Politik

Deutschland: Kanzlerin Angela Merkel entschuldigt sich nach Rücknahme der Osterruhe-Regelung

24.03.2021, Berlin: Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) spricht zu den Abgeordneten des Bundestags bei der Regierungsbefragung. Ein Hauptthema sind die Oster- und Lockdown-Beschlüsse der Bund-Länder-Konferenz zu der Corona-Pandemie. Foto: Michael Kappeler/dpa

AKTUALISIERT – Alles zurück auf den Anfang: Die erst wenige Stunden alte und hoch umstrittene Corona-Osterruhe in Deutschland wird es nicht geben. Die Kanzlerin macht einen Rückzieher und entschuldigt sich für die Verunsicherung. Der Opposition reicht das nicht.

Nach dem überraschenden Kippen der umstrittenen Osterruhe-Regelung hat sich Kanzlerin Angela Merkel bei den Menschen in Deutschland entschuldigt.

Der ganze Vorgang habe zusätzliche Verunsicherung ausgelöst, sagte die CDU-Politikerin am Mittwoch in Berlin. „Das bedauere ich zutiefst und dafür bitte ich alle Bürgerinnen und Bürger um Verzeihung.“

24.03.2021, Berlin: Doris Hoffmann (r), Inhaberin, und Vanessa Schwarz, Gesellin, stehen im Fenster ihres Friseur- und Kosmetiksalons in Berlin-Wilmersdorf. Am Fenster ist auf Blättern zu lesen „Vielen Dank für gar nichts! Herr Altmaier, Herr Scholz, Frau Merkel“. Foto: Christoph Soeder/dpa

Merkel übernahm dafür die volle Verantwortung. „Dieser Fehler ist einzig und allein mein Fehler“, betonte sie. „Denn am Ende trage ich für alles die letzte Verantwortung. Qua Amt ist das so.“ Ein Fehler müsse als solcher benannt und vor allem korrigiert werden – „und wenn möglich hat das noch rechtzeitig zu geschehen“, sagte Merkel weiter.

Die Idee sei „mit bester Absicht entworfen worden“, betonte Merkel. Man müsse es unbedingt schaffen, die dritte Welle der Pandemie zu bremsen. „Dennoch war die Idee der sogenannten Osterruhe ein Fehler. Sie hatte ihre guten Gründe, war aber in der Kürze der Zeit nicht gut genug umsetzbar, wenn sie überhaupt jemals so umsetzbar ist, dass Aufwand und Nutzen in einem halbwegs vernünftigen Verhältnis stehen“, sagte Merkel.

Die Kanzlerin erläuterte, dass zu viele Fragen – von der Lohnfortzahlung bis zur Lage in Geschäften und Betrieben – in der Kürze der Zeit nicht so hätten gelöst werden können, wie es nötig gewesen wäre.

Zuvor hatte die Kanzlerin in einer kurzfristig angesetzten Konferenz den Ministerpräsidenten ihre Entscheidung mitgeteilt. Auch die Fraktionsvorsitzenden im Bundestag wurden informiert. Merkel wiederholte die im Kanzleramt vorgetragene Erklärung anschließend nochmals zum Beginn der Regierungsbefragung im Bundestag. Dabei entschuldigte sie sich auch bei den Abgeordneten.

10.04.2020, Niedersachsen, Nordhorn: „Reise nicht notwendig? Bleiben Sie bitte zu Hause“ steht auf einer mobilen Infotafel auf der Autobahn 30 am Grenzübergang zwischen Deutschland und den Niederlanden. Foto: Friso Gentsch/dpa

Bund und Länder hatten in der Nacht zu Dienstag unter anderem einen verschärften Oster-Lockdown vom 1. bis 5. April beschlossen, um das öffentliche, private und wirtschaftliche Leben stärker herunter zu fahren. Der Gründonnerstag und der Karsamstag sollten dafür zu Ruhetagen erklärt werden. Daran war aber massive Kritik laut geworden, es gab zudem große Verwirrung um die praktische Umsetzung.

