……..
Inwiefern profitiert die DG?? Hat jemand zahlen und Fakten wieviel bei uns hängen bleibt? Hat jemand Zahlen für Kelmis?
Lieber Gerhards
Zu Michels Zeiten in Park Café war die Bude immer voll.
Das waren wirklich noch Zeiten, feucht und fröhlich ;-)
Sehr schön geschrieben Herr Cremer.
Wir waren gestern da und konnten uns live von der Faszination Spa-Francorchamps überzeugen.
Trotz aller Begeisterung für die Königsklasse des Motorsports und diese wirklich mythische Strecke darf man nicht die finanzielle Belasting des Steuerzahlers ausser acht lassen.
In der heutigen Zeit, wo alles gekürzt und überall gespart wird ist des nicht mehr zu verantworten dem Steuerzahler jedes Jahr auf neue die Rechnung dafür zu präsentieren.
Ohne von den Folgen und die Vorbildfunktion in Sachen CO2 Ausstoss in der heutigen Zeit zu sprechen.
Trotzdem würde ich mal gerne die Bilanz und das Zutun des Staates zB für die 1.Fussballiga Belgiens in Erfahrung bringen…
Mit dem Finger jedesmal auf die Formel 1 zeigen ist einfach!
Die belgische Nationalelf wird wohl kaum nach Brasilien geschwommen sein, und im Zelt mit Butterbroten und Grenadine werden die Herrschaften wohl auch nicht beherbergt worden sein?!
Es bleibt zu hoffen das uns dieser Mythos erhalten bleibt und das sich die Formel 1 Welt nicht mehr lange in den Fängen eines einzigen geldgieriegen Diktators befindet…die Zeit wird s richten.
Ich würde mal gerne sehen wie es in vielen Vereinen und Betrieben aussehen würde, bekämen diese keine Zuschüsse mehr vom Staat und müssten auf eigenen Beinen stehe ?. Wahrscheinlich müssten 3/4 von diesen Leuten ihren Verein, bzw. ihren Betrieb schliessen. Zuschüsse und keine Steuern zahlen, dann brauch man sich nicht zu wundern, dass der Staat so hoch verschuldet ist. Franchorchamp war schon immer ein Minusgeschäft für den Staat, aber ein Plusgeschäft für unsere Gegend (Restaurants, Hotels etc.) Einige Wenige verdienen sich eine goldene Nase und die Gesamtheit der Bevölkerung kann das Minusgeschäft von Franchorchamps zahlen.
Gehört abgeschafft! Subvensionen bis zum geht-nicht-mehr, auf unsere Kosten. Ein, oder zwei WE im Jahr, gutes Geschäft für Restaurants und Hotels. Geld fließt in Privattaschen. Super, Francorchamps, plündere weiter die Bevölkerung!
Im Fernsehen bei der Liveübertragung hat man ganz flüchtig ein Schild gesehen über der Strecke, auf dem geschrieben stand: „Welcome to Wallonia“.
Zu dem „gnadenlosen Duell“ zwischen Nico Rosberg und Lewis Hamilton in der Formel 1 gibt es einen neuen Beitrag in der Rubrik „Alles nur Satire“ von „Ostbelgien Direkt“: https://ostbelgiendirekt.be/nico-rosberg-lewis-hamilton-duell-50380