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Chaos bei Corona-Reisebeschränkungen: Brüssel schlägt gemeinsame Kriterien und Schwellenwerte vor

Passagiere verlassen ein Flugzeug am Flughafen Charleroi. Foto: Virginie Lefour/BELGA/dpa

AKTUALISIERT – Für Reisende ist die Vielzahl der unterschiedlichen Corona-Beschränkungen in Europa ein großes Ärgernis. Die EU-Kommission prescht nun mit einem Vorschlag für mehr Koordination vor. Er könnte allerdings auch negative Folgen haben.

Im Kampf gegen das Wirrwarr bei coronabedingten Reisebeschränkungen hat die EU-Kommission den Mitgliedstaaten konkrete Vorschläge vorgelegt.

Das Konzept der Brüsseler Behörde sieht vor, sich schnellstmöglich auf gemeinsame Kriterien und Schwellenwerte für die Einführung von Reisebeschränkungen zu verständigen. Zudem schlägt sie die Erstellung einer EU-Risikogebietskarte und einheitliche Regeln für Reisen in Risikogebiete vor. Bislang gibt es beispielsweise für Reiserückkehrer sehr unterschiedliche Test- und Quarantänepflichten.

29.07.2020, Belgien, Brüssel: Zwei Passagiere in Schutzanzügen schieben ihr Gepäck am Flughafen Brüssel zum Check-In. Foto: Francisco Seco/AP/dpa

Konkret empfiehlt die Kommission zum Beispiel, nur diejenigen Gebiete in der EU als Hochrisikogebiete einzustufen, in denen die Zahl aller innerhalb von 14 Tagen neu gemeldeten Covid-19-Fälle über 50 liegt und der Anteil der positiven Tests an allen durchgeführten Covid-19-Tests drei Prozent oder mehr beträgt oder in dem die Zahl aller innerhalb von 14 Tagen neu gemeldeten Covid-19-Fälle über 150 pro 100.000 Personen liegt.

Von Einreisende aus solchen Gebieten könnte dann verlangt werden, sich 14 Tage lang in Quarantäne zu begeben oder vorzugsweise bei Ankunft einen Covid-19-Test zu machen.

Ob und wenn ja wann die Vorschlägen umgesetzt werden, ist jetzt Sache der Mitgliedsstaaten. Nach einer Vereinbarung von Vertretern der Mitgliedsstaaten soll es zunächst schwerpunktmäßig um die Vergleichbarkeit von epidemiologischen Daten und eine bessere Kommunikation von Beschränkungen gehen.

Bislang entscheidet jedes Land selbst und nach eigenen Kriterien

Aufgrund der bestehenden Unterschiede in der EU und den überwiegend nationalen Zuständigkeiten werde eine engere Koordinierung selbst in diesen beiden Bereichen großer gemeinsamer Anstrengungen bedürfen, sagte ein EU-Diplomat. Es zeichne sich ab, dass die Diskussion über die anderen Themen aufgrund der verschiedenartigen Ausgangsbedingungen in den EU-Mitgliedsstaaten noch sehr viel komplizierter werde.

08.08.2020, Baden-Württemberg, Stuttgart: Reiserückkehrer stehen vor dem Corona-Testzentrum am Flughafen Stuttgart. Foto: Christoph Schmidt/dpa

So ist beispielsweise umstritten, ob es ein einheitliches Farbensystem zur Ausweisung von Corona-Risikogebieten innerhalb der EU geben sollte – unter anderem, weil EU-Staaten mit sehr leistungsfähigen Gesundheitssystemen die Schwelle für Reisewarnungen theoretisch höher anlegen können als andere und EU-einheitliche Risikogebiete die Tourismusbranche noch stärker treffen könnten.

Bislang entscheidet jedes Land selbst und nach eigenen Kriterien, welche anderen EU-Länder oder -Regionen es als Risikogebiet einstuft. So warnt Belgien, Stand: Samstag, 5. September 2020, vor Reisen nach Andorra, Dänemark (wo die belgische Fußball-Nationalmannschaft an diesem Samstag spielt), Finnland, einer Reihe von Regionen in Frankreich (Stadt Paris sowie in die Départements Hauts-de-Seine, Val-d’Oise, Loiret, Gironde, Rhône, Var, Seine-Saint-Denis, Val-de-Marne, Sarthe, Hérault, Alpes-Maritimes, Bouches-du-Rhône),
Kroatien (Provinzen Sibenik-Knin, Brod-Posavina, Zadar und Split-Dalmatien), Rumänien, Spanien (mit Ausnahme von Teneriffa)m Ungarn und Großbritannien (Aberdeen), wie man über die Internetseite des FÖD Auswärtige Angelegenheiten erfahren kann (www.diplomatie.be).

