Politik

Europaparlamentariern, die aufhören oder nicht mehr gewählt werden, winkt ein üppiges Übergangsgeld

13.03.2024, Frankreich, Straßburg: Europaparlamentarier bei einer Abstimmung im EU-Parlament in Straßburg. Foto: Jean-Francois Badias/AP/dpa

Mehrere der 21 belgischen EU-Abgeordneten treten bei der Europawahl am 9. Juni nicht mehr an oder ziehen sich aus der Politik zurück. Am 15. Juli 2024 ist für sie Schluss. Das bedeutet aber nicht, dass sie von heute auf morgen mittellos sein werden. Das gilt auch für jene Europaparlamentarier, die das Pech haben, nicht wiedergewählt zu werden.

Diese Parlamentarier haben Anrecht auf ein sogenanntes Übergangsgeld. Sie können also ihr Gehalt noch eine gewisse Zeit lang weiter beziehen. Je länger ihr Mandat gedauert hat, desto länger können sie davon profitieren.

Sudinfo berichtet am Donnerstag, um welche Summen es dabei geht: Ein Abgeordneter des Europäischen Parlaments hat demnach während maximal zwei Jahren Anspruch auf ein Übergangsgeld in Höhe eines Monatsgehalts pro Jahr der Ausübung des Mandats.

Benoît Lutgen (r., hier mit Pascal Arimont) hat trotz einer Zugehörigkeit von nur fünf Jahren zum EU-Parlament, Anrecht auf ein Übergangsgeld von sechs Monaten, insofern er am 9. Juni nicht in die Abgeordnetenkammer gewählt wird. Foto: Europäisches Parlament

Die scheidenden Abgeordneten erhalten je nach Dauer ihrer Zugehörigkeit zum Europäischen Parlament jeden Monat den Betrag ihres derzeitigen Gehalts von 10.075,42 Euro brutto, was netto 7.853,89 Euro entspricht (nach Abzug der Sozialversicherungsbeiträge und der europäischen Steuern). Gleichwohl haben sie keinen Anspruch mehr auf die 4.950 Euro pro Monat, die sie als aktive Europaabgeordnete für allgemeine Kosten erhalten haben, oder die 350 Euro pro Tag für verschiedene Kosten für jeden Tag, an dem sie offiziell im Parlament tätig waren.

Es gilt auch eine Mindestlaufzeit von sechs Monaten. So könnte zum Beispiel Benoît Lutgen (Les Engagés), der nur fünf Jahre im Europäischen Parlament saß, sechs Monate lang ein Übergangsgeld erhalten.

Allerdings stellt Sudinfo nach Rücksprache mit dem Pressedienst des Europäischen Parlaments klar, dass das Übergangsgeld nicht mit einem anderen bezahlten Mandat oder einem anderen öffentlichen Amt oder einer Altersrente vereinbar ist. Sollte also Lutgen, der am 9. Juni bei der Föderalwahl kandidiert, Abgeordneter der Kammer werden, würde er keinen einzigen Euro mehr von der EU erhalten.

29.01.2020, Belgien, Brüssel: Guy Verhofstadt spricht auf einer Plenarsitzung des Europaparlaments. Der ehemalige belgische Premier kann mit 71 Jahren Rente beantragen – und die fällt nicht zu knapp aus. Foto: Francisco Seco/AP/dpa

Dann erwähnt Sudinfo auch die Fälle jener EU-Abgeordneten, die aufhören und aufgrund ihres Alters in Rente gehen können. Dies gilt zum Beispiel für Guy Verhofstadt (71), Geert Bourgeois (72) und Frédérique Ries (64). Sie können entweder Übergangsgeld beantragen oder ihre Pension einfordern, auf die sie bereits ab dem 63. Lebensjahr Anrecht haben. Dann erhält der ehemalige EU-Abgeordnete ab 63 für jedes volle Jahr der Ausübung seines Mandats 3,5 Prozent der (Brutto-)Entschädigung des Gesetzgebers. Diese darf jedoch nicht mehr als 70 Prozent betragen.

Für Frédérique Ries, die übrigens genauso wie der ehemalige ostbelgische EU-Abgeordnete Mathieu Grosch (1994-2014) während 20 Jahren im Europäischen Parlament tätig war, würde dies laut Sudinfo auf eine Pension von 7.052,50 Euro brutto pro Monat hinauslaufen. Obendrein sei Ries einem freiwilligen Pensionsfonds des Europäischen Parlaments beigetreten und könne mit 65 Jahren eine Zusatzrente beziehen, insofern der Pensionsfonds, der vom Bankrott bedroht war, überhaupt noch in der Lage sei, die beanspruchten Gelder auszuzahlen. (cre)

Zum Thema siehe auch folgenden Artikel auf OD:

41 Antworten auf “Europaparlamentariern, die aufhören oder nicht mehr gewählt werden, winkt ein üppiges Übergangsgeld”

  1. kunigunde

    Endlich wagt sich mal ein Medium an diese heikle Situation! Ein Unikum sondergleichen. Was die Leute dabei so alles absahnen, jeder normale Rentner kriegt so um die 1.700 Euro Rente ZZZuuuut!

