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5 Gründe, weshalb Belgien nicht EM-Favorit ist

21.03.2019, Belgien, Brüssel: Die belgische Fußball-Nationalelf vor dem Spiel in der EM-Qualifikation gegen Russland. Foto: Shutterstock

Seit der Fußball-WM 2018, bei der die Roten Teufel Dritter wurden,  sind sich viele belgische Sportmedien einig, dass Belgien die EM gewinnen kann. Auch die Verschiebung des Turniers um ein Jahr scheint daran nichts geändert zu haben: Für Belgiens Sportpresse gehört die Mannschaft von Trainer Roberto Martinez zu den großen Favoriten.

Nachfolgend finden Sie 5 Gründe, weshalb die Roten Teufel auch als Erster in der Weltrangliste der FIFA, was sie schon lange sind, nicht als Favorit bei dieser EM gelten, sondern allenfalls nur Außenseiter sind.

Sollten sie es dann trotzdem packen und Europameister werden, werden sich im Land alle darüber riesig freuen, aber man sollte bei aller Begeisterung für diese „goldene Generation“ schon noch realistisch bleiben.

14.07.2018, Russland, St. Petersburg: Belgiens Nationalmannschaft vor dem Anpfiff des kleinen Finales um Platz 3 gegen England. Foto: Lu Jinbo/xinhua/dpa

1. ZENIT ÜBERSCHRITTEN: Bei der WM 2018 in Russland hat die „goldene Generation“ ihren Höhepunkt erreicht. Das verlorene Halbfinale gegen Frankreich markiert eine Art Wendepunkt. Seitdem haben die Roten Teufel zwar mühelos die Qualifikation für die EM und auch das „Final 4“ der Nations League erreicht, aber insgesamt ist schon zu spüren, dass sie ihren Zenit überschritten haben. Zwei Spiele haben die Schwächen der belgischen Mannschaft deutlich aufgezeigt: die 2:5-Niederlage gegen die Schweiz in der Nations League im November 2018 und kürzlich auch das 1:1 in Tschechien, wo Belgien froh sein konnte, mit einem Unentschieden davongekommen zu sein.

2. EDEN HAZARD, AXEL WITSEL UND ANDERE: Spieler wie Romelu Lukaku, Kevin De Bruyne, Thibaut Courtois, Yannick Carrasco und Youri Tielemans sind seit der WM 2018 in Russland zwar noch besser geworden, dafür aber haben andere Leistungsträger zum Teil deutlich nachgelassen.

Der Kapitän der Roten Teufel, Eden Hazard, zeigt sich im September 2020 im neuen Auswärtsdress der belgischen Fußball-Nationalmannschaft. Foto: Belga

Das gilt in erster Linie für Eden Hazard, dem der Wechsel von Chelsea zu Real Madrid nicht gut bekommen ist, auch wenn man darauf hoffen kann, dass sich der Kapitän der Nationalelf bis zur EM und auch noch während des Turniers steigern wird. Die Klasse von 2018 wird der 30-Jährige wohl nicht mehr erreichen. Hinzu kommt, dass auch Axel Witsel, selbst wenn er bis zur EM einsatzbereit sein sollte, woran noch berechtigte Zweifel bestehen, nie und nimmer die Form von 2018 erreichen wird. Zudem sind auch andere Spieler noch weit von ihrer Bestform entfernt, zum Beispiel Thorgan Hazard und Thomas Meunier von Borussia Dortmund, die in ihrem Verein oft oder sogar fast immer nur Bankdrücker sind.

3. EINE ALTE ABWEHR: Die Abwehr ist in die Jahre gekommen. Toby Alderweireld, Jan Vertonghen und Thomas Vermaelen sind nicht mehr so spritzig wie noch vor drei Jahren. Zum Glück für Belgien kann man sich auf Jason Denayer und Dedryck Boyata verlassen. Dennoch täte Martinez gut daran, einen oder zwei Abwehrspieler zusätzlich mitzunehmen, beispielsweise Brandon Mechele vom FC Brügge oder auch Zinho Vanheusden von Standard Lüttich, statt darauf zu hoffen, dass ein defensiver Mittelfeldspieler wie Leander Dendoncker in die Abwehr rückt, falls Not am Mann ist.

4. DEN HEIMVORTEIL HABEN ANDERE: Im Gegensatz zu mehreren anderen Nationen, darunter vor allem England, aber auch den Niederlanden oder Deutschland, wird Belgien bei dieser EM nicht Co-Gastgeber sein, weil es nicht gelungen ist, das neue „Eurostadium“ in Brüssel zu bauen.

