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Jugendstrafen für tödlichen Unfall bei einem illegalen Autorennen 2020 zwischen Roetgen und Simmerath

Illustrationsfoto: Shutterstock

Zwei junge Männer rasen zwischen Roetgen und Simmerath im August 2020 für den Adrenalinkick mit ihren Autos um die Wette. Plötzlich kommt ihnen ein Wagen entgegen – und es kracht. Ein Kind stirbt. Das Urteil fällt milder aus als von der Staatsanwaltschaft gefordert.

„Milly ist tot“ – so beginnt der Richter im Aachener Landgericht seine Urteilsbegründung. „Ihr Leben endete im Alter von acht Jahren im August 2020, weil zwei junge Männer meinten, sie müssten ein Autorennen fahren.“

Die Kammer verurteilte die beiden 20 und 21 Jahre alten Angeklagten am Donnerstag zu Jugendstrafen.

Der Jüngere, der mit dem Wagen von Millys Familie zusammengestoßen war, erhielt eine Strafe von drei Jahren und neun Monaten wegen Beteiligung an einem Rennen mit Todesfolge. Der Ältere, der vorausgefahren war, bekam dreieinhalb Jahre wegen eines Rennens und fahrlässiger Tötung.

03.08.2020, Nordrhein-Westfalen, Roetgen: Zwei vollkommen zerstörte Autos liegen nach einem Unfall am Rand der Landstraße L12 zwischen Roetgen und Simmerath in der Eifel. Vier Personen wurden bei dem Zusammenstoß schwer verletzt, davon starb ein Kind später im Krankenhaus. Foto: Dagmar Meyer-Roeger/dmp press/dpa

Es war ein Montag in den Sommerferien 2020 in Nordrhein-Westfalen: Das Mädchen, ihre Mutter und deren Lebensgefährte wollten einen Ausflug in die Eifel machen. Zur gleichen Zeit, so beschrieb es der Richter, trafen sich die beiden Angeklagten in einer Bäckerei zum Frühstück und beschlossen, sich bei einem Rennen zu messen.

Beide hatten laut Urteil „eine Affinität zum schnellen Fahren“ – dies sei durch zahlreiche Chat- und Sprachnachrichten belegt. „Nun wollten sie auf kurviger Strecke ihr Fahrvermögen testen.“

Gesagt, getan: „Mit größtmöglicher Beschleunigung“ und mindestens 100 Stundenkilometern seien sie in ihren Autos über die Landstraße durch ein Waldgebiet südlich von Aachen gerast.

Beim Überholen eines langsameren Kleinwagens in einer langgezogenen Linkskurve in der Hahner Straße passierte es: Während der 21-Jährige noch knapp vor dem Wagen wieder einscheren konnte, rammte der hinter ihm fahrende 20-Jährige frontal ein entgegenkommendes Auto. Die darin sitzende Milly erlitt tödliche Verletzungen. Ihre Mutter als Beifahrerin sowie ihr Lebensgefährte und auch der 20-jährige Raser wurden schwer verletzt.

21.01.2016, Nordrhein-Westfalen, Aachen: Das Justizzentrum mit dem Amts- und Landgericht. Foto: Marius Becker/dpa

Die Gefahr eines Unfalls in der nicht einsehbaren Kurve sei völlig offensichtlich gewesen, sagte der Richter. Aber die Angeklagten hätten diese Gefahr in Kauf genommen, „um ihr Rennen ungehindert fortsetzen zu können“.

Ihr Urteil nahmen die jungen Männer ohne äußerliche Regung entgegen. Der 20-Jährige hatte sich an einem früheren Verhandlungstag unter Tränen entschuldigt und beteuert, dass er den Unfall nicht bewusst provoziert habe. Der 21-Jährige hatte sich nicht zu den Vorwürfen geäußert.

Das Strafmaß liegt niedriger als von der Staatsanwaltschaft gefordert. Sie hatte auf jeweils fünf Jahre Jugendstrafe wegen eines Rennens mit Todesfolge plädiert.

Ursprünglich waren die jungen Männer in dem Verfahren wegen Mordes und versuchten Mordes angeklagt. Doch einen Tötungsvorsatz konnten im Endeffekt weder die Staatsanwaltschaft noch das Gericht erkennen. (dpa)

22 Antworten auf “Jugendstrafen für tödlichen Unfall bei einem illegalen Autorennen 2020 zwischen Roetgen und Simmerath”

  1. Da gibt’s nichts zu beschönigen, keine Entschuldigung und kene gerechte Strafe.

    Dies schreibe ich in dem Bewusstsein, dass mir das in jungen Jahren auch hätte passieren können.
    Und wenn ich so nachdenke, kann ich keinen der jungen Männer von damals da ausschliessen.
    Allerdings geschahen die „Rennen“ eher zufällig und nicht verabredet. Was es keinen Deut besser macht.

