Gesellschaft

Weltklimarat: Erderwärmung beeinträchtigt Versorgung mit Lebensmitteln – Müssen Konsumverhalten ändern

Ausgetrocknet und aufgerissen ist der Boden auf einem Teil eines Feldes, das nicht bestellt ist. Foto: Patrick Pleul/dpa

Taten statt Worte, auch bei der sorgsamen Landnutzung – das muss nach Meinung des Weltklimarats das Motto der kommenden Jahre sein. Die Erderwärmung könnte die Versorgung mit Lebensmitteln beeinträchtigen.

Der weltweite Temperaturanstieg hat über den Landflächen bereits 1,53 Grad erreicht. Das geht aus dem am Donnerstag in Genf veröffentlichten Sonderbericht des Weltklimarats IPCC hervor. Unter Berücksichtigung der sich langsamer erwärmenden Meeresflächen liege das globale Temperaturplus gegenüber der vorindustriellen Zeit bei knapp 0,87 Grad.

08.08.2019, Schweiz, Genf: Hoesung Lee, Vorsitzender des Weltklimarats (IPCC), spricht während einer Pressekonferenz über den Sonderbericht zum Klimawandel. Foto: Martial Trezzini/KEYSTONE/dpa

Verglichen wurden die Zeiträume 1850 bis 1900 und 2006 bis 2015. Der Weltklimarat hatte 2018 vor den Auswirkungen gewarnt, falls die globale Temperatur insgesamt über 1,5 Grad steigen sollte.

In den kommenden Jahrzehnten werde die Zahl, Dauer und Intensität von Hitzewellen sowie Dürren nicht zuletzt rund ums Mittelmeer zunehmen, warnen die 107 Forscher aus 53 Ländern. In vielen Regionen werden zudem häufiger extreme Regenfälle vorkommen.

Der Weltklimarat empfiehlt in seinem Bericht dringend, im Kampf gegen eine weitere Erwärmung der Erde die Wälder und nicht zuletzt die Moore besser zu schützen. Zugleich sieht der IPCC Gefahren für die sichere Versorgung mit Lebensmitteln. «Die Stabilität des Nahrungsmittel-Angebots wird voraussichtlich sinken, da das Ausmaß und die Häufigkeit von Extremwetter-Ereignissen, die die Lebensmittelproduktion beeinträchtigen, steigen wird.» Es gehe auch darum, die gesamte Kette der Erzeugung und des Konsums von Nahrungsmitteln zu überdenken. Eine ausgewogene Ernährung, die verstärkt auf Gemüse und Getreide setze, könne dazu beitragen, die Kohlendioxid-Emissionen wesentlich zu senken.

08.08.2019, Schweiz, Genf: Aktivisten von Greenpeace demonstrieren auf dem Genfer Place des Nations gegen die Untätigkeit der Regierungen beim Schutz der Ökosysteme. Foto: Demir Sönmez/Greenpeace Switzerland/dpa

Die Land- und Forstwirtschaft steuert laut IPCC rund 23 Prozent der vom Menschen verursachten Treibhausgase bei. «Hier liegt sehr viel Potenzial», sagte die deutsche Co-Autorin des Berichts, Almut Arneth aus Karlsruhe. Generell mache der Bericht deutlich, dass die Ressource Land begrenzt sei. «Wir können nicht weitermachen wie bisher.» Sehr skeptisch sei sie, dass die im Bericht auch thematisierten Aufforstungen bis hin zu Bionenergie-Plantagen ein guter Weg seien. Laut IPCC leben rund 500 Millionen Menschen in Gebieten, die von Versteppung bedroht sind. Diese Regionen seien umso anfälliger für Wetterextreme wie Dürren, Hitzewellen und Staubstürme.

«Es ist sehr wichtig, dass der Weltklimarat die Bedeutung von Landflächen und Wäldern voll erkannt hat», erklärte Greenpeace-Waldexperte Christoph Thies. «Der Land-Sektor muss nun stärker in die nationalen Beiträge zur Erfüllung des Pariser Klimaabkommens einfließen», so Thies. Er kritisiert am Report aber, dass die massive Aufforstung sehr unkritisch gesehen werde. «Wir bevorzugen die Alternative der Renaturierung von Ökosystemen wie Wäldern und Mooren.» So entstünden im Gegensatz zu aufgeforsteten Monokulturen auch Lebensräume für viele Tiere und Pflanzenarten.

