Meinung, Sport

AS Eupen vor dem „verflixten 7. Jahr“ [Kommentar]

AS-Generaldirektor Christoph Henkel im Kehrweg-Stadion. Foto: OD

Wenn am kommenden Wochenende im Oberhaus des belgischen Fußballs die Playoffs beginnen, ist die AS Eupen nur Zuschauer. Spannend ist es am Kehrweg dennoch, allerdings nur hinter den Kulissen. Die Zukunft des ranghöchsten ostbelgischen Fußballvereins steckt voller Ungewissheiten.

Obwohl die Sportredakteure von Grenz-Echo und BRF Generaldirektor Christoph Henkel fast wöchentlich zu Wort kommen lassen, weiß man nach jedem Interview nicht viel mehr als vorher.

Nachdem letzte Woche die Abgänge von 13 Spielern und von Trainer Michael Valkanis angekündigt wurden, meinte Henkel lapidar in einem BRF-Interview am Osterwochenende: „Es liegt ein bisschen in der Natur der Sache, da wir als Verein nicht alle Spieler über einen gewissen Zeitraum halten können.“

Als bekannt wurde, dass auch Coach Valkanis die AS Eupen verlassen würde, gab der Generaldirektor zum Besten: „Die Zusammenarbeit mit Michael Valkanis war von Beginn an nur für diese Saison vereinbart worden und endet somit jetzt.“

Zweikampf zwischen Thierry Ambrose (l) vom KV Ostende und AS-Mittelfeldspieler James Jeggo (r) im bisher letzten Spiel der AS Eupen. Foto: Belga

Dass von Beginn an festgestanden haben soll, dass Valkanis nur bis zum Ende der laufenden Saison in Eupen bleiben würde, müssen viele Journalisten überhört haben. „Warum legt man als Verein – oder als Trainer – dann nicht von Anfang an die Karten auf den Tisch? Warum treibt man über Pressekonferenzen und Interviews über Wochen ein Versteckspiel, anstatt vor allem den eigenen Fans – den wichtigsten Akteuren jedes Vereins – von Beginn an reinen Wein einzuschenken?“, erregte sich Grenz-Echo-Redakteur Mike Notermans am Samstag in einem Kommentar. „Auf Fragen gab es statt Sicherheiten und Verlässlichkeit nur Nebelkerzen.“

Im Grunde ist dies die große Schwäche der AS Eupen in den zehn Jahren unter Aspire-Kommando immer gewesen: In der Kommunikation gab es von Anfang an Nebelkerzen, den Fans hat man nie reinen Wein eingeschenkt. Marketing-Aktionen, Fan-Day, Autogrammstunden und ähnliche Spaßmomente helfen da auch nicht weiter.

Was Aspire in der nächsten Saison in Eupen zu tun gedenkt, weiß man nicht. Und was danach kommen soll, weiß man erst recht nicht. Über dem Kehrweg-Stadion hängen lauter Fragezeichen.

So bleibt nur die Hoffnung, dass Philippe Albert, der Eupen schon in der laufenden Spielzeit als Absteiger gesehen hatte, nicht doch noch Recht bekommt, wenngleich mit einem Jahr Verspätung. Überdies ist die Saison 2022-2023 für die AS als Erstligist unter Aspire „das verflixte 7. Jahr“… (cre)

Zum Thema siehe auch folgenden Artikel auf OD:

13 Antworten auf “AS Eupen vor dem „verflixten 7. Jahr“ [Kommentar]”

  1. Ich stelle mir schon länger die Frage, ob die AS nicht gut daran täte, den Investor zu wechseln oder dass Aspire die AS verkauft. Man spürt ja, dass die Drahtzieher in Katar jetzt ganz andere Interessen vertreten. Die AS ist da unwichtig. Aber gerade dies ist die große Gefahr. Auch der Versuch, einen namhaften Spieler wie Cahill in Eupen einzuschleusen, hat bisher zumindest wenig gebracht. Oder kommen jetzt weitere Australier und Griechen nach Eupen? Die AS kann von Glück reden, dass Beerschot noch mehr falsch gemacht hat als sie selbst, und Seraing aufgrund seiner fehlenden Erstligaerfahrung zu viele Punkte hat liegen lassen. Aber dieses Glück hat man nicht jedes Jahr.

  2. In den beiden letzten Jahren stand eine qualitativ sehr gute Mannschaft auf dem Platz, die die Erwartungen aber nie oder nur ganz selten erfüllen konnte. Trotz guter Spieler wie Musona, Kayembe, Prevjlak, Beck, Amat, Agbadou, Peeters und noch einigen mehr, schaffte die AS es nie als Mannschaft, dieses Potenzial in konstanter Leistung umzusetzen. Dass jetzt alle enttäuscht sind und krampfhaft nach den Schuldigen suchen, ist normal. Aber was bringt das jetzt noch? Nichts, denn das Kalb ist versoffen. Ich habe das Gefühl, dass die AS-Führung es jetzt mit günstigen Spielern aus der Reste-Rampe versuchen wird. Vielleicht klappt es ja. Viel schlechter als jetzt kann es ja nicht mehr laufen.

  3. Das verflixte siebte Jahr in dem es auch noch 3 Absteiger geben wird da die erste Liga von 18 wieder auf 16 Mannschaften reduziert wird. Ohne Corona wäre dies übrigens diese Saison bereits der Fall gewesen und Eupen somit abgestiegen.
    Ich befürchte dass es aber kommende Saison soweit sein wird und die AS runter geht

  4. Ach Kritiker

    Das Einzige woran der Vorstand zurzeit scheitert ist die Erwartungshaltung der möchtgernfans. Natürlich wäre es schön gewesen nicht im Abstiegstrubel zu geraten. Im Endeffekt reden wir hier über eine Erfolgsgeschichte, 7 Jahre mit einem Kaff in der ersten Liga zu spielen. Keine öffentlichen Gelder aufgewendet um dies zu erreichen, die Polizeieinsätze mal ausgenommen. Arbeitsplätze geschaffen, eine Vorzeigejugendabteilung die über alle Klassen unter den Top3 die Meisterschaft abgeschlossen haben. Man ist Wirtschaftsmotor für regionale Geschäfte und man steigert, im Gegensatz zur Regierung, den Bekanntheitsgrad Ostbelgiens als Nebeneffekt. Und das alles unter schlechten Bedingungen. Man muss all das natürlich nicht mögen, aber man kann es auch nicht einfach so zerreden. Und man weiß im übrigen auch nicht, ob das was nächtest Jahr passieren wird, nicht doch das Potential hat, besser zu werden.

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