Kultur

Der Eupener Kulturschöffe Pommée im Interview: „Programm des Alten Schlachthofs ist nicht elitär“

Der Eupener Kulturschöffe Nicolas Pommée (r) mit dem Geschäftsführer der VoG Chudoscnik Sunergia, René Janssen (l) bei einer Pressekonferenz im Alten Schlachthof am Mittwoch. Foto: Helmut Koch

AKTUALISIERT – Wie berichtet hat der Verwaltungsrat der Autonomen Gemeinderegie (AGR) Tilia für weitere vier Jahre den Betrieb des Regionalen Kulturzentrums Alter Schlachthof an Chudosnik Sunergia vergeben. Darüber sprach „Ostbelgien Direkt“ mit dem Eupener Kulturschöffen Nicolas Pommée (OBL).

Die VoG Chudoscnik Sunergia hatte als einzige Organisation ein vollständiges Angebot eingereicht, das alle von der AGR Tilia festgelegten Kriterien erfüllt. Aus diesem Grund wurde beschlossen, den Betrieb des Kulturzentrums für den Zeitraum vom 1. Januar 2026 bis zum 31. Dezember 2029 erneut an Chudoscnik Sunergia zu übertragen.

OD: Herr Pommée, wie erwartet hat Chudoscnik Sunergia den Zuschlag für weitere vier Jahre als Betreiber des Alten Schlachthofs bekommen, allerdings erst im zweiten Anlauf. Weshalb so viel Skepsis? Gab es finanzielle Bedenken oder auch Bedenken inhaltlicher Art? Man weiß ja, dass der Geschäftsführer von Chudoscnik Sunergia letztes Jahr auf der Liste von Ecolo für die PDG-Wahl kandidierte.

Nicolas Pommée ist Kulturschöffe und zugleich auch zuständig für die AGR Tilia. Foto: Helmut Koch

Nicolas Pommée: Es handelte sich bei der Vergabe um eine öffentliche Ausschreibung. Jeder, der die Kriterien erfüllt, muss berücksichtigt werden. Erwartbar bzw. vorhersehbar ist bei solchen Ausschreibungen selten etwas. Die Tatsache, dass es eine zweite Ausschreibung gab, hat übrigens nicht das Geringste mit Skepsis zu tun – ganz im Gegenteil.

Es geht vielmehr darum, inhaltliche und wirtschaftliche Kriterien der eingereichten Angebote zu bewerten, in Verhandlung zu gehen und einen möglichst passenden Vertrag für beide Seiten zu erstellen. Im ersten Anlauf gab es keine Einigung hinsichtlich des finanziellen Rahmens, weswegen der Verwaltungsrat der AGR Tilia eine Neuausschreibung mit angepasstem Finanzrahmen beschlossen hat.

Irgendwelche Vorurteile auf Grund politischer Engagements darf es und hat es in diesem Kontext nicht gegeben. Ein solches Vergabeverfahren ist eine klar reglementierte Prozedur, die von der AGR Tilia minutiös eingehalten wurde. Hier spielen politische Engagements von Einzelpersonen überhaupt keine Rolle.

Eine Außenansicht des Alten Schlachthofes am Rotenberg. Foto: OD

OD: Künftig soll es einen Programmbeirat geben. Hört sich ein bisschen nach Aufpasser an. Soll der Programmbeirat dafür sorgen, dass das Kukturangebot von Chudoscnik Sunergia weniger elitär, dafür aber volksnäher ist als in der Vergangenheit?

Nicolas Pommée: Der Programmbeirat ist eine Vorgabe der Aufsichtsbehörde an die beiden regionalen Kulturzentren. Den haben wir uns nicht ausgedacht, werden ihn aber selbstverständlich gemeinsam mit dem Betreiber umsetzen und hoffen daraus Mehrwerte bei der Erstellung des Programms entstehen zu lassen. Er hat eine beratende Funktion. Das Programm von Chudoscnik erstellen in der Regel deren Mitarbeitende zusammen mit einem großen Team von Ehrenamtlern.

