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Warum manche Menschen den Lockdown vermissen

05.01.2021, Niedersachsen, Hannover: Ein Mann geht am frühen Morgen in einer verlassenen Straße im Stadtzentrum. Foto: Julian Stratenschulte/dpa

Urlaub, Restaurants, Bars: Lieber nochmal alles mitnehmen, bevor die nächste Corona-Welle Fahrt aufnimmt? So denken viele. Doch manche sehen in den wiedergewonnenen Freiheiten nicht nur Positives.

Homeoffice, Entschleunigung, weniger soziale Kontakte – seit fast eineinhalb Jahren ist das die „Corona-Normalität“, stets im Wechsel mit Lockerungen und der Hoffnung auf ein baldiges Pandemie-Ende. Während sich viele vor der drohenden vierten Welle nochmal in Kneipen, Kinos oder Schwimmbäder stürzen, sind andere zurückzuhaltender – und scheinen weiter in einem eigenen Lockdown bleiben zu wollen.

Ein Phänomen, das auch Generationenforscher Rüdiger Maas beobachtet. Seit Beginn der Pandemie erfragt sein Team am von ihm gegründeten privaten „Institut für Generationenforschung“ in Augsburg die Haltung der Bevölkerung zur Corona-Pandemie.

14.03.2020, Belgien, Brüssel: In der Rue de la Loi (Wetstraat) fahren nur wenige Fahrzeuge. In Belgien sind seit Samstag drastische Beschränkungen des öffentlichen Lebens in Kraft, um die Ausbreitung des neuartigen Coronavirus zu bremsen. Foto: Laurie Dieffembacq/BELGA/dpa

In der neuesten repräsentativen Umfrage unter 2.210 Befragten gibt etwa ein Zehntel der Menschen ab 40 Jahren an, bestimmte Dinge aus den Lockdown-Zeiten zu vermissen. Knapp sieben Prozent der sogenannten Baby Boomer (ab 56 Jahre) und etwa acht Prozent der „Generation Y“ (26 bis 39 Jahre) wollen ihren Pandemie-Alltag sogar am liebsten gleich ganz beibehalten.

In Zeiten, in denen zumindest vorübergehend vieles wieder möglich ist, bekommen es manche Menschen regelrecht mit der Angst zu tun. All das aufgeben, worauf man sich schon eingestellt hat? Eine schwere Vorstellung für manche, die sich mit der Pandemie abgefunden haben.

Es gebe „einen Teil der Menschen, die darauf keine Lust haben“, sagt die Traumapsychologin Karin Clemens von der R + V Versicherung. Wegen der Pandemie würden die Menschen seit mehr als anderthalb Jahren unaufhörlich mit zwar wichtigen, aber dennoch bedrohlichen Informationen „beschossen“. „Jede Berührung kann potenziell gefährlich sein. Diese Information bleibt im Kopf – und bei jedem Treffen geht der erhobene Finger hoch“, sagt sie.

Lockdown wirkt unterschiedlich auf die Generationen

Sterbefälle in der Familie und bei Freunden, eine Insolvenz des Betriebs, monatelange Isolation: Die Corona-Zeit habe vielen Menschen vor allem das Gefühl der Sicherheit genommen. So etwas gab es zwar auch vorher. Aber: „Jetzt steht die Bedrohung seit fast anderthalb Jahren direkt vor der Tür“, sagt Psychologin Clemens. „Und die Bedrohungssituation hat ja auch noch keinen Endpunkt – siehe die Delta-Variante.“

Eine Frau arbeitet mit Hörschutz im Homeoffice. Foto: Sebastian Gollnow/dpa

Gerade jüngere Menschen freuten sich aber über Lockerungen und Öffnungen – wieder reisen zu können, im Klassenverband zu lernen oder in der Uni Freunde zu treffen. Laut Umfrage von Generationenforscher Maas blicken fast 85 Prozent der Menschen unter 26 Jahren optimistisch oder sogar sehr optimistisch auf eine Zeit nach Corona.

„Der Lockdown hat unterschiedlich auf die Generationen gewirkt, und die Regierung hat meiner Meinung nach die Bedürfnisse der Jüngeren ausgespart“, sagt Maas. „Dabei sind die Folgen für die Jüngsten am schwersten.“ Gerade deswegen hofften insbesondere sie, an ihre alte Realität anknüpfen zu können. Aber: Laut Umfrage fühlen sich gleichzeitig etwa 46 Prozent dieser Altersgruppe auch unter Druck gesetzt, wegen der gelockerten Maßnahmen viele Dinge zu unternehmen.