05.08.2019, Russland, Krasnojarsk: Rauchschwaden, die sich mit einem größeren Sturmsystem vermischen, ziehen über Sibirien. Durch den heißen und trockenen Sommer ist es in der sibirischen Taiga zu riesigen Waldbränden gekommen. Foto: NASA/ZUMA Wire/dpa

Der Bericht steht im Zeichen des Pariser Klimaabkommens. Darin wurde 2015 das Ziel festgelegt, die Erderwärmung auf deutlich unter zwei Grad, wenn möglich sogar auf 1,5 Grad, im Vergleich zur vorindustriellen Zeit zu begrenzen. Dazu müssten die Staaten den Netto-Ausstoß ihrer Treibhausgase stark reduzieren. Um das zu schaffen, wollen einige Experten große Flächen für Wälder nutzen, die die Treibhausgase aus der Atmosphäre ziehen können. In Verbindung mit dem Ziel der Lebensmittelsicherheit für die gesamte Bevölkerung drohen so Landkonflikte – zusätzlich zu den Entwicklungen, die der Klimawandel bereits jetzt ausgelöst hat.

«Der Bericht bestätigt, dass die vom Menschen verursachte Überhitzung der Atmosphäre schon jetzt zu mehr Hitzewellen und Dürren, heftigeren Starkregen und Überschwemmungen führt», so die Hilfsorganisation Oxfam. Besonders besorgniserregend sei die Warnung vor einer Beeinträchtigung der weltweiten Nahrungsmittelversorgung, falls sich die Erde weiter deutlich erwärme.

Die wichtigsten Empfehlungen des Weltklimarats

Der Weltklimarat (IPCC) hat einen Sonderbericht zu Klimawandel und Landflächen vorgestellt. Hier einige Kernaussagen:

– Die weltweit für Menschen bereitgestellte Menge an Pflanzenölen und Fleisch hat sich seit 1961 pro Kopf mehr als verdoppelt. Es werden zudem pro Kopf rund ein Drittel mehr Kalorien hergestellt.

05.08.2019, Mecklenburg-Vorpommern, Neubukow: Mähdrescher sind in der Agrargenossenschaft „Hellbach“ bei der Ernte von Weizen im Einsatz, große Staubwolken entstehen dabei. Foto: Bernd Wüstneck/zb/dpa

– Zugleich gehen derzeit 25 bis 30 Prozent aller produzierten Nahrungsmittel verloren oder werden verschwendet.

– Veränderungen des Konsumverhaltens haben dazu geführt, dass heute rund zwei Milliarden Erwachsene übergewichtig oder fettleibig sind. Schätzungsweise 821 Millionen Menschen sind immer noch unterernährt.

– Von 1961 bis 2013 ist der Anteil der Trockengebiete, die von Dürren betroffen sind, im Schnitt um etwas mehr als 1 Prozent pro Jahr gestiegen.

– Rund ein Viertel der eisfreien Landfläche ist durch den Menschen schon degradiert. Die Bodenerosion ist um ein Vielfaches höher als die Nachbildungsrate.

– Seit dem vorindustriellen Zeitalter (1850-1900) bis zum Zeitraum 2006-2015 ist die mittlere Lufttemperatur auf den Landoberflächen im Schnitt um 1,53 Grad Celsius gestiegen. Zählt man Ozeane und Land zusammen, dann stieg sie in diesem Zeitraum im Schnitt um 0,87 Grad.

Eine ausgewogene Ernährung, die verstärkt auf Gemüse und Getreide setzt, kann dazu beitragen, die Kohlendioxid-Emissionen wesentlich zu senken, so eine der Empfehlungen des Weltklimarats. Foto: Martin Schutt/dpa-Zentralbild/dpa

– Der Klimawandel wirkt sich bereits jetzt schon auf die Nahrungsmittelsicherheit aus – etwa durch Erwärmung, Änderung der Niederschlagsmuster und eine höhere Frequenz einiger Extremwetter.

– Landwirtschaft, Forstwirtschaft und andere Landnutzung waren von 2007 bis 2016 für 23 Prozent der vom Menschen verursachten Netto-Ausstöße von Treibhausgasen verantwortlich. Beim Kohlendioxid waren es rund 13 Prozent, beim Methan 44 Prozent und beim Lachgas 82 Prozent.

