Politik

Rechts ist in Flandern Normalität: Vlaams Belang stärkste Kraft – De Wever (N-VA) am populärsten

Tom Van Grieken (l), Vorsitzender der Partei Vlaams Belang, und N-VA-Chef Bart De Wever (r). Fotos: Virginia Mayo/AP/dpa - Nicolas Maeterlinck/BELGA/dpa

Man stelle sich vor, in Deutschland wäre die AfD in Umfragen bundesweit stärkste Kraft, gefolgt von einer anderen rechten Partei: Wahrscheinlich gäbe es dann noch viel mehr Demonstrationen gegen Rechts als zuletzt. In Flandern scheint dies indes mehr oder weniger Normalität zu sein: Der rechtsradikale Vlaams Belang ist nämlich dort stärkste Kraft, gefolgt von der N-VA von Bart De Wever.

Der Vlaams Belang hat gute Chancen, aus den Wahlen am 9. Juni als der große Gewinner im Norden des Landes hervorzugehen, während die N-VA in den Wahlabsichten auf unter 20 Prozent fällt, aber nach wie vor die zweitstârkste Kraft in Flandern wäre.

Dies geht aus der jüngsten Meinungsumfrage im Auftrag von Standaard und VRT hervor, die von den Wissenschaftlern der Universität Antwerpen Stefaan Walgrave und Jonas Lefevere durchgeführt wurde. Gleichwohl bleibt der Antwerpener Bürgermeister Bart De Wever (N-VA) die beliebteste politische Persönlichkeit in Flandern.

27.11.2023, Belgien, Brüssel: Alexander De Croo, Premierminister von Belgien. Seiner Open VLD droht die Bedeutungslosigkeit. Foto: Eric Lalmand/Belga/dpa

Wenige Monate vor den Regional-, Bundes- und Europawahlen im Juni liegt der Vlaams Belang mit 27,8 Prozent an erster Stelle in der Wählergunst vor der N-VA, die offenbar Federn gelassen hat und mit 18,9 Prozent weit unter den fast 25 Prozent liegt, die sie bei den Regionalwahlen 2019 erzielt hatte.

Die Linkspartei Vooruit ist virtuell drittstärkste Kraft, auch wenn sie im Vergleich zu den Umfragen der letzten beiden Jahre einige Prozentpunkte verliert. Sie liegt jetzt bei 13,7 Prozent. Die Christdemokraten von CD&V legen wieder zu und kommen auf 11,3 Prozent und hätten damit ein besseres Ergebnis als in früheren Umfragen. Die CD&V bleibt indes immer noch unter dem Ergebnis der Partei bei den Regionalwahlen 2019 liegt (15,4 Prozent).

Die linksradikale PVDA, das flämische Pendant zur frankophonen PTB, setzt ihren Aufstieg selbstbewusst fort und überschreitet mit 10,7 Prozent die 10-Prozent-Marke in der Wählergunst. 2019 hatte sich die Partei von Raoul Hedebouw in Flandern mit 5,3 Prozent der Stimmen begnügen müssen.

Die Open VLD von Premierminister Alexander De Croo stürzt hingegen weiter in der Gunst der flämischen Wählerschaft ab und liegt bei nur noch 9 Prozent. Lediglich Groen schneidet mit 8,2 Prozent noch schlechter ab.

Conner Rousseau, ehemaliger Vorsitzender der flämischen Linkspartei Vooruit, hat an Popularität eingebüßt. Foto: Belga

Eine Zahl schmälert jedoch die Ergebnisse der Umfrage: 10 Prozent der Befragten gaben an, noch nicht zu wissen, wen sie wählen sollen. Diese Befragten wurden nicht in die Zählung einbezogen. Die Umfrage wurde im Januar unter 2.029 Einwohnern der Region Flandern im wahlberechtigten Alter durchgeführt.

Neben den Wahlabsichten wurden auch die Präferenzen der Flamen für bestimmte Politiker ermittelt. In Sachen Popularität gewinnt Bart De Wever (N-VA) mit 11,3 Prozent deutlich vor dem Liberalen Alexander De Croo (7,8 Prozent). Dem Premierminister folgt der Vorsitzende des Vlaams Belang, Tom Van Grieken (7,6 Prozent).

Mit respektablem Abstand folgen der Vorsitzende der PVDA, Raoul Hedebouw (2,8 Prozent), und der ehemalige Vorsitzende von Vooruit, Conner Rousseau (2,6 Prozent), der nach rassistischen Kommentaren auf einer übermäßig feuchtfröhlichen Party den Vorsitz von Vooruit abgeben musste, worunter seine Beliebtheit arg gelitten hat.