Ich persönlich sehe nicht ansatzweise, wo das bisherige Programm des Alten Schlachthofs elitär wäre. Sie decken die gesamte Breite des kulturellen Spektrums ab, geben den Raum für Veranstaltungen und Konzerte in allen verschiedenen Genres, von Classic und Jazz bis hin zu Rock, Punk und Electro. Sie veranstalten Partys für Jugendliche, Karnevalistische Veranstaltungen und Sitzungen für jung und alt, sind Raum für Ausstellungen, Versammlungen und Erwachsenenbildung. Ich sehe da ehrlich gesagt keinerlei Raum ihnen vorzuwerfen, sie wären elitär.

Chudoscnik-Geschaftsführer René Janssen (l) und Kulturschöffe Nicolas Pommée (r). Foto: Helmut Koch

OD: Gibt es nicht zu viele Kulturanbieter oder -veranstalter? Neben Chudoscnik Sunergia gibt es noch KultKom, Eastbelgica, Meakusma, IKOB, Irene K. und noch einige im Süden. Ist das nicht des Guten zuviel für ein kleines Gebiet wie die DG? Wäre es nicht besser, wenn einige Kulturanbieter fusionieren würden?

Nicolas Pommée: Hierzu kann ich Ihnen nur antworten: Jeder Kulturveranstalter, der es schafft, trotz immer schwieriger werdenden Rahmenbedingungen ein Kulturangebot auf die Beine zu stellen und Menschen für Kultur zu begeistern, hat in meinen Augen seinen Platz in Ostbelgien. Wir haben ein breites Angebot, das von großem (auch ehrenamtlichem) Engagement zeugt.

Unser Ziel muss es immer sein, dieses Angebot zu erhalten und in dem Maße zu fördern, wie wir es uns leisten können. Hier sehe ich Kooperationen zwischen den verschiedenen Kulturanbietern natürlich immer als das beste Mittel und genau diese gibt es bereits flächendeckend in fast allen Bereichen, sei es bei der Erstellung gemeinsamer Flyer, der Nutzung von Räumen oder Kontakten und der Absprache von Programmen. (cre)

45 Antworten auf “Der Eupener Kulturschöffe Pommée im Interview: „Programm des Alten Schlachthofs ist nicht elitär“”

            • Geh doch einfach mal auf http://www.meakusma.org, klick oben rechts aufs Menü, stöber ne halbe Stunde durch die ganzen Projekte, check nebenbei die Followerzahlen auf den Socials und überleg, ob die investierte Förderung wieder in die Region zurückkommt. Falls du dir dazu kein Bild machen kannst, gibt’s im Netz jede Menge Studien, die das zeigen.

            • Besorgte Mutter

              @Blob, wie bitte, die kriegen 223.000€ von der DG?
              Also, ich habe mir gerade mal auf der Wenseite dieser VoG umgeschaut und ich weiß echt nicht ob ich einen Lachkrampf bekommen soll oder das Innere nach außen kehren soll. Dazu kommt, dass deren Webseite anscheinend nur in englischer Sprache gehalten ist.
              Ich bin einfach nur wütend, auch richtig wütend, dass unsere Steuergelder für so einen kulturellen Müll aus dem Fenster geworfen werden. Ich kann gut verstehen, dass in dem Video kaum Publikum zu sehen ist.
              223000€, ich fass es einfach nicht.
              Klar, wenn man Geld für so etwas ausgibt, dann ist die Pleite vorprogrammiert!

                • Besorgte Mutter

                  @WK, wenn die Kultur sich selber nicht durch Eintrittsgelder, Konsum und Sponsoring trägt, dann ist dies der Beweis dafür, dass die Darstellungen die Menschen nicht erreicht und dann müssen die Künstler damit leben, dass sie mit wenig Geld für ihre Werke auskommen müssen, und zwar genauso wie der Handwerker der eine Arbeit anbietet die kaum jemand will.
                  Gleiches Recht und Plichten für alle!

