Politik

Albert Gehlen: „Robert Nelles ist kein Schaumschläger“

Robert Nelles (links), Spitzenkandidat der CSP bei der PDG-Wahl 2014, und der frühere Kammerabgeordnete Albert Gehlen. Die Aversion gegen die CSP in Teilen der Öffentlichkeit hat nicht zuletzt mit der Vergangenheit der Christlich-Sozialen zu tun. Foto: Gerd Comouth

Bei der Vorstellung der Spitzenkandidaten der CSP für die PDG- und Europawahlen am Mittwochabend im Hotel Ambassador-Bosten war auch Albert Gehlen zugegen. Der Ehrenabgeordnete gilt als Mentor des PDG-Spitzenkandidaten Robert Nelles. Gehlen war es, der Anfang der 80er Jahre den heute 55-Jährigen zu den Christlich-Sozialen „lotste“, was im SP-Lager von Karl-Heinz Lambertz damals für einigen Ärger sorgte. Manche Sozialisten beschuldigten Nelles des „Hochverrats“.

„Ostbelgien Direkt“ führte am Donnerstag ein Gespräch mit Albert Gehlen, der in der Vergangenheit ebenfalls Spitzenkandidat der CSP bei der Wahl zum Rat der deutschen Kulturgemeinschaft (RdK) war, wie das heutige PDG von 1973 bis 1984 genannt wurde.

OD: Herr Gehlen, wie bewerten Sie die Entscheidung der CSP für Robert Nelles und Pascal Arimont als Spitzenkandidaten für die PDG- und die Europawahlen im kommenden Jahr?

PDG-Spitzenkandidat Robert Nelles (rechts, hier mit CSP-Präsident Luc Frank). Foto: Gerd Comouth

PDG-Spitzenkandidat Robert Nelles (rechts, hier mit CSP-Präsident Luc Frank). Foto: Gerd Comouth

Gehlen: Ich habe die CSP in den letzten 12 Monaten bei der gewissenhaften Vorarbeit beobachten können. Die Partei ist systematisch und in einem Konsens an diese Entscheidung herangegangen. Sowohl Robert Nelles als auch Pascal Arimont WOLLEN und KÖNNEN die an sie gestellten Erwartungen erfüllen. Das spürt man förmlich. Sie konnten auf der speziell diesbezüglich einberufenen Generalversammlung der CSP-Mitglieder 94% davon überzeugen. Auch ich bin voll und ganz der Meinung, dass es die richtige Vorwahl für die Wahlen 2014 ist.

Eine echte und kompetente Alternative

OD: Robert Nelles könne überzeugen, sagen Sie. Heißt das, dass er es schaffen kann, Karl-Heinz Lambertz – ein „Schwergewicht“ in der ostbelgischen Politik, als Ministerpräsident abzulösen, was sein erklärtes Ziel ist?

Albert Gehlen (links) am Mittwochabend im Hotel Ambassador-Bosten mit Mathieu Grosch. Foto: Gerd Comouth

Albert Gehlen (links) am Mittwochabend im Hotel Ambassador-Bosten mit Mathieu Grosch. Foto: Gerd Comouth

Gehlen: Weshalb sollte nur Lambertz das Zeug zum Ministerpräsidenten haben!? Die DG feiert in den kommenden Wochen 40 Jahre Kulturautonomie seit der 1. Einsetzung des RdK am 23. Oktober 1973 durch den damaligen Staatssekretär Willy Schyns unter dem 1. RDK-Präsidenten Johann Weynand. Alles CSP-Leute. Während den ersten 25 Jahren haben der RdK und dann der RDG weitere Kompetenzen in den Gemeinschaftsmaterien und die so wichtige Dekretsbefugnis erhalten. Sodann ab 31. Dezember 1984 eine eigene Regierung. Das alles geschah mit anderen Parteien, aber unter CSP-Führung sowohl in Eupen als auch in Brüssel. Nach 15 Jahren aufgezwungener Opposition – obschon immer noch stärkste Partei in Ostbelgien – stellt sich die CSP im Mai 2014 zur Wahl mit einer echten Alternative zur jetzigen Mehrheit. Der Spitzenkandidat Robert Nelles hat viele Jahre in Brüssel, Namur und Eupen „Regierungsverantwortung“ sammeln können und ist eine echte und kompetente Alternative.

Anfang der 80er Jahre Wechsel von SP zur CSP

OD: Sie persönlich waren einst gewissermaßen der Mentor von Robert Nelles. Sie waren derjenige, der ihn Anfang der 80er Jahre davon überzeugen konnte, sich von Karl-Heinz Lambertz und den Sozialisten zu lösen und sich den Christlich-Sozialen anzuschließen. Wie war das damals?