Das Fußballstadion in St. Petersburg, in dem die Roten Teufel zwei Gruppenspiele gegen Russland und Finnland bestreiten. Foto: Shutterstock

Dies hat zur Folge, dass die Roten Teufel es allein schon in der Gruppenphase gegen Russland und Dänemark mit zwei Teams mit Heimvorteil zu tun bekommen. Nicht per Zufall nannte Nationaltrainer Martinez am Montag in der RTBF-Sendung „La Tribune“ auf die Frage, wer denn für ihn der große Favorit dieses Turniers sei, England. Die Engländer bestreiten alle Gruppenspiele im Londoner Wembleystadion, wo auch beide Halbfinals sowie das Finale stattfinden. Diese EM ist für die „goldene Generation“ von England fast eine Heim-EM.

5. BÄRENSTARKE KONKURRENZ: Es wird ja oft behauptet, es sei schwerer, eine EM zu gewinnen als eine WM. In der Tat bekommt es Belgien auf dem Weg zum erhofften Titel mit einer bärenstarken Konkurrenz zu tun. Man nehme nur Nationen wie Frankreich, England, Spanien oder Italien. Schauen Sie sich mal die mögliche Aufstellung des französischen Weltmeisters in dem Tweet unten an!

FAZIT: Es ist gut, dass in Belgien Presse und Fans ihrer Nationalmannschaft den Titel zutrauen und nicht mehr tiefstapeln, so wie dies früher viel zu oft der Fall war. Auch wenn die Roten Teufel nicht Favorit sind, können sie Europameister werden.

Trotzdem sollte man den Sinn für die Realität nicht ganz verlieren. Erst einmal die Gruppenphase überstehen, was bei zwei Gegnern mit Heimvorteil (Russland und Dänemark) sowie einem Neuling (Finnland), der ähnlich überraschen könnte wie Island bei der EM 2016, nicht leicht sein wird.

In den K.o.-Spielen benötigt man außerdem ein bisschen Glück. Was wäre aus den Roten Teufeln bei der WM 2018 geworden, hätte nicht im Achtelfinale gegen Japan beim Stand von 0:2 Jan Vertonghen dieses ulkige Anschlusstor zum 1:2 erzielt? (cre)

https://twitter.com/latefootclub/status/1394774018713083904?s=21

24 Antworten auf “5 Gründe, weshalb Belgien nicht EM-Favorit ist”

  1. Der kleine Belgier

    Jetzt sucht man schon fünf Gründe als Entschuldigung, falls man nicht gewinnt oder warum man nicht gewinnen kann.
    Deshalb bin ich Bayern Fan.
    die suchen Gründe, warum man gewinnen kann.

    ps: Die Roten Teufel 2021 sind für mich eine Mannschaft die zu den Favoriten zählt und durchaus die EM gewinnen kann.

  2. Belgien hatte eine goldene Generation und leider , bis auf einige tolle Spiele und den 1. Platz auf der Rangliste, nichts gewonnen. Leider muss man um oben dabei zu sein einen Pott in der Vitrine haben. Ich drücke mal die Daumen aber die Chance die man vor einigen Jahren hatte ist vertan worden und wohl auf absehbare Zeit war’s das wohl auch.

  3. Fred vom Mittagstisch

    Ob die Nationalmannschaft den Zenith überschritten hat, werden wir nach der EM sehen. Ich würde dem nicht zu stimmen.Das Spiel gegen die Schweiz als Hinweis zu nehmen finde ich etwas weit hergeholt. Wer dann schon alles den Zenith überschritten hätte,weil es in einem wichtigen Spiel, in dem man schon bei 2-0 Führung abgeschaltet hatte, ein Klatsche kassierte.Auch Spiele wie gegen Tschechien gab’s schon vorher zur Genüge. Man könnte entgegenhalten, dass beispielsweise Spanien und Portugal mit einer „überm Zenith“ Mannschaft Titel geholt haben. Portugal sogar erst dann, als die goldene Generation bereits angeschrieben war. In der Tat,wird die EM kein Spaziergang. Schon in der Gruppenphase gegen Russland in Sankt Petersburg und in Kopenhagen gegen Dänemark ist ein Stolpern möglich. Aber ist das nicht vor jedem Turnier so.

  4. Fred vom Mittagstisch

    Ach so, ich finde es übrigens richtig Witsel mitzunehmen. Genau, wie es,entgegen der landläufigen Kommentare, wichtig fand den dauer verletzten Kompany damals mitzunehmen. Vergessen wir auch nicht unsere jungen Talente. Ich kann mir vorstellen,dass Doku die Entdeckung der EM wird. Mir fehlt leider Praet in der Mannschaft. Was die Gegner betrifft. Haben die auch, nach dieser corona Saison mit verletzten und überlasteten Spielern zu kämpfen.Insbesondere unsere lieben deutschen Nachbarn. Ohne Reus, ohne Kroos aber mit Jogi Löw in dieser Todesgruppe. Lässt die Spiele beginnen …endlich 🤗

    • Stimme Ihnen da zu 100% zu. Beim DFB sind wohl Müller und Hummels wieder dabei aber Wirtz nicht. Da hätte Jogi mal spätestens nach der letzten WM gehen sollen aber so ramponiert er sich seinen Ruf.

