Notizen

Weshalb ich zum allerersten Mal in meinem Leben Bayern München die Daumen drücke [Kommentar]

Foto: Shutterstock

Der FC Bayern München ist auch in Ostbelgien der Fußballverein, der niemanden gleichgültig lässt. Das ist aber nicht erst so, seitdem der erfolgreichste Fußballclub Deutschlands zum achten Mal in Serie Meister geworden ist. Das war schon in den 1970er Jahren so, als Bayern mit Franz Beckenbauer und Gerd Müller dreimal in Folge den Europapokal der Landesmeister gewann (siehe Foto unten).

Erstmals Bekanntschaft mit Bayern München habe ich im Frühjahr 1967 gemacht, als Bayern im Halbfinale des Europapokals der Pokalsieger auf Standard Lüttich traf und sich sowohl im Stadion an der Grünwalder Straße als auch in Sclessin mit 2:0 bzw. 3:1 durchsetzte.

Ich erinnere mich, wie auf dem Schulhof des Eupener Collège Patronné in der Pause vom Muskelumfang der Beine von Bayern-Torjäger Gerd Müller geschwärmt wurde. Kein anderer Fußballer in der Bundesliga habe so muskulöse Beine wie der „Bomber“ Müller, hieß es. Und beim Sammeln der Bildchen für das „Panini“-Album war „Müllerchen“ besonders begehrt.

19.08.2020, Portugal, Lissabon: Bayerns Thomas Müller (l-r), Robert Lewandowski und Torschütze Serge Gnabry jubeln über den Treffer zum 0:2 gegen Olympique Lyon. Foto: Miguel A. Lopes/pool EPA via AP/dpa

Schon in den 1970er Jahren spaltete Bayern das ostbelgische Fußballvolk in Befürworter und Gegner (von „Hassern“ soll hier nicht die Rede sein). Als ich am 12. Mai 1976 in Löwen in einer Studentenkneipe das Endspiel des Europapokals der Landesmeister zwischen Bayern München und AS Saint-Étienne schauen ging, waren die meisten anwesenden Ostbelgier gegen Bayern und für Saint-Étienne, aber es gab auch einige Bayern-Fans, die bereit waren, der allgemeinen Verachtung zu trotzen.

An jenem Abend haben sich die Bayern-Gegner schwarz geärgert, als die Franzosen in dem Finale in Glasgow gleich zwei Mal den Pfosten trafen, aber München durch ein Tor von „Bulle“ Roth 1:0 gewann. Schon damals schäumten sie vor Wut über die „Dusel-Bayern“.

PSG-Sieg wäre ein Schlag für die Glaubwürdigkeit im Fußball

44 Jahre nach dem deutsch-französischen Finale von Glasgow gegen Saint-Étienne treffen die Münchner an diesem Sonntagabend (21 Uhr/live auf ZDF, RTL-TVI und Proximus-TV) wieder in einem Endspiel des wichtigsten Europapokal-Wettbewerbs auf eine Mannschaft aus Frankreich.

20.08.2020, Portugal, Lissabon: Neymar, Spieler von Paris Saint German, verlässt mit Mundschutz das Mannschaftshotel. Foto: Manu Fernandez/AP/dpa

Doch diesmal sind nicht die sympathischen „Verts“ (Grünen) von Saint-Étienne Gegner des FC Bayern, sondern die Millionäre von Paris Saint-Germain. Und wenn man sich schon als Ostbelgier entscheiden muss, wem man von den beiden als „arrogant“ verpönten Clubs die Daumen drücken soll, dann muss ich sagen, dass ich in diesem Fall keine Zweifel habe und zum allerersten Mal in meinem Leben Bayern München den Gewinn der Champions League gönne.

Ein Triumph von Paris Saint-Germain, das für nur drei Spieler (Neymar, Kylian Mbappé, Angel Di Maria) schier unglaubliche 450 Millionen Euro zahlte, wäre nach dem Europapokal-Freispruch für Manchester City vor dem Internationalen Sportgerichtshof ein weiterer schwerer Schlag für die Glaubwürdigkeit im Profifußball.

Natürlich ist auch Bayern München kein Kind von Traurigkeit, aber zumindest ist der deutsche Rekordmeister nach all dem, was bisher bekannt ist, unter strikter Einhaltung des „Financial Fair Play“ groß, stark und erfolgreich geworden. GERARD CREMER

https://twitter.com/oldfootball11/status/1297771735731908609?s=21

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21 Antworten auf “Weshalb ich zum allerersten Mal in meinem Leben Bayern München die Daumen drücke [Kommentar]”

  1. Bayern München spielt großartigen Fußball, besonders die letzten Jahre. Und das, ohne Scheichs oder dubiose Oligarchen am Schaltpult, wie Paris, Barcelona oder einige englische Klubs. Deshalb Daumen hoch für Bayern.