– Durch Änderungen im Ernährungssystem – von der Nahrungsmittelproduktion bis zum Verbrauch – kann sich die Menschheit an den Klimawandel anpassen und ihn abschwächen. Dazu zählen eine ausgewogene Ernährung, die auf Pflanzen sowie auf nachhaltig produzierten Tierprodukten basiert. Zugleich ergeben sich dabei gesundheitliche Vorteile für den Menschen. (dpa)

20 Antworten auf “Weltklimarat: Erderwärmung beeinträchtigt Versorgung mit Lebensmitteln – Müssen Konsumverhalten ändern”

      • Wahre Ökologie

        Ökologie (im weiten Sinne – hat NICHTS mit dem Klimawandel zu tun, der NICHT menschengemacht ist) fängt mit Geburtenkontrolle an. Es kann nicht sein, daß ein Kontinent, Afika, und auch der Nahe Osten, sich dumm vermehren und diese „Überproduktion“ dann einfach in Industrieländer abwandert. Indien und China sind ein anderes Problem – aber auch ein Problem. Es ist ökologisch falsch diese „Überproduktion“ hierher zu locken, aus angeblichen „humanitären Gründen“, damit immer mehr Menschen in der Konsumgesellschaft leben (was der IWF will), denn es ist diese, die die ökologischen Probleme verursacht.
        Die „Menschen-Globalisten“ sind gegen die Globalisierung der Finanzmärkte und der Waren (cf. die berühmte „Battle of Seattle“ gegen die WTO, 1999), aber für die Massenbewegungen von Migranten. Sie sind schizophren.
        Wir können viel von Naturgesellschaften, auch „Primitive Völker“ genannt lernen: Sie überbevölkerten sich nicht. Ein Stamm zählte 500 Mitglieder weil der Stamm wußte, daß er mehr nicht versorgen könnte (damit es nicht zu ökologischen probleme mit der Tierwelt oder der natürlichen Umgebung käme). Aber von ernster und sinnvoller Ökologie sind die heutigen Öko-Faschisten so weit vom Mond wie der Habicht, wie es bei den Sioux heißt.

      • DenAhlen

        Wieso immer noch Menschen Hunger leiden? Weil sie kein Geld haben sich Essen zu kaufen! Das ist kein schlechter Scherz! Es würden alle satt, denn es ist genug für alle da, aber die Reichen nehmen den Armen ihr letztes bisschen weg!
        Wo kommt das Gemüse her? Im Acker und Gemüseanbau duldet man keine Unkräuter und Ungeziefer und deshalb ist gerade in diesen Gegenden kein einziger Baum oder Hecke und die Artenvielfalt ist gleich null. Wassererosion, Staubstürme und Humusabbau werden durch die im Gemüseanbau praktizierte Bodenbearbeitung begünstigt! Der Gemüseanbau leidet am meisten unter Wetterextremen und diese Flächen werden deshalb entwässert und/oder bewässert, was Naturlebensräume, wie Moore und Auen, gefährdet. Aus diesen Gründen macht es auch keinen Sinn mehr Gemüseanbau statt Viehhaltung zu betreiben!
        Es bringt nichts das eine Extrem dem anderen vorzuziehen oder eine identisch gleiche Ernährung und Landwirtschaft für alle Regionen zu propagieren, weil nicht überall die gleichen Bedingungen herrschen! Getreide und Gemüse wachsen nicht überall und das Zeugs quer über den Globus zu transportieren ist Teil des Problems, nicht die Lösung!

  1. Hans Eichelberg

    Viele Menschen – viele Esser – viele Nahrungsmittel nötig.
    Aktuell 7,8 Mrd. Esser.
    2060 ca. 10 Mrd. Esser.
    Viele Esser – viel Methan-Gase.
    Forscher empfehlen, dass die Esser auf Pflanzen (Gras) umsteigen.
    Haben die Forscher schon Erkenntnisse, wie viel Methan-Gase die 10 Mrd. Esser ausstoßen wenn sie überwiegend Gras essen würden?

    • Meine Güte!

