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Wilmots bricht Schweigen: „Ich war lästig geworden“

Marc Wilmots als Coach der Roten Teufel (von 2012 bis 2016). Foto: epa

Zwei Monate hat Marc Wilmots geschwiegen, jetzt aber, kurz vor dem Arbeitsbeginn seines Nachfolgers Roberto Martinez, hat der ehemalige Coach der belgischen Fußball-Nationalelf sein Schweigen gebrochen. In einem ausführlichen Interview mit der Tageszeitung „Le Soir“ sprach Wilmots über seine Entlassung als Coach der Roten Teufel und zog gleichzeitig Bilanz.

„Ein Kapitel ist beendet, und dieses Kapital war fantastisch“, so der 47-Jährige: „Ich bin froh, dass es vorbei ist, ich wäre sowieso gegangen – egal, was passiert wäre. Ich wollte nicht mehr in dieser negativen Atmosphäre leben.“

Die Roten Teufel hätten mit ihm als Nationaltrainer zwei gute Turniere bestritten, sagte Wilmots: „Zwei Mal das Viertelfinale erreicht, 26 Punkte von 30 möglichen in der WM-Qualifikation, 23 in der EM-Qualifikation. Wir waren zwischenzeitlich Erster in der FIFA-Weltrangliste. Was will man mehr? Ich glaube nicht, dass es einfach sein wird, es besser zu machen, auch wenn ich dies meinem Nachfolger wünsche.“

Wilmots ist überzeugt, dass die Roten Teufel es bei der EM in Frankreich weiter als bis zum Viertelfinale hätten bringen können, wenn die Abwehrspieler Thomas Vermaelen und Jan Vertonghen nicht ausgefallen wären. Er habe schon vor dem EM-Start gesagt, dass Belgien ins Halbfinale kommen könne, wenn die Mannschaft keine Ausfälle in der Abwehr kennen werde. Aber ohne Vincent Kompany, Nicolas Lombaerts, Thomas Vermaelen und Jan Vertonghen…

Im Oktober 2013, nach dem Erreichen der Qualifikation für die WM in Brasilien, wurde Marc Wilmots noch wie ein Held gefeiert. Foto: Belga

Im Oktober 2013, nach dem Erreichen der Qualifikation für die WM in Brasilien, wurde Marc Wilmots noch wie ein Held gefeiert. Foto: Belga

Wilmots: „Wenn man jetzt trotzdem meint, die Mannschaft hätte mit mir ihre Ziele nicht erreicht, dann müsste dies ja bedeuten, dass wir in zwei Jahren in Russland Weltmeister werden…“

Was die Bilanz der Roten Teufel betrifft, so sagte Wilmots auch: „Zehn Jahre lang war die belgische Nationalmannschaft nirgendwo, bei den zwei letzten Turnieren hat sie 7 von 10 Begegnungen gewonnen. Leider spricht man immer von den Niederlagen und nie von den Siegen…“

Was sein Verhältnis zum belgischen Fußballverband betrifft, so erklärte der ehemalige Profi von Sint-Truiden, Standard Lüttich, Bordeaux und Schalke 04 dazu: „Mir waren die Probleme bekannt, die meine Vorgänger mit dem Verband hatten, deshalb hatte ich von vornherein alle Vollmachten verlangt. Diese hat man mir auch gegeben, doch als die Erfolge da waren, wollten die Verantwortlichen der Union Belge ihre Hände auf das ‚Huhn mit den goldenen Eiern‘ legen. Sie wollten die Macht zurückgewinnen, ich war lästig geworden. Sie haben alles unternommen, um mich zu stürzen und mich zu destabilisieren.“

Ein Trainer werde immer an Ergebnissen gemessen, so Wilmots, und in dieser Hinsicht könne er die besten Ergebnisse vorweisen. Er habe aber schnell begriffen, dass dies nie genug sein würde. (cre)

Siehe auch Artikel „Rote Teufel: Roberto Martinez macht Thierry Henry zu seinem Assistenten“

 

14 Antworten auf “Wilmots bricht Schweigen: „Ich war lästig geworden“”

  1. Es heißt doch immer, dass ein Trainer, wenn er seine Mannschaft nicht mehr erreicht, gehen soll. Natürlich hatte Wilmots großen Anteil an den Erfolgen der Roten Teufel, aber seine Uhr war abgelaufen. Danke und Tschüss! Auch Mourinho hatte großen Erfolg mit Chelsea, aber letzte Saison erreichte er seine Spieler nicht mehr. Da musste die Reißleine gezogen werden.

    • Trost Alain

      Man hat sich öfter über seine Aufstellungen den Kopf zerbrochen
      Aber alles auf den Trainer abzuschieben ist zu einfach
      gegen Wales hatte ich das Gefühl das nach dem 1- 0 etwas nicht mit der Einstellung von einigen Spieler stimmte
      Denn in einem Viertelfinale zu stehen und dann auch noch in Führung gehen und den Gegner da zu haben wo du in willst nämlich nämlich am haken,
      ist für mich Grund genug sich den Arsch auf zu reißen,und obendrein noch vor seiner HausTür
      Das ist unbegreiflich
      Klar haben die Waliser es clever gemacht ohne Frage
      Und mit dieser Not Abwehr kannst du keinen BlumenTopf gewinnen
      Auch mit dieser Abwehr muss man die Waliser schlagen
      Und das lag nicht an Willy alleine, sondern an unseren Stars

      • Falsch, Trost Alain! Natürlich liegt es am Trainer, wenn er seine Spieler nicht heiß machen kann. Welche Aufgabe hätte er sonst? Fußball spielen können sie ja schon alle. Als Trainer, egal welcher Mannschaft, musst du es schaffen, die Mannschaft richtig einzustellen und den richtigen Biss mit auf den Weg zu geben.