Etwas anders sieht das bei den Älteren aus: „Zu Beginn der Pandemie mussten sich insbesondere Menschen, die älter als 40 sind, beruflich schlagartig umstellen – ob auf Homeoffice oder auf eine digitale Strategie für den Betrieb“, sagt Maas. Die über 40-Jährigen hätten sich mittlerweile an die neue Lebensweise gewöhnt und würden sie mit in die Zeit nach Corona tragen wollen.

Trotz aller Ängste und Sorgen: Laut Generationenforscher Maas gewöhnen sich viele schnell wieder an ein neues Leben nach der Pandemie. Denn: „Sobald sich die Richtung der Gruppendynamik ändert, passen wir uns entsprechend an.“ (dpa)

8 Antworten auf “Warum manche Menschen den Lockdown vermissen”

  1. Das entspricht auch meinen Erfahrungen, aber auch schon vor Corona, es wird jetzt nur deutlicher. Freiheit wird von einem großen Teil der Menschen als Bedrohung empfunden. Wer sich für, oder gegen, etwas entscheiden muss kann Fehler machen, das verunsichert; gibt es hingegen Regeln „für alle“ kann der einzelne in die Anonymität und die Verantwortungslosigkeit abtauchen. Das ist aber nicht nur bei Corona so, auch im Arbeitsleben macht man die Erfahrung dass vielleicht 25% bereit sind Entscheidungen zu treffen, die meisten sind heilfroh dass andere für sie entscheiden. Den häufigsten Satz den ich zu Beginn der „Pandemie“ hörte war „ich bin froh dass ich das nicht entscheiden muss“. Agitatoren wissen, man muss die Mehrheit nicht überzeugen können, man muss die Gruppendynamik steuern….

    • Und wieder einmal lässt Du uns von deiner Weisheit und deinem Omniszienz kosten, danke, oh lieber Dax. Kein Bereich in dem Du kein Wissen hast, sei es Medizin, Psychologie, Ökonomie, Politologie, Theologie oder einfach im Bereich der allgemeinen Frauenkunde. Dass ein Mensch wie Du es nicht an die Spitze eines Staates geschafft hat, ist und bleibt mir ein Rätsel, wo du doch zu allem immer das einzig wahre Wissen hast.

  2. Baudimont

    Ein bisschen Science-Fiction:
    Es wird nie mehr so sein wie früher, verlorene Freiheiten können nicht wiedergewonnen werden, wir werden noch mehr Freiheiten verlieren: Eine neue Definition von Freiheit ist im Gange, und die Klimasperre ist ebenfalls im Gange… Die Hungersnot steht vor der Tür, Roboter werden uns ersetzen…

    • Shiva II

      Und noch ein bisschen Science-Fiction:
      Baudimont wird politisch noch mehr Verantwortung übernehmen und den Posten des Medienministers übernehmen. Sie wird ihre Deutschkenntnisse noch weiter verbessern und mehrere Bestseller schreiben; ausserdem wird sie ihre Häuser in der Gospert renovieren und für Migranten zur Verfügung stellen.

      • Jutta V.

        @Shiva II, you made my day !! :)
        @OD, ich will auch diese OD Erweiterung wie sie Baudimont schon hat!
        Sie kann wohl nur gewisse Kommentare sehen und alles andere, wie Kritik oder Fragen, werden automatisch ausgeblendet.

    • Jo aus Eupen

      Baudimont: Bla, Bla, Bla, Bla, kennste einen Baudimont Kommentar, kennste alle.
      Deine Platte hat nen Sprung und es nervt mich nur noch. Der einzige Robotor bist du, immer der gleiche Text, immer der gleiche Pessimismus. Nix Neues im Lande Baudimont; motzen, aber nichts nicht dagegen machen. Auf andere schimpfen, aber ganz vorne mitschwimmen.
      Immer nur anderen die Schuld zuweisen und selber nichts ändern, auf OD schreiben, um damit andere an der Trostlosigkeit des eigenen Lebens teilhaben zu lassen? Leidest du immer noch an den Post-Wahlversagen-Syndrom?
      Warum befolgst du nicht einfach den Rat, den schon viele dir hier gegeben haben und besuchst einen Arzt?

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