Gesellschaft

Bestseller-Autorin Silke Müller über den digitalen Schulalltag: „Müssen Kinder viel radikaler schützen!“

Veranstaltungsort Kloster Heidberg. Foto: CSP

AKTUALISIERT – Am vergangenen Donnerstag weilte die „Spiegel“-Bestseller-Autorin und niedersächsische Digitalbotschafterin Silke Müller auf Einladung von CSP-Parteipräsident Jérôme Franssen im Kloster Heidberg in Eupen, um über die Gefahren im digitalen Schulalltag unserer Kinder und Jugendlichen zu reden.

Nach einem Impulsvortrag diskutierten Silke Müller, die PDG-Abgeordnete Stephanie Pauels (CSP) und der Direktor der Lokalen Kriminalpolizei, Ralf Niggemann, die Thematik in einem Panel, ehe abschließend die über 150 Anwesenden die Gelegenheit hatten, Fragen zu stellen.

Im Mai 2023 veröffentlichte Silke Müller ihren Bestseller „Wir verlieren unsere Kinder! Gewalt, Missbrauch, Rassismus: Der verstörende Alltag im Klassenchat“, mit dem sie unter anderem bei Markus Lanz zu Gast war (siehe VIDEO unten).

Digitalbotschafterin Silke Müller bei ihrem Impulsvortrag im Kloster Heidberg. Foto: CSP

Als Schulleiterin der Waldschule Hatten (nahe Oldenburg) in Niedersachsen erlebt Silke Müller tagtäglich aus nächster Nähe den digitalen Alltag unserer Jugendlichen und die daraus entstehenden Probleme: Von Cybermobbing über Sexting, bis hin zur Verbreitung illegaler Inhalte, Folterungs- oder Enthauptungsvideos.

Ihr klarer Apell: Im Zeitalter von Social Media, YouTube, Twitch und TikTok müssen wir uns als Gesellschaft auch mit den Gefahren des ungefilterten Konsums von Internetinhalten auseinandersetzen. Ansonsten verrohen unsere Kinder. Politik, Eltern und Gesellschaft dürfen nicht länger wegschauen, sondern müssen die Inhalte, die Kinder täglich konsumieren, kritisch hinterfragen. Eine wertegeleitete und emphatische Medienbildung sowie eine digitale Ethik sind längst überfällig.

Hier sei auch die Europäische Union gefragt, bemerkte Silke Müller mit Blick auf den im Publikum sitzenden Europaabgeordneten Pascal Arimont (CSP-EVP).

In seiner Reaktion betonte Pascal Arimont, die Notwendigkeit auf europäischer Ebene,  effiziente Gesetze zur Sicherung der Kinder und Jugendlichen im digitalen Raum zu schaffen, gerade aufgrund der Schnelllebigkeit von Trends, brauche es einen flexiblen, aber effizienten Rechtsrahmen, der Bedrohungen früh erkennt und rasch aus dem Verkehr zieht, so Arimont.

CSP-Präsident und PDG-Spitzenkandidat Jérôme Franssen. Foto: CSP

In der anschließenden Paneldiskussion schilderte die PDG-Abgeordnete Stephanie Pauels (CSP) die Situation an ostbelgischen Schulen. Laut Rückmeldungen aus den Sekundarschuldirektionen gebe es Cybermobbing, Gewaltvideos und Sexting leider auch an ostbelgischen Schulhöfen. Dabei bestehe die größte Herausforderung für die Problembekämpfung darin, das Problem überhaupt erst zu erkennen: Die Privatgeräte der Jugendlichen lassen sich nicht ohne Weiteres einsehen. Umso wichtiger sei es, die Jugendlichen zur Mündigkeit und Verantwortung zu erziehen. Es brauche Courage und Vertrauen, belastende Themen offen anzusprechen, so Stephanie Pauels. Auf bildungspolitischer Ebene müsse endlich eine echte Digitalisierung des Schulalltags erfolgen, inklusive umfassender und empathischer Medienethik. Die reine Technisierung des Unterrichts (bspw. das Ausstatten mit Laptops) reiche nicht aus.

Ein besonderer Fokus gelte zudem der Präventionsarbeit in den Sekundarschulen. Obwohl bereits verschiedene Programme existierten, brauche es mehr zeitliche und personelle Ressourcen.

