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Erste Reaktionen zur Eröffnung eines Zentrums für Schwangerschaftsabbruch in Eupen durch „Prisma“

Ein Schwangerschaftstest liegt auf einem Tisch. Foto: Marijan Murat/dpa

Die Eröffnung eines Zentrums für Schwangerschaftsabbruch in Eupen durch die Vereinigung „Prisma“, Beratungs- und Anlaufstelle für Frauen, hat bereits erste Reaktionen ausgelöst.

„Seit Mai werden in den Räumlichkeiten von ‚Prisma‘ in der Heggenstraße in Eupen jeweils mittwochs in einem außerklinischen, wertefreien und vertrauensvollen Rahmen Eingriffe durch zwei Medizinerinnen vorgenommen“, hieß es bei der offiziellen Vorstellung, an der auch Gesundheits- und Sozialministerin Lydia Klinkenberg (ProDG) teilnahm.

OP-Besteck für einen Schwangerschaftsabbruch liegt in einem Operationssaal einer Klinik. Foto: Uwe Anspach/dpa

„Vor und nach dem Abbruch wird den Frauen eine ganzheitliche Betreuung angeboten. Schon seit vielen Jahren hatten die Mitarbeiterinnen und der Verwaltungsrat sich für dieses Zentrum eingesetzt, um eine Versorgungslücke zu schließen“, wurde außerdem mitgeteilt.

Als Erste bezogen die beiden Journalisten und Schriftsteller Marcel Bauer und Freddy Derwahl zu dem heiklen Thema Stellung.

Zunächst meldete sich Marcel Bauer in einem Leserbrief im Grenz-Echo von Montag zu Wort.

Marcel Bauer: „Eine Stimme für die Stummen“

Schon der Begriff Schwangerschaftsabbruch sei irreführend, da das Embryo und nicht die Schwangerschaft selbst das Ziel der Handlung sei, so Bauer: „Er ist eine Verharmlosung, weil die Beendigung einer Schwangerschaft als rein medizinische Angelegenheit und nicht als Tötung menschlichen Lebens dargestellt wird. Von einer Abtreibung sind zwei menschliche Wesen betroffen. Die Formulierung ‚ungewollte‘ Schwangerschaft beinhaltet, dass der Wille der Frau alleine entscheidet, ohne das Lebensrecht ihres Kindes in Betracht zu ziehen. Für die Mutter kann eine abgebrochene Schwangerschaft wiederholt werden, für das ungeborene Kind ist der ‚Abbruch‘ endgültig und unwiderruflich.“

Buchautor Marcel Bauer. Foto: privat

Weiter schreibt Bauer in seinem Leserbrief: „Die Fortschritte in der Embryonenforschung haben nachgewiesen, dass es sich beim Fötus nicht um einen ‚Zellhaufen‘ handelt, wie es von Befürwortern der Abtreibung dargestellt wird. Biologisch betrachtet ist ab dem Zeitpunkt der Befruchtung ein neues, menschliches Individuum entstanden, dessen Potenzial es ist, ein Mensch zu werden. Das 5. Gebot ‚Du sollst nicht töten‘ ist Teil unserer Erbanlage – auch wenn Menschen immer wieder versuchen, dieses Gebot zu umgehen und zu relativieren, indem sie die Tötung anderer Menschen durch Gesetze legalisieren – etwa im Kriegsfall, bei der Verhängung von Todesurteilen oder bei der Abtreibung.“

Abschließend betont der Autor des Leserbriefs: „Prisma leistet bei der Beratung und Betreuung von Frauen bewundernswerte Arbeit. Es bleibt zu hoffen, dass es die vornehme Aufgabe des Vereins bleibt, die Vor- und Nachsorge von Frauen in Not sicherzustellen und nicht das werdende Leben zu entsorgen.“

Freddy Derwahl: „Die abgetriebene Menschenwürde“

Bezug nehmend auf Bauers Leserbrief hat sich am Montag auch dessen Kollege Freddy Derwahl zur Eröffnung des Zentrums für Schwangerschaftsabbruch zu Wort gemeldet. In dem Leserbrief, den er auch „Ostbelgien Direkt“ zukommen ließ, schreibt Derwahl nach eigenen Worten „aus tiefer Überzeugung, jedoch jeden Widerspruch respektierend“ Folgendes:

„Die Stellungnahme von Marcel Bauer verdient starke Beachtung: Sie ist zugleich engagiert und besonnen. Er appelliert in einer delikaten Frage zur Nachdenklichkeit. Der weltweit gereiste Journalist und Schriftsteller meldet sich unaufgeregt und gut informiert zu Wort. Dass sich der katholische Autor dabei nicht auf Erklärungen der Päpste oder Lehrschreiben der Bischofskonferenzen bezieht, verleiht seiner Meinung ein beachtliches Format.