In der kurzen Bund-Länder-Runde drückten nach dpa-Informationen die Ministerpräsidenten ihren Respekt für die Kanzlerin aus und betonten die gemeinsame Verantwortung. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) sagte nach Angaben von Teilnehmern: „Ich habe persönlichen Respekt vor der Erklärung der Kanzlerin. Es ist am Ende besser, jetzt abräumen, wenn es rechtlich nicht geht.“ Letztlich seien die Verfahrensabläufe „auch Teil des Problems“.

24.03.2021, Berlin: Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) nimmt an der Sitzung des Bundeskabinetts im Bundeskanzleramt teil. Foto: Kay Nietfeld/dpa-Pool/dpa

NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) äußerte Teilnehmern zufolge seinen „großen Respekt“ dafür, dass die Kanzlerin die Verantwortung für das in der Corona-Pandemie bislang einmalige Vorgehen übernehmen wolle. Aber: „Das müssen wir alle auf uns nehmen. Wir haben diesen Weg mitgetragen und nicht widersprochen.“ Es sei richtig und zwingend notwendig, dass Politik berechtigte Kritik aus der Praxis aufnehme und Fehlentscheidungen korrigiere. Schleswig-Holsteins Regierungschef Daniel Günther (CDU) sagte dem Vernehmen nach ebenfalls, es sei gut, Dinge auch mal zurückzunehmen.

FDP-Partei- und Fraktionschef Christian Lindner begrüßte die Rücknahme der Osterruhe. „Einen Fehler zu korrigieren, verdient Respekt“, schrieb er bei Twitter. Die Entscheidung sei richtig. „Allerdings ist der Vorgang Ausdruck des gesamten Managements der Pandemie“, fügte Lindner hinzu. Das Pandemiemanagement müsse unter Einbeziehung des Parlaments auf neue Grundlagen gestellt werden. „Wir sind zur Mitwirkung bereit.“

Linksfraktionschef Dietmar Bartsch forderte die Kanzlerin auf, im Bundestag die Vertrauensfrage zu stellen. „Wir haben inzwischen eine veritable Vertrauenskrise gegenüber der politischen Führung des Landes“, sagte er den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Auch der AfD-Abgeordnete Gottfried Curio fragte die Kanzlerin später im Bundestag, ob sie nicht die Vertrauensfrage stellen müsse. „Ich habe meinen Worten von eben nichts hinzuzufügen“, antwortete Merkel darauf. (dpa)

95 Antworten auf “Deutschland: Kanzlerin Angela Merkel entschuldigt sich nach Rücknahme der Osterruhe-Regelung”

  1. Belgien könnte diesem Beispiel folgen: Un confinement „express“, pendant les congés de Pâques, c’est la décision qui a été prise par l’Allemagne, où les contaminations sont en hausse. Selon Yves Van Laethem, cette décision pourrait être un exemple pour la Belgique. „Madame Angela Merkel nous montre un peu la voie. Elle resserre les mesures pendant la période de Pâques. On peut se dire que c’est peut-être un signal qu’il serait bon d’écouter

    • Es gibt auch andere Beispiele denen man folgen könnte…
      ///
      In Florida gab es nie eine Maskenpflicht, die Strände waren zu keinem Zeitpunkt geschlossen – und seit September gehen alle Kinder ganz normal zur Schule. Trotzdem sind weniger Menschen an Corona gestorben als im US-Durchschnitt. Wie kann das sein?
      /////
      https://www.welt.de/politik/ausland/plus228894847/US-Bundesstaat-Weniger-Tote-ohne-Lockdown-Hatte-Florida-am-Ende-doch-recht.html

      Es gab dieses Jahr keinen Karneval, keinen Winterurlaub, Gastronomie seit einem halben Jahr geschlossen, und trotzdem kommt sie die „3. Welle“. Was muss noch passieren damit der Glaube an ein Lockdown als Mittel gegen die Virusausbreitung in’s wanken gerät? Die aktuellen Berater der Politik, die nur Lockdown rufen, sind angesichts der „3. Welle“ gescheitert. Zeit andere Wege zu gehen….

