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Was tun gegen Hausärztemangel auf dem Land? – Julia Klöckner (CDU) in Wiesenbach

Julia Klöckner (Archivbild, hier im Gespräch mit Herbert Grommes bei einem Besuch in St. Vith).

Am vergangenen Freitag stattete die CDU-Vorsitzende des Landes Rheinland-Pfalz und stellvertretende Bundesvorsitzende Julia Klöckner der CSP in St. Vith einen Besuch ab. Auf der Agenda standen die Besichtigung des Krankenhauses St. Josef sowie ein Referat in Wiesenbach zum Thema „Medizinische Versorgung im ländlichen Raum“.

Den Vortrag hielt Julia Klöckner im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Zukunftsdialog CSP“. Hierbei wurden Strategien zum Erhalt der medizinischen Grundversorgung in ländlichen Gebieten sowie mögliche grenzüberschreitende Kooperationen erörtert.

Julia Klöckner bei ihrem Referat in Wiesenbach zum Thema "Medizinische Versorgung im ländlichen Raum".

Julia Klöckner bei ihrem Referat in Wiesenbach zum Thema „Medizinische Versorgung im ländlichen Raum“.

Julia Klöckner bezeichnete in ihrem Referat die flächendeckende ärztliche Versorgung als gemeinsames Ziel. „Wir müssen dafür sorgen, dass die Menschen auch in ländlichen Gebieten in Würde altern können, ohne draufzuzahlen“, so die stellvertretende Bundesvorsitzende der CDU.

Dies sei auch für junge Menschen wichtig, denen Perspektiven gegeben werden müssten, um sich auch in Zukunft in ländlichen Gebieten niederzulassen, betonte Klöckner.

„Mobile Ärzteeinheiten“ und „Bürgertaxis“

Dabei wusste Klöckner zu berichten, dass es in Rheinland-Pfalz – genau wie in der DG – in vielen Ortschaften keine Hausärzte mehr gebe. Zwar sei das Medizinstudium nach wie vor für viele junge Menschen attraktiv, jedoch seien nur noch die wenigsten dazu bereit, die zeitintensiven Aufgaben eines Landarztes zu übernehmen.

Obschon es bereits einige Maßnahmen gebe, um beispielsweise durch Investitionsunterstützungen Anreize zu schaffen, zeige sich nicht der gewünschte Erfolg.

Aus diesem Grund werden in Rheinland-Pfalz aus privaten Initiativen heraus vermehrt so genannte „mobile Ärzteeinheiten“ geschaffen: Die Allgemeinärzte „touren“ sozusagen durch die Gemeinden und Ortschaften und arbeiten dabei in Schichten, so dass nicht jeder Arzt permanent erreichbar sein muss.

Julia Klöckner mit Luc Frank (links) und Pascal Arimont.

Julia Klöckner mit Luc Frank (links) und Pascal Arimont.

Ein ebenfalls interessanter Ansatz sei die Gründung so genannter „Bürgertaxis“. Diese sind in einigen rheinland-pfälzischen Verbandsgemeinden von Ehrenamtlichen gegründet worden, um ältere Menschen zu den Sprechstunden der Ärzte in entlegeneren Ortschaften zu bringen, betonte Klöckner.

Ein weiteres Problem für den ländlichen Raum stellt laut Klöckner der „europäische Wettbewerb um Ärzte“ dar: Durch regelrechte Kampagnen würden Ärzte aus bestimmten Regionen in andere Länder gelockt. Hierfür müsse eine europäische Lösung gefunden werden, da eine Grundversorgung in allen Regionen garantiert werden müsse.

Diagnoseverlagerung nach …Indien

Ebenfalls zur Sprache kam in diesem Zusammenhang die Tendenz zum „Outsourcing“ bestimmter Dienste in den Krankenhäusern, die durch den Kostendruck im Gesundheitswesen entsteht.

Die Diagnoseverlagerung nach …Indien – etwa bei der Analyse radiologischer Daten – stelle keine optimale Lösung dar, da durch Übersetzungs- und Austauschprobleme die Qualität zu sinken drohe. Nach wie vor müsse ein Vertrauensverhältnis zwischen Absender und Empfänger bestehen.

Blick ins Publikum in Wiesenbach.

Blick ins Publikum in Wiesenbach.

Kooperationen zwischen regionalen Krankenhäusern, wie sie etwa zwischen den Krankenhäusern St. Vith und Prüm praktiziert werden, seien daher wichtige Vorzeigeprojekte.

