Politik

20 Jahre Euro: Friedensgarant und Spaltpilz

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Der Euro sollte Europa einen – und sorgt doch immer wieder für Spannungen. Ist die Gemeinschafts-Währung ein „Teuro“ oder eine der wichtigsten Entscheidungen des Jahrhunderts? Auch 20 Jahre nach Gründung der Europäischen Währungsunion gibt es manche Baustelle.

Als es richtig losging mit der Europäischen Währungsunion, fehlte ausgerechnet der deutsche Finanzminister: Oskar Lafontaine, damals noch auf SPD-Ticket Ressortchef, ließ sich zur Jahreswende 1998-1999 in Brüssel vom damaligen Wirtschaftsminister Werner Müller vertreten. Der gab zu Protokoll, Lafontaine habe „vor langer Zeit einen sehr entfernten Urlaub“ gebucht.

Eine Urlaubssperre galt unterdessen für Tausende Banker. Bei der technischen Umstellung von nationalen Währungen wie dem belgischen Franken, der deutschen Mark oder der italienischen Lira auf die gemeinsame Währung Euro sollte möglichst nichts schiefgehen.

01.01.1999, Frankfurt: Zum Geburtstag des Euro feiern am Neujahrstag rund 10.000 Menschen. Vor der Europäischen Zentralbank (EZB) bildeten Tausende das Zeichen des Euro nach. Foto: Heinz Wieseler/dpa

„Der Euro wurde damals mit größter Skepsis begleitet“, erinnert sich Otmar Issing, damals Chefvolkswirt der neu gegründeten Europäischen Zentralbank (EZB). „Aber der Übergang von den nationalen Währungen zum Euro ist so reibungslos vor sich gegangen wie sich das niemand vorstellen konnte.“

Allerdings hatte Issing durchaus Zweifel, ob die Europäer schon reif sind für einheitliches Geld. „Schon 1999 zu beginnen mit so vielen Ländern, hielt ich für ein riskantes Unterfangen“, erinnert sich der Ökonom im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur in Frankfurt.

Für 11 der damals 15 Mitgliedstaaten der Europäischen Union (EU) wurde der Euro am 1. Januar 1999 gesetzliches Zahlungsmittel – zunächst elektronisch, ab 2002 dann als Bargeld. Von Beginn an dabei waren Belgien, Deutschland, Finnland, Frankreich, Irland, Italien, Luxemburg, die Niederlande, Österreich, Portugal und Spanien.

Eine Jahrhundert-Entscheidung

„Die Verwirklichung der Europäischen Wirtschafts- und Währungsunion ist … für uns Deutsche wie auch für die Europäer die wichtigste und bedeutendste Entscheidung seit der Wiedervereinigung Deutschlands“, warb der damalige deutsche Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) im April 1998 im Bundestag. „Ich glaube, dass sie – auf lange Sicht – eine der wichtigsten Entscheidungen des ganzen Jahrhunderts ist.“

02.01.1999, Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf: Mit großformatigen Euro-Münzen und Banknoten-Attrappen informieren Mitarbeiter einer Bank über die neue europäische Währungseinheit. Foto: Ferdinand Ostrop/dpa

In der Tat profitiert die Exportnation Deutschland wie kaum eine andere Volkswirtschaft in Europa von dem erweiterten Binnenmarkt. Knapp 40 Prozent der deutschen Ausfuhren gehen in die Euro-Partnerländer. Kosten für Währungsumtausch und Absicherung von Wechselkursschwankungen fallen dabei weg. Denn die Wechselkurse wurden unwiderruflich fixiert: 1 Euro = 1,95583 D-Mark.

Als zum Jahreswechsel 2001-2002 der Euro in Schein und Münze unters Volk gebracht wurde – die größte Geldtauschaktion aller Zeiten – war die Aufregung groß. Schon am 14. Dezember 2001 konnten in Frankreich und den Niederlanden Probetütchen mit den neuen Münzen erworben werden.

Mancher Deutsche reiste kurzerhand über die Grenze, um ein „Starter-Kit“ zu ergattern. Denn erst am 17. Dezember 2001 wurden die Münzmischungen im Wert von 20 D-Mark (10,23 Euro) in Deutschland unters Volk gebracht.