        • Ja sicher, aber dann bleiben hält eben noch mehr Schüler, also die Generation auf die wir unsere Zukunft aufbauen, ganz einfach sitzen. Warum macht man diese Schulen überhaupt erst auf? Bildung braucht doch kein Mensch;

          • Genau Ihrer Meinung. 1 Jahr ist doch keine Ewigkeit. Sicherheit und unser aller Gesundheit, steht an erster Stelle.
            Ein anständiger Impfstoff sollte endlich her.
            Mit Stoffe wir Astra, kann man nur Angst bekommen und schließlich, die Freude für einen baldigen Impftermin, schließlich verlieren.

            • Walter Keutgen

              Sybille, ja, ein Jahr sind keine Ewigkeit. 1940-1945 war für die Jugendlichen hier etwas ganz anderes. Zwei meiner alten Kollegen sind in Belgien geimpft worden und zwar mit Pfizer/Biontech. Nun sind die Nebenwirkungen von AstraZeneca zahlenmäßig gesehen auch nur eine winzige Nebensache.

  2. Jan Willems

    Wir brauchen nur die momentan geltenden Regelungen zu befolgen. Aber dann, bitte mit null Toleranz!
    Zusammenkünfte von über zehn Leuten (draußen), müssen direkt unterbunden werden, mit der ganze härte des Gesetz. Illegale Partys und alle andere Versammlungen im Privaten Bereich müssen auch direkt gestoppt werden.
    Diese Leute, positiv oder negativ sollten direkt in Quarantäne gesetzt werden!
    Es kann doch nicht sein das die Mehrzahl der Bevölkerung für eine Minderheit gerade stehen muss. Ich könnte Kotzen.

  3. Das Ding

    Sieht so aus, als ob das Virus bei den Nachbarn zu Ostern nach Mallorca fliegt. Wenn Ostern vorbei ist, also nach 5 Tagen, kommt es zurück, pünktlich zum Ende der “ Ruhetage“ .
    Sarkasmus aus

  4. Genmanipuliert

    @ Dax
    So wird’s sein…..denn wo werden die lieben Nachbarn wohl einkaufen, und so tun, als wären sie zu Hause, nicht zu Gast?
    Unsere Zahlen werden uns täglich an den Kopf geschmissen. Wir haben “ Reiseverbot“. Jetzt kommt die Osterwelle in Form von den lieben Nachbarn. Irgendwie läuft hier doch was grundlegend schief

  5. Ab Gründonnerstag sollten unsere Grenzen zu sein! Das halbe Ruhrgebiet wird hier und zu den Niederlanden rüber kommen, sich benehmen wie die Vandalen. Wir dürfen auch nicht reisen! Also Grenze ab Gründonnerstag schließe n

  6. Zuhörer

    Und noch ein Lockdown, und noch einen , und no einen, und so weiter. Wenn keine neuen berater kommen, die nicht finanziell interessiert sind, kommen wir die nächsten Jahre nicht mehr da raus. Wie man an der Masken Affäre in Deutschland gesehen hat, sind auch Politiker daran interessiert das die Pandemie so lange wie möglich dauert. Und Droosten sorgt für die nötigen PCR Tests. Was für zufälle?.

  7. Peter Müller

    Was wollt ihr denn: Maoam Maoam. Jetzt können unsere Regionalen Geschäfte Geld ohne Ende verdienen, und wir nicht drüben einkaufen können, weil alles zu ist , wollen sie die Grenze schliessen. Ja so sind unsere Grenzbewohner , immer mit dem Wind.