Europawahl-Spitzenkandidat Pascal Arimont. Foto: Gerd Comouth

Europawahl-Spitzenkandidat Pascal Arimont. Foto: Gerd Comouth

Gehlen: Robert Nelles und Karl Heinz Lambertz kennen sich aus ihrer gemeinsamen Studentenzeit in Löwen. Sie schätzen und respektieren sich bis zum heutigen Tag. Als RdK-Präsident und Abgeordneter habe ich das Vertrauen und die Mitarbeit des jungen Robert Nelles für die CSP gewinnen können, und ich bin stolz darauf, sein „Mentor“ damals geworden zu sein. Mit viel Beharrlichkeit und Durchsetzungsvermögen haben wir die leidigen Nachkriegsprobleme lösen können und die Gegenwart und Zukunft unserer Gemeinschaft vorbereitet.

OD: Fürchten Sie nicht, dass der CSP-Spitzenkandidat Robert Nelles im Allgemeinen zu unbekannt ist und ihm auch die Erfahrung in der vordersten Parteipolitik fehlt, wo einem nichts geschenkt wird?

Gehlen: Robert Nelles ist keineswegs so unbekannt. Es bleiben ja noch 8 Monate Zeit, um öffentlich Argumente auszutauschen und die politische Konfrontation mit den anderen Parteien anzunehmen. Der politische Stil ist ein anderer. Der Umgang mit dem politischen Gegner ist eine echte Alternative. Die parlamentarische Demokratie im so teuer gewordenen Parlamentsgebäude muss unbedingt besser werden. Robert Nelles ist kein „Schaumschläger“. Er wird überzeugen durch Sachlichkeit und Seriosität, Haushalten mit den finanziellen Mitteln und mit einer gewissen Bescheidenheit. (cre)

Siehe auch Artikel und Kommentare „CSP-Spitzenkandidaten: Robert Nelles (PDG) und Pascal Arimont (Europa)“

Siehe auch Beitrag „Nelles gegen Lambertz“ in „Alles nur Satire“

34 Antworten auf “Albert Gehlen: „Robert Nelles ist kein Schaumschläger“”

  1. Kommentator

    Aha, Lambertz und Nelles waren mal Parteifreunde? Soso, wusste ich noch gar nicht. Das hat KHL aber gar nicht gerne, wenn man ihm den Laufpass gibt!!! Das kann ja noch lustig werden. Vielleicht machen beide aber auch nach der Wahl ein schwarz-rotes Bündnis.

  2. Jürgen Margraff

    Ich kenn‘ beide noch aus ihrer RDJ (Rat der deutschsprachigen Jugend) Zeit, KHL hat eindeutig einen Vorteil, wenn der anfängt zu reden, weiss man nicht wann oder ob er aufhört – der Robert ist da kürzer angebunden. Aber beide sind oder waren „Arbeitstiere“

  3. Eastwind

    Auch Lambertz ist kein Schaumschläger. Evers war einer. Ich frage mich, ob die CSP jemals bei mindestens zwei Gemeinschaftswahlen in Folge denselben Spitzenkandidaten gehabt hat. Joseph Maraite vielleicht, aber selbst bei dem bin ich mir nicht sicher.

  4. Schaumschläger

    Wenn Herr Gehlen sich schon genötigt sieht, von seinem Spitzenkandidaten zu behaupten, er sein kein Schaumschläger muss man sich fragen, was er ihm wirklich zutraut.
    Nelles ist durch und durch ein Technokrat mit NULL Charisma. Wenn dieser Schuss nur nicht nach hinten losgeht. Was jedoch entsetzt ist die Tatsache, dass die CSP einen 55-jährigen Technokraten als Hoffnungsträger präsentiert. Was ist mit den Parteien los, wenn die Personaldecke derart dünn ist um zu solchen Personalentscheidungen zu gelangen.

  5. Réalité

    Das Alter spielt hier wohl keine Rolle.In den „etablierten Parteien“ hat die Jugend es sowieso schwer an gute Wahlpositionen ran zukommen!Die lassen sich die „alteingesessenen Parteigenossen“ nicht nehmen!Ich nehme an,dass Robert Nelles eine gute Chance hat ans Ruder zu kommen!Die D.G.braucht eine Erneuerung nach all den KH L Jahren!Die hohen Schulden,deren Abbau und sparen wird erstes Thema sein!Auskommen mit dem Einkommen!Dosiert und Bürgernah investieren,in Projekte die dem Bürger von Nutzen sind!Die Bürger und Wähler mit ins Boot nehmen bei grossen Projekten.Bürgernah,realistisch und dem Auftrag gerecht,unsere kleine Gemeinschaft regieren!Nur darauf wird es ankommen!