Der 30-jährige Rousseau hatte einen kometenhaften Aufstieg hingelegt und war letztes Jahr in derselben „Top 20“-Liste mit über 10 Prozent an zweiter Stelle. Seine Nachfolgerin, Melissa Depraetere, ist mit 0,6 Prozent zwar immer noch weit von diesem Wert entfernt, hat es aber bereits in die Top 20 geschafft. Sie überholte sogar den CD&V-Vorsitzenden Sammy Mahdi (0,4 %).

Insgesamt aber ist das Ansehen der Politiker im Norden des Landes sehr schlecht: Auf die Frage „Von welchem Politiker fühlen Sie sich derzeit am besten vertreten?“ antworteten 34 Prozent der Befragten mit „von keinem“. (cre)

38 Antworten auf “Rechts ist in Flandern Normalität: Vlaams Belang stärkste Kraft – De Wever (N-VA) am populärsten”

    • Marcel Scholzen Eimerscheid

      Genau. In der Schweiz ist nicht alles Gold was glänzt. Aber dort gibt es keinen Nationalismus, der einen Teil des Landes abspalten will. So ein stabiles Land kann man sich zum Vorbild nehmen. Was dort geht, geht auch in Belgien. Alles nur eine Frage des politischen Willens.

  1. ……und trotzdem gibt es hier in Belgien keine Deportationen oder Vertreibungen…..:D Ich arbeite seit 10 Jahren in Flandern. Das beste das mir in meiner Karriere passiert ist.. Dort wird noch Politik für Menschen die arbeiten gemacht….. Belgien könnte es aber noch besser gehen ohne das grüne Gift und die rote Pest aus der Wallonie.

    • DR ALBERN

      @ Baudimont, ob viele Wallonen DE WEVER wählen würden, entzieht sich meiner Kenntnis, wage ich aber zu bezweifeln!!! DE WEVER möchte doch die Loslösung von Wallonien, und wenn der Geldhahn der Flamen zugedreht würde, sähe es doch für die marode Wallonie sehr schlecht aus!!! OB ist der Wallonie zugehörig und ob OB sich eigenständig halten kann, ist doch wohl auch fraglich!!!

  2. Kommunist

    De Wever wird das Land auflösen, das kann man gut finden oder auch nicht. Wir werden dann definitiv Wallonen. Auch das kann man gut finden.
    Ich bin Anhänger des Einheitsstaates Belgien

  3. Wahlgesetz ändern!

    Das Wahlgesetz ist nicht in Stein gemeißelt – warum sollte man das nicht ändern können?!

    Es ist doch ein Unding, dass die DG Wähler auf nationaler Ebene an wallonische Parteien gebunden sind – es geht schließlich um Belgien und nicht um Wallonien!

    • Wahlgesetz ändern!, siehe meine Antwort an DR. ALBERN oben. Jeder Wähler kann eine Liste in Lüttich hinterlegen, wenn er genügend (nicht sehr viele) unterstützende Unterschriften hat. An wallonische Parteien sind wir nicht „gebunden“. Außerdem soll das heißen frankophone Parteien, Brüssel zählt auch noch. Das Wahlgesetz ist oft genug geändert worden. Man weiß fast gar nicht mehr, woran man ist. Meist mit der Absicht das Ergebnis zu ändern. Wenn Sie Glück haben, gibt es eines Tages einen zusätzlichen, landesweiten Wahlkreis. Das wünschen sich schon mehr als zehn Jahre lang MR-Politiker. Wie das gehen soll? Vielleicht mit zwei Stimmen wie in Deutschland?

      Wäre nicht eine Vivant-Liste wünschenswert? Die Partei bezieht doch oft Stellung zu nationalen, europäischen und weltweiten Fragen. Außerdem stammt sie von einer nationalen Partei des Namens ab.

      • Wahlgesetz ändern!

        @ WK

        Ich will keine Partei gründen, ich möchte lediglich eine bestehende Nationale Liste in Belgien wählen, was aber nicht möglich ist – warum ???

        Von Vivant würde ich sofort Herrn Balter wählen. Leider bin ich aber mit dem Programm von Vivant überhaupt nicht einverstanden. Eine Liste, die ein bedingungsloses Grundeinkommen propagiert ist für mich UNWÄHLBAR, die belgische soziale Hängematte ist schon groß genug eine noch größere möchte ich nicht füttern müssen!

        • Wahlgesetz ändern!, was meinen Sie mit bestehender Nationaler Liste? Die einzige nationale Partei ist die kommunistische Partei der Arbeit. MR-Politiker verlangen schon lange einen zusätzlichen, nationalen Wahlkreis. Alle anderen Parteien verstehen sich als flämisch oder frankophon und verwenden statt „national“ lieber „föderal“.

          • Wahlgesetz ändern

            @ WK

            Mit „national“ meine ich JEDE in der Nation (Staat) Belgien existierende Partei.