  8. Keutgen Leo

    Und Gleichzeitig wird eine Rente ab 68 ausgearbeitet …
    Man tut alles, damit die die bereits mit 60 oder teilweise 55 oder gar 50 in Rente oder Frührente sind noch 5-10 Jahre mehr „Kassieren“ und dies zum Nachteil unserer Kinder die, wenn es so weiter geht erst mit 70 oder 75 in Rente gehen dürfen.

  9. Ach Atheist

    ///Ich sage es mal krass, auch wenn es hart klingt. Warum soll ein Großteil der Bevölkerung für den Schutz einer Minderheit gerade stehen?///
    Sie denken also, dass der gesellschaftliche Fortschritt der letzen Jahrhunderte heute nichts mehr wert ist, da es Ihnen nicht in den Kram passt?

        • Zuhörer

          @. Jan Willems. So naiv wie sie möchte ich auch mal sein. Was ist mit Amazon, eBay, Pharmaindustrie, und Politiker? Die Lobbyisten der Pharmaindustrie. Diese Berater der Regierungen haben zufällig Tests und Masken im Programm. Und Pharmaprodukte haben die auch Beteiligung dran. Sie sehen wohl auch nur, was Sie sehen wollen.

        • Ohweh ohweh

          Wie sinnlich von den Deutschen….in der Theorie gibt’s zu dem Osterwochenende NUR einen zusätzlichen „freien Tag“ nämlich den Gründonnerstag.. Karfreitag sind in D so und so die Geschäfte überwiegend geschlossen auch ohne Corona, der Samstag nu der eigentlich nicht aber Bankrott würde deswegen auch keiner gehen wenn da zu wäre und Ostersonntag und Ostermontag waren bisher in D auch alle Geschäfte dicht, also die Logik da die muss man bestimmt nicht mehr verstehen einzigsten die da Nachteile haben sind Familien da die nicht wie sonst zusammen Ostern feiern können – alles andere ist nur noch Augenwischerei und hat nichts, absolut nichts mit Corona zu tun.

          • Karli Dall

            Der Gründonnerstag wird ein „Ruhetag“. Einen gesetzlichen „Ruhetag“ gibt es aber bisher nicht.
            Deshalb muss das Bundesinnenministerium bis heute Abend (24.3.), den „Gesetzlichen Ruhetag“ definieren.
            Schaun wir mal….
            Mit Ostereiern und Osterfeiern hat dieser Tag nichts zu tun, das steht schon mal fest.

  10. Guido Scholzen

    Lockdown hier, Lockdown da.
    Wenn man diesen Corona-Quatsch noch ernst nehmen sollte, dann wundert es einen, dass die Schweden als Volk noch nicht aufgestorben sind.

    Inzidenzwerte Europaweit (ca. Durchschnitt der letzten Woche)
    Italien: über 200
    Belgien: 250
    Deutschland: über 100 (und die machen dann Ostern dicht, typisch ‚german Angst‘)
    Frankreich: 300
    Und Schweden hat sage und schreibe 314 !!!!!!
    und was machen viele Schweden? Sie leben einfach mit AH-Empfehlungen ohne Maskenpflicht. Sogar Urlaubmachen ist kein Tabu.

    Dieser ‚Inzidenzwert‘ ist Volksverarsche.
    Meinen unsere Virokraten wirklich, dass mit noch mehr Lockdown ginge es besser?
    Lockdown ist Quatsch, weil es damit auch nicht besser wäre.

    Wie verhindert man einen Lockdown? Man macht ganz einfach keinen.
    Einfache AHA-Regelung und fertig, wenn überhaupt nötig.