In Bezug auf die Pflege älterer Menschen ging Klöckner auf die immer seltener werdende Pflege innerhalb familiärer Strukturen ein. Die Veränderungen im Berufsleben hätten dazu beigetragen, dass dieses Modell immer schwerer realisierbar sei. Daher müsse über neue Wohnformen – beispielsweise Mehrgenerationenhäuser – nachgedacht werden. In diesen Strukturen werden zentrale Begegnungsorte für junge und alte Menschen geschaffen und die wertvolle Leistung der vorhandenen Pflegekräfte effizient eingesetzt.

Am Ende ihres Referats wies Klöckner darauf hin, dass die christdemokratischen Parteien der Großregion (Deutschsprachige Gemeinschaft, Luxemburg, Rheinland-Pfalz, Saarland) verstärkt gemeinsame regionale Antworten erarbeiten sollten, um auf gemeinsame Herausforderungen zu reagieren. „Denn die Probleme der ländlichen Gebiete machen an den Grenzen keinen Halt“, so Klöckner.

Besuch im St. Vither Krankenhaus

Vor dem Referat in Wiesenbach waren die Vertreter der CSP mit Julia Klöckner bei einem Besuch im Krankenhaus St. Josef in St. Vith sozusagen in die Praxis eingetaucht.

Gespräch mit den Verantwortlichen des St. Vither Krankenhauses.

Gespräch mit den Verantwortlichen des St. Vither Krankenhauses.

Im Krankenhaus informierten Direktorin Ingrid Mertes und Chefarzt Dr. Albert van der Putten die CDU-Landesvorsitzende über die Unterschiede zwischen belgischer und deutscher Krankenhausfinanzierung und erläuterten die problematische Situation kleiner Krankenhäuser in ländlichen Gebieten. Ebenfalls zur Sprache kam die Kooperation zwischen dem St. Vither Krankenhaus und dem Krankenhaus in Prüm.

Auf die grenzüberschreitende Zusammenarbeit legen beide Häuser seit vielen Jahren großen Wert: Das Krankenhaus Prüm ist für Sankt Vith das nächstgelegene deutschsprachige Krankenhaus der Region. Intensive Zusammenarbeit gibt es beispielsweise im Bereich der Teleradiologie und der ambulanten Versorgung.

9 Antworten auf “Was tun gegen Hausärztemangel auf dem Land? – Julia Klöckner (CDU) in Wiesenbach”

  1. Habe viele Bekannte in der deutschen Eifel(Rheinland – Pfalz)
    Hier muss es aber sehr schlimm aussehen mit der ärztlichen Versorgung.
    Dagegen sind unsere Bürger in der belgischen Eifel noch gut versorgt.
    Frage mich was dieses Theater vor den Wahlen soll?
    Alles nur heisse Luft und Wahlkappes!!

    • Dann überlegen Sie doch mal, welcher M.P.
      ( und vor allem aus welcher Partei ) dieses Land jahrzehntelang regiert hat? Dann werden, auch Sie, einsehen müssen, dass es kein „Theater“ der CDU oder CSP ist.
      Im übrigen, stelle ich mir die Frage, ob Sie überhaupt der Veranstaltung beigewohnt haben ? Wenn nicht, dann sollten Sie das nächste Mal dabei sein.

  2. Kontrabass

    Selbst im Theater wird das richtige Leben in allen Schattierungen nachgespielt. Ich finde es gut, dass hier Lösungen über die Grenzen hinaus anvisiert werden, den Besuch dieser charismatischen Lady in St Vith finde ich gut, im kleinen grenzüberschreitenden Gesundheitssektor gibt es noch einiges anzustreben…. gerade vor den Wahlen, damit die Richtung vorbestimmt ist.

    • Richtig Herr Kontrabass, man kann nie genug für die Gesundheit der Menschen machen. Spätestens, wenn einer selbst betroffen ist, wird er sich die Frage stellen : “ Warum haben „unsere“ Politiker nicht schon früher etwas unternommen ? “ Doch diese sind meistens die, die heute, immer nur negative Kritik jeglicher Maßnahme ausüben, so klein oder so groß diese auch sein mag.

  3. Globalisierung

    Der dauernde Austausch mit anderen Politikern und vorallen deutschen kostet Ostbelgien eventuell irgendwann die eigene Identität.
    Man sollte eigene Systeme schaffen und sich nicht soviel Kopfschmerzen über das äußere Bild und andere schon bestehende Systeme machen.
    In Deutschland hat man für solche Probleme auch keine Lösung, holt sich aber dort Ratschläge? Haben unsere Poltiker ihr Pulver verschossen und kopieren nur Deutsche
    Attituden ? (Nicht nur auf diesen Artikel bezogen)

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