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„Ende der Null-Politik“: China lockert Covid-Maßnahmen

04.12.2022, China, Beijing: Eine Frau unterzieht sich in einer Coronavirus-Teststelle in Peking einem routinemäßigen COVID-19-Rachenabstrich. Foto: Andy Wong/AP/dpa

Es ist das Ende der Null in der chinesischen Covid-Politik: Nach der größten Protestwelle seit Jahrzehnten in China hat die Regierung in Peking eine Kehrtwende bei ihrer drakonischen Pandemie-Bekämpfung eingeläutet.

Ein Zehn-Punkte-Plan sieht Erleichterungen bei Lockdowns, Quarantäne, Testpflicht und Reisen im Land für die 1,4 Milliarden Chinesen vor.

Für Infizierte ohne Symptome oder mit leichten Krankheitsverläufen soll es „grundsätzlich“ möglich sein, auch zuhause in Isolation zu gehen. Nach einer Woche sind dann zwei negative PCR-Tests nötig, um sich wieder frei bewegen zu können. Kontaktpersonen sollen sich fünf Tage zuhause isolieren und dann frei-testen können.

Statt die Zahl der Infektionen mit Gewalt auf Null bringen zu wollen, wird China damit wie der Rest der Welt also auch versuchen, mit dem Virus zu leben. Die neue Flexibilität ist nach Darstellung des Vizedirektors der Gesundheitskommission, Li Bin, eine Reaktion auf die „Instabilität der Epidemie“.

07.12.2022, China, Shanghai: Ein medizinischer Mitarbeiter in Schutzkleidung führt einen PCR-Test zum Nachweis des Coronavirus durch. Foto: —/kyodo/dpa

Die Gesundheitsrisiken schwächten sich ab, weil das Virus nicht mehr so viel „Vitalität“ habe – eben weniger krankheitserregend ist. Die Omikron-Varianten verbreiteten sich zwar schneller, doch sei massenhaft geimpft worden. Die Vorbeugung und die Kontrolle der Pandemie in China stünden «vor neuen Situationen und neuen Aufgaben».

Die strikten Beschränkungen nach fast drei Jahren Pandemie hatten die Belastung für das Volk und die zweitgrößte Volkswirtschaft an ihre Grenzen stoßen lassen. Vor knapp zwei Wochen rollte die größte Protestwelle seit Jahrzehnten durch mehrere chinesische Städte. Der Unmut richtete sich gegen weitgehende Ausgangssperren, Zwangsquarantäne, ständige Testpflicht und Kontrolle durch die Corona-App.

Die Demonstranten richteten ihren Ärger auch gegen Staats- und Parteichef Xi Jinping und die Kommunistische Partei. In Shanghai wurde „Nieder mit Xi Jinping“ und „Nieder mit der Kommunistischen Partei“ gerufen. Ein massives Polizeiaufgebot sollte seither neue Proteste verhindern, doch gab es vereinzelt weitere Zwischenfälle.

Die Lockdowns betrafen einige Hundert Millionen Menschen, die sonst ein Fünftel der Wirtschaftsleistung erwirtschaften. So kam das Wachstum der zweitgrößten Volkswirtschaft im November praktisch zum Stillstand. Die Störung der Lieferketten beeinträchtigt auch den Außenhandel, der ohnehin auf schwache globale Nachfrage stößt und in dem Monat den stärksten Einbruch seit Beginn der Pandemie erlebte.

01.03.2022, China, Peking: Xi Jinping, Präsident von China. Foto: Shen Hong/XinHua/dpa

Nun sollen sich Lockdowns nur noch auf Gebäude, Wohneinheiten, Stockwerke oder Haushalte beziehen – nicht „willkürlich“ auf ganze Stadtbezirke, Straßen oder gesamte Gegenden ausgeweitet werden, wie der Staatsrat mitteilte. Gesundheitscodes als Nachweis der Unbedenklichkeit oder negative PCR-Tests sollen auch nicht mehr notwendig sein, wenn Menschen zwischen Regionen reisen.

Die Zahl und Häufigkeit der Tests, die Kosten in Milliardenhöhe für die Kommunen verursachen, sollen verringert werden. Ein negativer PCR-Test sei künftig nicht mehr generell nötig – außer in Grund- und Mittelschulen, medizinischen Einrichtungen, Pflegeheimen oder auch Waisenhäusern, hieß es weiter. Wichtige Staatsorgane, große Unternehmen und andere spezielle Einrichtungen könnten trotzdem nach ihren eigenen Vorbeugungsplänen handeln.

Seit ein paar Wochen wird China von der größten Welle Infektionen seit Beginn der Pandemie heimgesucht – auch wenn die absoluten Zahlen im internationalen Vergleich niedrig sind. Die Gesundheitskommission berichtete am Mittwoch von rund 25.000 Neuinfektionen an einem Tag. Die Zahlen sind seit Tagen rückläufig, nachdem Ende November ein Höchststand von rund 40.000 erreicht worden war. (dpa)

7 Antworten auf “„Ende der Null-Politik“: China lockert Covid-Maßnahmen”

  1. Akneverkäufer

    Dann ist es ja gut dass wir in einer Diktatur leben, und jedem seine Rechte und Freiheiten geraubt wurden, sonst hätten wir ja dasselbe wie die Chinesen. Zum Glück gab es da Vivant, die lückenlos und immer sachlich, und aus medizinischer Sicht immer top argumentiert haben. LOL

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