  2. Rundes Leder

    Ein jeder hat seine Art und Weise. Wilmots war ein besserer wie der Advokaat damals, denn der wechselt die Hemden ja noch schneller als der Schweiss, wie man jetzt wieder sah!? Typischer Holländer übrigens. Der Marc hat schon was fertig bekommen. Er hatte ja auch sehr gute Spieler zur Hand. Seine Menschlichen Talente waren unverkennbar, doch seine taktischen Talente waren nicht gerade Meisterhaft. Fussballtrainer sind heute mehr denn je unter Leistungsdruck, überall. Denn sie sind die Chefs und Verantwortliche, stehen auch „alleine“ da. Die Spieler sind die Akteure und sind mindestens zu Elf an der Zahl! Also in der Mehrheit. Marc wird ganz sicher eines Tages wieder eine Mannschaft trainieren. Ich wünsche es ihm!

    • Legionär

      Danke Marc Wilmots!
      Er hat in gewissen Punkten recht.
      Erstens: hat er viel erreicht.
      Zweitens: Mit intakter Abwehr , wäre Wales nicht passiert.

      Was mir nicht gefällt, dass er nicht einen Hauch von Selbstkritik erkennen lässt.
      Mit besserer Taktik oder anderer Aufstellung wäre Wales auch nicht passiert.

      Das er ein Taktikfuchs ist, hat er dann jetzt wohl doch noch bewiesen. Wenn er behauptet, dass er auf jeden Fall freiwillig zurückgetreten wäre, dann war es doch eine taktische Meisterleistung auf die Kündigung zu warten und die Million noch einzustreichen.
      Ich gönne sie ihm

  3. Werner Klinges

    Wilmots sieht einfach nicht ein dass es nicht darum geht dass er in der Qualifikationsrunde gegen Fußball-Zwergländer gewinnt, und sogar nicht dass sie gegen Irland oder Schweden (wenig überzeugend) gewinnen. Wenn man den Kader ansieht muss mit der Mannschaft noch viel mehr drin sein, aber das Aus gegen Argentinien vor 2 Jahren und vor kurzem gegen Wales (die sie übrigens schon in der tollen Quali 2x nicht besiegen konnten) zeigten doch offensichtlich dass bei ihm Vorstellungsvermögen und Taktischen Verständnis nur sehr begrenzt sind.
    Das werfen ihm die meisten auch vor: nicht dass er es nicht drauf hat, das haben eben die wenigsten, sondern dass er stur seine Linie fährt, und die letzten 4 Jahre als völligen Triumph deutet (und das mit einem der besten, jüngsten und teuersten Kader der Welt). Diese Sturheit wurde ihm zum Verhängnis und wird ihm noch viele Sympathien kosten.

  4. Wilmots war und wird nie ein guter Trainer. Mit den Stars, die Belgien besitzt, darfst du nicht drei Mal in Folge gegen Wales verlieren. Mit diesen Jungs musst du im Finale stehen und um den Titel spielen.

  5. Gegen Wales hat selbst Weltmeister Deutschland schon schlecht ausgesehen. Die Waliser sind unbequeme Gegner. Aber ich finde es schon lustig wie der Erfolg der Mannschaft den Fans über deren Kopf hinaus wächst. Wo war der belgische Fussball vor Wilmots Amtsantritt? Da war man nur unter die ersten 40-50 der Weltrangliste. Und nicht in der Top 10 der Welt.Das war er geschafft hat habe andere nicht geschafft.Und auch der mox in der Mannschaft zwischen Flamen und Wallonen stimmte. Solche Spieler wie Kompany , Vermaelen , Vertonghen und Lombaerts , kann man nicht mit so Spieler wie Lukaku oder denayer ersetzen. Ist unmöglich. …

    • @lolig: Wilmots hat den Sprung an die Weltspitze mit Spielern geschafft, die in Weltklassemannschaften ihren Mann stehen. Vorher saßen die Belgier in solchen Klubs, wenn sie es denn überhaupt dorthin schafften, höchsten auf der Reservebank. Doch selbst mit der Goldenen Generation schaffte er es in den Turnieren nicht einmal, eine große Mannschaft zu besiegen.

  6. Eastwind

    Mir ist zwar noch nicht ganz klar, was man sich unter einem Abend nach 17 Uhr mit „Tanz, Variété und Unterhaltung in Club-Atmosphäre und auf anspruchsvollem Niveau“ vorstellen soll, aber ich wünsche den beiden Betreibern viel Glück. Mögen ihre Bemühungen von Erfolg gekrönt sein. Endlich kommt in dem schönen Gebäude wieder Leben auf.

    • Rundes Leder

      Vielleicht kommt der Martin und der Thierry mal auf ein „Schäferstündchen“ vorbei? Daneben treffen sie dann denn dicken Callmund an seiner Favoriten Fritüre, dann wäre der Kreis ja komplett! Verstehen Sie was vom ‚runden Leder“?? Oder wie; oder was?

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