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Mehrere Explosionen am AKW Saporischschja – Chef der Atomenergie-Behörde IAEA: „Spiel mit dem Feuer!“

17.10.2022, Ukraine, ---: Das Kernkraftwerk Saporischschja ist aus einer Entfernung von etwa zwanzig Kilometern zu sehen. Foto: Leo Correa/AP/dpa

Am ukrainischen Atomkraftwerk Saporischschja hat es nach Angaben der Internationalen Atomenergie-Behörde (IAEA) wieder mehrere starke Explosionen gegeben.

IAEA-Experten vor Ort hätten von Dutzenden Einschlägen in der Nähe und auf dem Gelände der größten europäischen Atomanlage berichtet, teilte die Behörde am Sonntag mit. Die Vorfälle am Samstag und Sonntag hätten eine Periode relativer Ruhe in der von Russland besetzten Anlage abrupt beendet, sagte Generaldirektor Rafael Grossi laut Mitteilung.

01.09.2022, Ukraine, Enerhodar: Eine Fahrzeugkolonne mit Mitgliedern der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) trifft im Kernkraftwerk Saporischschja ein. Foto: Victor/XinHua/dpa

IAEA-Experten sahen die Explosionen demnach teils von ihren Fenstern aus. Das Management der Anlage habe Schäden an einigen Gebäuden, Systemen und Geräten gemeldet. Die Schäden beeinträchtigten aber bislang nicht die nukleare Sicherheit. Es habe keine Verletzten gegeben.

Russland und die Ukraine beschuldigten sich gegenseitig, das Kernkraftwerk seit Samstag massiv mit Artillerie zu beschießen. Allein am Sonntagmorgen sei mit zwölf großkalibrigen Geschossen auf die Anlage gezielt worden, sagte der Sprecher des russischen Verteidigungsministeriums, Igor Konaschenkow, nach Angaben russischer Nachrichtenagenturen. Elf Geschosse seien zwischen den Reaktorblöcken eingeschlagen, eines habe das Dach einer Sonderstation getroffen. Die Strahlung in der Umgebung des Kernkraftwerks sei normal, sagte auch Konaschenkow.

04.03.2022, Österreich, Wien: IAEO-Generaldirektor Rafael Mariano Grossi spricht bei einer Pressekonferenz über die Situation im Kernkraftwerk Saporischschja in der Ukraine. Foto: Lisa Leutner/AP/dpa

Der ukrainische Kraftwerkbetreiber Enerhoatom sprach indes von mindestens zwölf Angriffen von russischer Seite, durch die mehrere Infrastrukturanlagen des Atomkraftwerks beschädigt worden seien. Der Umfang der Schäden und Zerstörungen werde noch ermittelt, hieß es in einer bei Telegram veröffentlichten Mitteilung von Enerhoatom.

„Wer auch immer dahintersteckt: Es muss umgehend aufhören“, verlangte IAEA-Chef Grossi. „Wie ich schon oft gesagt habe: Ihr spielt mit dem Feuer!“ Grossi appellierte erneut an beide Seiten, eine Sicherheitszone um die Anlage einzurichten, in denen von Angriffen und Kämpfen abgesehen wird. Intensive Verhandlungen darüber mit beiden Seiten hätten leider bislang zu keiner Einigung geführt.

Russland kontrolliert das größte Atomkraftwerk Europas faktisch seit Anfang März, als Moskaus Truppen im Zuge des Angriffskriegs große Teile der Südukraine besetzten. Das AKW ist in den vergangenen Monaten bei schweren Kämpfen mehrfach unter Beschuss geraten. Die Ukraine und Russland geben sich gegenseitig die Schuld. (dpa)

5 Antworten auf “Mehrere Explosionen am AKW Saporischschja – Chef der Atomenergie-Behörde IAEA: „Spiel mit dem Feuer!“”

  1. Fritte Martha

    Da Sie ja Hitler- Experte sind, sollte Ihnen Selbstbeschuss nicht fremd sein, denn: „Was Hitler als Grund für den Beginn des sogenannten „Polenfeldzugs“ nannte, hatte mit der Realität nichts zu tun: Tatsächlich hatte das deutsche Schulschiff „Schleswig-Holstein“ den Angriff mit dem Beschuss eines polnischen Munitionsdepots auf der Westerplatte vor Danzig eröffnet…“

  2. „IAEA-Experten vor Ort hätten von Dutzenden Einschlägen in der Nähe und auf dem Gelände der größten europäischen Atomanlage berichtet, teilte die Behörde am Sonntag mit.

    Allein am Sonntagmorgen sei mit zwölf großkalibrigen Geschossen auf die Anlage gezielt worden, sagte der Sprecher des russischen Verteidigungsministeriums, Igor Konaschenkow, nach Angaben russischer Nachrichtenagenturen. (dpa)

    Der ukrainische Kraftwerkbetreiber Enerhoatom sprach indes von mindestens zwölf Angriffen von russischer Seite, durch die mehrere Infrastrukturanlagen des Atomkraftwerks beschädigt worden seien.“

    Resümee:
    Die Behörde (IAEA) vor Ort weiß etwas von Einschlägen.
    Die Russen, die das Kraftwerk besetzt halten, wissen etwas von 12 großkalibrigen Geschossen.
    Die Ukrainer, die nicht im Kraftwerk sind, wissen aber, dass nicht sie es waren die geschossen haben, sondern die Russen.

    Und wir bei OD sollen den Gordischen Knoten durchschlagen?

  3. Atomkraftgegner

    ich mache mir keine Sorgen, denn wir haben ja unsere Atomkraft-Beführworter.
    Falls es zu einer Katastrophe kommt, haben die alles mit dem Mund im Griff.
    Und nach einer Katastrophe haben wir ja noch 1 bis 3Tage zeit, bevor die Giftwolke
    bei uns ist. So kann man erkennen, dass der Strom nicht durch Atomkraftwerke
    gesichert ist sonder die Gefahr, schwer zu erkranken und viele sterben werden.
    Durch Photovoltaik oder Windkraft oder Wasserkraft stirbt und erkrankt keiner.

    • Walter Keutgen

      Atomraftgegner, Atomkraft im Kriegsfall durchaus gefährlich. Photovoltaik und Windkraft sind aber nur mit Unterbrechungen verfügbar. Denken Sie mal an Winter 2010-2011 zurück. Wasserkraft ist in Belgien fast vollständig ausgenutzt und zwar schon vor 1970, da sprach noch niemand von Klimawandel. Ich wette, Sie sind auch gegen den Betrieb von Wärmekraftwerken auf Basis von Kohle und Kohlewasserstoffen.

      Im Allgemeinen fliegt die Giftwolke nach Osten. Schlecht für Russland. Aber denken Putin und Konsorten so weit?

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