      • Ostbelgien Direkt

        @Qatar: Es heißt ja auch im Text „Bayern ist auch kein Kind von Traurigkeit“, aber es ist schon ein sehr großer Unterschied, ob man mit den Scheichs Sponsorenverträge hat (wie Bayern) oder ihnen gehört und folglich komplett von ihnen abhängig ist (wie PSG). Gruß

      • Ostbelgien Direkt

        @Pb: Hier geht um den Gewinn der Champions League und die Dominanz im Weltfußball. Bei der AS geht es gerade mal um den Klassenerhalt in der Jupiler Pro League. Ich glaube nicht, dass Aspire gegen das „Financial Fair Play“ verstößt. PSG tut dies wahrscheinlich wohl, konnte dies aber durch Tricksereien kaschieren. Gruß

  2. Ich drücke Bayern seit ungefähr 55 Jahren Daumen.
    Bisher habe ich es nicht bereut, mit einem der erfolgreichsten Vereinsmannschaften im Weltfußball zu halten. Ehrlich gesagt sind mir Siege lieber als Niederlagen.
    Warum sollte ich also z.B. Schalke-Fan werden? 😂

    • Boah nee...

      @Bayer:
      In etwa genauso lange bin ich ebenfalls Bayern Fan. Also zu der Zeit, als die noch sehr weit entfernt von Abonnement Meisterschaften waren.
      Mein erstes Erlebnis war am (alten) Tivoli, als die Bayernspieler sich damals auf dem B Platz aufwärmten und man hautnah an denen vorbei gehen konnte. Gert Müllers Oberschenkel bleiben auch mir, genauso wie G. Cremer. In lebhafter Erinnerung! 
      „Ehrlich gesagt sind mir Siege lieber als Niederlagen. Warum sollte ich also z.B. Schalke-Fan werden?“
      Diese Frage habe ich mir nie gestellt, sondern es hat sich, auch dank viel Fussballverstand bei Bayern (u.a. Ulli Hoeneß), so ergeben. Bayern hat sich im Laufe der Jahre so weiter entwickelt, dass sie andere Mannschaften einfach überholt haben. Man denke nur an HSV, 1.FC Köln, Schalke 04, 1860 München, 1.FC Nürnberg….etc., etwas, dass rein garnix mit Sponsoring à la PSG zu tun hat!
      Mia san mia! Ich freu‘ mich einfach auf ein schönes und spannendes Spiel und finde diese Miesepeterei (Hauptsache, runtermachen) à la @Jo wa! und Konsorte einfach nur billig!

      • ProSecCo

        Toll geschrieben! Bin ganz dabei ! Freue mich auf ein tolles Spiel und hoffe auf den Titel 😁Ich garantiere, dass alle, die immer negativ über FC Bayern sprechen und schreiben, die Gelegenheit nutzen würden, wenn sie mal einen dieser Bayernspieler sprechen könnten. Und würden damit prahlen! Also auf geht’s Buben ! Salzbrezeln und Weißbier stehen parat. Trikot und Schal 🧣 liegen bereit. Mia san mia ⚽️🍺🥨

  3. Atomicblue

    Sich als „Ersatzbefriedigung“ für ausbleibende Erfolge im eigenen Leben in eine Seppelhose hineinzwängen, um Siege der süddeutschen Hinterwäldler zu feiern, die kein richtiges Deutsch sprechen ? Leider trifft dies auf große Teile der Bevölkerung zu.

    Man hat im Leben immer eine Wahl !

    Die wahren Fußballherzen Ostbelgiens schlagen seit jeher für die Fohlen !

  4. Und was heisst bitte schön „die Millionäre von PSG“ ??? In München schwimmen die nur so im Geld genau wie in Paris, ob nun Geld aus dem Ausland oder nicht, Geldvereine sind sie alle beide, und das ist traurig denn wegen solchen Vereinen ist die Meisterschaft schon im voraus entschieden.

  5. APP Läuse

    Sehr gut, Herr Boah nee! Trift genau so zu! Übrigens jeder Club ist nur so gut wie seine Führung! In dem Falle stechen da so einige gut heraus! Selbst wenn der Uli nebenbei und privat Fehler machte, die er ja auch verbüsste, war, und ist die Entwicklung des FC Bayern immer noch ein Resultat von gekonnter und schlauer Führungsarbeit der Herren! Angefangen beim Schwan, und z Zeit bei Hoenes, Rummenigge, Kahn und Co! Da sind noch ettliche auf der Reservebank, die in absehbarer Zeit auch dabei sein werden, wie Müller, Schweini, Lahm usw. Diese Entwicklung, fern derer von anderen grossen Clubs, wie Man City, Manu, PSG, Chelsea etc, wo plump und einfach ein Oligarch oder Scheich einstieg um Milliarden zu jonglieren, haben die Mia san Mia, ihre Ideen auf vielen Beinen aufgestellt und betoniert! Wer von den vorigen hat schon ein eigenes und Schuldenfreies Stadion der Güte auf zu zeigen!? Aus vielen Kommentaren von hiervor spricht der pure Neid! Die Schreiber sind grün davon!

  6. Das Geld kommt meistens aus der selben Ecke. Mal als Kapital, mal als Sponsoring, mal als Schmieröl …
    Sollen die Besseren gewinnen – egal was sie als Gehalt bekommen. Verdienen tun sie’s eh nicht.

  7. Hinweis!

    Herr Cremer,
    Sie vergessen etwas ganz wichtiges zum FC Bayern! Dessen Soziale Seite! der Club hat schon einigen Vereinen aus der Patsche geholfen mit „Gratis Matches“! Erinnere mich auch an Spielen wo Clubs in tieferen Ligen Fonanzprobleme hatten. Spieler nach schweren Unfällen/Verletzungen zu Invaliden wurden! Der Flugzeug Absturz in Remscheid und vieles mehr! Das alles hat bis heute denen noch kein anderer nach gemacht!? Hut ab! Die grosse Triebfeder hierzu war der Uli!

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