      „Haben die Forscher schon Erkenntnisse, wie viel Methan-Gase die 10 Mrd. Esser ausstoßen wenn sie überwiegend Gras essen würden?“

      Gute Anmerkung, Herr Eichelberg. Dann ersetzen wir Menschen quasi das Rindvieh ( ich meine jetzt die „richtigen“ Rindviecher und nicht die Politiker), die angeblich soviel Methangas ausstoßen.
      Du meine Güte, gibt es eigentlich mehr Rindvieh oder mehr Menschen auf dieser Erde? Dann wüsste man ja wer der größere Verschmutzer ist. Tja und Ihr Hinweis : “ wenn sie überwiegend Gras essen würden“ist mir, ehrlich gesagt, auch nicht ganz geheuer, werter Herr Eichelberg, wenn ich da an meinen Nachbarn ( gilt aber auch für andere) denke, der dieses „Zeugs“ bisher nur geraucht hat, wenn das Gras aber stattdessen gegessen werden sollte, meine Güte……..

  2. Wir müssen uns als Menschheit besinnen und sparsamer mit unseren Resourcen umgehen. Insbesondere wir Industrieländer leben auf Kosten unserer Kinder und Kindeskinder. Auf Dauer geht da nicht gut und die ersten Folgen konnten wir in den letzten Monaten am Klima ablesen. Immer mehr Menschen erkennen die Sackgasse, in der wir usn ökologisch und ökonomisch befinden. Nur manche Kommentatoren bei OD nicht…

    • Gebetsmühle

      Ach, mein Gott,
      Was Sie da gepostet haben, ist schon zig-tausend mal von anderen so erwähnt worden.
      Nichts Neues im Westen also, Göttin , auch wenn Ihre Aussage zur Gebetsmühle der unbedarften Klima-Aposteln gehört.

    • @AchGott
      – Immer mehr Menschen erkennen die Sackgasse, in der wir uns ökologisch und ökonomisch befinden. Nur manche Kommentatoren bei OD nicht… –
      Tja leider Sie auch schon lange nicht mehr. Wird mal Zeit, dass Sie rückwärts aus Ihrer eigenen Sackgasse steuern…

  3. Dummer Lehrer

    Ist Landwirtschaft nicht genau der Teil, in dem pflanzliche Nahrung (Getreide,Gemüse etc)hergestellt wird?
    Dann widerspricht sich doch der Grundsatz:
    Man soll mehr auf pflanzliche Nachrungsmittel setzen und gleichzeitig weniger Landwirtschaft…

  4. Noergeler

    Wieviele Ha Nutzland werden von der Industrie belegt nur um Biosprit herzustellen. Wieviele Ha Mais wird allein in Belgien angebaut, nur um Biogasanlagen zu betreiben, die zudem noch mit unseren Steuergeldern profitabel gemacht werden.

  5. Welch ein Geschurbel….
    Sollen die das doch mal den EU-dioten senden, die Mercosur Abkommen absegnen oder den weiteren Import von US-Fleisch fördern nur um die Industrie zu stützen…. Was für eine Bande von Heuchlern

    @Noergeler
    Heutzutage wird alles irgendwo mit Steuergeldern subventioniert, es wollen doch alle „grünen“ Strom, und zudem verwerten Biogasanlagen je Menge Abfälle die sonst nur faulen würden und „unerwünschte“ Gase absonderten

  6. Grüner Wahnsinn!

    „https://www.bild.de/bild-plus/politik/inland/politik-inland/bundestag-das-sind-die-vielflieger-des-parlaments-63863732,view=conversionToLogin.bild.html

    Das passt ja wie die Faust aufs Auge für die „Grünen“ bei dem Thema : „wir müssen unser Konsumverhalten ändern“. Typisch „Grüne“ :Wasser predigen, Wein saufen; Was für ein unglaubwürdiger Haufen, diese“ Grünen“. Und dass noch aktuell 26% der Deutschen die noch wählen würden, wenn jetzt Bundeswahlen wären, zeigt , wie dumm unsere östlichen Nachbarn sind, ihre eigenen Schlächter zu wählen!

  7. Das sagt gerade ein Chinese dass wir den Müll reduzieren müssen… Seht euch mal den Kram aus China.. Da kommt der ganze drecksmull doch her? Jeder Mist ist in Plastik verpackt. Also bitte.

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