Unter großer Anteilnahme hat Ostbelgien am Donnerstag von Ferdel Schröder Abschied genommen. Die feierlichen Exequien für den verstorbenen Parlamentspräsidenten fanden um 11 Uhr in der St. Nikolaus-Pfarrkirche in Eupen statt. Die Beisetzung hatte den Charakter eines Staatsbegräbnisses.
Der Vorsitzende des DG-Parlaments ist der ranghöchste Vertreter der Deutschsprachigen Gemeinschaft und somit von Amts wegen einer der höchsten Repräsentanten des Bundesstaates Belgien.
Ein Vertreter des Königs wohnte der Beisetzung bei, um der Familie und dem Parlament der DG die Anteilnahme des Staatsoberhauptes zum Ausdruck zu bringen. Darüber hinaus erwies eine Abordnung der belgischen Streitkräfte dem Verstorbenen eingangs der Kirche die letzte Ehre. Unter den Trauergästen befanden sich auch führende Politiker der MR wie Charles Michel und Didier Reynders.
Die Trauerfeier an sich wurde nach den Wünschen der Trauerfamilie gestaltet. Aus diesem Grunde war die Presse gebeten worden, von Foto- und Filmaufnahmen im Inneren der Kirche abzusehen.
Ferdel Schröder war am Freitag letzter Woche im Alter von 65 Jahren einem Krebsleiden erlegen.
Bis Montag einschließlich werden alle politischen Aktivitäten des Parlaments ruhen. Demzufolge finden während dieser Zeit keine Ausschusssitzungen statt. Die öffentlichen Gebäude der Deutschsprachigen Gemeinschaft werden bis zu diesem Zeitpunkt weiterhin der Trauer entsprechend beflaggt sein.
Am kommenden Montag, dem 14. Januar 2013, um 18 Uhr tritt das Plenum des DG-Parlaments zu einem besonderen Trauerakt zusammen, um unter Vorsitz der ersten Vizepräsidentin Patricia Creutz-Vilvoye dem verstorbenen Präsidenten zu gedenken. Darüber hinaus ist am Parlamentssitz, Kaperberg 8, ein Kondolenzbuch ausgelegt worden. Alle Bürgerinnen und Bürger können sich noch bis Freitag, 11. Januar, darin eintragen. Die Verwaltung ist hierfür von 9 bis 19 Uhr durchgehend geöffnet.
PDG-Präsident Ferdel Schröder im Kurzporträt
Ferdel Schröder wurde am 29. Oktober 1947 in Solingen (Deutschland) geboren. Sein Abitur in der Fachrichtung Latein-Griechisch machte er 1964 an der Bischöflichen Schule St.Vith. 1969 schloss er ein Studium in Pädagogische Wissenschaften als Lizenziat an der Katholischen Universität in Löwen ab. 1970 beendete er als Lizenziat der Psychologie ein zusätzliches Studium. 1987 absolvierte er eine Ausbildung in integrativer Gestalttherapie, Kinder- und Jugendpsychotherapie am Fritz-Perls-Institut Düsseldorf.
Ab 1969 arbeitete er als Psychologe am staatlichen PMS-Zentrum Verviers und übernahm 1971 das Amt des Direktors des Psycho-Medizinisch-Sozialen Zentrums der Deutschsprachigen Gemeinschaft, das er bis zur Wahl zum Parlamentspräsidenten im Jahre 2010 bekleidete.
Auf politischer Ebene begann seine Karriere, als er zum Präsident der JFF (Jugend für Freiheit und Fortschritt) in St. Vith gewählt wurde. Von 1995 bis 2009 war er Regionalpräsident der PFF und von 2002 bis 2009 Vizepräsident der Reform-Bewegung MR.
Von 1988 bis 2010 gehörte er dann dem Eupener Stadtrat an und von 1994 bis 2000 übernahm er dort das Amt als Schul- und Tourismusschöffe.
Am 6. Juli 1999 zog er erstmals in den Rat der Deutschsprachigen Gemeinschaft ein und übernahm sogleich das Amt des 2. Vizepräsidenten und dasjenige des PFF-Fraktionsvorsitzenden. Darüber hinaus saß er während vieler Jahre dem Parlamentsausschuss für Unterricht, Ausbildung und Beschäftigung vor. Am 1. Februar 2010 wählte das Parlament ihn zum Präsidenten. Dieses Amt übte er bis zu seinem Tode aus.
Ferdel Schröder ist seit dem Ableben seiner Frau Brigitte Mostert im Jahre 2007 Witwer. Er hinterlässt zwei Kinder.
