Gesellschaft

Türkei bestellt wegen TV-Satire deutschen Botschafter ein [VIDEO]

Christian Ehring, Moderator der ARD-Satiresendung "extra 3". Foto: NDR

Der deutsche Botschafter in der Türkei ist nach einem Medienbericht wegen einer NDR-Fernsehsatire ins Außenministerium in Ankara einbestellt worden. Es geht um den Song „Erdowie, Erdowo, Erdowahn“ in der ARD-Reihe „extra 3“, dem Pendant der „heute show“ des ZDF.

Der Diplomat Martin Erdmann habe sich am vergangenen Dienstag für eine knapp zweiminütige Satire aus der Sendung „extra 3“ rechtfertigen müssen, die in der ARD am 17. März zu sehen gewesen sei, schreibt „Spiegel Online“.

Es handelte sich um ein Lied mit dem Titel „Erdowie, Erdowo, Erdowahn“ über den türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan (siehe VIDEO unten).

Im Text des Liedes mit dem Refrain „Erdowie, Erdowo, Erdowahn“ heißt es zum Beispiel: „Er lebt auf großem Fuß, der Boss vom Bosporus.“ Dazu werden Bilder von Erdogans neuem Palast gezeigt, der wegen seiner Größe und Kosten umstritten ist.

Der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan. Foto: Shutterstock

Der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan. Foto: Shutterstock

Zu Bildern von der Abführung eines Journalisten und der Erstürmung einer Redaktion lautet der Text: „Ein Journalist, der irgendwas verfasst, was Erdogan nicht passt, ist morgen schon im Knast.“ Bilder eines Treffens zwischen dem türkischen Präsidenten und Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), bei dem sich beide die Hände schütteln, sind unterlegt mit dem Text „Sei schön charmant, denn er hat Dich in der Hand“.

Das türkische Außenministerium soll vom deutschen Botschafter gefordert haben, dass der Beitrag nicht mehr gezeigt werde. „Wir haben verlangt, dass die Sendung gelöscht wird“, sagte am Dienstag ein türkischer Diplomat, der anonym bleiben wollte, der Nachrichtenagentur AFP.

Der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) nannte die Einbestellung des deutschen Botschafters lächerlich. „Der türkische Machthaber Erdogan hat offenbar die Bodenhaftung verloren“, sagte der DJV-Vorsitzende Frank Überall. Der Staatschef habe sich zum Gespött der sozialen Medien gemacht. Zugleich betonte Überall, bei allem „berechtigten Gelächter“ über Erdogans Reaktion dürfe nicht übersehen werden, dass „die Verfolgung kritischer Journalisten in der Türkei bittere Realität“ sei. Er hoffe, Botschafter Erdmann habe den türkischen Präsidenten auf die Bedeutung des Grundrechts Pressefreiheit hingewiesen.

Das Ganze erinnert ein wenig an Rudi Carrell, der seinerzeit wegen eines satirischen Beitrags in „Rudi’s Tagesschow“ diplomatische Verwicklungen zwischen Deutschland und dem Iran auslöste. (dpa/cre)

Nachfolgend ein VIDEO mit der TV-Satire „Erdowie, Erdowo, Erdowahn“:

Zum Thema Satire siehe auch Artikel „Mitternachtsspitzen: AFD-Chefin Petry bittet um Mithilfe [VIDEO]“

37 Antworten auf “Türkei bestellt wegen TV-Satire deutschen Botschafter ein [VIDEO]”

  1. Vereidiger

    Der türkische Präsident kann einfach nicht damit umgehen, dass in Europa Presse- und Meinungsfreiheit besteht, und denkt in seinem Erdowahn, seine Bündnispartner (in Flüchtlings- und Nato-Fragen) belehren und unter Druck setzen zu müssen. Dieser türkische Putin glaubt wohl selbst nicht mehr daran, dass sein Land jemals EU-Mitglied werden könnte. Hierin wäre ich mit ihm einer Meinung…

    • Lässt man der „wahnsinnigen Merkl-Dame“ weiter „freie Hand“, dann wäre bei IHR auch DAS möglich, dass die Türkei der EU beitreten könnte! Anstatt gemeinsam zu agieren, agiert „bei uns“ mal wieder, wie zu Zeiten „annodazumal“ „bei uns“

  2. Das sollte manchen Pseudoführungspersonen doch deutlich klar machen, womit wir es bei Erdogan zu tun haben. Aber jemand, der die Demokratie nur als Mittel zum Zweck für Eigeninteressen betrachtet, hat ohnehin in einer EU nichts verloren.
    Genauso wenig Polen, Ukraine, Ungarn.. es mag sein, dass viele es als „korrekt“ empfinden, dass diese Länder keine Flüchtlinge mehr aufnehmen wollen aber ich wäre verärgert bei dem Gedanken, dass diese Länder von der EU auch noch einige Subventionen erhalten. Wer A sagt, muss auch B sagen. Wir haben aber keine ordentlichen Führungskräfte mehr, die dieser Entwicklung entgegen arbeiten.