In der Neujahrsnacht 2002 gab es das neue Bargeld in zwölf Staaten – Griechenland war inzwischen dazugestoßen. Noch als die Böller knallten, bildeten sich Schlangen an den Geldautomaten.

Doch die Ernüchterung kam schnell: Viele hielten den Euro für einen „Teuro“. Statistiker konnten noch so sehr argumentieren – beim Einkaufen, in der Kneipe oder beim Friseur wurden Verbraucher das Gefühl nicht los, D-Mark-Preise seien 1:1 in Euro umgerechnet worden. Das Wortspiel wurde so populär, dass „Teuro“ gleich im Jahr der Einführung des Euro-Bargeldes Deutschlands „Wort des Jahres“ wurde.

Noch heute rechnet gut ein Drittel der Deutschen (rund 38 Prozent) zumindest bei größeren Anschaffungen regelmäßig Euro-Preise in D-Mark um, wie eine jüngere Emnid-Umfrage unter 1026 Erwachsenen ergab.

03.05.1998, Frankfurt: Aufwärts zeigt der deutsche Bundeskanzler Helmut Kohl während der Abschlußpressekonferenz des Euro-Gipfels vor einem Euro-Zeichen. Foto: Michael Jung/dpa

Issing betont die Stabilität des Euro: In den knapp 20 Jahren betrug die durchschnittliche jährliche Inflationsrate im Währungsraum 1,7 Prozent. In den 50 D-Mark-Jahren waren es in Deutschland 2,8 Prozent. Dass sich manche Menschen dennoch die D-Mark zurückwünschen, kann der 82-Jährige nicht verstehen: „Das ist Nostalgie“, meint der Ökonom. „Die entzündet sich dann am Preis für die Maß Bier beim Oktoberfest in München, und die Leute vergessen dann, dass auch zu D-Mark-Zeiten dieser Preis von Jahr zu Jahr immer angestiegen ist.“

Die Anti-Euro-Stimmung jedoch ist populär. Die Alternative für Deutschland (AfD) ist mittlerweile nicht nur die größte Oppositionsfraktion im Deutschen Bundestag, sondern auch in den Parlamenten aller 16 Bundesländer vertreten.

Der jüngsten Umfrage der EU-Kommission zufolge ist die Zustimmung der Deutschen zum Euro insgesamt gesunken: 70 Prozent meinen demnach, der Euro sei gut für Deutschland. Damit ist die Zustimmung zwar immer noch überdurchschnittlich. Bei der Umfrage 2017 war die Gruppe der Euro-Befürworter in Deutschland aber mit 76 Prozent noch größer.

„Der Euro wirkt zurzeit eher als Spaltpilz, denn als gemeinschaftsstiftende Einrichtung“, stellt Issing fest. „Am Euro macht sich viel Europafeindlichkeit fest – aus falschen Gründen.“

Jüngstes Beispiel: Italien. Die nun regierende Koalition aus populistischer Fünf-Sterne-Bewegung und rechter Lega machte schon im Wahlkampf Stimmung gegen die Gemeinschaftswährung. Selbst mit einem Austritt aus dem Euroraum kokettierten die Parteien – auch wenn ein solcher Schritt rechtlich so gut wie unmöglich ist.

Die Populisten in Italien griffen ein weit verbreitetes Gefühl auf: Seit der Euro-Schuldenkrise, die ab 2010 vor allem Griechenland hart traf, fühlen sich viele Südeuropäer von Brüssel gegängelt.

Fehlende politische Einheit ist das Hauptproblem

Aus gesamteuropäischer Sicht bleibt das Hauptproblem die fehlende politische Einheit. Während die Geldpolitik bei der EZB gebündelt wurde, blieb die Wirtschafts- und Haushaltspolitik weitgehend in der Hand der einzelnen Staaten. Das sorgt immer wieder für Konflikte.

Erst wenn die Krise in einem Land schon da ist, bekommen die Euro-Partner größeren Einfluss. Über den Euro-Rettungsschirm ESM können sie als Bedingung für Hilfskredite in die Wirtschaftspolitik eines Landes eingreifen, zum Sparen drängen und Reformen einfordern.

