Zwischenruf

Wohin steuert die PFF?

Per Zufall veröffentlicht „Ostbelgien Direkt“ an anderer Stelle aktuell zwei Artikel zur PFF. Im ersten geht es um die Frage, wer bei der PDG-Wahl vom 25. Mai 2014 die Liste der Liberalen anführen wird. Der andere Bericht über das Buch „Grenzerfahrungen“ zeigt ein Bild des PFF-Kandidaten Gert Noël bei der Parlamentswahl 1968. Dazwischen liegen mehr als 45 Jahre. Für die ostbelgischen Liberalen waren es größtenteils erfolgreiche Jahre. Heute aber steuert die PFF ungewissen Zeiten entgegen. Sie muss unbedingt punkten.

Es ist nicht nur Fred Evers, der den Liberalen fehlt. Dass es auch ohne den „langen Fred“ gehen kann, hat sich bei der Stadtratswahl 2006 in Eupen gezeigt. Die PFF verzichtete auf die Unterstützung ihrer langjährigen Galionsfigur und konnte trotzdem die Zahl ihrer Mandate halten. Sechs Jahre später kehrte sie sogar in die Mehrheit zurück – diesmal allerdings wieder mit Evers – und stellt heute mit Karl-Heinz Klinkenberg den Bürgermeister.

Keinen echten charismatischen Leader

Dies alles könnte den Schluss zulassen, dass es momentan um die deutschsprachigen Liberalen gar nicht so schlecht bestellt ist. Immerhin ist die PFF mit Kattrin Jadin sogar in der Kammer und mit Isabelle Weykmans in der DG-Regierung vertreten. Hinzu kommt, dass auch der amtierende PDG-Präsident Alexander Miesen ein Liberaler ist. Und die Blauen stellen obendrein in 4 von 9 DG-Gemeinden den Bürgermeister: in Eupen, Raeren, Kelmis und Bütgenbach.

Der Schein aber trügt, denn die PFF hat heute keinen echten charismatischen Leader und noch weniger ein scharfes Profil. Die Partei wird allenfalls als Anhängsel der SP von Ministerpräsident Karl-Heinz Lambertz und der ProDG von Unterrichtsminister Oliver Paasch wahrgenommen.

Das war sie schon vor fünf Jahren vor der letzten PDG-Wahl, als sie erwartungsgemäß einen Sitz im PDG einbüßte. Sie ist es aber nach dem Verlust von Berni Collas und Ferdel Schröder umso mehr. Beide waren zwar keine echten Zugpferde, gaben der Partei aber einige Konturen, die sie heute nicht mehr hat.

Wieder ein Eckpfeiler ostbelgischer Politik

Es ist absolut notwendig, dass die PFF so schnell wie möglich ihr Profil schärft. Das geht nicht, wenn man im DG-Parlament im Großen und Ganzen nur das „nachplappert“, was die beiden anderen Mehrheitsparteien sagen. Da muss man als liberale Partei zumindest ab und zu klare Kante zeigen – und auch mal dem einen oder anderen Koalitionspartner öffentlich widersprechen.

Als kürzlich im Wallonischen Parlament ein Resolutionsentwurf der Liberalen bezüglich der Übertragung von Zuständigkeiten von der Region an die DG mit den Stimmen von PS, CdH und Ecolo abgelehnt wurde, hat die PFF aufgemuckt. Es geht also doch – wenn man denn will…

Kurzum, die PFF wird nur bestehen können, wenn sie sich wieder zu einer treibenden Kraft ostbelgischer Politik macht – auf die Gefahr hin, dass sie nach dem 25. Mai 2014 in der Opposition landet. Diese Gefahr besteht für sie eh. Lieber erhobenen Hauptes aus der Mehrheit scheiden als zu einer „Ostbelgien-FDP“ zu verkümmern!

GERARD CREMER

Siehe dazu auch Artikel „Miesen oder Weykmans: Wer wird Nummer 1 der PFF bei der Wahl zum PDG?“

 

15 Antworten auf “Wohin steuert die PFF?”

  1. Also Ostbelgien-FDP ist vielleicht etwas hergeholt. Ich denke schon, dass die PFF mehr Prozente holt als Alkohol in Jupiler ist, aber sie wird auf jeden Fall nicht mit mehr Sitzen aus den Wahlen gehen!

  2. Wer die ostbelgische Politik etwas verfolgt weiß, dass die Liberalen in der Eifel ziemlich zerstritten sind (haben bei den letzten Gemeinderatswahlen in St. Vith noch nicht einmal eine Liste zusammenbekommen).
    Insgesamt leiden die Liberalen auch unter dem negativen Image der FDP in unserem Nachbarland.
    Außerdem hat Isabelle Weykmans als Ministerin einige Böcke geschossen (BRF, …). Sie wird wohl kaum der nächsten Regierung angehören. Zusammengefasst: Die blauen können froh sein wenn sie ihre vier Sitze im PDG verteidigen können; Es wird von ihrem Ergebnis abhängen, ob die aktuelle Mehrheit nach dem 25. Mai weiterhin eine Mehrheit hat.