Die Bedeutung der Prävention betonte auch der Panelteilnehmer Ralf Niggemann, Direktor der Lokalen Kriminalpolizei der Polizeizone Weser-Göhl. In den vergangenen Jahren sei die Anzahl der Straftaten im digitalen Raum enorm angestiegen. Das Schritthalten werde zur Herausforderung für die Behörden. Weil in Ostbelgien vergleichsweise selten Fälle zur Anzeige gebracht würden, werde der überwiegende Großteil digitalen Fehlverhaltens als Dunkelziffer nicht erfasst, so Niggemann.

Die CSP-Abgeordnete Stephanie Pauels. Foto: CSP

Im Anschluss an die Fragerunde mit den über 150 anwesenden Gästen bilanzierte Gastgeber und CSP-Parteipräsident Jérôme Franssen die Ergebnisse des Austauschs.

Die heutigen Missstände sind laut Franssen unter anderem auch das Resultat verpasster Weichenstellungen und falscher Prioritätensetzung durch die Politik. Zu lange sei nichts getan worden. Vieles aus der digitalen Lebenswelt unserer Jugendlichen sei bislang nicht ernst genommen worden, werde kleingeredet oder nicht als problematisch wahrgenommen. Das Resultat müssten wir heute leider feststellen! So könne es nicht weitergehen, es müsse eine Antwort seitens der Politik erfolgen.

Dazu Jérôme Franssen (CSP): „Unsere Welt hat sich gewandelt und so sollte es auch die Schule tun. Wir müssen Schulbildung insgesamt neu denken und ins 21. Jahrhundert bringen, ohne dabei auf ‚Kuschelpädagogik‘ zu setzen oder den Leistungsgedanken über Bord zu werfen. Hier liegt die Lösung in der Mitte: Bewährte Bildungsinhalte und -methoden müssen mit Ansprüchen der neuen Realität in Verbindung gebracht werden. Es muss uns gelingen, das Beste aus beiden Welten zu vereinen: sowohl das Bewährte und Essenzielle (Lesen, Schreiben, Rechnen) als auch das Neue, wie die 4K-Kompetenzen: Kommunikation, Kollaboration, Kreativität und kritisches Denken. Damit die Schulbildung ein echtes Sprungbrett ins Leben wird, müssen wir Bewährtes erhalten und gleichzeitig eine Neuausrichtung auf die Realität des 21. Jahrhunderts vornehmen. Für diesen Kurs steht die CSP Ostbelgien. Das ist unsere Bildungsvision, nicht erst für 2040, sondern für 2024!“

Nachfolgendes VIDEO zeigt Schulleiterin Silke Müller zu Gast bei Markus Lanz:

33 Antworten auf “Bestseller-Autorin Silke Müller über den digitalen Schulalltag: „Müssen Kinder viel radikaler schützen!“”

  1. Die Schattenseiten ?!

    Fakt ist, durch die Digitalisierung sind die Kids ( z.B. PDS ) nicht mal mehr in der Lage bei ihren Studenten Jobs auf z.B. Terassen ( Horeca ) 3 x 2,3o€ im Kopf zu rechen und beim Eingeben ins Handy machen die auch noch Fehler und es kommen Summen wie 9,63€ raus und die Kids bemerken den Fehler nciht mal.

    Sorry, und solche PFEIFFEN Regieren uns später.
    Diese Kids sind durch den Scheiß schon Hirntot bevor die Schule zu ende ist.

    Und nein es ist kein Einzelfall, sondern die REGEL !

    Kein Wundere dass so viele Hirnlose Klimakleber und UmweltSpinner auf der Strasse kleben, zu mehr sind di ja nicht in der Lage.

    Das mitführen von Handys sollten in Schulen GRUNDSÄTZLICH VERBOTEN sein !
    Die solen was Lernen und nicht Zocken odeer Chatten !

    Ihr wollt dass die Kids was Lernen ! ?

    Verbietet so einen Scheiß wie TIKTOK und Co.