Um Europa besser zu wappnen, legte Frankreichs Präsident Emmanuel Macron eine Reihe von Vorschlägen vor. Kernelement: ein Milliarden-Budget für die Eurozone. Die EU-Kommission präsentierte weitere Ideen, unter anderem die Einsetzung eines EU-Finanzministers. Fortschritte gibt es jedoch nur in Trippelschritten.

04.12.2018, Sachsen, Dresden: Zahlreiche Banknoten von 10, 20 und 50 Euro liegen auf einem Tisch. Foto: Monika Skolimowska/ZB/dpa

Heute ist der Euro für gut 340 Millionen Menschen in 19 EU-Staaten offizielles Zahlungsmittel. Ginge es nach dem Willen des amtierenden EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker, müsste der Euro-Club bald noch größer werden. „Wenn wir wollen, dass der Euro unseren Kontinent mehr eint als spaltet, dann sollte er mehr sein als die Währung einer ausgewählten Ländergruppe“, bekräftigte der Luxemburger im Herbst 2017. „Der Euro ist dazu bestimmt, die einheitliche Währung der Europäischen Union als Ganzes zu sein.“

In der Tat haben sich die EU-Staaten verpflichtet, den Euro einzuführen, sobald sie die Voraussetzungen wie Preisstabilität und solide Staatsfinanzen erfüllen. Eine Ausnahme von der Regel erstritten sich im Vertrag von Maastricht nur Dänemark und das Vereinigte Königreich – und die Briten wollen nun ganz aus der EU austreten („Brexit“).

Interesse am Euro-Beitritt haben Bulgarien und Kroatien signalisiert. EU-Währungskommissar Valdis Dombrovskis mahnt: Als Lehre aus der jüngsten Krise müsse sichergestellt werden, dass Euro-Neulinge auch innerhalb der Währungsunion erfolgreich sind. Eines sei jedoch klar: „Wenn man misswirtschaftet, wird man in einer Krise enden, egal ob man sich innerhalb oder außerhalb der Eurozone befindet.“

Der frühere EZB-Präsident Jean-Claude Trichet hält den Euro für einen großen Erfolg: „Wir haben eine Währung aus der Taufe gehoben, die praktisch über Nacht zur zweitstärksten der Welt wurde.“ Die Botschaft aus Brüssel und Frankfurt daher: Es ist höchste Zeit, die Währungsunion zu vollenden. (dpa)

29 Antworten auf “20 Jahre Euro: Friedensgarant und Spaltpilz”

    • Ganz im Gegenteil! Die Franzosen hatten davon fast nichts. Das sieht man ja jetzt an den bürgerkriegsähnlichen Zuständen, die da wegen der gelben Westen herrschen!

      Der Dicke hat ganz Europa und auch noch sein eigenes Volk mit Vorsatz über den Tisch gezogen! Vor dem Euro war die DM so stark, dass sie der deutschen Exportwirtschaft geschadet hat. Deshalb musste sich die Wirtschaft auch darum kümmern, dass sie zu Hause genügend Absatz fand. Und das ging halt nur, wenn die Deutschen auch genügend Geld hatten. Aber selbst das funktionierte nicht richtig, weil ausländische Produkte überwiegend billiger waren. Nach der Einführung des Euro wurde das alles ganz anders. Die deutsche Exportwirtschaft boomte wie noch nie zuvor und die reichen Deutschen wurden immer reicher! Deshalb konnte man mit dem Euro auch risikolos Hartz IV und katastrophal schlecht bezahlte Zeitarbeit einführen und damit den ersten Arbeitsmarkt und das Lohngefüge in D zerstören. Dadurch konnte man dann noch billiger für den Export produzieren! Da konnten, wie von Anfang an geplant, die Industrien der anderen EU- Länder nicht mehr ansatzweise mithalten.

      Dass den Stabilitätspakt, bis auf D, niemand einhalten konnte, war auch von Anfang an sonnenklar, weil die anderen wirtschaftlich starken Länder wie GB, S und DK den Euro gar nicht erst eingeführt hatten! Und auch das war so gewollt! Damit der Euro stabil blieb, musste man nach und nach die Zinsen fast abschaffen. Und das hatte auch noch den schönen Nebeneffekt, dass der normale Bürger sein Geld entweder in dadurch völlig überteuerte Immobilien oder, noch viel desaströser, sogar in Aktien anlegen musste, weil das beliebte Sparbuch sich nicht mehr lohnte! Das Sparbuch war den Banken und Reichen schon immer ein Dorn im Auge, weil sie, ohne Möglichkeit das Geld einzusacken, dafür Zinsen zahlen mussten. Nach Einführung des Euro hatten sie diesen Dorn im Auge endlich entsorgt!

