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An der deutsch-belgischen Grenze entsteht eine neuartige Kleinwindenergieanlage

An der deutsch-belgischen Grenze entsteht der Prototyp einer Kleinwindenergieanlage mit 30 Metern Gesamthöhe und einer angestrebten jährlichen Stromproduktion von ca. 40.000 kWh. Foto: Eovent

An der deutsch-belgischen Grenze entsteht eine neuartige Kleinwindenergieanlage, die leiser und effektiver ist als die großen Rotoren. Die von Mitarbeitern der RWTH Aachen gegründete Eovent GmbH betreibt seit nunmehr drei Jahren die Entwicklung neuartiger Anlagen für die dezentrale Erzeugung von Strom direkt am Ort des Bedarfs.

Wer über die Autobahn von Deutschland nach Belgien fährt, erblickt unmittelbar vor der Grenze auf einer Wiese ein merkwürdiges Stahlgebilde, das wie ein riesiger Quirl oder wie eine Spezial-Antenne aussieht.

Es handelt sich um das Pilotprojekt einer vertikalen Kleinwindenergieanlage, die künftig einen wesentlichen Beitrag bei der Umsetzung der Energiewende und bei der dezentralen Stromversorgung leisten könnte.

Ein windrichtungsunabhängiges Rotormodul

Wissenschaftler vom Institut für Aerodynamik an der RWTH haben auf dem Gelände, das zum Gut Hebscheid gehört und einen Steinwurf von der belgischen Grenze entfernt liegt, nach über fünfjähriger Forschungsarbeit eine so genannte Vertikalwindenergieanlage errichtet, die noch in diesem Jahr ihren Betrieb aufnehmen soll.

Die Gründer gehen außerdem davon aus, dass vertikale Windenergieanlagen geräuschärmer als Anlagen konventioneller Bauart sind. Foto: Eovent

Die Gründer gehen außerdem davon aus, dass vertikale Windenergieanlagen geräuschärmer als Anlagen konventioneller Bauart sind. Foto: Eovent

Von den herkömmlichen Windrädern unterscheidet sich die Anlage unter anderem durch ein windrichtungsunabhängiges Rotormodul. Auf diese Weise entfällt die bei den großen Windenergieanlagen erforderliche Ausrichtung der Rotoren entsprechend der jeweiligen Windverhältnisse. Dadurch erwarten die Entwickler, dass der bisher bestehende Effizienznachteil vertikaler Windenergieanlagen gegenüber der klassischen Bauweise kompensiert werden kann.

Die Wissenschaftler, die 2011 als Ausgründung von der RWTH eine eigene Firma, die Eovent GmbH, gegründet haben, gehen davon aus, dass die vertikalen Kleinwindenergieanlagen auch wesentlich geräuschärmer sind als die Konkurrenz. In den nächsten fünf Jahren sollen deshalb alle bisher im Labor ermittelten Werte in der Praxis überprüft werden.

Die Forscher rechnen mit einer Lärmentwicklung der Rotoren von rund 40 Dezibel. Das wäre ein deutlich geringerer Geräuschpegel als bei herkömmlichen Windrädern. Das hätte zur Folge, dass die neuen Anlagen auch näher an Ballungszonen herangebracht werden könnten, erläutert Firmenmitgründer Martin Ballweg gegenüber „Ostbelgien Direkt“.

Vorbehalte dürften deutlich geringer sein

In Zukunft sieht er ein großes Potenzial für die Vertikal-Turbinen in allen Teilen Europas zumal die Vorbehalte gegenüber diesen Anlagen mit einer Höhe um 30 Meter deutlich geringer sein dürften als gegenüber den Riesenwindrädern.

Spezialisten beim Aufbau des Prototyps einer Kleinwindenergieanlage. Foto: Eovent

Spezialisten beim Aufbau des Prototyps einer Kleinwindenergieanlage. Foto: Eovent

Allerdings unterscheiden sie sich von der großen Konkurrenz auch durch ein unterschiedliches Geschäftsmodell. Während die großen Windenergieanlagen die gewonnene Energie ins allgemeine Netz einspeisen, sollen die Kleinanlagen der unmittelbaren Energieversorgung von kleineren Unternehmen oder landwirtschaftlichen Betrieben im Umfeld dienen. So wird das Pilotprojekt an der deutsch-belgischen Grenze mit seiner Leistung von vorerst nur 20 kW das Gut Hebscheid versorgen.