    • Es ist aber nicht zu leugnen, dass die liberalen Mehrheitsbeschaffer doch eher junge Vertreter positionieren. Paasch, altersmässig ein Mittelgewicht, ist in dieser Hinsicht optimal positioniert.
      Vom taktischen Gesichtspunkt bleibt aber noch immer KHL zu schlagen. Hier hat Paasch aber keine Dringlichkeit.
      Wenn die CSP nochmal mitmischen will, gehts nicht mit einem Youngster, Nelles kann überzeugen.
      Cleverle hätte bestimmt auch nichts dagegen, mit der CSP zu regieren.

      • Hahn kräht

        Cleverle hin oder her. Die ProDG kann man in der Regierung haben, aber ohne Partner und Verbindungen zum Inland ist eine regionale Partei nicht viel Wert. Oder meinen Sie die PS und die anderen Parteien lassen sich auf diese Nonames ein? Ob das so gut ist, ist eine andere Sache. Eine Sache noch. Auch die CSP hat trotz Schwestepartei nicht viel zu sagen. MSN denke nur an die Unterfinanzierung der DG

  6. Ziemlich bescheiden

    Originalton Nelles im Grenzecho:
    „ch kenne das politische Geschäft seit vielen Jahren, habe Führungserfahrung und verfüge über die nötige Dossierkenntnis. Ich habe in der Vergangenheit in und außerhalb unserer Gemeinschaft in verschiedenen Regierungen Verantwortung getragen, bei mehreren Kompetenzübertragungen aktiv mitgewirkt und den Aufbau des hiesigen Arbeitsamtes geleitet. Zudem weiß ich, die Interessen der DG bei Verhandlungen in Brüssel oder Namur zu vertreten. Aus all diesen Gründen hat die CSP mich als Ministerpräsidenten-Kandidat berufen.“ …
    „Wer mich kennt, weiß, dass ich professionell und gewissenhaft arbeite, und mit meiner beruflichen Aufgabe völlig korrekt umgehe. Ich bin seit 30 Jahren politisch aktiv, und das ist allen politisch Verantwortlichen in unserer Gemeinschaft bekannt.“
    Wahrlich, der Mann ist die Bescheidenheit in Person !

  7. Ostbelgistan

    Vielleicht möchte aber auch keiner diese komplett gegen die Wand gefahrene Karre namens DG übernehmen.
    Verschuldet wie noch nie zuvor in ihrer Geschichte denken sich vielleicht einige, das können die selbst wieder ausbügeln.
    Aber mal ehrlich noch 5 Jahre diese Regierung und wir sind so verschuldet (mit PromaAG geht ja noch was) das keiner mehr damit fertig wird.
    Egal ob Lambertz ein Arbeitstier ist oder nicht er hat komplett den Realitätsinn verloren und den Bezug zur Bevölkerung.
    Da kann er noch so viel durch die Dörfer Karren.

  8. Réalité

    @ Ostbelgistan
    Ja,leider ist’s so wie Sie’s schreiben,Ostbelgistan!Das „durch die Dörfer karren“ ist schon so’ne Art „sich früh genug in Position bringen und viel Schaumschlägerei“!Und Arbeitstiere sehen normalerweise auch schlanker aus…!?Eins ist Fakt,sein Nachfolger muss jedenfalls den Gürtel erheblich enger schnallen!Der ganze Apparat müsste abgespeckt werden!Ist wohl Weltweit „einzig in seiner Art“,mit 4 Ministern + Gefolge…..für „NUR 70.000 LEUTCHEN“!Und das mit allem „Pi-Pa-Po und Drumherum“!Allein letzeres kostet uns Bürgern und Steuerzahler jedes Jahr grosse Summen,die in viel wichtigere Sachen investiert werden könnten!Logisch,also…

  9. Alfred Schlaustein

    Was die Anzahl Minister angeht, war die Rede davon was gesetzlich möglich ist.

    @Realité: Gehen Sie mal in die Schweiz. Dort gibt es Kantone. Die Regierungen der Kantone haben je nach Kanton 5 bis 7 Mitglieder. Ihre Parlamente haben 49 bis 180 Sitze. Etliche dieser Kantone sind kleiner als die DG.

