Wenn viele Fans der AS Eupen am Wochenende getrauert haben, dann weniger wegen des Abstiegs ihres Lieblingsvereins aus der Jupiler Pro League, der eh schon seit dem Spiel beim KV Kortrijk eine Woche zuvor feststand. Traurig gemacht hat sie vielmehr die Nachricht, dass die Eupener Fußball-Legende Karl Franssen am Donnerstag im Alter von 84 Jahren gestorben ist.
Karl Franssen war selbst im Alter für viele noch immer der „Karli“. Obwohl seine Zeit im Dress der AS Eupen wegen eines doppelten Beinbruchs im Jahr 1970 bei einem Freundschaftsspiel im niederländischen Brunssum, der seine Fußballerkarriere abrupt beendete, kürzer war als die von Werner Pirard oder Günter Brüll, wird sein Name immer in Verbindung mit den Erfolgen der Schwarz-Weißen in den sechziger Jahren erwähnt.
Der frühere AS-Trainer Hubert Vandormael hat später einmal gesagt, Karl Franssen habe er damals noch am ehesten eine Karriere bei einem Erstdivisionär zugetraut.
Franssen selbst sagte dazu bei einem Gespräch, das ich im Jahr 2008 in der Redaktion des Grenz-Echo mit ihm sowie mit Werner Pirard und Günter Brüll führte: „Ich hatte mit 18 Jahren die Chance, zum Standard zu gehen. Selbst wenn ich meine Karriere nicht hätte beenden müssen und zu einem Erstdivisionär hätte wechseln können, wäre dies nicht möglich gewesen, denn ich war zu jener Zeit beruflich als Metzger voll eingespannt.“
Es waren zwei dramatische Ereignisse, die Franssens Zeit als Libero der AS Eupen Ende der sechziger Jahre geprägt haben.
Am Ende der Saison 1967/1968 bestritten die Schwarz-Weißen ein Entscheidungsspiel gegen Witgoor Dessel in Waremme. Gleich zwei Verlängerungen von je 2 mal 15 sowie 2 mal 7,5 Minuten – also insgesamt 135 Minuten – waren an jenem 5. Mai 1968 nötig, um den Aufsteiger in die 3. Division zu ermitteln.
Sekunden vor dem Abpfiff der zweiten Verlängerung, als sich die rund 7.000 Zuschauer schon mit einem Wiederholungsspiel abgefunden zu haben schienen, unterlief Karli Franssen ein folgenschweren Abwehrschnitzer, den ein Spieler von Dessel eiskalt nutzte, um den Siegtreffer zum 2:1 für Witgoor zu erzielen. So erfuhr Franssen am eigenen Leibe, wie grausam Fußball sein kann.
Der Libero der AS, der seit 1957 in der 1. Mannschaft spielte, konnte indes nicht ahnen, dass der Fußball für ihn zwei Jahre später noch viel grausamer sein würde als in jenem Spiel vom 5. Mai 1968 gegen Witgoor. Im Sommer 1970 erlitt der Abwehrspieler bei einem Freundschaftsspiel einen doppelten Beinbruch, der für ihn das Karriereende bedeutete. Deshalb hat Franssen nie das Glück gehabt, auch nur ein Meisterschaftsspiel in der 2. Division zu bestreiten.
Der 9. August 1970 in Brunssum ist nicht nur Karl Franssen im Gedächtnis geblieben. Auch seine ehemaligen Mitspieler Günter Brüll und Werner Pirard haben die Szene, die Franssen zum Verhängnis wurde, noch vor Augen – ja sogar noch in den Ohren: „Wir alle, die wir in Brunssum auf dem Platz waren, haben es krachen gehört. So etwas vergisst man nicht.“
Franssen war immer überzeugt, dass er damals seine Laufbahn nicht hätte beenden müssen, wenn er von einem Spezialisten behandelt worden wäre: „Dann hätte ich spätestens nach sechsmonatiger Pause wieder gespielt.“ So aber dauerte der Heilungsprozess viel zu lange, um noch einmal den Anschluss zu schaffen: „Ich war dann schon 32 Jahre alt, es lohnte sich nicht mehr.“ Fußball gespielt hat er später nur noch bei den Veteranen.
Auch für Werner Pirard war der doppelte Beinbruch von Karl Franssen ein Schock, wie er bei dem vorhin erwähnten Gespräch von 2008 einräumte: „Karli und ich, wir kannten uns von Kindesalter an und waren auch auf dem Platz unzertrennlich. Der eine wusste, was der andere in der darauf folgenden Sekunde zu tun gedachte. Ohne Karli an meiner Seite fehlte mir immer der natürliche Partner in der Abwehr.“
Am Samstag gab es vor dem Anpfiff des Spiels gegen RWDM im Kehrweg-Stadion eine Gedenkminute zu Ehren von Karl Franssen. Dessen Name steht für eine Zeit, die so mancher Fan der Schwarz-Weißen heute im Rückblick als viel aufregender empfindet als die Jahre in der Jupiler Pro League. (cre)
Du hast dem Eupener Fußball viel gegeben, Karl Franssen. RIP
1970 schaffte die AS sensationell das Double.
HINWEIS – Dem Bericht wurde ein Foto vom 20. April 1969 hinzugefügt, auf dem Karl Franssen von dem damals für Alemannia Aachen spielenden Roger Claessen für mehr als 500 Spiele im Dress der AS Eupen geehrt wird. Gruß
Schöne Errinnerungen an Roger Claessen.
R.I.P.
Viel bitterer als der Abstieg der Wüstenscheich-Elf war 1970 der Schock beim doppelten Beinbruch von Karli Franssen. Die Eupener fuhren zu einem Freundschaftsspiel und verloren einen Freund !
Dass Werner Pirard und Günther Brüll es „krachen gehört haben“ sagt genug was für ein harter Knochen dieser Libero war.
Beim ersten Training nach der Sommerpause versuchte er es noch einmal. Doch musste er seine Kameraden laufen lassen und blieb allein. In der Eupener Fussballgeschichte eine dramatische Szene. Paul Brossel hat ihn weinend zurück in die Kabine gebracht.
Wir haben Karli oft im Cafe Columbus getroffen. Ein wirklich feiner Mensch.Werden uns am Dienstag mit seinen Freunden von Karli verabschieden. Ein Meilenstein in der AS Geschichte.RIP Karli
Als Redakteur der Ostbelgien- Ausgabe der „Aachener Volkszeitung“ habe ich damals die schwere Verletzung von Karli Franssen aus nächster Betroffenheit miterlebt. Wir waren alle geschockt.
Als ich ihn am nächsten Tag im St.Nikolaus-Hospital besuchte, und unser Blatt mit der Unglücksreportage in die Hand drückte, strahlte er schon wieder und liess sich von Hans-Werner Delhey fotografieren. Ein harter Bursche mit grossem Herz!
Einige persönliche Gespräche mit Karl wg.das berühmte Tor gegen Dessel ,war Er nie und nimmer am Tor schuld ,sondern musste die Fehler der andren ausbügeln.Haben ihn aber immer damit gehänselt. RIP .
J’étais joueur au RCS Verviétois en division 2 nationale (1965 – 1972) mais je suivais les résultats de l’AS Eupen, club pour lequel j’avais beaucoup de sympathie et en particulier pour le duo infranchissable que formait Werner Pirard et Karli Franssen sans oublier Gunther Brull dans l’entrejeu. Je présente mes sincères condoléances à ses proches.