Zwischenruf

BRF hat es schwer, macht es sich aber zu leicht

Am Karnevalswochenende hat „Ostbelgien Direkt“ darauf hingewiesen, dass es weder am Sonntagnachmittag noch am Rosenmontag im Hörfunkprogramm des BRF Liveschaltungen zu den Karnevalsumzügen gegeben hat. Stattdessen lief nonstop und ohne Moderation ein Band mit närrischer Musik – sehr zum Bedauern vieler älterer und kranker Menschen, die es genossen hätten, etwas von der Atmosphäre draußen mitzubekommen. Aus Spargründen war ihnen dies in diesem Jahr nicht gegönnt.

Natürlich ist es löblich, dass der BRF spart. Das hat er in der Vergangenheit vielleicht zu wenig gemacht. Doch wo soll er sparen? Bestimmt nicht an Liveübertragungen von Karnevalszügen, die einen Höhepunkt im Veranstaltungskalender von Hunderten Vereinen oder Tausenden Menschen darstellen und zudem ein wichtiger Faktor für den ostbelgischen Tourismus sind.

Am Altweiberdonnerstag live vor Ort

Es stimmt, dass bei den Liveeinblendungen von den Karnevalszügen die Kommentare und Interviews selten originell sind. Die Jecken sind immer „außer Rand und Band“, und die Stimmung ist bombig. Ja und? Das ist immer so bei Traditionsveranstaltungen, die Titel in der Zeitung und im Internet sind auch nicht origineller. Trotzdem wären viele Menschen froh über die eine oder andere Liveschaltung gewesen.

Ich erinnere mich noch gut, wie meine Mutter am Karnevalssonntag und am Rosenmontag stundenlang im Sessel saß und sich bei einem „Puffel“ und einer Tasse Kaffee an der Liveübertragung von den ostbelgischen Karnevalszügen im BRF-Hörfunk erfreute. Sie hat diese Stunden genossen.

Dass es geht, wenn man denn will, hat sich am vergangenen Altweiberdonnerstag gezeigt, als sich BRF-Reporter live von den verschiedenen ostbelgischen Karnevalshochburgen meldeten. Rundfunk ohne Moderation und nur mit Musik aus der Konserve taugt nicht viel.

Sind Fotostrecken Aufgabe des BRF?

Den gleichen Fehler hatte der BRF bereits im Oktober 2012 gemacht, als er ebenfalls des lieben Geldes wegen auf Wahldebatten mit Publikum verzichtete.

Übrigens, es ist ja nicht so, dass der BRF am Karnevalssonntag und Rosenmontag nichts gemacht hat. Die Fernsehteams des Senders waren unterwegs, doch deren Aufnahmen bekommt man erst am Abend des Karnevalsdienstag zu sehen. Auch hat der BRF fleißig Fotos gemacht für Bilderalben von den wichtigsten Karnevalsumzügen, so wie dies auch Grenz-Echo, „Ostbelgien Direkt“ und eine Vielzahl von Berufsfotografen getan haben. Aber ist dies die Aufgabe eines öffentlich-rechtlichen Rundfunksenders? Der kann und sollte vielmehr das machen, was andere nicht machen können, oder?

Gewiss, der BRF hat es jetzt, wo für ihn die fetten Jahre vorbei sind, schwer – andererseits macht er es sich zu leicht.

GERARD CREMER

Siehe auch Artikel und Kommentare „Sonntagsumzüge bei Schnee und Sonne – aber ohne BRF“

 

10 Antworten auf “BRF hat es schwer, macht es sich aber zu leicht”

  1. Ich habe den Eindruck, der neue BRF-Direktor hat bis zu seiner Ernennung kaum den BRF gehört, sonst würde er die Programmkürzungen etwas „gefühliger“ machen. Und/oder er wird einfach nur schlecht beraten…
    Vom wirtschaftlichen Standpunkt aus kann ich den Verzicht auf die Radio-Direktübertragungen allerdings gut verstehen, denn
    – wie groß ist die „Kundschaft“, die effektiv an den Geräten sitzt? Die meisten sind ja wohl selber unterwegs.
    – wieviele Reporter muss man aussenden, um diese Übertragungen zu gewährleisten? Die fehlen ja wegen Freizeiten dann für viele Stunden für die andern Aufgaben in den Redaktionen/Moderationen in den Folgewochen…