  3. Aus einer demokratischen Sicht ist dieser Egomane eine Gefahr für die weitere Entwicklung in der Türkei. Absurd ist es, dass die europäischen Ländern sich von diesem Popanz abhängig machen in ihrer Unfähigkeit, eine solidarische europäische Lösung in der Flüchtlingsfrage zu finden. Die Geister die ich rief, werd ich nicht mehr los …

  4. diktator

    Mann spürt förmlich wie dieser Mann sich regelrecht aufbläst und alle diplomatischen Dämme brechen, weil er weiß, dass er die Europäer gefügig gemacht hat und weil diese ihr Gewissen an ihn verkauft haben. Europa hat Schuld an der Stärkung dieses Diktators. Dies wird uns in den nächsten Jahren noch böse aufstoßen. Vielleicht wäre eine europäische Lösung in der Flüchtlingsfrage letztlich die günstigere, vor allem aber die entsprechend unseren vermeintlichen Werten nachhaltigere gewesen. Armes Europa.

  5. Nun ja, das sind noch harmlose Nadelstiche vom türkischen Diktator. Sollte den unkritischen europäischen Dumpfbacken-Politiker, die einem EU-(Bei)Tritt der Türkei positiv eingestellt sind, zu denken geben. Wenn die Türkei nämlich eines Tages Mitglied der EU sein wird, können wir uns auf was gefasst machen.Dann ist es amtlich mit der Islamisierung Europas.Aber Merkel und Co werden es mit ihrer Anbiederei an Erdogan noch beschleunigen. A propos Merkel: Wie zu erfahren war, muss sich Erdogan einer Darmuntersuchung unterziehen. Der Grund: In Bezug auf die Flüchtlingsproblematik und dem vermeintlichen Entgegenkommen Erdogans, waren ein Großteil der EU-Staatschefs ihm als Bittsteller in den Ar…. gekrochen. Dabei mussten diese alle an Merkel vorbei, die schon dort vor allen anderen Platz genommen hatte und sich bisher noch immer standhaft weigert, die „Orte“ zu verlassen.

  6. Harie's Kommentar

    Wann bestellt das belgische Außenministerium denn den türkischen Botschafter ein. Da sind doch von hochrangigen türkischen Ministern wohl in der Öffentlichkeit abwertende Aussagen über Belgien formuliert worden. Und wir stecken der Türkei noch EU-Gelder (auch unsere Steuern) in ihre Tasche. Schläft Belgien oder unternimmt der Staat etwas??????????

  7. Ostbelgien Direkt

    ZUSATZINFO: Das türkische Außenministerium soll vom deutschen Botschafter gefordert haben, dass der Beitrag nicht mehr gezeigt werde. „Wir haben verlangt, dass die Sendung gelöscht wird“, sagte am Dienstag ein türkischer Diplomat, der anonym bleiben wollte, der Nachrichtenagentur AFP.

    • R.A. Punzel

      Da haben „die Deutschen“ ja Erfahrung, also mit den Diktatoren. Nach 1933 (ein Österreicher), warum kurz vor 2033 es nicht mal mit einem Türken probieren? Mit der kommunistischen Ablegerin wurde der deutsche Scherbenhaufen ja erst mal angelegt. Vielleicht sollte wieder mal „aufgeräumt“ werden. :-(((((((((((((((((((((((

    • Die Mischung macht's

      Da kann mal sehen wie solche Leute ( sind die Turcken nicht überwiegend Muslime ?? keine Ahnung !! )
      Mit Problemen bzw. Sachen umgehen die ihnen NICHT Passen !! . Weiter so wir sind auch lernfähig -:)

  8. Ostbelgien Direkt

    Ich möchte nicht die Leser mit alten Histörchen über die Pressefreiheit in Ostbelgien langweilen. Aber wenn hier schon von einer Satire die Rede ist, die dem türkischen Staatspräsidenten und dessen Regierung missfällt, so würde ich doch gerne daran erinnern, dass so etwas auch in der DG passieren kann. Ende der 80er Jahre, im Zuge der Niermann-Affäre, verklagte mich das Eupener Bürgermeister- und Schöffenkollegium unter Bürgermeister Fred Evers wegen einer Satire im damaligen „Grenzland-Report“ unter dem Titel „Offener Brief an Onkel Hermann“. Die Sache wurde irgendwann später eingestellt und zu den Akten gelegt. Kurzum, mit Satire tut man sich nicht nur in Ankara, sondern auch in Ostbelgien schwer. Gruß Gerard Cremer

    • R.A. Punzel

      @Werter Herr Cremer,
      nun habe ich ein Problem: Sie sind Journalist, Publizist, veröffentlichen ein (mehr-oder-weniger) Internet-Feuilleton und haben immer noch nicht gerafft (sorry), dass hier in Ostbelgien alles mögliche herrscht? Ja, alles Mögliche, nur keine Demokratie. Dankbarkeit sei Ihnen sicher, wenn Sie einen, nur einen, demokratischen Politiker in der DG benennen können. Auch das „Schweigen im DG-Walde“… würde vieles erklären.