Freddy Derwahl bei einem Gespräch auf dem Eupener Marktplatz. Foto: OD

Ohne das Leid der Mütter und die oft dramatische soziale Problematik zu verharmlosen, unterzieht er die in der internationalen Debatte längst als selbstverständlich und harmlos benutzten Begriffe wie ‚Versorgungslücke‘, ‚Abbruch‘ oder gar „Zellhaufen‘ einer entlarvenden Prüfung.

Dass unser aller Leben, das unserer Kinder sowie Kindeskinder nicht der liebenden Hingabe einer Mutter zu verdanken ist, sondern den Zufällen eines ‚Haufens‘ entsprungen sein soll, macht deutlich, dass es sich bei diesem wundersamen Geschehen um einen wo auch immer geheimnisvoll verborgenen Schöpfer handelt, dessen ‚Gebote‘ weit mehr als nur von christlichen oder jüdischen Religionen respektiert werden.

Gegen die Übermacht von Künstlicher Intelligenz, Weltraumteleskopen, Supercomputern und Atomwaffenarsenalen wirken alle zutiefst existenziellen Fragen nach Anfang, Ende und Bestimmung eines Menschenlebens für medizinische und politische Instanzen als belächelte Herausforderungen. Die antiken und fernöstliche Philosophen, die großen Denker der Aufklärung und unserer Zeit (Bergson, Heidegger, Camus oder Sartre) haben ihre Genialität nicht ahnungslos verbreitet. Mehr noch: Der im Christentum als Gottessohn Verehrte kam als ‚Sozialfall‘ in einem Stall zur Welt. Das früheste Leben von Laotse, Buddha oder Mohammed landete nicht in einem sterilen Abfalleimer. Michelangelo und Mozart entstammen nicht dem Gnadenakt eines Gynäkologen.

Wenn in der Ukraine und im Gazastreifen Kinder von Aggressoren getötet werden, erfolgt zu Recht ein weltweiter Aufschrei empörten Entsetzens. Der am Herzen einer Mutter wachsende Fötus ist in den satten Wohlstandsgesellschaften weder Beistand noch Schutz wert. ‚Abgetrieben‘ wird die Menschwürde.“ (cre)

13 Antworten auf “Erste Reaktionen zur Eröffnung eines Zentrums für Schwangerschaftsabbruch in Eupen durch „Prisma“”

  1. Es ist doch bezeichnend, dass sich nur Männer in der Art dazu äußern.
    Es ist die Entscheidung der Frau, einzig und alleine.
    Sie muss auch im Anschluss damit zu Recht kommen. Keine Frau macht einen Abbruch mal eben im Vorbeigehen. Jede Frau hat gute Gründe, um das auf sich zu nehmen, sowohl moralisch als auch körperlich. Da sollten sich die männlichen Moralinstanzen mal ganz gepflegt heraushalten.

    • Freddy Derwahl

      Liebe Heike,
      als alter, von schmuddeligen Beichtvätern gemassregelter Schüler , gefällt mir Ihre kritische Bemerkung. Doch ist die heikle Frage nicht exegetisch zu lösen? Welchen alleinstehenden Frauen diese wohl etwas überstudierte Jesus tatsächlich geholfen hat, steht nicht in den Evangelien. Seine arme junge Mutter musste sich im winterliche Stall von Bethlehem mit einem heilgmässigen „keuschesten Bräutigam“ abfinden, während die Hirten auf dem Felde froren und die Engel in in den dunkelen Wolken realitätsfern jubelten. Es hat ihrem Söhnchen nicht geschadet. Gross geworden sass er auch gerne mit Gaunern und Frauen aus einem anderen Gewerbe zusammen. Die verrufe Rothaarige aus Magdala durfte ihm sogar das Haar salben und die Füsse küssen. Für alle frauenfeindlichen Besserwisser in den römischen „Dikasterien“ nicht zu unterschlagen: das leere Grab des alleinerzogenen und gefolterten „Rabbi“ wurde zuerst von jener anrüchigen Frau entdeckt, die ihn nebenan mit dem Friedhofsgärtner verwechselte und nicht „berühren“ durfte.

      Auch wird von den Nacherzählern gerne unterschlagen: eine Frau von Format war in dieser mysteriösen Leidensgeschichte die Gattin des römischen Scharfrichters Pilatus, die erkannt hatte, das der allmächtige Statthalter des Kaisers feige einen Unschuldigen an Kreuz nageln liess.

      Aber nichts für Ungut Heike. Vielleicht klatscht unser vierzehnter Leo als cooler Ami bald allen Verklemmten in seinem teuren Laden die heilige Pforte vor die Nase zu.

      • Lieber Herr Derwahl,
        Für mich ist diese rührende Weihnachtsgeschichte von der Geburt Jesu, eben nur eine rührende Geschichte. Bewiesen ist da nichts.
        Wobei ich sicherlich nicht anzweifel, dass es den Mann Jesus gegeben hat. Ganz sicher sogar. Ich glaube nur nicht daran, was Kirche/ Mensch alles um diesen Mann, ich sage jetzt mal frech : Drumherum gedichtet hat.