    • Réalité

      @ Alfred Schlaustein
      @Albert Zweistein
      Hallo Ihr „Stones us d’r Schwyz“,

      Natürlich geht’s auch einige Nummern kleiner..und damit sicher im Sinne wie es der Bürger möchte!Wir sollten uns nicht mit der Schweiz vergleichen,denn die haben einen ganzen Haufen mehr an „Fränkli“ zur Hand…als wir an €!Macht mal den Vergleich mit China mit seinen über 1 Milliarde Einwohner,dann kehrt ihr wieder in die „REALITÄT“ zurück!
      Nb:Anzahl Minister durch Gesetz,auch Gesetze kann man ändern,sogar um Geld zu sparen mit Hintergedanken:kommt jedem zu Gute!

      • @ Réalité:

        Die überwiegende Anzahl ihrer Kommentare sind äußerst lesbar. Hier jedoch fahren Sie sich fest. Die sechste Staatreform wird den Wirkungskreis der Regierung der DG erweitern. Immerhin verwaltet die Regierung dann zusätzlich etwas mehr wie 120.Millionen Euro. Das ist mit weniger Minister usw. nicht zu machen und im Verhältnis – im schrieb im Verhältnis! sind die Personalkosten noch bis auf weiteres Peanuts. B
        Bedenklich auf längere Sicht allerdings die steigenden Altersversorgungen.

  10. Réalité

    @ Peanuts

    ich bleibe bei meinen Aussagen!Auskommen mit dem Einkommen ist nun mal Fakt!In der Familie im Haushalt,im Betrieb,im Verein,in allem!Daher plädiere ich,steigt mal einige Stufen runter von vielem was Ihr vorhabt….für das gewesene ist’s sowieso schon zu spät!Das werden wir aus zu bügeln haben,und das noch viele Jahre lang!Das war in gar keinem Sinne verantwortungsvoll gegenüber den Menschen!Da passt eher der satz:“Klein aber fein,anstatt (viel zu) gross und protzig“!Wir werden’s ja sehen….!?

  11. Unverständnis

    Es ist mir unbegreiflich, weshalb der Herr Arimont nicht das Ruder in die Hand nimmt… oder doch? Hat er vielleicht von seinem Ziehvater aus Kelmis erfahren, dass die Diäten in Europa wesentlich höher ausfallen und die Arbeitskontrollen fast inexistent sind? Das riecht schwer nach Profitgier und Dünnbrettbohren.

    Robert Nelles ist Philosoph und somit mit dem recht komplizierten Konstrukt gar nicht vertraut – oder glaubt die CSP vielleicht, dass ein Nelles zu Konsultationen über die Staatsreform oder aber bei sonstigen Fragen ins Föderalparlament oder ins Königshaus eingeladen würde? Nein, hierfür bedarf es schon eines durchschlagenen Juristen.

    … und da sind wir wieder beim „Bootsflüchtling“ aus Born!

    • Nur gut das so langsam einige den Durchblick haben.

      Herr Arimont muss langfristig denken. Einmal drin in Europa sind die Chancen besser länger drin zu bleiben und die Bezüge – nur das zählt – sind ertragreicher.

      Das Problem im Bezug auf seine Fachkompetenzen wird sich für Herrn Nelles sowieso nicht stellen.

    • Zitat: „Das riecht schwer nach Profitgier und Dünnbrettbohren“
      … eher ein „Wirtschaftsflüchtling“. Arbeit (auch und vor allem durchschlagend juristische) und Engagement scheint er zu scheuen wie der Teufel das Weihwasser.
      Außerdem weiß er als ehemaliger Wasserträger von Grosch, dass (Zitat: „die Diäten in Europa wesentlich höher ausfallen und die Arbeitskontrollen fast inexistent sind“.
      Hier in der DG kriegt man auf die Finger gekloppt, wenn man mal zu spät kommt und ständig von irgendeinem Kläffer die Hosen zerrissen, wenn man mal den Mund aufmacht.

    • man kann ja über den mann denken was man möchte, aber er ein dûnnbrettbohrer scheint er nicht zu sein. eigene kanzlei aufgebaut und führen und daneben fraktionsführer der zumindest mal den mund gegen das establishment aufgemacht hat. wenn er dies aufgeben würde um sich eu-mandat zumachen ist das auch keine profitgier.

  12. Zappel Bosch

    Ich bin der gleichen Ansicht (wie `obsolet`)Herr (?) Kopfschüttel und Dr. Julius. Ist ja auch nur (m)eine Meinung unter vielen. Schade dass Sie die scheinbar nicht ertragen können…
    Sitze aber gerade bei einer leckeren Sangria und Sie sind mir sowas von egal… olè !

    • Wechsel tut gut

      Zappel hat die Wahrheit zwar nicht gepachtet, aber er ist meist überzeugender als die Möchtegernzappler! Nur ruhig weiter zappeln,Zappel, das Gute und Beständige setzen sich durch, auch auf OD.

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