    • Krankenschwester

      @ G.Scholzen
      Wissen Sie Herr Scholzen , ich würde Ihnen ja zustimmen, wenn , ja wenn das Wörtchen wenn nicht wäre.
      Es geht doch nicht um Inzidenz oder R Werte….
      Im Endeffekt, und so wird es auch immer kommuniziert, geht es um die Kapazität der Kliniken. Es geht auch längst nicht mehr um die betagten Menschen. Mittlerweile erleben wir leider immer mehr intensivmedizinisch pflichtige Patienten zwischen 30 – 50 Jahren.
      Das Problem liegt hier auch nicht bei den Geburtsjahrgängen. Es liegt einfach daran, dass Covid 19 Patienten, gegenüber anderen Patienten , eine deutlich höhere Verweildauer auf der Intensivstation haben. Sie sind zudem immens pflegeaufwendig. Um einen beatmungspflichtigen Covid Patienten zu drehen, brauchen Sie fünf bestenfalls sechs Fachkräfte, inklusive Arzt. Das ist irgendwann nicht mehr leistbar, zudem viele Kollegen, verständlicher Weise, das Handtuch werfen.
      Die Schäden, die ein Patient nach überstandener Covid Infektion hat, sind teilweise nicht abschätzbar. Irgendwo hat hier eine Dame von ihren Erfahrungen geschrieben. Auch das schadet im Nachhinein doch der Wirtschaft.
      Sie sagen, selbst die AHA Regeln sind unnötig…überlegen Sie bitte lieber noch einmal

      • Guido Scholzen

        Wo habe ich denn gesagt, die AHA-Regelungen seien unnötig?
        Ja das mit der Maskenpflicht überall find ich wirklich übertrieben.
        Und das Kinder und Jugendliche sich nicht treffen sollen (auch in kleinen Gruppen), ist ein absoluter Missstand, denn diese junge Menschen können eine natürliche Immunität aufbauen ohne Impfung. Die Jugend braucht diese Freiheit, sonst ist sie nicht mehr Jugend. In der Schule sind die doch auch zusammen, warum dann nicht in der Freizeit?
        ect…

        Und wurde nicht im Gesundheitssytem vor Jahren herumgespart, und das Resultat macht sich nun in Corona-Zeiten bemerkbar? Aber die Polit-Heinis nutzen diese Chance eher, um uns einen ‚grossartigen Reset‘ zu präsentieren: Es werden eher Milliarden in sinnlose Windräder investiert als ins Krankenwesen.

        Werte Krankenschwester, ich wünsche Ihnen das Beste in Ihrer Berufung, jedoch glauben Sie bitte ja nicht, das diese Lockdown-Politiker das Gesundheitswesen langfristig stärken wollen, nein, die benutzen es nur, um andere Politik durchzuboxen, die langfristig autoritäre Züge annehmen wird.
        Und dieser Feind ist gefâhrlicher als der Corona-Virus, denn gegen den kann man sich impfen lassen.
        Wer impft uns gegen autoritäre bzw. diktatorische Politik?

      • Walter Keutgen

        Krankenschwester, „Es geht doch nicht um Inzidenz oder R Werte….
        Im Endeffekt, und so wird es auch immer kommuniziert, geht es um die Kapazität der Kliniken.“ Ja, es geht um die Kapazität der Kliniken. Nein, so wird es nicht kommuniziert. Die Reihenfolge ist Anzahl positiv Getesteter, Krankenhauspatienten, Intensivpatienten, Verstorbene, Inzidenzwert und nur manchmal der R-Wert.

