In der Saga „BRF-Haushaltsloch“ reiht sich ein Fauxpas an den anderen. Den verunglückten Aussagen von Verwaltungsratspräsident Dirk Vandriessche (“Der BRF kann eigentlich gar nichts dafür, dass er in diese Lage reingeraten ist”) und von Isabelle Weykmans („Es ist nicht die Schuld einzelner und auch keine kollektive Schuld“) folgte letzte Woche ein weiterer Ausrutscher der Ministerin, die in einem Grenz-Echo-Interview allen Ernstes behauptete, der BRF-Verwaltungsrat habe „nach bestem Wissen und Gewissen“ und „zügig und auch richtig reagiert“.
Solche Äußerungen müssen auf die vier Beschäftigten, die entlassen wurden, wie eine Ohrfeige wirken. Offenbar hat im Fall BRF niemand den Mut, Verantwortung zu übernehmen für das, was in den letzten Monaten beim öffentlich-rechtlichen Sender schief gelaufen ist.
Unsäglicher Zahlenwirrwarr
Erschwerend hinzu kommt dieser unsägliche Zahlenwirrwarr. Erst belief sich das Defizit auf 500.000 Euro, was zur Entlassung von vier Beschäftigten führte. Jetzt heißt es auf einmal, es fehlten 200.000 Euro. Vielleicht sind es morgen sogar nur noch 100.000 Euro Defizit, übermorgen aber wieder 400.000 Euro. Kann denn niemand verlässlich sagen, wie hoch das Defizit tatsächlich ist?
Beim BRF muss in den vergangenen Monaten einiges aus dem Ruder gelaufen sein. Zu verantworten hat den Schlamassel bestimmt nicht nur einer. Die Haushaltskrise beim BRF erinnert in vielerlei Hinsicht an einen Flugzeugabsturz, der in der Regel nicht nur eine Ursache hat, sondern die Folge einer Verkettung mehrerer unglücklicher Umstände ist. So auch hier: Die einen trafen die falschen Entscheidungen, andere gar keine, wiederum andere schauten nur zu oder nicht genau hin.
Im Fall des BRF-Absturzes muss die Blackbox noch gefunden werden. Aufklärung tut jedenfalls Not. Das Versteckspiel hat schon viel zu lange gedauert. Es ist an der Zeit, Ross und Reiter zu nennen – so unangenehm dies für die Betroffenen auch sein mag. Man will endlich wissen, woran es gelegen hat.
Eine Frage des politischen Willens
Ob diese Aufklärung in einem Untersuchungsausschuss erfolgen soll, wie von Ecolo erwogen und von der CSP gefordert, oder im zuständigen PDG-Ausschuss im Rahmen der nächsten Haushaltsberatungen, ist letztlich zweitrangig. Weshalb ein kostspieliger und zeitaufwändiger Untersuchungsausschuss, wenn ein ganz normaler Ausschuss ausreicht?
Entscheidend ist, dass der politische Wille, den Fehlern auf den Grund zu gehen, bei Mehrheit und Opposition vorhanden ist. Leider ist dies momentan (noch) nicht der Fall.
GERARD CREMER
Es gab bis zur Ernennung des neuen BRF-Direktors Wimmer Anfang des Jahres doch einen Interimsdirektor, der m.W. auch vorher schon Finanzdirektor war. Wieso spricht da kein Mensch von? Müsste nicht der wenigstens die Entwicklung haben kommen sehen und all die, die sich jetzt als unverantwortlich darstellen, gewarnt haben?
Auch wenn ich mich in meinen Kommentaren wiederholen sollte!
Es ist eine einfache mathematische Rechnung die zu dem Defizit geführt hat.
Die vorhandenen Baremen und Indexsprünge auf der eine Seite und die Kürzung und Deckelung der Dotation auf der anderen Seite
haben die Schere zwischen Einnahmen und Ausnahmen auseinander gerissen. Und ein großes Loch sprich Defizit verursacht.
Die Verantwortlichen sind also klar auszumachen. Entschuldigen kann man das Handeln dieser Verantwortlichen nur, wenn Sie im Fach Mathematik in der Schule nicht aufgepasst oder einfach schlecht waren. Dann könnte man sogar die Behauptung der Ministerin „nach besten Wissen und Gewissen“ stehen lassen. Aber sollte man dann überhaupt verantwortlich bzw. noch immer verantwortlich sein?
Die Situation ist seit den Kürzungsbeschlüsssen der Regierung und Ihrer Mehrheitskollegen 2009/2010 klar.
Man hat jedoch gehofft irgendwie die Kurve zu kriegen, sei es durch mehr Werbeeinnahmen oder den damals noch ausstehenden Verhandlungen über den neuen Geschäftsführungsvertrag usw. Doch die Kurve hat man nicht gekriegt!
So kann man auch die Behauptung stehen lassen „Der BRF kann eigentlich gar nichts dafür, dass er in diese Lage reingeraten ist“
Die einen (die Mehrheit im VR) waren zu feige an die Türe in der Klötzerbahn zu klopfen und die anderen (Ministerin und Berater) zu ignorant um die Türe selbsrt zu öffnen!
Nichts Neues: Ignorieren, schweigen, aussitzen
Herr Cremer, ihr Stil stößt mir von Tag zu Tag mehr auf.
Sie reden von Zahlenwirwarr, dabei sind nur 2 Zahlen genannt worden (500.000 und 200.000), wenn Sie das schon verwirrt, lässt ihr journalistischer Durchblick doch sehr zu wünschen übrig.
Die restlichen Zahlen schmeißen sie einfach nur zufällig in den Raum, ohne dass diese irgendeine Relevanz hätten. Hauptsache es sieht komplizierter aus als es ist.
Inhaltlich kann ich Ihrem Standpunkt trotzdem größtenteils zustimmen.
Herr Cremer, ihr Stil gefällt mir von Tag zu Tag besser. Nur ganz wenige Menschen haben den Mut, den Finger in die Wunde zu halten. Laufen lassen und mal schauen was kommt, heisst deren Devise. Machen Sie weiter so! Ostbelgien braucht mutige Menschen wie Sie.