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Wegen Krebsgefahr durch Acrylamid plant EU ab 2019 neue Regeln für die Zubereitung von Pommes frites

Ein Gast der Frittenbude „Friterie de la barrière de Saint-Gilles“ in Brüssel hält am 24.08.2012 eine Tüte Fritten in den Händen. Foto: Mechthild Herzog/dpa

Eine vermeintliche Krebsgefahr durch Acrylamid in Lebensmitteln wie Pommes frites, Chips oder Knäckebrot soll mit neuen EU-Regeln von 2019 an so weit wie möglich reduziert werden. Experten der EU-Länder billigten am Mittwoch einen Entwurf der EU-Kommission mit Vorgaben für Lebensmittelhersteller, Restaurants und Backstuben.

Es folgt nun eine dreimonatige Einspruchsfrist, bevor die EU-Kommission die Vorlage endgültig annimmt.

Die Gastronomie-Branche in der EU befürchtet ab 2019 eine Überreglementierung. 7 Seiten lang, 21 Seiten Anhang: Detailliert listen die EU-Experten darin auf, was beim Frittieren, Backen und Rösten künftig beachtet werden muss.

Belgische Fitten bei der „Friture Renommée“ auf der Oberstädter Kirmes in Eupen. Foto: OD

Verbraucher-Verbände sehen den Vorschlag der EU-Kommission als wichtigen Schritt zum Schutz der Gesundheit.

Erste Reaktionen aus Belgien sind einigermaßen positiv. Die Zubereitung der Fritten nach belgischer Art werde durch die neuen Regeln nicht infrage gestellt, hieß es (siehe dazu auch Tweet von Sudinfo am Ende des Artikels).

„Es ist für uns wichtig, dass dies nur eine Empfehlung, aber keine verpflichtende Vorgabe ist“, sagte der flämische Minister Ben Weyts (N-VA). In den Regeln sei festgehalten worden, dass Lebensmittel blanchiert werden sollen, „falls das möglich ist“.

Belgische Frittenkultur erhalten

Weyts (N-VA) hatte darauf gedrängt, dass die belgische Frittenkultur erhalten bleiben. Zu diesem Zweck hatte er ein Schreiben an EU-Kommissar Vytenis Andriukaitis, der für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit zuständig ist.

Der Frittenautomat am Eingang eines Proxy Delhaize in Brüssel. Foto: OD

„Es wäre doch eine Sünde, wenn die Europäische Union diese himmlische Kulinariktradition verböte“, hieß es in dem Schreiben von Weyts. Mit vorgekochten Kartoffeln seien belgische Pommes einfach nicht zu machen, so der Minister. Mit ihrem „Gesundheitsfetischismus“ entfremde sich die Europäische Kommission immer weiter von der tagtäglichen Realität ihrer Bürger.

Auch der föderale Landwirtschaftsminister Willy Borsus (MR) zeigte sich am Mittwoch erleichtert. Von einer Verpflichtung könne keine Rede sein. Darauf habe die belgische Föderalregierung bestanden.

Acrylamid entsteht beim Rösten, Backen, Braten oder Frittieren vor allem bei besonders stärkehaltigen Lebensmitteln wie Kartoffeln und Mehl sowie Kaffee. In Tierversuchen wurde ein erhöhtes Krebsrisiko durch den Stoff nachgewiesen. Ziel der neuen EU-Regeln ist es, beim Garen möglichst wenig Acrylamid entstehen zu lassen.

„Bräunungstabellen“ als Orientierung

„Heute haben wir einen wichtigen Schritt zum Schutz von Gesundheit und Wohlergehen der Bürgerinnen und Bürger getan“, zitierte die Deutsche Presse-Agentur EU-Gesundheitskommissar Andriukaitis.

Die neue Verordnung werde dazu beitragen, den Acrylamid-Gehalt zu senken. Gleichzeitig werde sie Verbraucher darauf aufmerksam machen, auch beim Kochen zu Hause die Entstehung des Stoffs zu vermeiden, so Andriukaitis.

Eine belgische Frittenbude. Foto: dpa

Die neuen Regeln richten sich in erster Linie an professionelle Lebensmittelhersteller und -verarbeiter. So wird zum Beispiel vorgegeben, Kartoffelsorten mit wenig Stärke zu verwenden und Fritten vor dem Frittieren einzuweichen oder zu blanchieren, um die Stärke auszuwaschen.

Zudem sollen die Hitze beim Garen auf das Nötigste begrenzt und die Waren so wenig wie möglich gebräunt werden. „Bräunungstabellen“ sollen einen Anhaltspunkt geben.

Doch werden die Hersteller vorgefertigter Waren auch zur Information des Endverbrauchers verpflichtet. Bei Ofen-Fritten soll zum Beispiel genau angegeben werden, bei welcher Temperatur sie fertig gebacken werden sollen und dass sie nur bis zu einer „goldgelben Farbe“ gegart und alle zehn Minuten gewendet werden sollen.

Der europäische Verbraucherverband BEUC wertete die EU-Maßnahmen als wichtigen ersten Schritt. Doch dringt er auf verbindliche Grenzwerte für Acrylamid in bestimmten Lebensmitteln. EU-Kommissar Andriukaitis sagte zu, diesen Vorschlag zu verfolgen. (dpa/cre/flanderninfo.be)

25 Antworten auf “Wegen Krebsgefahr durch Acrylamid plant EU ab 2019 neue Regeln für die Zubereitung von Pommes frites”

  1. Fritten und Returnees

    „Denn leben heißt in Gefahr sein“, schrieb Nietzsche. Für die E.U. scheinen Fritten gefährlicher zu sein als Syrien-Rückkehrer. Die E.U., ist sie nicht wunderbar? Immer für eine Überraschung gut!