  2. Und sich dann wundern, wenn einige Parteien fordern, die EU (NICHT Europa, mein Gott!) abzuschaffen oder in etwas neues zu überführen!
    Da muss einiges passieren – die Leute haben bald die Wahl dazu

  3. Besorgte Mutter

    Der ganze Politcircus ist zu einem unvorstellbarer Selbstbedienungsladen verkommen.
    Bleibt zu hoffen, dass Vivant schonmal in der DG damit beginnt aufzuräumen.
    Mein Vorschlag, alle Verodnungen, Gesetze und Dekrete die das eigene Parlament oder Rat betreffen müssen durch Volksabstimmung bestätigt werden. Zumindestens aber in der DG durch den Bürgerrat als zweite Kammer bestätigt, abgelehnt oder zumindestens angepasst werden.
    Hallo Vivant, ich setze große Hoffnung in euch, bei Corona habt ihr mich schonmal so richtig begeistert und deshalb mein Vertrauen für euch bei der kommenden Wahl.

    • ….. in Rente gehen können.
      Sie können entweder Übergangsgeld beantragen oder Ihre Pension einfordern .

      Welchen Übergang mit über 70 Jahren ?
      Der Übergang zum Tode ?
      Und was machen diese Leute noch im Europaparlament, obwohl sie schon im Ruhestand, seit fast 10 Jahren sein könnten ?
      Am mangelnden Verdienst , während ihrer Amtszeit , kann es ja wohl nicht gelegen haben und bei den üppigen Renten , wird man im Ruhestand wohl auch finanzielles nicht vermissen.
      Hat man wirklich so schlecht fungiert , dass man sich nicht traut , den Nachfolgern die Karten offen zu legen?
      Wer im hohen Alter bis zum Tode bleibt , hat auch was zu verbergen , oder versteht sich zu Hause nicht mit seiner Frau und sucht die ständige Flucht .-)

      • ...ist reine pol. Strategie...

        …die Parteien besetzen mit solchen Leuten die Parlaments-Sitze, um andere davon fern zu halten… und so die Allgemeinheit erpresserisch in ‚Sippenhaft‘ nehmen zu können…

  4. Das mag manchen hier jetzt überraschen, aber das Übergangsgeld ist eine Notwendigkeit. Sonst bestehen die Parlamente nur noch aus Beamte und Lehrer da diese risikolos in ihren Sessel zurück können während jemand aus der freien Wirtschaft seine Existenz riskiert. Wer befürchten muss nach einer Abwahl beim Sozialamt zu landen wird kein politisches Mandat annehmen. Ich weiss auch dass die Versuchung gross ist das System auszunutzen, aber das ist mir am Ende lieber als ein Politbetrieb nur aus Lehrern – so wie die DG in ihren Anfängen. Ein Parlament aus Pensionären und Beamten ist alles andere als eine Volksvertretung….

    • Dax, teils gebe ich ihnen Recht. Aber es muss dringendst was geschehn in Belgien. Wir ertrinken in den Leuten ansonsten, die kosten uns Hunderte Millionen!
      Da sollten zu Anfang schon mal einige Institutionen weg. Dazu eine Siebung aller Kabinetten. In Eupen müssen wir keine 4 Ministern haben.
      Deren Diäten und Pensionen kürzen. Haben die mehr gearbeitet als der Maurer am Bau, oder den Sägereiarbeiter!? Warum diese Unterschiede? Jetzt weiss man auch warum die alles das ausnutzen bis über 70; Die sollten in Rente wie jeder andere auch. Hier in Ostbelgien werden ja allerhand Zahlen gemunkelt für gewisse Bezieher? Warum, dass ist die grosse Frage?! Unsere Rente wird von oben bestimmt, warum nicht bei denen, und dann noch diese Sondersummen obendrauf.
      Diese Leute sollten gewiss gut bezahlt sein, aber nicht in den Massen.
      Und solche Gelder sollten auch der Öffentlichkeit Kund getan werden. Es ist ja unser Hartverdienstes Geld was die sich genehmigen. Raus mit den Zahlen.

  5. Auf Wahlwerbung steht ja auch :
    Für Europa, für Ostbelgien in Namur ….
    Für mein Portemonnaie in Europa ….

    Nur können wir es nicht lesen !
    Warum sollte Politiker, Mandatare nicht dass geleistete nicht mal auflisten um deutlich zu sehen was und wie entschieden wurde ?
    Transparenz eben …

  6. Ach Göttchen, die EU der Selbstbedienungsladen für politische Looser….:-D)))wie lange braucht der dumme Steuerzahler noch um es endlich zu begreifen.
    Um ein Produkt weltweit erfolgreich zu vertreiben brauche ich erstmal keine antidemokratische EU sondern ein innovatives Produkt!!! Sollten die Bürger nicht schnellstmöglich wach werden, landen wir hier demnächst in einem autokratischen System.

  7. 7 auf einen Streich

    Die Politiker der etablierten Parteien klagen ständig über den Aufstieg der neuen Rechten in Europa, aber durch ihr maßloses Verhalten auch bei ihren Bezügen haben sie selbst dazu beigetragen. Es ist ihnen aber auch weiterhin nicht mal peinlich sich ihre Bezüge um hunderte Euro je Monat zu erhöhen.

  8. Tellerrand

    Die Kommentare hier sind von Neid geprägt. Natürlich sind die Gehälter und Renten dieser Politiker hoch, aber nicht extrem hoch. Schauen Sie sich mal die Bänker, Richter, Generaldirektoren der Gemeinden, Ingenieure, Freiberufler (Architekten, Ärzte…) an.

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