    • nie im Leben

      Niemals im Leben wird die aktuelle Mehrheit weiter eine Mehrheit haben! Das würde bedeuten, dass weder Die Sozialisten, noch die Liberalen oder aber ProDG einen sitz verlieren dürften. Dass keiner von denen einen Sitz einbüBt ist ausgeschlossen

  3. Schmitz Walter

    Wir sehen es doch alltäglich, vor allem in Eupen und im PDG, wie unfähig diese Partei mittlerweile geworden ist. Entweder wird wie in Eupen viel versprochen und nichts beschlossen oder eben wie Frau Weykmans viele falsche Entscheidungen getroffen.Ich hoffe inständig, dass wir im kommenden Jahr von ihnen verschohnt werden.

    • Horkheimer

      Super! Kollege! Hab‘ ich mir auch gedacht. Sonst gibt’s von der Dame ja zu jedem Thema etwas zu lesen. Infotainment und Wahlkampf oblige…
      Zum Beispiel ihre pseudo-intellektuellen, möchte-gern-sprachwissenschaftlichen Äusserungen zum „Wort des Jahres“. Bloss den Mund aufmachen und seinen Senf dazu geben, damit jeder den Eindruck hat, „die tut ja was!“. Noch so ’ne ICH-Politikerin…
      (Dem Baby werden wohl gerade die Windeln gewechselt – mit Hilfe von Oliver.P.? Hat ja jetzt auch Erfahrung darin – zur Abwechslung…)

  4. Freidenker

    Einspruch!
    Die PFF hat in Ostbelgien ein riesen Wählerpotential.
    Vor den innerparteilichen Querelen von 2004 sagte eine Umfrage ihr 8 Sitze voraus (+2). Letzten Endes verlor sie noch einen, vier Jahre später dann noch einen und hat somit ihr Stimmenpotential (8) halbiert (4 Sitze nur noch momentan).
    Sicherlich wird es schwierig werden, Collas in der Mitte der DG zu ersetzen. Sicherlich ist das Erscheinungsbild der St. Vither PFF katastrophal. Aber gerade das Beispiel Gert Noel lehrt uns: wenn die richtigen Kandidaten in der Eifel gefunden werden, ist vieles denkbar.

  5. senfgeber

    Herr Cremer, zu behaupten, die pffff habe keine Konturen ist falsch, da muss man Ihnen widersprechen.

    Die Bewegung hat sich zu einer „Das war jetzt schon das warmlaufen ;) Bewegung“ („warmlaufen“ nicht mit Warmen Brüdern verwechseln) gemausert, die obendrein noch Kondome verteilt.

    Herr Cremer, und da kommen Sie uns und sagen, sie habe keine Konturen? pffff….

  6. Na ja, dass die PFF nicht auf der Sympathieliste dieser Zeitung steht, konnte man oft genug hier nicht nur zwischen den Zeilen lesen. Wo sind denn die charismatischen Leader der CSP oder von ECOLO?

  7. Beobachter

    Die heutige PFF ist keine Partei der Mittelständler mehr. Die großen Zugpferde der PFF waren alles Selbstständige gewesen. Heute ist da nur mehr Schrott. Wer in den oberen Positionen der Partei weiss denn schon , wie ein Betrieb funktioniert , wie überhaupt etwas funktioniert; Frau Jadin , Frau Weykmanns , Fräulein Moeres , Herr Miesen , Herr Kreins ???
    Wenn kein Selbstständiger ganz oben auf der Liste steht , dann werde ich wohl oder übel schwarz wählen. Mit dieser Partei kann ich mich als Selbstständiger nicht mehr identifizieren. Hier sieht man nur Postenhascherei , wer jetzt keinen Posten abbekommt , der geht unter , weil in der Privatwirtschaft ein Wind weht , welchem diese Leute nicht gewachsen sind.
    Es wird noch interessant sein zuzusehen , wie Weykmanns und Jadin sich gegenüberstehen. Jadin wird kaum mehr auf föderaler Ebene oben mitspielen dürfen ; ihr grosser Erfolg damals lag nur daran , das sie dem Mentor Reynders gut in den Kram passte ; der hat jetzt aber was anderes zu tun , als sie zu pushen. Wenn alles schiefgeht , kann sie ja noch das Schwesterchen vom Thron in der Provinz stossen , sie hat sie ja auch darauf gesetzt , oder aber Frau Weykmanns nach unten drücken , das geht auch. Aber egal wie es auch ausgeht : Null und Null ist Null.

  8. Guido Osterdelle

    Der arme Miesen steht schon vor einem Dilemma. Um an Profil zu gewinnen, könnte er sich bis zum Wahltag einen Drei-Tage-Bart wachsen lassen. Aber dann bekommt er in der Metzgerei kein Scheibchen Wurst mehr angeboten.

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