  2. 9102 ANOROC

    Nanu , wenn starke Frauen schreiben , möchte wohl keiner das Risiko eingehen, den ersten Schritt zu machen.-)
    Persönlich bewundere ich ja ihren Einsatz , obwohl mir dieser eher wie ein harter Kampf erscheint.
    Das liegt zum einen an die Neugierde der Kinder , die auch gerne zu dritt oder noch mehreren , auf ein Smartphone schauen , wenn beispielsweise es den jüngeren nicht gestattet ist , das Smartphone mit in die Schule zu nehmen und sich schon auf dem Schulweg, oder nach der Schule , über manche Inhalte amüsiert wird , oder auch schockiert ist.
    Zum anderen liegt es auch an Politik und Wirtschaft , denen es z.B völlig gleichgültig ist das Fortschritt auch Arbeitsplätze vernichtet .
    Bestes Beispiel ist die künstliche Intelligenz , die mit dem Fortschritt den wir bisher Kanten nichts mehr gemeinsam hat.
    Und weil man eben so denkt , kann man von diesen beiden Seiten für Ihr Anliegen schon überhaupt keine Unterstützung erwarten.
    Es ist schon ein trauriger Unterschied , wie unsere Generation als Kind aufgewachsen ist , im Vergleich mit der jetzigen , oder die zukünftigen Generation.
    Es wird wohl leider immer schwieriger werden den Kindern begreiflich zu machen dass man nicht immer On sein muss , wenn Beruf und Hobbys nur noch durch das On sein geprägt sein werden , oder schon sind.

    Ich wünsche Ihnen trotzdem viel Erfolg und dass sie möglicherweise sogar bei der Industrie Gehör finden.
    Obwohl das bei der Industrie, ja leider immer nur dann funktioniert , wenn sie etwas daran verdienen kann.

    Ein Smartphone speziell entwickelt für Kinder?
    Die Informationen erlauben , bei denen sie etwas lernen können , bzw alles mögliche sperren , das für Kinder nicht geeignet ist und von den Eltern nur noch das Alter des Kindes eingegeben werden muss, um das ganze gerecht zu gestalten ?

    War nur eine Idee , die Sie vielleicht auch schon aufgegriffen haben und ich nicht darüber informiert bin;
    weil ich gestehen muss , das Video noch nicht gesehen zu haben und auch noch kein Buch zum Thema gelesen habe. Hole es aber eventuell noch nach.
    Wünsche wie schon erwähnt , viel Erfolg .

  3. Zu diesem Thema sehr lesenswert das Buch von Prof. Dr. Dr. Manfred Spitzer
    Digitale Demenz: Wie wir uns und unsere Kinder um den Verstand bringen.

    Selbst die Schweden als digitale Vorreiter haben erkannt, dass durch Laptop-Lernen wichtige Fähigkeiten nicht mehr vermittelt werden.

  4. Krisenmanagement

    Wie will eine Deutsche Beamtin, die alle C-Massnahmen gutgeheissen hat , als Vorbild für die Bildung funktionieren. Natürlich ist klar, dass Handys im Unterricht nichts zu suchen haben. Ich habe in einer flämischen Schule im Klassenraum ein extra angefertigtes Regal gesehen. Die Schüler stecken das Handy in das vorgesehene Fach und gut ist. Die DG Bildung ist mit ihrer Digitalisierungskampagne auf einem Holzweg. Ein Ministerium in den Händen einer Ministerin , die jedem Trend hinterherläuft und durch Falschaussagen in der C-Zeit glänzte.

    • Man sollte die Handys nicht nur in einem Fach legen, sondern die ganze Schule für Schüler zur Handyfreien Zone erklären. Denn sonst starren in den Pausen sowieso alle direkt auf ihr Handy, denn TikTok und der ganze andere Mist lässt sie nicht eine Sekunde los. Die Schüler würden so lernen, dass ein paar Stunden ohne Handy nicht der Weltuntergang ist.

  5. Ein Handyverbot für Schulen kann nur der erste Schritt sein !
    Ein Handyverbot für unter 18jährige OHNE AUSNAHMEN wäre Angebracht !

    Und ein soziales PFLICHTJAHR, nach der Schule im Bereich, Militär, Krankenhaus, THW, Feuerwehr usw., damit deise wieder die Realität erkennen und nicht mit auf Strassen kleben oder Demos, die arbeitende Bevölkerung belästigen.

    Und dass ganze ohne jeglich Entlohnung.

    Wenn ich 8 jährige in der Schule und in der Stadt mit dem Handy rumrennen sehe, habe ich berechtigte Zweifel an der Eziehungfähigkeit der Eltern.

