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„Was war der Unterschied zwischen Muhammad Ali und Willy Bosch?“

Willy Bosch zeigt auf ein Foto aus dem Jahre 1979 mit Muhammad Ali auf seiner Abschiedstour in Belgien vor einem Schaukampf in Lüttich gegen Albert Syben. Foto: OD

Zum Tode von Box-Legende Muhammad Ali (siehe dazu Bericht an anderer Stelle) unterhielt sich „Ostbelgien Direkt“ am Samstag mit dem Eupener Willy Bosch, Präsident des belgischen Boxverbandes.

Vor dem Interview nahm Willy Bosch (68) einen voluminösen Bildband zur Hand, der eine Vielzahl von Fotoaufnahmen von Muhammad Ali enthält, als sich dieser auf dem Höhepunkt seiner Boxerkarriere befand. Darüber hinaus zeigte uns Willy Bosch Fotos von Alis Abschiedstour im Jahre 1979 in Belgien.

OD: Herr Bosch, was ging Ihnen an diesem Samstagmorgen durch den Kopf, als Sie vom Tod von Box-Legende Muhammad Ali erfuhren?

Bosch: Ich war traurig. Der Tod von Muhammad Ali kam für mich überraschend. Man wusste zwar, dass er ins Krankenhaus eingeliefert worden war, ich hätte aber nicht gedacht, dass es so schnell gehen würde. Muhammad Ali wird für immer ein unvergesslicher Sportler bleiben. Es war auch eine Ehre für den Boxsport, eine solche Größe gehabt zu haben. Nicht von ungefähr wurde er zum „Sportler des Jahrhunderts“ gewählt. Es ist auch deshalb traurig, weil Ali doch sehr lange unter der Parkinson-Krankheit hat leiden müssen. Die Behauptung, er sei wegen des Boxens an Parkinson erkrankt, ist übrigens völliger Unsinn.

OD: Also ist Muhammad Ali auch für Sie der größte Sportler aller Zeiten?

Willy Bosch wirft einen Blick in einen dicken Bildband über die außergewöhnliche Boxerkarriere von Muhammad Ali. Foto: OD

Willy Bosch wirft einen Blick in einen dicken Bildband über die außergewöhnliche Boxerkarriere von Muhammad Ali. Foto: OD

Bosch: Das ist in der Tat meine Meinung, zumal Ali ja nicht nur Meriten hatte wegen seiner Boxerkarriere, sondern zum Beispiel auch durch seine Verweigerung des Kriegsdienstes und seinen Kampf gegen die Diskriminierung der Schwarzen. Ali war eine große Persönlichkeit.

OD: Auf dem Höhepunkt seiner Laufbahn hielten ihn viele für ein „Großmaul“.

Bosch: Das mit dem „Großmaul“ hat er selbst erfunden. Er erkannte schon früh die Macht des Fernsehens. Das war für ihn ein Mittel zum Zweck, er verschaffte sich auf diese Weise Gehör und Respekt. Diese Methode hat ihm natürlich auch viel Geld gebracht. Das war für ihn ein Mittel, um die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Die „Großmäuligkeit“ war, wenn man so will, sein Marketing. Ali machte den Boxsport zur Show. Seinetwegen sind wir damals nachts aufgestanden, um uns die Boxkämpfe im Fernsehen live anzuschauen. Einen Auftritt von Muhammad Ali wollte man unter keinen Umständen verpassen.

OD: Wann haben Sie Cassius Clay, wie Ali anfangs hieß, erstmals live im Fernsehen boxen gesehen?

Bosch: Das war der Kampf gegen Sonny Liston im Jahre 1964, als Clay erstmals Weltmeister im Schwergewicht wurde.

OD: In einem WM-Kampf bekam es Muhammad Ali mit einem Belgier zu tun.

Bosch: Das war Jean-Pierre Coopman im Jahre 1976 in Puerto Rico. In dem dicken Bildband über Muhammad Ali, den ich habe, wird der Boxchampion mit den Worten zitiert, dass ihm der Sieg damals leid getan habe, weil Coopman ihm so sympathisch war. Immerhin hat es Coopman gegen Ali bis zur 5. Runde geschafft.

OD: Sie selbst haben doch auch mal gegen Coopman geboxt, oder nicht?

Bosch: Ja, und ich habe Coopman sogar besiegt. Wenn ich heute Coopman treffe, stelle ich ihm, dem „Löwen von Flandern“, manchmal spaßeshalber die Frage, was denn für ihn der Unterschied zwischen Muhammad Ali und Willy Bosch gewesen sei. Darauf antwortet Jean-Pierre Coopman lachend: „Es gab keinen Unterschied, beide haben gegen mich gewonnen.“

OD: Weshalb hat es denn nach Ali keinen so großartigen Boxer mehr gegeben?