    Die TV-Bilder lassen sich aber hinterher leichter „zusammenschneiden“ und können von einem einzigen Kommentator vor der Aussendung vertont werden. Dabei kommt die Live Stimmung natürlich nicht mehr so gut rüber. Also, ein schwieriger Spagat für die Verantwortlichen…

    Meine Meinung : das BRF-TV, großes Hobby des früheren Medienministers und heutigen MPs, hätte man nie anfangen sollen, bzw. man sollte es unter den jetzigen schwierigen Bedingungen des BRF etwas „eindampfen“. Eine Art „Wochenschau“ mit den wesentlichen Ereignissen könnte ja auch ausreichen. Da schickt man die Woche über nur Kameras raus (ähnlich wie jetzt zu Karneval) und vertont die Sendung dann im Studio, Politikerinterviews inklusive… ;)

    • Kommentator

      @Zappel: Ich denke auch, dass der BRF Schwerpunkte setzen muss, nur muss er die richtigen setzen. Es könnte sein, dass die tägliche TV-Sendung für ihn ein „Klotz am Bein“ wird. Fernsehen ist aufwändig und teuer.

    • Das wäre Radio Sunshine nicht passiert, und die haben das alle sogar ehrenamtlich gemacht…
      Wo waren denn die neuesten ostbelgischen Karnevalsschlager zu hören? Sonst immer bei Radio Sunshine, aber der BRF hat so gut wie nichts gebracht… Schade finde ich das auch für die ostbelgischen Künstler…. Stattdessen lief im BRF alte Schinken von anno dazumal und ab und zu mal ein neues Lied… da kam ja gar keine richtige Stimmung auf…. Für mich war das schon peinlich, was der BRF da gebracht hat….

  2. Wie viele “Jecke”, warten auf eine Reportage,über die verschiedenen
    Karnevalsumzüge der Region.Nicht nur die,die Arbeiten müssen.Sondern
    auch KRANKE,BEHINDERTE Menschen,welche das Bett,bzw.Haus nicht
    mehr verlassen können.
    Die Verantwortlichen,die solch eine Entscheidung treffen, sollten sich auch einmal in ihre “Haut” versetzen.
    Kurzum:Der BRF sollte sich schämen!
    Aber selber große Feste feiern im Graffiti usw.ein WIEDERSPRUCH in sich.Der BRF muss sparen……Ha,ha
    Ein dreifach:Oepe Vera…..

    • Ganz genau…. An die älteren, kranken und behinderten Menschen denkt man überhaupt nicht… Aber nicht nur der BRF sollte sich schämen, sondern auch die DG , besonders der Medienrat, der die Schliessung von Radio Sunshine veranlasst hat und auch noch Falschmeldungen in der Öffentlichkeit verbreitet haben soll, wie hier und da erzählt wird… Warum hört man nichts mehr vom Medienrat zum Thema Sunshine? Wird wohl seine Gründe haben…
      Auf jeden Fall ist solch ein Verhalten, besonders gegenüber den älteren, kranken und behinderten Mitmenschen unverzeihlich und respektlos… Und vom BRF hätte man viel mehr erwarten können zur Karnevalszeit… Auch wenn Einsparungen an der Tagesordnung sind, ich denke dass die Organisatoren sich nicht bewusst sind, welche Fehler Sie da machen…. Ganz einfach Mangel an Organisation!

  3. @ Buhmann: die alten Schinken laufen schon jahrelang an Karneval auf BRF.

    Zum Glück gibt es Internetradio, ich habe die ganze Zeit Radio Sunshine gehört.

    Der Oberknaller war aber noch die karnevalistische Hitparade.

    Mitten im Lied wurde abgebrochen und das nächste Lied vorgestellt. Wie soll man denn da in Karnevalsstimmung kommen??

  4. BaraqueMichel

    Ich finde es schlichtweg blamabel, wenn eine öffentlich-rechtliche Anstalt, wenngleich auch die kleinste Europas, fünf Tage lang beide Programme zusammenschaltet, um über weite Strecken abgehalfterte Stimmungsmusik laufen zu lassen. Das hätten wirklich die freien Sender anno 1984 noch besser gemacht :-(

  5. Na dann ist es jetzt ja an der Zeit, BRF2 und Radio700 so wie bei 100,5 zu verkuppeln. Schlimmer kann es ja nicht mehr werden. Die Reduktion der Sender/Stromkosten und die Redakteursersparnisse helfen schnell weiter.

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