„Wohin kann man noch fahren? Welche Regeln gelten unterwegs? Was muss man nach der Ankunft tun, um auf der sicheren Seite zu sein? (…) Viele Bürgerinnen und Bürger haben jüngst erlebt, dass sich diese Regeln sehr oft ändern“, erklärte Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen zum Vorschlag ihrer Behörde. „Wir brauchen hier mehr Klarheit und Berechenbarkeit.“ (dpa)

24 Antworten auf “Chaos bei Corona-Reisebeschränkungen: Brüssel schlägt gemeinsame Kriterien und Schwellenwerte vor”

  1. Interessant, oder?

    Zukünftig sollen die Nationalstaaten also ihre eigenen Leuchtstifte zur Erfassung der Risikogebiete auf Seite legen.
    Ursula und Mutti Merkel – Deutschland hat ja momentan den EU-Vorsitz inne – haben nämlich einen Malkasten angeschafft, für ein einheitliches Farbensystem mit einheitlichen Farben.
    Bei soviel Einheit der (van der) Laiendarsteller wird mir ganz warm um’s Herz.

  2. Dann sind wir ja gerettet! Dauert dann auch nur 6 Jahre bis die das Ei des Kolumbus gelegt haben, wenn es überhaupt was wird. Seit 15 Jahren gibt es die ECDC. Was haben die eigentlich die letzten Jahre und Monate so gemacht? Hat jemand was von denen gehört? 59.205.000 € Jahresbudget (2019)! Da hätte man vielleicht auch etwas mehr erwartet…

  3. Ostbelgien Direkt

    AKTUALISIERT

    «De Standaard»: Gewirr von Regeln verwirrt EU-Bürger

    Brüssel (dpa) – Zum Ringen der EU-Kommission um eine bessere Koordinierung von Corona-bedingten Einreisebeschränkungen schreibt die belgische Zeitung «De Standaard» am Mittwoch:

    «Ein Gewirr von Regeln, in dem sich die Bürger der Europäischen Union oft verirren. So stellen sich heute die verschiedenen Reisebeschränkungen dar, die von den Mitgliedstaaten verhängt wurden, um eine weitere Ausbreitung der Coronapandemie zu verhindern. Das gefährdet erneut die Freizügigkeit innerhalb des Schengenraums.(…)
    Gemeinsam mit der Europäischen Kommission will Berlin (im Rahmen seiner derzeitigen EU-Ratspräsidentschaft) mehr Kohärenz und Klarheit für die europäischen Bürger schaffen. Wünschenswert wären gemeinsame Kriterien für die Risikobewertung, ein gleiches Farbsystem bei den Warnstufen und einheitliche Regeln bei Quarantänemaßnahmen. (…)
    Die Kommission wird auf der Grundlage der Gespräche in Kürze Empfehlungen an die Mitgliedstaaten aussprechen. Aber Empfehlungen sind nicht einklagbar.»

  4. Interessant, oder?

    Diese Plandemie schränkt die Eigenständigkeit der jeweiligen Nationastaaten noch mehr ein, wie es ohnehin schon der Fall ist. Und es ist GEWOLLT so.
    Der EU-Einheitsstaat unter der Kontrolle einer nicht demokratisch vom Volk gewählten EU-Regierung wird kommen… wenn die EU-Bürger ihn nicht verhindern.
    Viele Menschen haben aber auch kein Problem damit alle nur möglichen nationalen Zuständigkeiten an die EU abzutreten. Hier besteht ohnehin Konsens zwischen den EU- Regierungschefs, wenn da nicht der widerspenstige Ungar Orban wäre…

  5. Mal ne gaaanz blöde Frage…
    Wie sieht es mit Reisen außerhalb Europas aus, kann doch nicht wahr sein dass man diese verbietet. Und für wie lange, und an wen kann man sich wenden für eine aussagekräftige Antwort??
    Nächstes Jahr ist das Virus noch genau so präsent, ich wüsste nicht was sich da ändern sollte, ausser…
    Willst du reisen musst du geimpft sein?!

    • Antikes Sprichwort

      Ich warte auch seit März sehnsüchtig darauf… Nichts, soviel ich weiß.
      Es gibt ein paar Flüge nach links oder rechts, auf jeden Fall nach oben ;-)) Aber nur ganz wenige.
      „Wen die Götter zerstören wollen, den machen sie zuerst verrückt“… DAs ist wohl unser Los.

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