Beileidsbekundungen zum Tod von Ferdel Schröder
PDG-Generalsekretär Stephan Thomas und Vize-Präsidentin Patricia Creutz-Vilvoye gaben am Freitagnachmittag folgende Stellungnahme ab: „Bestürzt und tief betroffen trauert das Parlament der Deutschsprachigen Gemeinschaft um seinen Präsidenten Ferdel Schröder, der am heutigen Tag den Folgen seiner schweren Erkrankung erlag. Mit Ferdel Schröder verliert das Parlament nicht nur seinen Präsidenten, sondern auch eines seiner dienstältesten Mitglieder. Am 6. Juli 1999 zog er erstmals in den Rat der Deutschsprachigen Gemeinschaft ein und übernahm sogleich das Amt des 2. Vizepräsidenten und dasjenige des PFF-Fraktionsvorsitzenden. Darüber hinaus saß er während vieler Jahre dem Parlamentsausschuss für Unterricht, Ausbildung und Beschäftigung vor. Am 1. Februar 2010 wählte das Parlament ihn zum Präsidenten. Dieses Amt übte er bis zu seinem Tode aus. Das Parlament trauert um einen engagierten, pflichtbewussten und offenen Mitmenschen. Als Zeichen der Trauer wurden alle für die kommende Woche anberaumten Ausschusssitzungen abgesagt.“
Ecolo: Ferdel Schröder war ein Mann des Dialogs
Die Ecolo-Fraktion reagierte „bestürzt und zutiefst traurig“ auf den Tod von Ferdel Schröder. Wörtlich heißt es in dem Kommuniqué der Grünen: „Ferdel Schröder hat sich in den 3 Jahren seines Wirkens als Präsident darum bemüht, dem Parlament der Deutschsprachigen Gemeinschaft in der Öffentlichkeit eine eigene Stimme zu geben. Er war ein Mann des Dialogs. Die Suche nach einem Konsens lag ihm bei Diskussionen am Herzen. In Gesprächen, Verhandlungen und Versammlungen war er um Ausgewogenheit bemüht und respektierte unterschiedliche Meinungen. Ganz so wie es die Rolle eines Präsidenten erfordert. Als Kollege und als Mensch haben wir Ferdel für seine Offenheit und Herzlichkeit geschätzt. Wir bedauern seinen viel zu frühen Tod. Wir werden ihm in unserer Erinnerung ein ehrendes Andenken erhalten. Seiner Tochter, seinem Sohn und ihren Familien sprechen wir unsere tiefe Anteilnahme aus. Emily Hoyos, Co-Präsidentin von Ecolo und frühere Präsidentin des Wallonischen Parlamentes, schließt sich dieser Beileidsbekundung der Ecolo-Fraktion an.“
SP: Parlament verliert bedeutenden Präsidenten
Für die SP äußerte sich Fraktionsvorsitzender Charles Servaty zum Tod von Ferdel Schröder: „Mit tiefer Betroffenheit nehmen die Mitglieder der SP-Fraktion im PDG die traurige Nachricht vom Tode des Parlamentspräsidenten, Ferdel Schröder, zur Kenntnis. Mit seinem Tod verliert unser Parlament einen bedeutenden Präsidenten, der dessen Geschicke klug und mit Weitblick lenkte. Zudem pflegte er stets den korrekten Umgang mit anderen Menschen, ob im privaten Umfeld, mit den Mitarbeitern der Verwaltung und den Parlamentsmitgliedern, sowie mit den einzelnen Fraktionen des Parlaments. Das Engagement für mehr Menschlichkeit war ihm ein Anliegen; ihm war der Respekt des Andersdenkenden kein Fremdwort sondern eine Selbstverständlichkeit. Wir bedauern seinen Tod außerordentlich; er wurde viel zu früh aus dem Leben gerissen. Seinen Kindern und deren Familien sprechen wir unser tiefempfundenes Mitgefühl aus. Wir werden Ferdel Schröder ein ehrendes Andenken bewahren.“
CSP: Sympathischer und engagierter Mensch und Kollege
Die CSP-Fraktion nimmt ihrerseits betroffen Abschied von Parlamentspräsident Ferdel Schröder: „Ferdel Schröder war ein sympathischer und engagierter Mensch und Kollege, der sich über viele Jahre für die Interessen der DG und die Belange ihrer Bevölkerung stark gemacht hat. Aufgrund seiner beruflichen Kompetenz setzte Ferdel Schröder zunächst in der Bildungspolitik Akzente. In seiner dreijährigen Amtszeit als Parlamentspräsident arbeitete er dann vor allem an der Verbesserung der Arbeitsweise der Parlamentarier. Seine Dialogbereitschaft wurde fraktionsübergreifend anerkannt. Ferdel Schröder wird uns nicht zuletzt aufgrund seines freundlichen und offenen Wesens in Erinnerung bleiben. Wir danken ihm für seinen engagierten Einsatz im Sinne der Deutschsprachigen Gemeinschaft. Die CSP spricht der Familie ihr tief empfundenes Beileid aus.“
ProDG: Eine große Offenheit und ein warmes Herz
Am Samstag schickte uns die ProDG-Fraktion folgenden Nachruf auf den verstorbenen PDG-Präsidenten: „Ferdel Schröder stammte aus einfachen Verhältnissen, und seine Jugendzeit war nicht immer einfach. Aber das hat ihn für sein Leben positiv geprägt. Durch Studium und Beruf erwarb er sich solide psychologische und pädagogische Fähigkeiten, eine große Offenheit und ein warmes Herz für die Schwächsten unserer Gesellschaft. In seinem gesellschaftlichen und politischen Engagement hat er sich immer als aufrichtiger, stets offener und dialogbereiter Demokrat erwiesen. Wir verlieren in ihm nicht nur einen fähigen Parlamentspräsidenten, der die Eigenheit und Identität der deutschsprachigen Belgier stets durch Reden und Tun bestärkte und sich mit all seiner Kraft für einen gleichberechtigten Platz im künftigen belgischen Staatsgefüge einsetzte, wobei es ihm gelang, die Herzen führender flämischer und wallonischer Politiker für sich und unser aller Anliegen zu gewinnen.
