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Rote Teufel nach dem ersten Vorrunden-Aus seit 1998 vor einem Neuaufbau: Wer wird Martinez-Nachfolger?

01.12.2022, Katar, Al Rayyan: Belgiens Axel Witsel (l) und Jan Vertonghen trösten sich nach dem Schlusspfiff des Spiels gegen Kroatien und dem Ausscheiden aus der WM in Katar. Foto: Nick Potts/PA Wire/dpa

AKTUALISIERT – Belgiens Goldene Generation bleibt unvollendet und muss eine der größten WM-Flops überhaupt verkraften. Roberto Martinez tritt als Nationalcoach zurück. Wie geht‘s jetzt weiter mit den Roten Teufeln?

Peter Bossaert, CEO des belgischen Fußball-Verbandes, hat für Montag eine Pressekonferenz angekündigt. Womöglich wird man spätestens dann mehr erfahren zur Zukunft der belgischen Nationalmannschaft.

Am 24. März 2023 beginnt mit einem Auswärtsspiel in Schweden die Qualifikation für die EM 2024. Neben Schweden gehören auch noch Österreich, Aserbaidschan und Estland der Belgien-Gruppe an. Eine Qualifikation für die Endrunde in Deutschland ist für Belgien Pflicht.

01.12.2022, Katar, Doha: Belgiens Romelu Lukaku zeigt sich enttäuscht. Foto: Ferrari Fabio/LaPresse via ZUMA Press/dpa

Schon direkt nach dem WM-Aus gegen Kroatien wurden Namen von möglichen Nachfolgern von Martinez genannt: Michel Preud‘homme, Thierry Henry, Thomas Vermaelen, Hein Vanhaezebrouck, Philippe Clement, Vincent Kompany…

Die Zeit der Goldenen Generation ist abgelaufen, aber noch hat keiner der Helden von 2018, die bei der WM in Russland Dritter wurden, seinen Rücktritt erklärt. Lediglich Toby Alderweireld hat um Bedenkzeit gebeten. Jan Vertonghen sagte, wenn man ihn weiter nötig habe, sei er bereit. Axel Witsel machte deutlich, bis zur EM 2024 weiter zur Verfügung zu stehen. Einige wie Eden Hazard und Romelu Lukaku haben sich noch nicht geäußert, dürften aber weiter zum Stamm der Nationalmannschaft gehören.

01.12.2022, Katar, Al Rayyan: Belgiens Spieler stehen vor dem Spiel gegen Kroatien für ein Teamfoto auf dem Spielfeld. Foto: Virginie Lefour/BELGA/dpa

Es ist auch nicht so, dass es in belgischen Fußball keine Talente mehr gäbe. Eine neue Generation gibt es schon noch, wie die Qualifikation für die U21-Europameisterschaft im kommenden Jahr beweist. Sie heißen Jérémy Doku, Amadou Onana, Charles De Ketelaere, Romeo Lavia, Lois Openda, Aster Vranckx, Nicolas Raskin… Man muss ihnen nur die Gelegenheit geben, sich zu beweisen.

Möglicherweise hielt Martínez zu lange an den in die Jahre gekommenen Routiniers fest. Schon nach der EM 2021 spürten viele, dass die Zeit für einen Wechsel gekommen sei.

Gegen Kroatien hatte der Spanier den inzwischen 31 Jahre alten und seit Jahren in der Dauerkrise befindlichen Eden Hazard zunächst auf die Bank verbannt – brachte dafür aber den bitter enttäuschenden 35 Jahren alten Dries Mertens von Anfang an. Die Belgier schickten damit die zweitälteste WM-Startelf überhaupt auf den Platz. Kein Wunder, dass es mit der „Altherrentruppe“ am dringend benötigten Tempo mangelte. (cre/dpa)

0:0 – Ende einer Ära: Rote Teufel scheitern an Kroatien – Martinez kündigt nach WM-Aus seinen Rücktritt an

Was vor der WM in Katar wohl nur die wenigsten Fans der belgischen Fußball-Nationalelf für möglich gehalten hätten, ist eingetreten: Die Roten Teufel sind schon in der Gruppenphase ausgeschieden.

Nach den Chaos-Tagen von Doha muss die goldene Generation von Belgien wieder ohne Titel die Heimreise antreten. Kevin De Bruyne und Co. kamen am Donnerstag nicht über ein 0:0 gegen Vize-Weltmeister Kroatien hinaus und schieden damit bei der Fußball-WM in Katar bereits in der Vorrunde aus. Das war den Belgiern letztmals 1998 bei der Endrunde in Frankreich passiert.

Für Kroatien geht indes die Reise weiter, Ex-Weltfußballer Luka Modric darf noch von der ganz großen Krönung seiner so erfolgreichen Karriere träumen.