  2. schlechtmensch

    Gerechte Strafen wird es nie geben. Erst wenn genügend Richter und Politiker selber betroffen wären, würde sich etwas an diesen lächerlichen Strafen ändern. Leider trifft es meistens die Unschuldigen und den Richtern und Politikern geht sowas am Arsch vorbei.

  3. Leid ohne Ende

    Viel zu wenige Strafe!? Ein so junges Menschenleben für nur gute 3 Jahre!? Unerhört sowas! Der Richter sollte sich mal Hinterfragen. Grausam für die Hinterbliebenen. Eine Schande.

    • Täter werden zu Opfern

      Es ist doch mit allem so: Täter werden zu Opfern der Gesellschaft stilisiert und Opfer sollen sich bitte schämen, Opfer zu sein. Besonders wenn es um den Schutz der „Minderheiten“ geht wird diese Sauerei eklatant.
      Wer normal und gesellschaftsfähig ist, der wird bestraft; wer u.a. mordet wirdmit Kuscheleinheiten belohnt…

  4. Belgien ist aber Nummer 1 in Europa, was Raserei angeht. Eupen und die Eifel vermutlich an rester Stelle. Und was wird dagegen getan? Genau, nichts…
    Jeder, der zu schnell fährt ist ein potentieller BEWUSSTER Mörder.

    • Speed
      In Deutschland anfang der 60er fuhr mal einer besoffen jemand tot, er bekam eine Haftstrafe und ein Lebenslanges Fahrverbot, man sagte auch sollte man ihn ohne Schein erwischen kommt er in die Psychatrie das gemeine ist aus dem Knast weißt du wann du rauskommst aus der Psychatrie bist du einem ausgeliefert was er sagt

  5. Peter Müller

    Höchstens ein Dreiviertel der Strafe werden die absitzen. Wenn ich lese das die noch unter Jugendstrafe fallen, dann frage ich mich, warum darf man denn schon mit 16 wählen , den Führerschein machen, Seinen Sex ausleben, Alkohol konsumieren ,Heiraten und sonst was noch. Wenn Probleme sind, werden sie wie Kinder behandelt. Wenn ich das alle darf, sollte man auch wie ein Erwachsener Mensch behandelt werden. Die Zeiten haben sich geändert, die Gesetze nicht.

    • Peter Müller
      Für Raserei in manchen Staaten gibt es eine Grundgebühr die ist so hoch das es sich nicht mal Lohnt wenn du Millionär bist , ein Vorsitzender von Appel in der Schweiz zahlte die Grundstrafe und danach musste er seinen Lohnzettel vorlegen danach richtete sich der Gebührenbescheid, Schein weg die Gebühr erhöhte sich auf fast 2 Millionen Franken ob es ihn traf weiß man nicht nur lernte er daraus

  6. Dearaugenblick

    Das Traurige daran ist das ein Mensch sein Leben verloren hat und keiner wird dafür zur rechenschaft gezogen obwohl der Täter eindeutig schuldig ist.
    Es hätte jeder von uns treffen können, ich schäme mich zutiefst das ich Steuern zahle und das ganze System so wie es ist auch noch gezwungenermassen finanziere.
    Zu solchen Urteilen kann ich nur sagen : Richter geh Äpfel pflücken und leg dein Amt nieder so kannst du keinem noch mehr Leid zufügen, die Eltern sind doppelt gestraft worden, schäm dich.

  7. Mutant77

    Bei allem Mitgefühl, es scheint wenigen Menschen nicht klar zu sein, dass unser justizsystem nicht der Sühne oder der Rache dient. Das jugendstrafrecht hat darüber hinaus vor allem erzieherische Ziele.
    Das der Staat Rache üben soll, sind Vorstellungen aus einer anderen Zeit.

    • Geschenkt. Aber Erziehung geht so oder so, muss meines Erachtens auch das Leiden und die Emotionen der Hinterbliebenen im Auge behalten Eine „Du, ey, so geht das aber nicht“ -Erziehung für Leute, die in ihrer primitiven und hinterwäldlerischen Vollblödheit Leben auslöschen, verfehlt ihr Erziehungsziel. Verdammt nochmal, da ist jemand getötet worden. Eine Gesellschaft, die darauf nicht mit der nötigen Härte reagiert, signalisiert, dass ihr Menschenleben nicht viel wert sind. Auch Leute, die nach Jugendstrafrecht abgeurteilt werden, müssen die Konsequenzen ihres Tuns spüren.

  8. Dearaugenblick

    @Mutant 77, ich verstehe was Sie meinen, erzieherische Massnahme jaaaa…. Für wen? Der der 3 Jahre bekommen hat , beteuert macht und tut um so milde wie möglich zu kommen…? Oder sein 18 jähriger Nachbar der frisch den Führerschein gemachthat und so ein erzieherisches mildes Urteil hört? Lachhaft, ehrlich

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