                  • Besorgte Mutter, auch die Handwerker bekommen indirekt Subventionen, so der, der bei mir Doppelverglasung installiert hat. Tatsache ist, dass das zusätzliche Kulturzentrum in Eupen sechzig Jahre gewartet hat. Aber braucht Eupen davon zwei oder drei? Das hätte man sich vorher überlegen müssen. Was schlagen Sie denn vor – oder Balter –, verkaufen, abreißen oder leer stehen lassen? Das Problem wie für Meakusma ist das Überangebot, siehe „Überangebote (23/10/2025 13:18)“, das entstanden ist. Sieht so aus, als wenn Leute, die etwas auf die Beine stellen, einfach zur Stadt oder DG gehen können und eine Subvention erhalten. Es scheint diesbezüglich keine Planung zu bestehen, genauso wenig wie für leer stehende Gebäude.

                    Historisch hat es nie 100% den von Ihnen beschriebenen, freien Markt in der Kultur gegeben. Bach war von der Stadt Leipzig angestellt und die Leipziger konnten sonntags seine Messen hören. Haydn war von Fürst Esterhazy angestellt und ich gehe mal davon aus, dass nicht jeder Zugang zu dessen Schloss hatte. Mozart war freiberuflich in Wien tätig und nur Leute, die das bezahlen konnten, kamen zu den Konzerten. Als seine Musik nicht mehr gefiel („zu neu“), blieben die Leute aus und, da er nichts gespart hatte, konnte er sich keinen Arzt leisten und verstarb. Ähnlich ist es mit Gemälden, die bei uns für alle sichtbar in katholischen Kirchen aufhingen und im Geheimen bei den Herrschenden. Statuen standen zum Glück auch im öffentlichen Raum. Alles letztendlich mit Steuern bezahlt.

  1. Gieskannensozialismus

    Ja Kultur ist schön. Aber hier treten Vereine in Konkurrenz zu anderen Horecabetrieben. Eine Gemeinde oder die DG sollten nicht dazu da sein, solche Veranstaltungsorte zu betreiben. Eigentlich hätte die aktuelle Politik genug mit anderen Baustellen zu tun.

    • Gieskannensozialismus, dann benennen Sie mal Horecabetriebe, die Tanz, Musik, Theater oder Bildausstellungen anbieten. Ich denke mal, Haus Zahlepohl in Raeren, das ist es dann. Europaweit spielt die öffentliche Hand da Mäzen, mit dem Unterschied zu früheren Mäzenen, dass diese sich das für sich behielten. Es kommt auf die tatsächlichen Zahlen an. Leider ist es so, dass in guten Zeiten die öffentliche Hand sehr freigebig ist und nicht daran denkt, dass einmal schlechtere Zeiten kommen werden. Chudosnik Sunergia zeigt nicht nur eigene Produktionen im Alten Schlachthof, sondern bietet zu dem Zweck anderen Räume und Personal an.

      • Peter Müller

        Mit Geld anderer Leute kann ich auch viel auf die Beine stellen.
        Künftig soll es einen Programmbeirat geben. Hört sich ein bisschen nach Aufpasser an.

        Arbeiten die denn auch um sonst ??.

  2. Überangebote

    Was man am Angebot der verschiedenen professionellen und hochsubventionierten Kulturanbieter bemängeln kann, ist die Tatsache, dass sie nicht optimal aufeinander abgestimmt sind. Inzwischen gibt es zu viele Konzertreihen, statt dass jeder Anbieter sich auf seine Nisch(en) spezialisiert. So finden inzwischen regelmäßig Jazzkonzerte u.a. Events statt, die sowohl von Sunergia als auch von KultKom, Eastbelgica und sogar vom OBF veranstaltet werden. In einer Großstadt ist das nicht unbedingt ein Problem, bei uns auf dem Land schon eher. Statt dass ALLE ALLES machen, wäre weniger mehr. Vor allem könnte man respektable Einsparungen erzielen und die Vorfreude auf manches Konzert wäre ungleich größer.