      Auch wurden, entgegen aller Behauptungen, fast alle relevanten Preise im Euroraum über Nacht fast verdoppelt! Die Lebensmittelpreise wurden in D überwiegend 1:1 und in B 1: 20 umgerechnet, obwohl der offizielle Eurokurs eigentlich 1:2, bzw. 1:40 betrug. Auch Mieten, Nebenkosten und Versicherungen stiegen innerhalb weniger Jahre auf dieses Euromissverhältnisniveau!

      Wegen all dieser akribisch geplanten Dinge ist Deutschland heute auch der mit weitem Abstand reichste und stabilste, und damit natürlich auch einflussreichste, Staat in der Eurozone! Seine Einwohner haben, wie auch der Rest Europas, allerdings nichts davon!

        • @ Alfred

          Wie schon einmal geschrieben habe ich mir für das neue Jahr vorgenommen nicht auf jeden Blödsinn zu antworten.
          Abendbrot widerspricht sich in seinem Kommentar ständig und zieht völlig unlogische Schlüsse.
          Deutschland hat seiner Meinung nach einen enormen Exportüberschuss die Deutschen haben aber zu wenig Geld. Billige Importe können sie aber nicht einkaufen weil die Nachbarn zu wenig exportieren, Alles in allem ziemlich wirres Gerede ohne eine blasse Ahnung von Volkswirtschaft.

          • Dow Jones

            @EdiG

            „Deutschland hat seiner Meinung nach einen enormen Exportüberschuss die Deutschen haben aber zu wenig Geld.“

            Soviel zum Exportüberschuss:

            Deutschland – der übermächtige Konkurrent
            „Deutschland hat 2017 so viel Auslandsvermögen aufgebaut wie kein anderes Land. Doch die Gewinne Deutschlands sind die Schulden der anderen.“
            https://www.handelsblatt.com/politik/deutschland/analyse-zum-leistungsbilanzueberschuss-deutschland-der-uebermaechtige-konkurrent/20852196.html

            …und zu „die Deutschen haben aber zu wenig Geld.“

            ZDF: Die Anstalt vom 16. Mai 2017
            https://www.youtube.com/watch?v=7yrFHWBuWzg

          • Wer oder was ist Abendbrot? Falls Sie mir hier unterstellen wollen, dass ich unter verschiedenen „Usernamen“ schreibe, kann ich Ihnen versichern, dass ich hier immer nur unter meinem richtigen Vornamen schreibe! Ich habe auch weder behauptet, dass Deutschland einen „enormen Exportüberschuss“ hat, noch, dass niemand in D billige Importe kauft, weil die Nachbarn zu wenig exportieren.

            Wenn Sie richtig gelesen hätten, hätten auch Sie bemerkt, dass ich in diesem Zusammenhang nur kritisiert habe, dass die gesamte deutsche Wirtschaftspolitik schon ewig fast ausschließlich auf den Export ausgerichtet ist. Und um den zu fördern muss man vor Allem die Lohnkosten konkurrenzlos niedrig halten. Und das wurde ja auch mit dem Euro, der Zeitarbeit, Hartz IV… erreicht.

            EU- Importe wurden deshalb nicht mehr gekauft, weil die anderen EU- Länder preislich nicht mehr konkurrieren konnten. Und eben nicht sie, wie von Ihnen falsch interpretiert, „zu wenig exportieren“. Und ein großer Nebeneffekt dieser „Wirtschaftspolitik“ ist nun mal die Verarmung des eigenen Volkes! Es ist halt eine Tatsache, dass in Deutschland in der Industrie die mit weitem Abstand geringsten Löhne der westlichen EU bezahlt werden. Selbst die Osteuropäer können, wenn man die Arbeitsleistung mit einbezieht, mit deutschen Standorten teilweise nicht mehr konkurrieren. Das geht mittlerweile so weit, dass deutsche Unternehmen ihre Osteuropäischen und auch sogar asiatischen Standorte wieder zurück nach Deutschland verlegen. Das machen die garantiert nicht aus Patriotismus, sondern aus Kostengründen! Und bevor Sie mir jetzt schon wieder unterstellen, dass ich wirres Zeug schreibe, googlen Sie mal „Reshoring“! Das alles sind Tatsachen und hat nicht im Geringsten etwas mit fehlender Ahnung von Volkswirtschaft zu tun!

