AKTUALISIERT – Er war zu seiner letzten Tour de France gekommen, um als alleiniger Rekord-Etappensieger Eddy Merckx hinter sich zu lassen. Doch am Samstag musste Mark Cavendish aufgeben. Der Sprinter zog sich bei seinem Sturz auf der achten Etappe der 110. Tour de France einen Schlüsselbeinbruch zu. Zudem hat sich eine Schraube aus einer älteren Verletzung in seiner rechten Schulter gelöst. Der Etappensieg von Mads Pedersen geriet fast zur Nebensache.
Mark Cavendish saß mit leerem Blick in einem Kleinbus auf einer Landstraße in der Dordogne. Der Traum vom Aufstieg zum alleinigen Rekord-Etappensieger der Tour de France war wohl aufgrund einer Unachtsamkeit etwa 60 Kilometer vor dem Ziel der achten Etappe zerplatzt.
Der 38-Jährige kam mit dem Spanier Pello Bilbao zu Fall und zog sich offenbar eine Schulterverletzung zu. Die Etappe in Limoges gewann Ex-Weltmeister Mads Pedersen, der den dreimaligen Tagessieger Jasper Philipsen auf Platz zwei verwies.
Im Gesamtklassement gab es an der Spitze erwartungsgemäß keine Veränderungen. Titelverteidiger Jonas Vingegaard wird als Führender durch das Zentralmassiv fahren, sein Vorsprung vor Tadej Pogacar beträgt 25 Sekunden. Dritter ist Jai Hindley.
Bei Cavendish hatte der Arzt der Rundfahrt umgehend eine Bandage angelegt, der knarzende Tour-Funk vermeldete: „Cavendish abandon“ – Cavendish gibt auf. Statt weiter auf den 35. Etappensieg zu hoffen, ging es für die Manx missile zum Röntgen.
Cavendish hatte im Mai bekannt gegeben, seine Laufbahn am Jahresende zu beenden. Der Ex-Weltmeister wollte bei seiner 14. und letzten Tour seine insgesamt 35. Etappe gewinnen. Damit hätte er die Legende Eddy Merckx überflügelt, mit der er aktuell mit 34 Tageserfolgen gleichauf auf Platz eins liegt. Am Freitag war Cavendish in Bordeaux vor den Augen seiner Familie nah dran an einem Erfolg, doch aufgrund eines Problems mit der Schaltung musste er den Belgier Jasper Philipsen noch vorbeiziehen lassen.
Für sein großes Ziel hatte Cavendish vor der Saison noch einmal das Team gewechselt. Da er bei QuickStep keinen neuen Vertrag erhielt und in Fabio Jakobsen übermächtige Konkurrenz hatte, unterschrieb er bei Astana. Seine letzte Tour stand nur im Zeichen des Rekords. „Ich werde es bedauern, dass ich nicht den Moment und die ganzen Tour-Erfahrungen genießen kann. Ich habe aber einen Job zu erledigen“, sagte der Profi von der Isle of Man.
Die Tour-Geschichte des Sprinters war von großen Erfolgen, aber auch immer wieder von Stürzen und Rückschlägen geprägt. 2014 stürzte er beim Grand Départ in Yorkshire gleich auf der ersten Etappe, drei Jahre später nahm ihn Peter Sagan mit einem gefährlichen Manöver im Massensprint aus dem Rennen. 2018 fiel Cavendish in den Bergen aus dem Zeitlimit, in den folgenden beiden Jahren verpasste er die Tour und stand 2020 schon vor dem Karriereende.
QuickStep-Chef Patrick Lefevere bot ihm jedoch einen Vertrag zum Mindestlohn an. Cavendish schlug ein und wurde aufgrund der Formschwäche des Iren Sam Bennett überraschend für die Tour 2021 nominiert. Dort verblüffte der Brite wie zu besten Zeiten, gewann vier Etappen und das Grüne Trikot. Ende Mai gewann er die letzte Etappe des Giro und schraubte sein Siegkonto auf 162 Erfolge. Fraglich, ob weitere hinzukommen.
Vor dem ersten Ruhetag ist noch einmal Spektakel angesagt. Am Sonntag wird erstmals seit 35 Jahren wieder der legendäre Puy de Dôme erklommen. Vingegaard wird versuchen, Pogacar zu distanzieren. Die Gelegenheit dazu bieten vor allem die letzten 4,5 Kilometer mit einer durchschnittlichen Steigung von zwölf Prozent. (dpa)
Nachfolgend ein VIDEO von Mark Cavendish nach seinem Sturz:
💔 Mark… #TDF2023 pic.twitter.com/7CXUazZrbO
— Tour de France™ (@LeTour) July 8, 2023
⏪ A very fast finish in Limoges crowning a very fast Dane. Relive the final kilometer of Stage 8 of the #TDF2023
⏪Une arrivée ultra rapide à Limoges pour couronner un Danois ultra rapide. Revivez le dernier kilomètre de la 8e étape du #TDF2023 pic.twitter.com/dUvWivK4d5
— Tour de France™ (@LeTour) July 8, 2023
Bitter für Mark Cavendish so auszuscheiden. Aber auch dem jungen Belgier Steff Cras ereilte das gleiche Schicksal wegen eines unaufmerksamen Zuschauers, der ihm zu Fall brachte. Cras belegte den 13. Platz im Gesamtstand und freute sich auf die heutige Etappe mit Bergankunft, wo er weitere Plätze gut machen wollte. Schrecklich das Bild, als er weinend in den Krankenwagen geschoben wurde.