    Dass erklärt auch wraum man inzwischen FENSTERPUTZER, Putzfrau, Makler etc., Studieren muss. 🤪

    • Besorgte Mutter

      Mein lieber FSB, mit Verbote erreicht man überhaupt gar nichts!
      Verstehen Sie mich bitte nicht falsch, denn auch ich stehe so mancher Sache da sehr kritisch gegenüber. Nur, wir müssen lernen mit dem unvermeidlichen umzugehen. Genau wie wir in unserer Familie unsere Kinder früh den vernünftigen Umgang mit Alkohol gelernt haben, muss man es auch mit den digitalen Geräten und Medien tun. Alles Andere ist fahrlässig, denn die Kids werden so oder so damit konfrontiert.
      Unsere Erfahrung mit Alkohol war, dass als die Freunde und weniger Freunde mit dem „Saufen“ anfingen und dann ohne jede Kontrolle über die Stränge schlugen, da wusste unser Nachwuchs schon über die Wirkungsart vom Alkohol bestens bescheid.
      Richtig liegen Sie mit Ihrer Einschätzung, dass die nicht gut an diese Geräte herangführten Jugendliche die einfachsten Dinge wie zB. 3 X 2,3 nicht mehr hinbekommen.
      Es besteht natürlich die Gefahr einer uneingeschränkten Fremdsteuerung.
      Deshalb kommt jetzt auf uns Eltern und Grosseltern eine deutlich erhöhte Verantwortung bei der Reifung des kindliclichen und jugendlichen Geistes zu.
      Es bringt aber nichts, das unvermeidliche zu unterbinden, denn das fördert nur die Neugierde am Verbotenen.

        • Besorgte Mutter

          @ne Hondsjong, das Textverständnis scheint nicht gerade Ihre Stärke zu sein, denn ich habe noch nie jemanden zum Alkoholkonsum verführt.
          Bei uns wurden die Kinder nur an einem verantwortungsvollen Umgang mit dem Unvermeidbaren herangegührt.
          Und, ja ich wiederhole mich, der Erfolg gibt uns recht!

    • Der Zweck heiligt die Mittel.

      Ist doch praktisch, braucht man sich als Eltern noch weniger um seine Kinder zu kümmern und die können einen einfach anrufen wenn irgendwas ist. Ausserdem ist das Handy ja wohl der beste Babysitter der Welt!!

  6. Bäderkönig Eduard

    In 20 Jahren kommen Roboter die aussehen wie richtige Menschen die viel klüger sind und die dutzende Sprachen beherrschen und das werden dann unsere neuen Freunde und Vorbilder sein. Die digitale Überwachung wird die Staatsform der Zukunft, verhaltet euch regelkonform, wie sehen alles wir wissen alles. George Orwell ( 1984 ) hatte sowas von Recht als er seinen Blick in die Zukunft richtete. Und wer sagt es wird schon keinen Missbrauch mit dem geben was technisch möglich ist, der hat auch die geschichtliche Vergangenheit nicht verstanden.

  7. Patriot Belgique

    Jaja natürlich, wie immer, wie auch sonst.
    „Wir müssen etwas tun“, „Achje das hatte ich nie gedacht“, „Wir sollten handeln“ und so weiter und so weiter. Typischer bla bla von Politeker und Verantwortlichen. Aber auch von Eltern.
    Auf der Couch zuhause ändert sich nichts. Geht auf die Straße, nervt unsere politischen und all die anderen Verantwortlichen. Boykottiert Plattformen die dieses zulassen. Aber dazu müsste man die Couch verlagern. Das ist das Problem!

  8. Ja schau mal an: Man hat tatsächlich festgestellt, dass Cybermobbing, Gewaltvideos und Sexting auch an ostbelgischen Schulhöfen zur Tagesordnung gehören. Aber auf die simpelste Idee, die Schule zur handyfreien Zone für Schüler zu erklären, darauf kommt keiner. Also schauen sich die Kinder weiter den Dreck an, den die Verdummungsindustrie jeden Tag ins Internet lädt.

  9. Helikoptereltern

    Schon mal von der Generation Z gehört? Zwischen 1995 und 2010 geboren. Nicht fähig sich länger als ein paar Minuten auf eine Sache zu konzentrieren. 8 Stunden am Tag zu arbeiten halten sie für körperliche Folter. Wissen nicht mal, dass ein Handyvertrag kostet, weil die Alten alle Rechnungen bezahlen. Bei den Mädchen kommen die Jungs nur an, wenn sie einen Job ohne schmutzige Hände anstreben.

Antworten

Impressum Datenschutzerklärung
Desktop Version anfordern