  2. Eifel_er

    Ohje, dann werden die ganzen religiösen Fanatiker und Katholiken denen die Türe ja einrennen, oder wie so oft, Inkognito dem Laden einen toten Vogen an die Türe nageln. Diese Feiglinge.
    Sollen froh sein dass es so etwas gibt.

  3. Lebenswirklichkeit

    Als Frau und jemand, der selbst keine Befürworterin von Abtreibung ist, sehe ich die Eröffnung eines Zentrums für Schwangerschaftsabbruch in Eupen mit gemischten Gefühlen. Ich verstehe und respektiere die ethischen Bedenken, die Herr Bauer und Herr Derwahl äußern, insbesondere ihre Sorge um das ungeborene Leben und die Menschenwürde.
    Dennoch möchte ich eine andere Perspektive einbringen: Die Entscheidung für oder gegen eine Schwangerschaft ist für viele Frauen keine theoretische, sondern eine zutiefst persönliche und oft existenzielle. Ein Zentrum wie das von Prisma bietet nicht nur medizinische Hilfe, sondern auch Begleitung, Beratung und Schutz in einer Phase großer Unsicherheit.
    Es geht nicht darum, Leben zu „entsorgen“, sondern darum, Frauen in schwierigen Situationen nicht allein zu lassen. Die Tatsache, dass zwei Medizinerinnen in einem wertefreien Rahmen arbeiten und ganzheitliche Betreuung anbieten, zeigt, dass hier nicht leichtfertig gehandelt wird.
    Ich würde wünschen, dass in der öffentlichen Debatte nicht nur über Prinzipien gesprochen wird, sondern auch über die Lebensrealitäten der Frauen, die sich in einer Notlage befinden. Ein respektvoller Dialog, der sowohl das ungeborene Leben als auch das Leben der Mutter ernst nimmt, wäre für mich ein guter Weg.

  4. Föschtes Drüttje

    Aus Ihrem Kommentar glänzt jene hilfreiche Freiheit auf die es ankommt.

    Dieser Kommentar auf OD gehört in jeden Briefkasten während die Pro-und Contra-Spielchen im GEüber Harmlosigkeiten florieren, man dort die Augen schliesst und als in der Charta als „christlich“ verbürgte Zeitung nichts zu sagen wissen. Kein Einwand gegenüber seitenlange Banneux-oder Lourdes-Berichte. Aber bitte auch aber Bereiche wo in der Kirche über echte Probleme debattiert wird. Für dievon den deutschen Medien oder info/catho unterrichteten christlich interessierten Leser ist das GE eine peinliche Nullnummer.

    Da muss der als „Brunnenvergifter“ diffamierte Gerard Cremer kommen um die betroffene Bevölkerung umfassend zu informieren und zu Wort kommen zu lassen. Jahrelanger, aufreibender Einsatz im Bemühen um die in Ostbelgien verpönte Meinungsvielfalt ohne einen Penny Medienhilfe.

    Es gibt hier nicht nur milliardenschwere Budgetllöcher, sondern seit Jahrzehnten einen nie gestopften Mangel an politischer Kultur. Vielleicht traut sich der Ministerpräsident darüber eine Regierungserklärung zu.

  5. Herbert G.

    Es gibt schon zu denken, dass in Eupen kein Kind mehr geboren werden kann aber Abtreibung geht.
    PS: sämtliche Kinder, die jetzt notgedrungen in Aachenzur Welt kommen, sind die eigentlich zuerst mal Deutsche oder zählt dieses territoriale Denken nicht ?

  6. Adoptiveltern

    Was mir bei dieser Einrichtung fehlt, ist die direkte Verbindung zu Adoptiveltern. Es gibt sehr viele kinderlose Paare die sich nichts sehnlicher wünschen, als ein Baby. Solche Menschen könnten doch der Schwangeren sofort unter die Arme greifen und das Kind nach der Geburt adoptieren – wenn die Mutter das dann überhaupt noch will. Es wäre sogar denkbar, dass solche Adoptiveltern im Nachhinein die leibliche Mutter mit in ihr Leben einbinden … zum Wohle des Kindes.

  7. …. Zum Wohle des Kindes..,, ab wann bekommen sich die „beiden Mütter“ in die Haare? Auf welche Seite soll sich das Kind schlagen? Was für ein Zwiespalt für jedes Kind, in das es von den Erwachsenen hinein getrieben wird! Ja ich weiß, aber alles besser als Abtreibung! Tatsächlich…. Es ist die Sache der betroffenen Frau, und wie auch immer sie sich entscheiden wird, da hat kein Außenstehender sich einzumischen oder rumzumäkeln oder oder.

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