  1. @ Törö

    Ohne diesen „Zug über den Tisch“ hätte es der Dicke aus Oggersheim aber nie in die Geschichtsbücher geschafft und wäre heute genauso vergessen wie der „Alt-Kanzler“ Kiesinger.

  2. Ich bin sehr froh, dass es den Euro gibt. Als viel reisender Europäer ist es eine Wohltat, nicht mehr umtauschen und umrechnen zu müssen. Geld kann ich ganz einfach und kostenfrei in EURO-Ausland überweisen.
    Der Unterschied wird mir immer deutlich, wenn ich dann mal im Nicht-EURO-Ausland bin, beispielsweise Großbritannien und Polen. Umständlich und wenig transparent.

    Euro – einfach stabil – einfach super!

    • Peer van Daalen

      @AchGott: „Umständlich und wenig transparent.“

      War mir klar, daß Sie damit intellektuell überfordert sind und sich für ihren wahnhaften Selbst-Beschiss wohl auch noch auf die eigene Schulter klopfen…!

      Ich kann heute noch fast sämtliche Vor-Euro-Währungen im Kopf umrechnen und versucht, mich zu betrügen hat man nur zwei mal. In Belgien übrigens …

      • Ach, DAS haben Sie im Kopf…

        Sie sollten einfach meinen Beitrag noch einmal aufmerksam lesen, darüber nachdenken und dann noch einmal über Ihren Beitrag nachdenken. Dann lachen Sie vielleicht sogar selbst.

  3. Dow Jones

    Rede vor der Einführung des Euros, vor dem deutschen Bundestag 1998

    „Man kann einen Kontinent nicht über Geld einen“
    https://www.youtube.com/watch?v=x1ef0BBtuYA

    folgender Satz ab Minute 2:05 https://youtu.be/x1ef0BBtuYA?t=125
    „Man kann ein Kontinent nicht über Geld einen! Das hat noch nie in der Geschichte funktioniert und das wird auch hier nicht funktionieren!“
    …und weiter…
    „Im Augenblick wird das ein Europa für erfolgreiche Rüstungs-, für erfolgreiche Exportkonzerne, für Banken, vielleicht noch für große Versicherung.
    Es wird kein Europa für kleine und mittelständische Unternehmen, kein Europa für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, kein Europa für Gewerkschaftsbewegungen und auch kein Europa für die sozial Schwächsten in den Gesellschaften der Teilnehmerländer“

    … und ab Minute 8:52 https://youtu.be/x1ef0BBtuYA?t=532
    „Ob die Sprecherin der Grünen, der CDU CSU oder FDP. Alle würdigen am Euro, dass die Exportchancen Deutschlands sich erhöhen würden. Wenn das dann so wäre, wenn das dann so ist, dann müssen doch andere Produktionsunternehmen anderen Ländern darunter leiden. Anders ginge es doch gar nicht“

    ob man ihn nun mag oder nicht, er hat in ALLEN Punkten recht behalten!

    • Belgofritz

      Ich bin kein Freund seiner Partei, aber Gregor Gysi hat oft den Finger in Wunden gelegt. Den Euro als „Friedensgarant“ zu bezeichnen, grenzt, angesichts der Gefährdung des sozialen Friedens innerhalb einiger EU-Länder, schon an Dreistigkeit. Der EURO mag komfortabel für Wohlstandsbürger sein, für die historisch wirtschaftlich schwächeren Länder ist er (dank der Stabilitätskriterien) eine enorme Belastung. Keiner sollte vergessen, dass die Erfüllung dieser Kriterien über Lug und Trug erkauft wurden (auch von D durch Verkauf von staatlichem „Tafelsilber“ wie Immobilien und Firmenbeteiligungen) und bis heute die Ursache sozialer Unruhen sind, denn ausbaden muss es wieder der sogenannte „kleine Mann“.