Hier betrachtet Willy Bosch ein Foto aus dem Jahr 1976. Es zeigt Muhammad Ali und den Belgier Jean-Pierre Coopman vor ihrem Kampf in Puerto Rico. Foto: OD

Hier betrachtet Willy Bosch ein Foto aus dem Jahr 1976. Es zeigt Muhammad Ali und den Belgier Jean-Pierre Coopman vor ihrem Kampf in Puerto Rico. Foto: OD

Bosch: Es hat auch nach Eddy Merckx keinen größeren Radsportler mehr gegeben. Das sind Jahrhunderttalente. Die kann man nicht mehr ersetzen. Das waren Sportler, die mit Herz zur Sache gingen und nicht fürs Geld, so wie dies heute der Fall ist.

OD: Auf seiner Abschiedstour hielt sich Muhammad Ali auch in Belgien auf.

Bosch: Ja, das war für Belgien auch eine große Ehre. Das war 1979. Ali hielt sich in Gent auf und nahm in Lüttich an einem Schaukampf mit dem Boxer Al Syben teil. Von dieser Abschiedstour habe ich noch Fotos.

OD: Sie selbst haben aber nie einen Kampf von Ali live vor Ort gesehen, oder?

Bosch: Nein, das nicht, nur im Fernsehen.

OD: Wenn Muhammad Ali der größte Boxer aller Zeiten war, wer war denn Ihrer Ansicht nach der zweitgrößte?

Bosch: Schwer zu sagen. Da gibt es mehrere Boxer. Aber Muhammad Ali ist und bleibt für immer der Größte. (cre)

Siehe auch Artikel „Box-Legende Muhammad Ali, alias Cassius Clay, einer der größten Sportler aller Zeiten, gestorben“

 

12 Antworten auf “„Was war der Unterschied zwischen Muhammad Ali und Willy Bosch?“”

  1. Muhammad Ali und Eddy Merckx sind auch für mich die größten Sportler aller Zeiten. Ich würde sogar Merckx als Sportler noch höher einstufen als Ali, weil so viele Siege wie Merckx niemand mehr erzielen kann. Merckx war der Kannibale, er gewann alles: Klassiker, Tour, Giro, WM… Muhammad Ali war jedoch die größere Persönlichkeit, da hat Willy Bosch Recht. Er stritt gegen Vietnam und gegen die Diskriminierung der Schwarzen.

  2. Ostbelgien Direkt

    AKTUALISIERUNG: Boxlegende Muhammad Ali starb an einer Blutvergiftung in Folge unspezifizierter natürlicher Ursachen. Die Komplikationen seien auf die jahrzehntelange Parkinson-Erkrankung Alis zurückzuführen gewesen, sagte der Pressesprecher der Familie, Bob Gunnell. Die feierliche Beisetzung der Box-Legende findet am kommenden Freitag, 10. Juni, in seiner Geburtsstadt Louisville statt. Der frühere US-Präsident Bill Clinton hält die Trauerrede.

  3. Harley Treffen

    Hat zwar nix mit obigen Thema zu tun, aber weiss jemand (Herr Cremer vielleicht?), ob das Harley Treffen in Eupen heute stattfindet? Mir ist zu Ohren gekommen dass, wegen dem Ableben vom Präsidenten, abgesagt wurde. Da ich aus der Eifel bin und mir eine unnötige Anfahrt ersparen möchte, wäre ich für einen Hinweis diesbezüglich dankbar. Konnte auch nichts googeln, was darauf hindeutet. Danke!

    • In Eupen wurde die letzten Jahre schon Wochen vorher für das Harley-Treffen massiv geworben. Dieses Jahr habe ich noch keine Werbung gesehen. Wahrscheinlich findet es gar nicht statt. Auf dem Fest war immer viel los.

  4. Auch beim Rumble in the Jungle kämpfte Ali gegen einen „Belgier“:

    „Wen mögen sie nicht in Zaire?“, hatte er im Anflug auf Kinshasa seine Entourage gefragt. „Die Weißen.“- „Wen noch?“ – „Die Belgier“, sagte einer, in Anspielung auf die früheren Kolonialherren. „Sagt ihnen, George sei Belgier“, flüsterte Ali.
    […]
    Foreman, von Ali als Belgier denunziert, stieg tatsächlich mit einem Schäferhund an der Leine aus dem Flugzeug, der Hund ein unfreiwilliges Symbol der verhassten Kolonialherren. Dieser deutsche Schäferhund machte Foreman endgültig zum Belgier.
    […]
    „Ali Bumaye“ – „Ali, töte ihn“, rief die Menge bereits Wochen vor dem Kampf. Der Ruf wurde lauter.

  5. Kopfschüttler

    Wenn Du der Willi Bosch bist, der die Kneipe und den Pokalverkauf auf der Klötzerbahn früher hatte, dann rate ich Dir, einmal in den Spiegel zu schauen. Dann ist die Frage beantwortet. Ich war vor vielen Jahren oft Gast in der Kneipe, bin aus Monschau oft extra rüber zu kommen. Da hatten wir oft was zu Lachen. Der Wirt hieß jedenfalls auch Bosche Will, kann ihn auf dem Foto mit grauen Haaren aber nicht sicher identifizieren. Es war aber immer lustig dort.,

    Freundliche Grüße

    Ulli

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