01.12.2022, Katar, Al Rayyan: Belgiens Kevin De Bruyne zeigt sich nach dem Spiel enttäuscht. Foto: Virginie Lefour/BELGA/dpa

De Bruyne steht indes – ob im Verein oder in der Nationalelf – weiter ohne internationalen Titel da. Dreimal im Viertelfinale, dazu der dritte Platz in Russland lautete die Bilanz der letzten großen Turniere – der beste Jahrgang, den Belgien je hervorgebracht hat, bleibt unvollendet.

„Diese Generation verdient Respekt und Bewunderung“, hatte Belgiens Nationaltrainer Roberto Martínez vor dem Alles-oder-Nichts-Spiel klargestellt. In den Tagen seit der Ankunft am Golf hatte der so begabte Jahrgang allerdings in erster Linie reichlich Negativ-Schlagzeilen produziert. Ein angeblicher Kabinen-Zoff, eine Maulwurf-Affäre bis hin zum Krisengipfel hatten die schwachen sportlichen Auftritte begleitet.

Grund genug für Martinez, seine Startelf zu überdenken. Für den ohnehin seit langer Zeit außer Form spielenden Superstar und Kapitän Eden Hazard war gegen Kroatien lange kein Platz mehr, auch sein Bruder und Bundesligaprofi Thorgan rutschte aus der Anfangsformation.

Auch für den angeschlagenen Superstar Romelu Lukaku reichte es noch nicht, der Torjäger von Inter Mailand saß auf der Bank und kam zur zweiten Halbzeit ins Spiel.

01.12.2022, Katar, Al Rayyan: Belgiens Jan Vertonghen (M) und Romelu Lukaku reagieren nach einer vergebenen Torchance. Foto: David Klein/CSM via ZUMA Press Wire/dpa

Zunächst einmal fehlte nicht viel, und Belgien hätte auch noch das schnellste Tor der WM-Geschichte kassiert. Bereits nach neun Sekunden setzte Ex-Bundesligaprofi Ivan Perisic einen Schuss aus halblinker Position knapp neben das Tor. So hätte er fast noch den Türken Hakan Sükür übertroffen, der bei der WM 2002 nach elf Sekunden im Spiel um Platz drei gegen Südkorea getroffen hatte.

Die Kroaten erwischten jedenfalls den besseren Start und sorgten für reichlich Verwirrung in der Defensive der Rode Duivels. Glück hatten die Belgier, dass der Foulelfmeter in der 15. Minute vom deutschen Video-Schiedsrichter Marco Fritz wieder einkassiert wurde. Der gefoulte Andrej Kramaric vom Bundesligisten TSG 1899 Hoffenheim hatte bei der Flanke zuvor hauchdünn im Abseits gestanden. So kam es nicht zum pikanten Duell zwischen Modric und Thibaut Courtois, die beide zu den Leistungsträgern bei Champions-League-Sieger Real Madrid zählen. Courtois bestritt am Donnerstag sein 100. Länderspiel.

01.12.2022, Katar, Al Rayyan: Belgiens Leandro Trossard (l) und Kroatiens Josko Gvardiol kämpfen um den Ball. Foto: Nick Potts/PA Wire/dpa

Die Belgier übernahmen danach die Initiative. Mussten sie auch, denn mögliche Schützenhilfe aus dem Parallelspiel hatte sich frühzeitig erledigt. Viele Chancen ergaben sich im ersten Durchgang aber nicht. Die beste Gelegenheit hatte noch Dries Mertens nach feiner Vorarbeit von De Bruyne, doch der Altstar setzte den Ball über das Tor (13.). Kurz vor der Pause sorgte Mertens ein weiteres Mal für Gefahr (42.).

Es fehlte an Durchschlagskraft gegen die stabile Kroaten-Abwehr. Höchste Zeit für „Big Rom“, den belgischen Rekordtorjäger. Und es dauerte keine vier Minuten, ehe Lukaku nach seiner Einwechslung per Kopf erstmals in Aktion trat. Mit dem Stürmer war wieder eine Anspielstation in der Zentrale, der die Bälle festmachen und verteilen konnte. Und nur der Pfosten verhinderte das goldene Tor von Lukaku (60.).

Je mehr die Belgier riskierten, desto anfälliger wurden sie in der Defensive. Bei Schüssen von Mateo Kovacic (50.), Marcelo Brozovic (54.) und Modric (54. und 68.) war Courtois zur Stelle. Die letzten großen Chancen für Belgien vergab Lukaku kurz vor dem Ende (87./90.). Auch die späte Einwechslung von Eden Hazard konnte das bittere Aus der Belgier nicht mehr verhindern.

01.12.2022, Katar, Al Rayyan: Belgiens Trainer Roberto Martínez steht an der Bank. Foto: Bruno Fahy/BELGA/dpa

Roberto Martinez gab auf einer Pressekonferenz nach der für Belgien fatalen torlosen Punkteteilung (0:0) gegen Kroatien bekannt, dass er als Nationaltrainer zurücktreten werde.

„Das war mein letztes Spiel als Trainer der Nationalmannschaft. Es ist bewegend… Ich kann nicht mehr weitermachen. Ich habe mich von den Spielern und dem Staff verabschiedet. Ich wollte auf jeden Fall aufhören, egal was passieren würde. Selbst wenn wir Weltmeister geworden wären. Ich habe diese Entscheidung kurz vor der Weltmeisterschaft getroffen“, sagte er unter Tränen.