  4. Der EURO erweist sich als „bombe à retardement“ die jetzt ihre Wirkung entfaltet. Dadurch dass die Südeuropäer nicht mehr per Abwertung einer eigenen Währung ihre Wirtschaftsleistung anpassen können, und interne Wohlstandsverluste politisch nicht durchsetzbar sind, flutet die EZB die Märkte mit EURO Helikoptergeld zu Nullzinsen. Als Folge werden alle Spareinlagen und Lebensversicherungsverträge praktisch enteignet. Geldanlagen werden zum Geldfriedhof wo die Kaufkraft verrottet. Zum Glück versteht keiner die Zinsrechnung und die Medien sorgen mit Moralin und Helene Fischer Show dafür dass das Volk sich in seiner Wohlfühlblase sicher fühlt. Mal sehen wie lange noch….

  5. abendland

    garantiert der euro den frieden in europa?
    brachte der sesterz dem römischen reich den frieden oder wer?
    wenn gewisse symbolik auf geld geprägt ist, so weiss man vor allem, welche politische institution dahinter steckt, aber nicht unbedingt, welche politische absicht dahinter steckt. beim US$ steht „united states of america“ drauf, beim chin. yuan „volksrepublik china“, beim euro hingegen steht die abkürzung der „europäischen zentralbank“ in vielen sprachen, europa als landkarte ist abgebildet, ABER es gibt keinen hinweis auf die europäische union.
    die absicht hinter dem euro ist damit auf jeden fall eine monetäre und wirtschaftliche einigung europas, aber nicht unbedingt eine politische. die lässt stark auf sich warten, nicht erst seit dem brexit.

  6. Pensionierter Bauer

    Im Grunde ist der € eine tolle Sache. Allerdings muss man heute feststellen, dass Deutschland fiel besser mit der Umstellung umgegangen ist als Belgien. Nach der Umstellung sind hier in Belgien die Preise exhibitionant in die Höhe geschossen. Ich hatte manchmal den Eindruck, dass das Geld auch viel lockerer in den Taschen saß. Ich kannte damals Leute die sagten plötzlich „nur 250€“ obwohl sie einige Wochen früher bei 10.000Bfr. zusammenzuckten. Bis zur € Einführung waren am Wochenende die Parkplätze vom GB, heute Match, und anderen Großkaufhäusern in Eupen und Umgebung mit schwarz-weißen Kennzeichen zugeparkt, oder was war in Ostbelgien an deutschen Feiertagen los. Heute ist es umgekehrt, im AC oder im Würselener Kaufland und anderen Grosskaufhäusern im AC Raum gehen an den Wochenenden die Deutschen nur noch ungern zum Einkauf, weil dort dann überwiegend französisch gesprochen wird. Die Wallonen reisen inzwischen teils mehr als einhundert Km bis dorthin an. Die Geschäftsleute in unserer Gegend haben eine zeitlang versucht die Umsatzrückgänge durch Preissteigerungen auszugleichen, dies solange, dass inzwischen auch die treuen Kunden anfangen nach D rüberzufahren. Toll ist aber, dass wir hier im Grenzland nicht mehr mit drei verschiedenen Währungen in der Tasche herumlaufen müssen.
    Dies war nun mein letzter Kommentar in 2018 und deshalb wünsche Allen OD Usern und insbesondere Herrn Cremer einen guten Rutsch und viel Erfolg in 2019.
    Auch freue ich mich auf weitere kontroverse Diskussionen hier auf OD im neuen Jahr.

  7. Marcel scholzen Eimerscheid

    Der EUR ist nun mal eine Tatsache, mit der man irgendwie leben muss. Und ihn unterlaufen durch die Einfuehrung einer absichtlich schwachen Parallelwaehrung waere zwar technisch machbar, wuerde in der Praxis nicht funktionieren, da jeder Mensch lieber fuer eine starke Waehrung arbeitet. Das hat sich mehrfach bewahrheitet. Die Geschichte von ost und Westmark zeigt das.

  8. Entscheidend für den Preisvergleich zu früher ist die Kaufkraft. Und die ist besser als früher. Z.B. sind Elektrogeräte deutlich billiger als vor 30 Jahren. Autos kosten nur unwesentlich mehr. Mein Citroën BX kostete 1990 umgerechnet 11000 Euro. Mein wesentlich modernerer Citroën C3 kostete vor zwei Jahren 12000 Euro. Andere Sachen sind dagegen deutlich teurer geworden, doch das wären sie auch ohne Euro.