Mit Ferdel Schröder verlieren wir außerdem einen guten Freund und offenen Gesprächspartner. Gerne hätten wir ihm gegönnt, im kommenden Herbst als ranghöchster Bürger der Deutschsprachigen Gemeinschaft das neu gestaltete Parlamentsgebäude am Kehrweg, dessen Werdegang er täglich im Detail verfolgte, seiner Bestimmung zu übergeben. Seinen Kindern und ihren Familien, die nach der Mutter nun auch ihren Vater und Großvater viel zu früh verloren haben, sprechen wir unsere tiefe Anteilnahme aus. Wir werden Ferdel sehr vermissen, fühlen uns aber gleichzeitig seinem vor wenigen Wochen geäußerten Wunsch verpflichtet, alles dafür zu tun, „dass wir erreichen, in unserem Land so angesehen zu werden, dass diese kleine Bevölkerung mit ihrer Kultur, Sprache und sozialen Identität auch einen Wert für Belgien beinhaltet. In dankbarer Erinnerung: Die ProDG-Fraktion im Parlament der DG.“
Zum Tode des PDG-Präsidenten siehe auch „Standpunkt“-Artikel „In memoriam Ferdel Schröder“
RIP
Soviel zur Kritik am PDG-Präsidenten.
Vielleicht ist dies die Gelegenheit einmal innezuhalten und auch in einem Forum etwas mehr Vernunft und Menschlichkeit zu zeigen, statt die populistische Keule zu schwingen. Denn hinter jedem Politiker steckt auch ein Mensch.
Mein Beileid !
Norbert Hock
Als gebuertiger St.Vither kenne ich Ferdel Schröder seit meiner
Kindheit und habe immer ein gutes Verhältnis mit ihm gehabt und ihn
sehr geschätzt;
Mit Ferdel Schröder verliert die DG einen geschätzten Menschen.
Den Familienangehörigen ergeht meine Aufrichtige Anteilnahme.
Auch mein aufrichtiges Beileid gilt den Angehörigen, die so schwer geprüft wurden. Dem Verstorbenen die verdiente Ruhe und Anerkennung für ein erfolgreiches und erfülltes politisches Leben!
Frank Bosch, Eupen
P.S.: mir war von den Umständen bisher nichts bekannt. Ich hatte gerade erst eine nuanciete Stellungnahme unter einer anderer Rubrik abgeschickt und würde mich freuen, wenn Herr Cremer diese aus falsch verstandener Pietät nicht zurückhalten würde.
Ist gemacht, Herr Bosch. Ich wollte zunächst Ihr Einverständnis abwarten, bevor ich den Kommentar freischalte.
Werte Trauerfamilie,
Werte Parlamentsmitglieder,
mein herzliches Beileid zum Tode von Ferdel.
Sein Wesen als Mensch und Kollege habe ich sehr
geschätzt und werde sein Wirken und sein Engagement in
guter Erinnerung behalten. RIP
Albert Gehlen
Ferdel Schröder war mehrere Jahre Präsident der Musikakademie der deutschsprachigen Gemeinschaft. Dabei konnte ich Ihn als interessierten, kompetenten und stets liebenswerten Menschen kennen und schätzen lernen. Zu jeder Zeit hatte Ferdel ein offenes Ohr für die Belange der Akademie. Er leistete einen wesentlichen Beitrag zur Entwicklung der Schule.
Seinen Kindern und seiner Familie gilt mein tiefempfundenes Mitgefühl.
Mit Ferdel, velieren wir leider zu früh einen guten Freund, wir wünschen
Allen , vor allem seinen Kindern und nächsten Verwanden viel Kraft, diesen
Verlust hinzunehmen. Wir werden Seiner öfter gerne Gedenken und Ihn in guter Erinnerung behalten. Ruhe sanft lieber Ferdel und danke für die
schöne Zeit die wir mit Dir verbringen durften.
In tiefer Trauer
Rolf und Helga