„Wir haben das zweite Spiel gegen Marokko zu Recht verloren. Wir waren nicht bereit. Heute haben wir uns viele Chancen erarbeitet, also nein, ich bereue nichts. Wir können uns erhobenen Hauptes von der Weltmeisterschaft verabschieden“, sagte der Spanier, der seit 2016 Belgiens Nationalcoach war als Nachfolger von Marc Wilmots und mit den Roten Teufeln bei der WM 2018 in Russland Dritter wurde. (dpa/cre)

38 Antworten auf “Rote Teufel nach dem ersten Vorrunden-Aus seit 1998 vor einem Neuaufbau: Wer wird Martinez-Nachfolger?”

  1. Rundes Leder

    Sie haben’s versäumt gegen Marokko und nicht hier, obschon den reellen chancen nach und mit etwas Glück auch hier der Sieg zu holen war! Nun ja, jetzt: Tränerwechsel, neue Abwehr und junge Spieler rein und aufbauen! Dazu natürlich eine modernere Taktik, denn Quer- und Rückpassspieler gewinnen keine Matches noch Turniere. Mertens, Castagne und Meunier hätten nicht auf’s Blatt gehört!

  2. askiebitz

    Letzten 30 Minuten besser als ganze WM, Lukaku hat schon sehr gefehlt. Schade, dass Jungens wie Trossard oder Doku kaum Chancen bekommen habe. Wichtig, dass jetzt neuer Wind kommt, Martinez hat gerade Rücktritt erklärt. Sollten die Altgedienten auch tun.

  3. Anonymos

    Ich sage doch, die sogenannte National 11, braucht mal einen Trainer der die Pfeffen mal richtig ran nimmt ! Mit dem Trainer ist es ein Wunder dass die die erste Halbzeit überstanden haben.

    Ich würde den Job ja übernehmen, aber Profis kosten auch gutes Geld !

    • Peter Müller

      Es lag nicht nur am Trainer. Die Mannsxhaft war keine Einheit, Zu viele Egoisten,und zerstritten von vorne bis hinten. Und der Trainer hatte nichts mehr zu sagen. Die haben heute nicht für Belgien gespielt, sondern für ihr eigenes Ansehen.

  4. Boah nee...

    Für mich haben unsere Mannschaft und der Trainer (heute!) einen guten Job gemacht. Gegen den, immerhin WM Vize, in der 1 Halbzeit auf sicheres Spiel bedacht, mit Glück beim E.M. wegen knappen Abseits, um dann in der 2. Hälfte mit Lukaku, der noch kein ganzes Spiel zu 100% durchsteht, mit mehr Torgefahr zu sorgen, was bei seinen 3-4 klaren Chancen ja auch fast funktioniert hätte.

  5. Mit der Mannschaft und dem Trainer kein Wunder. Auch wenn der Trainer die letzten Jahre gute Arbeit geleistet hat und die Mannschaft zu top Niveau gebracht hat, aber jetzt mit der Altherrn Abwehr und einem Lustlosen de Bruyne ist das Ausscheiden gerechtfertigt. Ungkrönte goldene Generation.

  6. Ein Schelm

    Einige Gedanken
    Es wäre doch viel ehrenhafter gewesen Belgien un Deutschland hätten ihren Protest gegen die Diskriminierung im Katar mit LOVE fortzusetzen und am Grünen Tisch nach Hause geschickt zu wergen anstatt auf dem grünen Rasen .
    M.F.G. Euer Schelm

  7. delegierter

    ich habe eben erfahren, der Airbus A380, mit der belgischen und der deutschen Delegation landet um 11Uhr11 auf dem Maastricht-Aachen-Airport. So können alle durch den Wald zurück zu ihren Familien.

  8. Ermitler

    Leider waren die Alten Spieler hinten noch die besten,hatten von allen die meisten Bälle zum spielen und alle haben Lokaku herbei gesehen und war für mich der schlechteste denn solche Bälle müssen einfach verwertet werden ,da gibt es keine ausreden für.Wenn sich sowas hinten jemand leistet heist es zu alt.

  9. FC-Bayern-Fan

    mit Schlaf-Fussball kann man nicht WM-Sieger werden.
    Schade, die belg. Mannschaft wurde falsch beraten.
    Falsche Taktik, 75 Minuten um das 0 -0 zu halten, und obwohl Belgien das nicht beherrscht,
    sollten sie in den letzten Minuten den Sieg erringen.
    Schade auch für die sehr guten Spieler, welche durch ihr Alter keinen WM Titel mehr
    einfahren können.

    • Peter Müller

      Chancen haben sie genug gehabt. Nur sie sind immer so hoch gejubelt worden ,und waren von sich überzeugt. Kevin als Beispiel. Immer wenn es drauf ankam war er nicht da. Wie zuletzt wieder gesehen.

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