  3. Pensionierter Bauer

    Was ich nicht verstehen kann und auch nicht will, dass ist die Tatsache, dass auf der einen Seite jeder davon spricht was doch für tolle Arbeit von den Kulturvereinigungen geleistet wird, auf der anderen Seite sich aber die von denen organisierten Veranstaltungen vorn und hinten nicht selber finanziell zu tragen scheinen. Ich denke daran, dass solche Veranstaltungsräume bis in die 90er Jahre hinein durchaus gewinnbringend privat betrieben werden konnten. Was ist den drei vergangenen Jahrzehnten schief gelaufen?

    • Aufdeckung

      Herr Bauer! In den etagen läuft seit langem vieles schief! Das ersieht man am Rekordschuldenstand der DG! Jede Menge an „Unterorganisationen und Vereinigungen“ sind bei uns am rudern. Von der VHS bis Kaleido, von der Eiche bis zum Unkraut, vom Stadtmarketing zum Triangel, von Los bis ich weiss nichts mehr! Alle wollen bedient werden und betteln drum. Unser MP denkt an seine Wiederwahl, und zögerte nicht lange! Jetzt machen sie lange Gesichter, denn so wie bisher, dass war einmal!

  4. Besorgte Mutter

    @Pensionierter Bauer, ich gehe mal einfach frech davon aus, dass sie auch vor rund fünfzig Jahren schon auf Bällen und Partys unterwegs waren.
    Damals organisierten Vereine immer wieder Tanzveranstaltungen um ihre Vereinskasse aufzubessern und die Stimmung war meistens sehr gut. Irgendwann kam die DG ins Spiel und zur Dorfkirmes musste plötzlich zuerst ein Konzert mit langweiligen Stücken gespielt werden, damit die Gage von der DG übernommen wurde.
    Viele Veranstaltungen im alten Schlachthof sind Nischenprodukte, und diese ziehen meistens nur eine kleine Minderheit an, die zudem nur sehr wenig konsumieren. Dies kann man zB. bei Jazzkonzerten gut beobachten.
    Ich weiß auch nicht warum heute alles Mögliche von anerkannten und bezuschußten Organisationen abgehalten werden muss, denn wir machten es alles als ehrenamtliche Vereinsmitglieder.

  5. Es ist schon komisch wie die Wahrnehmung einem oft einen Streich spielen kann. Ich war mehrmals da, aber wenn ich nicht hätte gehen „müssen“, dann wär ich nie dahin gegangen. Kein Parkplatz… damit fängt es ja schon an.

  6. Peter Müller

    Wie kurz muss man denken. Wo bekommen sie einen Parkplatz vor derTüre ?.Noch nicht mal vor der eigenen Haustür. Gehen sie zur AS, Bank, Markt, Krankenhaus oder, da müssen sie eventuell auch 100 zu Fuss gehen. Egal wo sie hin wollen wird sehr oft nicht ein Parkplatz vor Ort zur Verfügung stehen. Was sind wir für eine arme, unzufriedene, faule, egoistische Gesellschaft geworden. Einige würden sowieso besser bei Veranstaltungen den Wagen zuhause lassen, wegen dem Alkohol.

  7. ne Hondsjong

    Die größte Frechheit finde aber die Preise der Getränke, 3€ pro Getränk ist schon happig, ein alkoholfreies Bier kostet aber 2 Getränkemarken das macht dann 6 € das ist reiner Wucher !

    • ne Hondsjong, Peter Müller, wäre schön, wenn wir zu wissen kriegen welche Veranstaltung es war. Aber, wenn man erwartet, dass die Veranstalter sich auch über Getränkekonsum finanzieren, was soll man sich da beklagen.

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