  11. Ostbelgien Direkt

    Interessante Analyse von Journalist Gabor Steingart über die Ohnmacht der deutschen Politik, mit der Krise fertig zu werden. Er schreibt: „Deutschland wurde nach 1945 als Anti-Führerstaat konzipiert. Die Gewalten wurden geteilt und auch zerstückelt, sodass niemals mehr ein autoritäres Durchregieren möglich sein sollte. Überall haben die Verfassungsväter noch eine Zusatzsicherung eingebaut. Leadership wird toleriert, aber nicht gewollt. der Pandemie erweist sich die Vielzahl der Gewalten im föderalen Bundesstaat als juristische Fußfessel für jedweden Politiker. Die Regierung regiert oft gar nicht, sondern präsidiert. Der medizinisch-industrielle Sektor ist ein weiträumig vermachtetes Gelände. Kliniken, Ärzteschaft, Pharmaindustrie, Gesundheitsämter, das Robert-Koch-Institut (RKI) und das Gesundheitsministerium funktionieren in getrennt voneinander organisierten Wertschöpfungs- und Befehlsketten. Alle reden mit, aber keiner hat das Sagen.“

    Auch Steingarts Ausführungen zu Angela Merkel sind interessant: „Auch Angela Merkel beherrscht vor allem die Kunst des Drankommens und des Dranbleibens. Die Behauptung, dass sie alles vom Ende her denke, ist eine journalistische Erfindung. Sie ist die große Stoische der Weltpolitik, die ihre lange Kanzlerschaft keiner Vision unterordnet und ihren Erfolg keinem kühnen Wurf verdankt, sondern im Gegenteil ihrer Fähigkeit, abwarten und aushalten zu können. Auch einen Donald Trump hat Merkel nicht bekämpft, nur ausgehalten. Das Unaufgeregte, das Bescheidene und eine beachtliche Leidensfähigkeit addieren sich zu einer politischen Persönlichkeit, die in normalen Zeiten beruhigend wirkt. In Zeiten der Krise aber weiß diese Frau nicht, wo ihr der Kopf steht. Ihr Kompass zittert. Die Nadel spinnt. Nicht nur die Intensivmedizin, auch ihr Regierungsstil zeigt deutliche Symptome der Überforderung.“

    • Vielleicht sollten sie auch Herrn Steingart einmal hinterfragen. Außer populistischen Allgemeinplätzen sind dessen „Analysen“ ziemlich dünn. Auch der Kompass so mancher Journalisten zittert in diesen Krisenzeiten. Müsste Merkel sich nicht mit ihren Ministerpräsidenten herumschlagen, hätte Deutschland die Lage (noch) besser im Griff.
      Alle Zahlen der Krise sind in Deutschland wesentlich besser, als in Belgien, ja fast 2x besser.

  12. Hans Eichelberg

    Danke Ostbelgien Direkt.
    Das muss festgehalten werden:
    „In Zeiten der Krise aber weiß diese Frau nicht, wo ihr der Kopf steht. Ihr Kompass zittert. Die Nadel spinnt. Nicht nur die Intensivmedizin, auch ihr Regierungsstil zeigt deutliche Symptome der Überforderung.“

    Man könnte aber auch sagen, ihr Regierungsstil ist nur bei schönem Wetter erfolgreich.
    Wenn man da an Altkanzler Helmut Schmidt denkt…, der hat dann richtig geleistet, wenn die Krise am Schlimmsten war.

    • Walter Keutgen

      Hans Eichelberg, meinen Sie die Hamburger Überschwemmung Anfang der sechziger Jahre? Ich kann mich nur an seine Fehlleistung, die Stagflation ausgerufen zu haben, erinnern. Ansonsten achte ich Helmut Schmidt.

  13. Das Ding

    Ist die Frau überhaupt noch tragbar? Die sitzen 13 Stunden und beratschlagen, um das wieder zu kippen, was da beschlossen wurde.
    Sie übernimmt die Verantwortung für was?
    Eh @ Krankenschwester, können Sie Ihre Dienste auch mal eben so kippen?

  14. Dow Jones

    Was ein Durcheinander. Gestern meinte noch ein deutscher Kollege, sie hätten den ganzen Tag damit verbracht Produktionspläne anzupassen und Auslieferungen umzuplanen weil der Donnerstag plötzlich zum Ruhetag wurde. Und jetzt wieder alles rückwärts.

