Notizen

Rätsel Neymar: Fußball-Genie und Nervensäge

02.07.2018, Russland, Samara: Neymar aus Brasilien liegt nach einem Foulspiel von Layun verletzt am Boden. Neymar sorgte in der 71. Minute des Achtelfinals zwischen Brasilien und Mexiko (2:0) mal wieder abseits des Sportlichen für Aufsehen, als er einen Tritt des Mexikaners Miguel ein theatralisches Wälzen überkompensierte. Foto: Andre Penner/AP/dpa

AKTUALISIERUNG – Neymar, wer sonst! Um wen, wenn nicht um Brasiliens Superstar soll es nach dem WM-Achtelfinale gegen Mexiko gehen. Doch wieder einmal ist der Stürmer selbst schuld daran, dass seine sportliche Leistung komplett in Vergessenheit gerät.

Am Tag nach dem Viertelfinal-Einzug der Brasilianer blieb es ausnahmsweise ruhig um Neymar. Der Superstar stand am Dienstag nicht mal auf dem Trainingsplatz. Gemeinsam mit anderen Stammspielern absolvierte der 26-Jährige lediglich ein leichtes Regenerationsprogramm im Teamhotel.

02.07.2018, Russland, Samara: Neymar (r) aus Brasilien fällt nach einem Zweikampf mit Miguel Layun aus Mexiko. Foto: Li Ga/xinhua/dpa

„Stolz, Teil dieser Mannschaft zu sein“, schrieb er auf Instagram unter ein Foto im Kreis seiner Teamkollegen. Mehr gab es von Neymar zunächst nicht. Im Mittelpunkt hatte er dagegen mal wieder tags zuvor beim 2:0 im Achtelfinale gegen Mexiko gestanden.

Der teuerste Spieler der Welt hatte dem Spiel seinen Stempel aufgedrückt. Doch erneut hatte er sich dabei nicht auf sein riesiges fußballerisches Vermögen beschränkt, sondern durch Schauspieleinlagen und Provokationen mal wieder die halbe Fußball-Welt gegen sich aufgebracht.

Warum macht er das? Wieso hat es ein Spieler, der zu den zwei, drei besten Fußballern auf diesem Planeten gehört, nötig, sich immer wieder voller Theatralik auf dem Rasen zu wälzen? Warum fällt er bei jeder noch so kleinen Berührung zu Boden und krümmt sich danach so lange, dass man befürchten muss, sein Karriereende sei nah?

Neymar bleibt mit seiner Art ein Rätsel, auflösen mochte er es auch am Montag in Samara nicht. Wortlos schritt er durch die Katakomben zum Bus und verschwand in der russischen Nacht.

Oscar-reife Schauspieleinlagen

Auf der Pressekonferenz war er den Fragen, auch mit Hilfe von Coach Tite, noch ausgewichen, die sich überwiegend um diese eine Szene Mitte der zweiten Halbzeit drehten. Da war ihm der Mexikaner Miguel Layun unmittelbar vor der brasilianischen Bank leicht auf den Knöchel getreten, obwohl die Partie unterbrochen war.

02.07.2018, Russland, Samara: Neymar aus Brasilien jubelt über sein Tor zum 1:0. Foto: Christian Charisius/dpa

Eine unnötige Aktion, die auch die Rote Karte hätte nach sich ziehen können. Doch da Neymar sich trotz der nur geringen Berührung krümmte und drehte und wälzte, als gebe es kein morgen mehr, verzichtete Schiedsrichter Gianluca Rocchi auf einen Platzverweis.

„Es hat schon sehr weh getan“, sagte der Stürmerstar von Paris Saint-Germain. „Das war nicht ehrlich.“ Mehr wollte er dazu und zu weiteren Szenen, in denen er ebenfalls Oscar-reife Schauspieleinlagen gezeigt hatte, nicht sagen. Dafür redeten andere.

Allen voran Mexikos Trainer Juan Carlos Osorio. Ungefragt attackierte der Kolumbianer Neymar auf das Schärfste. „Es ist eine Schande für den Fußball“, sagte Osorio, ohne Neymar direkt beim Namen zu nennen.

„Das ist ein schlechtes Beispiel für die ganze Welt und all die Kinder vor dem Fernseher“, klagte der mexikanische Coach. Und Übeltäter Layun meinte: „Er kümmert sich die ganze Zeit darum, auf dem Boden zu liegen. Wenn er liegen will, soll er nach Hause gehen und sich auf sein Bett legen.“

„Ich hatte schon Sorge, er stirbt“

Neymar, Neymar, Neymar – der 222-Millionen-Euro-Mann von PSG, um den es auch jetzt wieder Wechselgerüchte zu Real Madrid gibt, dominiert jegliche Debatten über die Seleção. „Ich hatte schon Sorge, er stirbt“, sagte Dänemarks Ex-Nationaltorwart Peter Schmeichel als Experte der BBC. Seine Qualitäten stünden außer Frage, sagte Englands Ex-Torjäger Alan Shearer. „Aber es nervt, dass er jedes Mal über den Rasen rollt, als sei er schwer misshandelt worden. Warum in aller Welt macht er das?“

02.07.2018, Russland, Samara: Neymar aus Brasilien (M) gibt die Vorlage zum 2:0 gegen Guillermo Ochoa (r) aus Mexiko. Der Torwart von Standard Lüttich machte ein starkes Spiel. Foto: Christian Charisius/dpa

Eine Frage, die nur Neymar beantworten könnte. Doch der 26-Jährige, der natürlich von seinen Gegenspielern öfter hart angegangen wird, scheut die großen Ausführungen in der Öffentlichkeit. Er liebt das Drama.