Für die Zukunft hat Eovent ehrgeizige Ziele: „“Unser Ziel ist, im kommenden Jahr bis zu 10 Pilotanlagen umzusetzen“, erklärt Ballweg: „Dazu suchen wir noch Partner und Firmen, die zu einer Kooperation bereit sind.“

ULRICH KÖLSCH

Infos: www.eovent.com

 

12 Antworten auf “An der deutsch-belgischen Grenze entsteht eine neuartige Kleinwindenergieanlage”

  1. Reiner Wahnsinn

    Und in Walhorn(bzw. belgienweit) will BMR green Ihren alten, uneffektiven Schrott loswerden, den sie sich in Massen andrehen ließen. Super!
    Also das ganze Projekt mal neu überdenken…

  2. Ketteniser

    Das ist für mich definitiv ein Schritt in die richtige Richtung!
    Habe solche Anlagen, allerdings etwas kleiner als mit 30 Metern Höhe, schon mehrfach in Deutschland gesehen. Wenn die Technologie noch etwas ausgereifter ist, wird dies sicherlich grosses Potential haben, die zukünftige Energie auch für Ein- und Mehrfamilienhäuser zu liefern.
    Dies entweder als Individuallösung „auf dem Dach“ oder für ganze Strassenzüge und Viertel.
    @Reiner Wahnsinn: Projekt Walhornerfeld überdenken finde ich gut !

  3. Altweltenaffe

    Ich glaub noch nicht so recht an diese Versprechungen. In 30 Meter höhe weht der Wind wesendlich gleichmässiger als knapp über den Dächern, das ist erwiesen. Die Bauart ist anders und deshalb kann man es nicht mit anderen Kleinwindanlagen vergleichen. Ich bin mal auf die reellen Produktionsmessungen gespannt.

  4. Wieder einmal ein Propaganda Artikel für das grünverführte und technisch ahnungslose Publikum.
    40.000 kWh bei 20 kW Leistung macht 2.000 Volllastsunden (was auch noch zu beweisen wäre!!!) è 23% energetischer Wirkungsgrad. Ein AKW oder ein Braunkohlekraftwerk liegen da bei > 90%!
    Zudem wird das Gut Hebscheid natürlich weiter Netzstrom beziehen, denn eine Stromversorgung nach Wetterlage wird man sich da bestimmt nicht antun wollen.
    Fazit: Windmühlen sind eine Technologie von gestern, im Freilichtmuseum Kommern zu bewundern, und keine Option für die Zukunft; die sähe nämlich so aus:
    http://dual-fluid-reaktor.de/

  5. mstirner

    Na na, 2000 Vollaststunden bedeuten, dass die Anlage soviel Energie liefert, wie wenn sie 23 Prozent des Jahres volle Leistung und den Rest der Zeit gar keine Leistung bringen würde. Mit dem energetischen Wirkungsgrad hat das nichts zu tun, dieser beschreibt das Verhältnis von nutzbarer zu zugeführter Energie.

    • Energieertrag/ Nennleistung x 8760 Jahresstunden = 0.23 bei besagter Anlage. Thermische Kraftwerke liegen bei > 0.85.
      Windräder schwanken in der Leistungsabgabe in der 3. Potenz der Windgeschwindigkeit. Die eingespeiste Leistung ist somit unregelbar und zufällig, für eine Stromversorgung völlig unbrauchbar ohne regelbare Schattenkraftwerke.
      Die Ganglinie zeigt wie zufällig, und damit unbrauchbar, die Stromerzeugung aus Windrädern ist
      http://nature2010.tripod.com/GanglinieWindenergie2011.png

        • Die Wortwahl „Energetischer Wirkungsgrad“ war wohl in dem von mir geschilderten Zusammenhang falsch. Sie haben aber verstanden was ich meine, und dass Windräder zur Stromversorgung unbrauchbar sind, da ohne Netzanschluss und klassische Kraftwerke ganz schnell das Licht ausgeht.
          Wie unsinnig das Ganze ist, wusste schon Wilhelm Busch:

          Ärgerlich
          Aus der Mühle schaut der Müller,
          der so gerne mahlen will.
          Stiller wird der Wind und stiller
          und die Mühle stehet still.
          „So geht’s immer, wie ich finde!“
          rief der Müller voller Zorn.
          Hat man Korn, so fehlt’s am Winde,
          hat man Wind, so fehlt’s am Korn.

          Und damit wollen unsere Ökos ein Atomkraftwerk ersetzen….

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