  15. Zuhörer

    Die Umfragewehrte sind für die CDU im freien fall. Das war der Hauptgrund für Merkel einen Rückzieher zu machen. Proteste kamen Hauptsächlich aus der eigenen Reihe. Seht ihr endlich, dass wir Wähler auch Macht haben. Was währen Politiker-innen ohne uns. Wenn wir endlich einmal zusammen halten würden, Wäre die Pandemie schnell vorbei. Man hat gesehen, es geht Politikern nur um ihren Selbsterhalt. Alle CDUler hatten Angst ihr Mandat nach der Wahl zu verlieren. Also lieber einen Job im Parlament, als Lockdown. Da kann so eine Pandemie doch wohl nicht so gefährlich sein, wenn ein Politik Job wichtiger ist.
    https://youtu.be/qj-1f5pyqN8

  16. Krankenschwester

    @ sehr geehrter Dax
    Sie werden hier , sicherlich oft zu Recht, als Mann mit fundierten Wissen und Kenntnissen , dargestellt und geschätzt
    Umso weniger kann ich diesen Post von Ihnen gerade Ihnen, nicht nachvollziehen.

  17. Guido Scholzen

    Gestern schrieb ich noch über Inzidenzwerte, oben zu lesen:

    Italien: über 200
    Belgien: 250
    Deutschland: über 100 (und die machen dann Ostern dicht, typisch ‚german Angst‘)
    Frankreich: 300
    Und Schweden hat sage und schreibe 314 !!!!!!

    Anscheinend schiessen die Preussen doch nicht so schnell.

    noch was zum Lesen:
    Coronazis und Loyalisten – Gedanken zur Persönlichkeitsstruktur der treuen Kultanhänger
    von Gunnar Kaiser

    https://gunnarkaiser.substack.com/p/coronazis-und-loyalisten

    • Erleuchtung Jean

      Sehr interessant, Guido Scholzen.

      Coronazis („Coro-Nazis“), also die federführenden Politiker, Funktionäre, Wissenschaftler, Publizisten, Intellektuellen und Prominenten, sind glücklich,…. die Maskenhändler, die in den demokratischen Parteien sitzen, darf man nicht vergessen.
      „Loyale Kultisten“ sind die Mitläufer, die es schon immer gab. Die IQ-Frage sollte natürlich auch gestellt werden oder Bildung, billdung, biltung. pilltung…. ?

      Auszug:
      „Worin besteht nun der entscheidende Unterschied zwischen den „Loyalisten“ und den Coronazis? Besteht ihre Gemeinsamkeit darin, dass sie das Fortbestehen des Kults gewährleisten, so liegt ihr Unterschied in Folgendem: „Die Coronazis, also die federführenden Politiker, Funktionäre, Wissenschaftler, Publizisten, Intellektuellen und Prominenten, sind glücklich, weil es ihnen glänzend geht; dagegen sind die loyalen Kultisten für das Weiterbestehen des Pandemieregimes, obwohl sie leiden und stöhnen und sich unglücklich fühlen.“
      „Die Coronazis haben sich die Hauptprinzipien und Ziele des Pandemieregimes voll zu eigen gemacht, und deswegen unterstützen sie es. Die loyalen Kultisten machen sich, was diese Prinzipien uns hier betrifft, selbst etwas vor und unterstützen das Pandemieregime aufgrund dieses tagtäglichen Selbstbetrugs. Den Verzicht auf Persönlichkeit, Religion, Privatleben und Zivilisation betrachten die Coronazis als Befreiung und Erlösung, die loyalen Kultisten hingegen sehen dies als ein schweres Opfer an.“

  18. Luftikus

    In german Angst und Coronazis scheinst du dich ja auszukennen?
    Da muss man zuerst mal drauf kommen!
    Ach ja, du schaffst ja bei den nicht so schnell schiessenden Preussen!
    An der Quelle saß der Knabe!