Vor vier Jahren bei der Heim-WM in Brasilien stand tagelang ein ganzes Land still, nachdem sich Neymar gegen Kolumbien einen Wirbelbruch zugezogen hatte. Neymar und der Verband inszenierten ein unglaubliches Schauspiel. Vor dieser WM fiel der Angreifer wieder wegen eine Verletzung monatelang aus, erneut hielt die gesamte Fußball-Nation den Atem an. Wird Neymar rechtzeitig fit? Erreicht er wieder seine Topform?

Und eigentlich müsste genau das jetzt im Mittelpunkt des Interesses stehen. Denn Neymar hat es zur WM geschafft, er nähert sich immer mehr seiner Bestform, wie sein Treffer und seine Vorlage zum Tor vom Roberto Firmino gegen Mexiko zeigten.

Auch dank Neymars Steigerung von Spiel zu Spiel sind die Brasilianer inzwischen wieder Topfavorit auf den Titel. Der sechste WM-Sieg, der Hexampeonato, rückt immer näher. Dank Neymar steht Brasilien im Viertelfinale gegen Belgien. Doch die Wahrheit ist auch: Dank Neymar redet niemand darüber. (dpa)

22 Antworten auf “Rätsel Neymar: Fußball-Genie und Nervensäge”

    • Überglucklich

      Da bin ich voll Ihrer Meinung.
      Man hat gestern öfter gesehen, dass ein Belgier sich nicht einfach fallen lässt im Strafraum, um einen Elfer zu erhalten. Denn gestern wurde in der 1. Hälfte Carrasco gleich 2x wild aufgehalten. Ein Neymar hätte sich da schon längst fallen lassen und 10 mal gedreht… :D

  1. Godefroot

    Unterlassen Sie doch bitte die Schauspielerei mit Neymar , all diese Querulanten die diesen begnadeten Spieler momentan hier auf die Pelle wollen nehmen , werden Freitag erleben wie er diese Belgier der Reihe nach auseinander nimmt .

    • Mieser Pfuscher

      Dieses Fallenlassen und das Rumgejammere hat ein wahrlich begnadeter Spieler nicht nötig.
      Für mich muss der Typ wirklich auf einen Schiri fallen, der sich das genauer anschaut und dafür Karten verteilt. Wenn ich früher mit unlauteren Mitteln versucht habe, bessere Resultate in der Schuler zu erzielen, und mein Lehrer mich erwischt hat, hieß es „0 auf 10 und raus!“. Und genauso muss auch mit solchen Typen verfahren werden.1. offensichtliche Schwalbe : Gelb, 2.: Gelb-rot und raus!!!! Besonders tragisch ist es dann, wenn durch dieses Fallenlassen auch noch wichtige Spiele entschieden werden. Das ist nichts anderes als Wettbewerbsverzerrung und dafür fehlt mir jedes Verständnis. Neymar ist sicherlich ein begnadeter Spieler, der in die Annalen des Fussballs eingehen wird. Als was hängt davon ab, wie er sich bezüglich seiner Schauspielerei verhält. Mittlerweile höre ich beim Fussballtraining meines Sohnes, wenn jemand hinfällt : „Mach hier nicht den Neymar!“. Tolles Vorbild für die Jugend!

  2. die Wahrheit

    Dieser Schauspieler kann sich in Hollywood bewerben. Mister Showman zapelte wie ein Fisch. Auf dem Fussballplatz hat er auf jeden Fall nichts zu suchen. Rote Karte und ab in die Kabine.

  3. schlechtmensch

    Man kann nur hoffen dass er sich während dem Singen der Nationalhymne auf die Zunge beisst und vor lauter Schmerzen nicht spielen kann. Ich habe keinen Respekt vor solch einem Schauspieler egal wie gut er spielt.

  4. Kann ja heiter werden mit dem gegen unsere Teufel… und hoffe der Schiri ist neutral… cfr das nichtgegebene aber ABSOLUT GÜLTIGES TOR von Wilmots 2002 im Achtelfinale gegen Brasilien…

  5. Der Postbote

    Wahrlich eine Schande…
    Hier müssten die FIFA-Referees klare Linie zeigen und Schwalben sofort mit Karte bestrafen. Am besten mit Rot — denn beim Fußballspiel geht es um Fußball, um den Sport. Schauspieleinlagen sind unsportlich und deshalb fehl am Platz.
    Im Basketball (FIBA) und der englischen Premier League wird so etwas deutlich schärfer geahndet… Warum nicht in der Bundesliga, warum nicht in der FIFA?

Antworten

Impressum Datenschutzerklärung
Desktop Version anfordern