  2. Nur eine weitere Umdrehung an der Nanny-Schraube! Wir werden immer weiter entmündigt, jetzt wird schon der Bräunungsgrad frittierter Produkte definiert. Welch ein Irrsinn! Ob überhaupt jemals jemand an Acrylamid erkrankt ist, kann niemand nachweisen, aber Hauptsache ein neuer Grenzwert an dem sich die Beamten abarbeiten können…Wahnsinn.

  3. Fritte Bertha

    Der Jean Claude sollte sich eher um seine Lux Leaks kümmern anstatt uns vor zu schreiben wie wir die Fritten machen!? Uns sein Steuerparadies Luxemburg mal reinigen. Es ist jammerschade zu sehen was wir für Nieten da rum laufen haben! Es gäbe viel wichtigeres.

    • Schlimmer als die Pest

      Wir leben in einer Diktatur in der wir gerade mal sagen dürfen was wir wollen – wenn nicht zensiert. Kritik interessiert sie eigentlich nicht, denn sie wissen, daß wir entmündigt sind und 1789 sehr weit weg ist. Die EU ist das Schlimmste, was Europa je gekannt hat. Schlimmer als die Pest im Mittelalter. Ich schäme mich ein Europäer zu sein.

  4. LosKotzos

    Ist doch toll wie der Staat es immer wieder schafft unter dem Deckmäntelchen der Sicherheit oder Gesundheit die Leute abzuziehen.
    Wir haben so viele Probleme auf der Welt aber hier haben einige den Knall noch nicht gehört.

    Kasperletheater vom feinsten.

    • Ostbelgien Direkt

      Kelmisere: Die Regelung gibt es schon ab 2019, nur behauptet man auf belgischer Seite, diese werde nicht verpflichtend sein, sondern müsse nur umgesetzt werden, „falls dies möglich ist“ – was Raum lässt für die unterschiedlichsten Interpretionen. Gruß

  5. Das Fritten ein ungesundes Nahrungsmittel ist , das kann man nicht bestreiten . Man brauch sich ja nur die Zeitgenossen zu beschauen die fast jeden Tag an diesen Buden herumhängen , man sieht diesen Schwergewichtlern sofort an das sie gut durch den Winter kommen .

    • Blödsinn! Fritten sind ok, die Menge – und die Beilagen – machen den Unterschied. Wer jeden 2. Tag in einer Frittenbude (oder Dönerbude) seinen Hunger stillt bekommt natürlich ein Gewichtsproblem. Aber das ist mit allem so, die Menge macht’s….

      • Noch viel gesünder ist eine Kartoffel gekocht OHNE SALZ wohlgemerkt , diese soll man verspeisen mit rote Beeten , aber diese auch ohne Salz und das schmeckt herrlich . Dieses Rezept sollen alle die molligen Zeitgenossen sich aneignen und mehrmals in der Woche anwenden , verbunden mit einer Joggingtour von 10 KM , WOHLGEMERKT jeden Tag . Wenn diese das 2 Monate absolviert haben , dann purzeln die Kilos und sie haben wieder ein echtes Selbstwertgefühl und die Frittenbuden können den bankrott anmelden .

  6. Tutmirleid

    Dass die EU aus EU Ländern besteht die derartiges entscheiden scheint vielen nicht in den Kopf gehen zu wollen.Die UE ist kein separater Apparat sie ist Belgien, Deutschland u.s.w. .Vielen Regierungen freuen sich natürlich regelmässig dass die EU für Sie den Kopf hinhält. Die EU Kommission kann nichts ohne Zustimmung der Länder machen ob Fritten oder Bananen??

  7. Hier wird kräftig über die EU geschimpft. Dabei macht sie sich Gedanken darüber, dass nichts Gefährliches auf unsere Teller kommt. Ich finde es gut, dass die EU sich damit befasst. Kranke gibt es schließlich genug.

    • Genau , kranke gibt es genug und das aus eigenem verschulden . Vor einiger Zeit hatte mal so ein ehemaliger Geschäftsmann sich etwas übernommen , anschliessend eröffnete er eine Frittenbude in einer Industriezone , in der Hoffnung das dort täglich die arbeitende Arbeiter ihn bereicherten . Meint dieser ehemalige Geschäftsmann vielleicht , das diese Arbeiter ihre Gesundheit ruinieren möchten , indem jeden Tag dieses schleichende Gift zunehmen würden , um hinterher mit Zivilisationskrankheiten in der Arztpraxis aufzutauchen .

  8. Irgendwann verbieten sich die EU-Knalltüten selber wegen Verstoßes der eigenen Richtlinien.
    Und in ihrer nicht zu übertreffenden selbstbeweihräucherung merken diese es nicht mal das sie sich selbt abschaffen…

  9. Zaungast

    „Die EU ist das Schlimmste, was Europa je gekannt hat. Schlimmer als die Pest im Mittelalter. Ich schäme mich ein Europäer zu sein.“ schreibt hier oben einer, der Name tut nichts zur Sache.

    Wie betete man früher in der Litanei: „Vor Pest, Hungersnot und Krieg, bewahre uns o Herr!“

    In der Hinsicht hat der Herr uns hier in den letzten Jahrzehnten sehr gut beschützt, denn keines dieser drei Grundübel hat uns getroffen. Unsere Eltern bzw. Großeltern waren da weniger glücklich.

    Diejenigen, die solchen Unsinn über die EU schreiben, sollten das auch mal bedenken. Aber wahrscheinlich haben sie keine Ahnung, wie die Pest und andere Seuchen früher in Europa gewütet haben.

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