      • Fred schon beim Nachtisch

        Hummels hat dann auch seinen Zenith überschritten.Viel zu langsam. Müller trifft für die Nationalmannschaft traditionsgemäß das Tor nicht. Aus meiner Sicht eine Entscheidung die ins Gesamtkonzept Löw bestens passt. Ihnen viel Spass beim Daumen drücken ihrer Auswahl des Herzens. Da Sie jede Gelegenheit nutzen um ihr/unser belgisches Heimatland schlecht zu machen.Hoffe ich natürlich,dass sie nach der Vorrunde,die von ihrer Mutter gestrickte und in der eupener Unterstadt deplazierte Fahne, stillschweigend wieder einrollen müssen.

        • Ihrer Analyse zu Hummels und Müller stimme ich zu! Ansonsten habe ich einen in der Tat selbstgestrickten Schal der AS , allerdings von den netten Nachbarn gegenüber und ja, meine Fahne konnte ich schon 1990, 1996 und 2014 stolz hissen :) und ich würde meine Heimat Eupen niemals schlecht machen, ganz im Gegenteil! Ich trinke trotzdem und auch gerne mein Bier mit Freunden der Roten Teufel.

  5. Die Wahrheit

    Ich kann der Redaktion nur beipflichten. Ich sehe es auch so. Ich wünsche der belgischen Mannschaft es sehr, dass sie einen Titel holen. Aber es wird verdammt schwer. Allez les diables.
    Möge der Bessere gewinnen!

  6. Ostbelgien Direkt

    AKTUALISIERT – Belgiens Nationalteam wird noch vor Fußball-EM geimpft

    Die belgische Fußball-Nationalelf wird noch vor der am 11. Juni beginnenden EM gegen das Coronavirus geimpft. Diese Entscheidung teilte die föderale Regierung am Mittwoch mit „Wir sind sehr glücklich mit der Entscheidung der Regierung, unsere Roten Teufel vor Beginn der Euro zu impfen. Das ist sehr wichtig für unsere Rolle, die wir bei der Meisterschaft spielen möchten. Wir sind allen Menschen sehr denkbar, die dies möglich gemacht haben“, schrieb das Nationalteam dazu auf Twitter. Diverse Medien berichteten, dass das Team um Eden Hazard, Kevin De Bruyne und Romelu Lukaku den Impfstoff von Johnson & Johnson erhalten werde, weil davon nur eine Dosis erforderlich sei. (dpa)

  7. Wenn wirklich alles optimal von statten geht, gehört Belgien zweifelsohne zu den großen Favoriten. Optimale Leistung kann Belgien aber nur mit topfitten und glänzend aufgelegten Courtois, de Bruyne, Hazard und Lukaku bringen. Außerdem müssen Jungstars wie Tielemans und Doku über sich hinauswachsen und die Altstars ihre ganze Erfahrung abliefern.

  8. Boah nee...

    Gerade auf Sky ein Interview mit Matthäus: „Wer ist Favorit auf den Titel?“
    Matthäus: „Ja, die Franzosen, Spanier, Italiener… vielleicht noch die Engländer…“
    Der Weltranglistenerste wurde mit keiner noch so kleinen Silbe erwähnt!
    Hoffentlich können wir nach der E.M. nochmals auf diese Aussage zurückkommen! :-)

    • Fred vom 2. Kaffee

      Siehe die letzten Turniere,Peter. Sind auch ohne Hummels,Boateng und Müller grandios gescheitert.
      Warten wir’s ab. Vielleicht überraschen sie sich ja dieses Mal selbst. Gegen starke Mannschaften waren sie ja zuletzt besser als gegen kleine

  9. Ostbelgien Direkt

    Sensationell, Roberto Martinez, Trainer der Roten Teufel, liest „Ostbelgien Direkt“. Heute ist zu erfahren, dass Martinez für den Start der EM-Vorbereitung die Reservisten Mechele, Vanheusden und Lokonga nominiert hat. Und was stand auf OD letzte Woche (siehe Artikel oben)? „Dennoch täte Martinez gut daran, einen oder zwei Abwehrspieler zusätzlich mitzunehmen, beispielsweise Brandon Mechele vom FC Brügge oder auch Zinho Vanheusden von Standard Lüttich, statt darauf zu hoffen, dass ein defensiver Mittelfeldspieler wie Leander Dendoncker in die Abwehr rückt, falls Not am Mann ist.“ 😊😊😊 OD verlangt noch heute vom belgischen Fußballverband ein Beraterhonorar ! 🤣🤣🤣

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