      • Pressekonfekt

        Fühlen Sie sich etwa angesprochen, R.A. Punzel!? Ist doch klar wie Tinte, dass Schweigen im Walde in den Etagen gang und gebe ist. Wenn all die Politischen Skandälchen und Gegebenheiten aufgeklärt anstatt nach Zeiten klassiert worden wären, dann wären wohl viele nicht da wo sie heute sind.

  9. Mir fällt auf, dass die engsten Fürsprecher einer Koalition mit der Türkei hier zu diesem Thema lieber mal schweigen. Anscheinend hat es ihnen die Sprache verschlagen.Z.B. Realite sind sie plötzlich mundtot. Nichts dazu zu sagen?

        • @ oja

          Liebe Frau K.

          Wie kommen Sie nur auf die witzige Idee ich hätte schwierigkeiten etwas zu schreiben? Ich war immer schon der Meinung das ein Staat der nur zu 25% europäisch ist nicht in die EU gehört und das die 6 Milliarden die wir dem Herrn Erdogan in den Hintern schieben für die Flüchtlingshilfe innerhalb der EU besser und nachhaltiger angelegt wären..

          @ Prediger

          Da sich Herr Réalité nicht dagegen zur Wehr setzt tue ich das. Gearde weil wir nicht immer einer Meinung sind glaube ich nicht das er mich als seinen Mentoren betrachtet.Man muß ihn nicht mögen aber im Gegensatz zu vielen anderen die hier posten denkt er scheinbar noch selbst.

      • Réalité

        @ Prediger
        @ frusti
        kann sie beide beruhigen!
        Hier das sind 2 Paar Schuhe. Der Erdogan ist so Dünnhäutig. Wenn er nicht mehr als das ertragen kann! Das ist übrigens eine typische Politikerseuche,siehe u a Kommentar von Herrn Bosch hier oben.

        Den Erdogan musste die EU gebrauchen was die Flüchtlingstragödie anbelangt. In dieser hat er wohl viel mehr getan als „alle anderen zusammen“! Sprich, die Türkey versorgt ja fast Drei Millionen in ihrem Lande!

  10. Türkischer Geheimdienst

    Achtung wir könnten im Falle von Kritik alle durch den türkischen Geheimdienst eliminiert werden.
    Zur Türkei fält mir wirklich nichts mehr ein. Die beziehen das ÖL direkt von der IS und finanzieren somit indirekt den Terror in Europa und als Gipfel schenkt die EU den Türken noch Milliarden Euro für Flüchtlingszurückweisung (die übrigens laut Flüchltingskonvention illegal ist).
    Wer soll das noch verstehn?

  11. Nun braucht Herr Erdowahn nicht mehr Böse sein,falls er den Beitrag über sein Leben (Oder wie sollte man das sonst nennen?) nicht Verstanden hat.“Extra 3″ lieferte gestern den gleichen Clip, mit Türkischem Untertitel.
    Ob er es nun wieder (Falsch)Verstanden hat?Denn er scheint ja nicht der Intelig…….

  12. In der ARD-Sendung ttt, einem Format für besonders Dumme, die sich normalen Menschen intellektuell auch noch überlegen fühlen, wurde gerade in einem Beitrag über Molenbeek der libanesiche Extremist Abou Jahjah, der den elften September feierte und in Belgien Arabisch als Staatssprache einführen will, einfach unkommentiert als „Publizist“ und „Vertreter der offenen Gesellschaft“ vorgestellt.

    https://nl.wikipedia.org/wiki/Dyab_Abou_Jahjah

    • @ Böhmermann

      Wenn ein „Satiriker“ dem, durchaus kritik- und satirewürdigen, Staatschef eines anderen Landes Sex mit Tieren unterstellt ist das keine Zensur sondern Hygiene. Der Satirebeitrag des NDR war gut gedacht und gemacht, der „Beitrag“ von Herrn Bömermann war einfach nur peinlich. Satire, sagt Tucholski, darf alles. Dieser Satz kann um den Nachsatz „ausser peinlich sein“ ergänzt werden.

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