  19. Walter Keutgen

    Merkel sprach von übersehenen, rechtlichen Fragen. Ja, das kommt, wenn man die Nacht durcharbeitet und die Vorlagen nicht den Ministerien unterbreitet. Gründonnerstag war doch noch 9 Tage weg. Ich denke, es ging um die außergewöhnlichen „Ruhetage“ in Wirklichkeit wohl „gesetzlichen Feiertage“, weswegen die Industrie dagegen Sturm lief. Und man weiß, die CDU ist eine treue Freundin der Industrie. So wie ich das verstehe ist das Seuchengesetz ein Bundesgesetz – diesen Sommer sogar geändert, um alle möglichen Corona-Maßnahmen aufzulisten –, das vorsieht, dass die Länder die Ausführungsverordnungen beschließen. Nur für „gesetzliche Feiertage“ bedarf es wohl eines Gesetzes, und so was braucht Zeit.

    • …. oder ist es nur Dummheit, Herr Keutgen? – („übersehenen, rechtlichen Fragen“).
      Wenn das bei der Jahreshauptversammlung eines Kleintierzuchtvereinsn nach 5 Bieren passieren würde, na ja.

      Aber bei den politischen Entscheidern …? Dilettanten?

      • Walter Keutgen

        Frage, eine Frage, die ich nicht beantworten kann außer nur Vermutungen dazu abgeben kann. Übermüdung ist eine Möglichkeit. Das andere: Ich denke, es war nur eine Videokonferenz, und denke dazu, das so etwas seine Grenzen hat.

        • Hans Eichelberg

          Evtl. trägt es etwas zur Erhellung bei, gestern im Handelsblatt:

          „Natürlich, Fehler passieren. Aber es handelt sich hier um eine Kanzlerin, die stets bestens präpariert in wichtige Sitzungen ging und alles vom Ende her dachte. Und es geht um das wichtigste, vielleicht sogar das derzeit einzige Thema der Politik überhaupt: die Bekämpfung von Covid-19. Was hier aber mutierte, war nicht nur das Virus, sondern Regierungskunst.

          Zu welch anderem Schluss soll man kommen, wenn nach einer quälend langen Bund-Länder-Konferenz nächtens eine offenbar gestresste Regierungschefin ihren Kanzleramtschef Doktor Braun konsultiert:

          „Helge, hast du noch eine Idee?“

          Der dann prompt von drei zusätzlichen Feiertagen über Ostern redete, so die „Süddeutsche Zeitung“. Irgendetwas muss man ja liefern, wenn die Chefin fragt. Man kommt leider aus dem Staunen nicht heraus. Die klare Präferenz von Merkel für einen temporär härteren Lockdown war ja seit Langem bekannt – und da fand sich keine Gelegenheit, alle Optionen hierfür vorher durchzuspielen?“

          Helge Braun, (Arzt für Anästhesiologie, Intensivmedizin und Schmerztherapie) Chef des Bundeskanzleramtes.

    • Seit 2015

      Seit spätestens 2015 haben die Grünen das Sagen in Schland. Die CDU begeht Selbstmord, gewollt, um den Grünen den Königsweg ins Kanzleramt zu öffnen. Ganz Europa leidet unter dem schland’schen Wahnsinn.

      • Hans Eichelberg

        Frage, – Warum denn nicht? –
        „Versuche in Modellregionen können in dieser Situation keine Alternative zum Lockdown sein“, kritisierte die Vorsitzende des Ärzteverbands Marburger Bund, Susanne Johna, in der „Rheinischen Post“ (Freitag).

        „Die dritte Welle ist bereits im vollen Gange. Ich sehe es kritisch, wenn mit dem Saarland ein zwar kleines, aber doch ganzes Bundesland einen Modellversuch durchführen will.“

        ..meint die Vorsitzende des Ärzteverbands Marburger Bund.
        Aber Wegsperren ist die Alternative, wie vor 500 Jahren?

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