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Zu viel Sensations-Journalismus rund um den Absturz des Germanwings-Flugzeugs?

Pressekonferenz der Staatsanwaltschaft von Marseille in Anwesenheit einer Meute von Reportern, Kameraleuten und Fotografen. Foto: dpa

Die Berichte von „New York Times“ und AFP über die (möglichen) Geschehnisse im Cockpit des Airbus A320 der Fluggesellschaft Germanwings in den Minuten vor dem Crash haben die Spekulationen um die Unglücksursache weiter angefeuert. Die Kritik an den Medien wird lauter. Gibt es rund um diese Tragödie zu viel Sensationsjournalismus? Sollte sich die Presse mehr zurückhalten?

Die Spekulationen der Medien über die Absturzursache geraten in den sozialen Netzwerken zunehmend in die Kritik – auch hier im Forum von „Ostbelgien Direkt“.

„Die Flut von Spekulationen über Absturzursachen, Möglichkeiten, Theorien und die zeitweise Pietätlosigkeit der Medien und Presse gehen, gelinde gesagt, auf die Nerven“, schrieb ein User: „Dieses Unglück kann und muss betroffen machen, doch warum nicht warten, bis die Ermittlungen und Auswertungen abgeschlossen sind. Wie müssen die Angehörigen, Freunde der verunglückten Menschen sich angesichts dieser sensationslüsternen Berichterstattungen fühlen. Liebe Medien, seit einfach etwas leiser… bitte.“

Olivier Cousin (rechts), Leiter der Bergrettungsstaffel der für die Sicherheit der Rettungskräfte vor Ort zuständig ist, gibt in Seyne Les Alpes Pressevertretern in Interview. Foto: dpa

Olivier Cousin (rechts), Leiter der Bergrettungsstaffel, gibt in Seyne Les Alpes Pressevertretern ein Interview. Foto: dpa

Ein anderer Kommentator meinte: „Die New York Times gibt heute um 04.00 Uhr also erste Auswertungen des Flugschreibers bekannt, der laut französischen Behörden erst noch repariert und ausgewertet werden muss. Diese Meldung der NYT schreiben diverse deutsche Medien dann erst einmal ab. Sie überprüfen nichts, und offensichtlich kommt es ihnen noch nicht einmal im Ansatz seltsam vor, dass sie hier vorgeführt werden wie Schuljungen.“

Darauf reagierte der ehemalige PDG-Abgeordnete Karl-Heinz Braun (Ecolo), der kein gutes Haar am heutigen Journalismus ließ: „So ist der moderne Journalismus. Es reicht, mit Quellenangabe zu zitieren. BILD dir deine Meinung, egal ob die Quellen zuverlässig sind oder nicht. Emotionen müssen hochgekocht und so lange wie möglich gegart werden. Wahrheitsgetreue Information und fundierte Analyse sind Nebensache. Und offensichtlich befriedigt die Presse damit einen Bedarf. Zeitgeist nennt man das.“

Siehe auch Artikel „Flugzeugcrash: Brachte Copilot Maschine absichtlich zum Absturz? (Aktualisierung)“

6 Antworten auf “Zu viel Sensations-Journalismus rund um den Absturz des Germanwings-Flugzeugs?”

  1. Sowas liest man öfters in den hiesigen Medien:

    „Absturzgefahr vorhergesehen – Pilot im Fokus der Ermittlungen: Schweres Trauma als Kind war möglicherweise die Ursache für die Konzentrationsschwierigkeiten“

    „Neu im Liveticker: Was sagen die nicht-betroffenen Eltern zu diesem Unfall? Heinz war zum Glück krank und war nicht mit auf dem Unglücksflug. Jetzt packt Heinz aus“.

    „CSU-Partei fordert Kameraüberwachung in Gebirgen, damit rechtzeitig ein Absturz gefilmt werden kann, bevor keine Menschen gerettet werden können.“

    Natürlich sind diese Schlagzeilen frei erfunden, aber in diesem Stil leider schon zu oft Realität.

  2. Wenn die Medien nicht so massiv berichten würden, wären die Leute verärgert. Dann würden die Journalisten als „Schlafmützen“ kritisiert. Das ist so wie mit den Politikern: Wenn sich ein Politiker an den Katastrophenort begibt, wird ihm vorgeworfen, mediengeil zu sein, das Leid der Opfer auszunutzen. Geht er nicht zum Katastrophenort, heißt es, das sei eine Unverschämtheit, er hätte sich ja wenigstens kurz blicken lassen können. Man kann es den Leuten nie recht machen!!!!

  3. Ostbelgien Direkt

    Ich finde, dass bisher im Fall des Flugzeugabsturzes zwar viel berichtet und spekuliert wurde, es aber so gut wie keine Falschmeldungen gegeben hat, was bei Katastrophen dieses Ausmaßes eher selten ist. Gruß Gerard Cremer

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