  9. RaymondW

    Ja, da hatte Gregor Gysi vor 20 Jahren wohl recht, in seiner Rede vor den Bundestag. Kein Wunder, dass die Menschen auf die Straße gehen: Zu niedrige Löhne und Renten, immer schlechtere Zukunftsperspektiven für Schüler und Jugendliche, unerhört hohe Mietpreise, hohe Steuern und Sozialabgaben, während große Unternehmen ihre Steuern im Sand vergraben. Der Staat rettet Banken die sich verspekuliert haben und hat keine Skrupel sein Gewaltmonopol auszunutzen und setzt Polizei und ominöse Schlägertrupps gegen Gelbwesten ein. Die Leitmedien setzen alles dran, die Gelbwesten zu kriminalisieren. Das von Ihnen verehrte Projekt „Europa“ ist gescheitert, angesichts seiner Blindheit für den Menschen und dessen Bedürfnisse. Sie trauern Frau Merkel nach, die das sinkende Schiff verlässt und wenn jetzt auch noch Herr Macron in den Seilen hängt, muss ihnen das richtig weh tun. Sie können es nicht verkraften, dass der Hoffnungsträger für die europäische Finanzelite und das System, in das sie so gut eingebettet sind, nicht der Hoffnungsträger für die Menschen ist.

  10. Das Problem sind nicht die Löhne sondern die Lohnkosten! Den Bruttolohn (von dem der Arbeitnehmer of nur gut die Hälfte überwiesen bekommt) muss der Arbeitgeber in seiner Lohnbuchhaltung noch einmal mit 1.34 multiplizieren um die Lohnkosten des Mitarbeiters zu berechnen. Wenn ich mein Auto in die Werkstatt bringe rechnet man mir 55 €/h an Lohnkosten wovon der Arbeiter aber vielleicht 18 – 20 €/h sieht. Der Rest kassiert der Umverteilungsstaat (Nein, nicht der böse Garagenbetreiber. Der treibt das Geld nur ein…). DAS ist das Grundübel, egal ob in Franken, D-Mark oder EURONEN….

  11. Walter Keutgen

    Dax, der Faktor ist größer, weil der Arbeitgeber den Arbeitnehmer auch dann bezahlen muss, wenn er nicht arbeitet z.B. wegen Jahresurlaub, Feiertage und Krankheit. Zurück zum Thema: Der Euro an sich spaltet nicht Europa und ist an nichts schuld. Die fast zeitgleich stattgefundene deutsche Arbeitsmarktreform ist weit über das Ziel hinausgeschossen und hat Deutschland nicht nur in Qualität sondern auch in den Preisen so konkurrenzfähig gemacht, dass die Länder, die das ihren Bürgern nicht zumuteten, in argen Schwierigkeiten stecken.

  12. Der Euro war die beste Entscheidung aller Zeiten in Europa, die Ausführungsbedingungen die die Länder so u.a. Deutschland verhandelt hatten war der schlechteste Entscheidung aller Zeiten. Eine gemeinsame Währung aber keine gemeinsame Wirtschafstpolitik, keine gemeinsame Steuerpolitik. Die Länder wollten den Eindruck vermitteln eigenständig entscheidigen zu können hatten aber dafür die Trümpfe nicht mehr in der Hand. Und dann sangen alle zusammen : Europa ist schuld (an ihrer selbstverschuldeten Misere)

    • Walter Keutgen

      MP, in meiner Antwort an Dax habe ich übergangen, dass die Ausführungsbedingungen des Euro auch das ihre in sich haben, die Stabilitätskriterien. Bei der Einführung des Euro erfüllte kein einziges Land alle 4. In den USA haben die 50 Staaten auch beträchtliche Freiheit in der Steuer- und Wirtschaftspolitik. Stabilitätskriterien an sich sind nicht schlecht, aber das in einem Staatsvertrag festzuschreiben und Bürgern eines Landes erlauben, alle paar Monate die EZB oder dessen Präsident vor ein nationales Gericht zu ziehen, ist eine Harke. Funktionierende Währungen wie USD, GBP oder JPY funktionieren nicht so.

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