            In unserer DG gibt es ja außer Vivant, wie DAX richtig sagt, nur noch grüne Parteien. Deren Bevormundungen und Verbote (Spionage Drohnen, Müllsäcke, Verkehrsbehinderungen, ….) die uns rapide in die Armut treiben – ohne das Klima zu retten – vertreten meine Interessen in keinster Weise!

              • Wahlgesetz ändern

                @WK

                Lieber WK, die Sache ist mir nicht wichtig genug, als dass ich mich damit in unzähligen Posts beschäftigen möchte. Ich habe noch in KEINER Wahl an der ich teilgenommen habe die Möglichkeit gehabt Bart de Wever zu wählen. Vielleicht war ich ja im Gegesatz zu Ihnen in der falschen Wahlkabine 😀

                • Walter Keutgen

                  Wahlgesetz ändern, wenn Sie unbedingt Bart De Wever wählen wollen, müssen Sie in die Provinz Antwerpen umziehen. Es sei denn, er kandidiert für das EU-Parlament, dann genügt Flandern. Für mich wäre es aber schon genug, wenn es nur einen EU-Wahlbezirk in Belgien gäbe. Dann wäre auch der MR-Wunsch erfüllt.

                  NB: Für Merkel konnte man auch nur in Mecklenburg-Vorpommern stimmen.

  4. Im Artikel: „Die linksradikale PVDA, das flämische Pendant zur frankophonen PTB“. Das stimmt nicht, es handelt sich um eine einzige Partei. Wikipedia: „Die Partei der Arbeit Belgiens, niederländisch Partij van de Arbeid van België (PVDA), französisch Parti du Travail de Belgique (PTB), ist eine marxistische Partei in Belgien, die für eine sozialistische Gesellschaft in ihrem Land eintritt.[3] Ihr Vorsitzender ist seit 2021 Raoul Hedebouw. Die PVDA/PTB ist eine der wenigen Parteien Belgiens, die sowohl flämisch als auch frankophon sind.“ https://de.wikipedia.org/wiki/Partei_der_Arbeit_Belgiens.

    • Ostbelgien Direkt

      @WK: Da steht „das flämische Pendant zur frankophonen PTB“. Nirgendwo steht, dass es sich um zwei Parteien handelt. Im Artikel steht sogar, dass Raoul Hedebouw, den man bei uns vor allem als PTB-Chef kennt, auch Vorsitzender der PVDA ist. Gruß

  5. volkshochschule

    Wir brauchen die PTB / PVDA auch in Ostbelgien als die Vertreter der arbeitenden kleinen Leute, die hier sonst politisch nicht mehr richtig ernstgenommen und vertreten werden. Nehmen wir nur mal die Programme der Parteien zur DG Wahl bis auf ein paar kleine Farbtupfer gibt es kaum Unterschiede. Fast ist es so das der eine vom anderen abschreibt.

      • volkshochschule, Dax, warum eine neue Partei gründen, für 77.000? Eine Lokalsektion der Partei der Arbeit täte es auch.

        Aber, als PTB nahm die Partei bei den Provinzialwahlen 2018 mit einer Liste im deutschsprachigen Distrikt Teil. Die so erreichten paar Stimmen wurden auf Provinzialebene durch Apparentement hinzugezählt. PTB erreichte 6 von 54 Sitze im Provinzialrat, zuvor nur 2. Das war kurz nach dem Nethys-Skandal.

        In den Parlamentwahlen von 2019 wurde sogar ein Einwohner Kelmis‘, Samuel Nemes, zum wallonischen Abgeordneten der PTB gewählt. Da er seinen Eid auf Französisch abgelegte, wurde er auch Mitglied des Parlaments der Französischen Gemeinschaft. Samuel Nemes hat aber nie Kampagne in der DG gemacht. Möglicherweise hat er nie Deutsch gelernt. Schon komisch für die PTB, die eigentlich aus Antwerpen stammte, und über Jahrzehnte nach und nach Mitglieder in die Wallonie entsandt hat, die doch Französisch und vielleicht sogar Wallonisch lernten. Der jetzige Vorsitzende, Raoul Hedebouw, stammt von aus Antwerpen eingewanderten Herstalern ab und spricht natürlich fließend Flämisch und Französisch.

  6. Zuhörer

    Die Flamen haben weder Angst noch Probleme mit Rechten Parteien.
    Wieso Tun Deutschsprachige und Deutsche sich so schwer damit. Wer Rechts wählt, der hat eben eine andere Meinung. In einer echten Demokratie muss das eben respektiert werden. So geht Demokratie eben mal.
    Wenn von links alles verboten wird, was nicht der Linken Ideologie entspricht, dann ist es keine Demokratie mehr.

    Laut der Demokratischen Gesetze, müssten Politiker in unserem Sinne Handeln, aber ignorieren einfach alles, wofür sie gewählt worden sind.

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