Politik

Weil er Grönland nicht kaufen darf: US-Präsident Donald Trump sagt geplanten Besuch in Dänemark ab

16.08.2019, Grönland, Kommuneqarfik Sermersooq: Studentische Forscher der Universität von New York sitzen auf einem Felsen und blicken über den Gletscher Helheim. US-Präsident Donald Trump hat seinen Staatsbesuch in Dänemark abgesagt und dies damit begründet, dass Regierungschefin Mette Frederiksen nicht über einen Verkauf Grönlands reden wolle. Foto: Felipe Dana/AP/dpa

AKTUALISIERT – Vor seiner Europa-Reise sorgt US-Präsident Trump mit einer bizarren Idee für Wirbel: Die USA könnten Grönland kaufen. Grönland erteilt dem eine Absage, Dänemark ebenso. Trump sagt daraufhin einen Besuch in Kopenhagen ab – zu dem die Königin persönlich eingeladen hatte.

Man stelle sich vor, die deutsche Kanzlerin Angela Merkel würde vom niederländischen König Willem-Alexander nach Den Haag eingeladen. Die Kanzlerin nimmt die Einladung an, danach teilt Merkel plötzlich mit, dass Deutschland die niederländische Nordseeinsel Schiermonnikoog kaufen möchte. Den Haag und die Inselverwaltung lehnen empört ab, Merkel streicht den Besuch daraufhin.

Sowas gibt es nicht? In der Welt von Donald Trump schon. Weil niemand mit ihm über einen Verkauf Grönlands an die USA reden will, hat der US-Präsident am Dienstagabend (Ortszeit) einen Staatsbesuch in Dänemark abgesagt.

21.08.2019, Dänemark, Kopenhagen: Mette Frederiksen, Ministerpräsidentin von Dänemark, gibt vor der Presse eine Erklärung zur Absage des US-Präsidenten zum geplanten Staatsbesuch ab. Foto: Mads Claus Rasmussen/Ritzau Scanpix/dpa

Das „Wall Street Journal“ (WSJ) gehört zu den seriösesten Medien der USA, zu den typischen Trump-Kritikern zählt es nicht. Witze verbreitet die Wirtschaftszeitung erst recht nicht. Das WSJ meldete vergangene Woche als erstes Medium, der Immobilien-Mogul Trump erwäge einen ganz neuen Deal: den Kauf Grönlands durch die USA.

Schon 1867 hatten die USA für einen Spottpreis Alaska von Russland gekauft, ein Geschäft, das Moskau bis heute bereuen dürfte. Diese Zeiten sind lange vorbei. Trump mag ein noch so unkonventioneller Präsident sein – aber würde er wirklich Grönland kaufen wollen? Selbst das „Wall Street Journal“ war sich nicht sicher, ob Trumps Vorstoß ernstzunehmend sei. Die Zeitung zitierte eine ihrer Quellen damit, es könne sich um einen Witz Trumps gehandelt haben – nach dem Motto: „Ich bin so mächtig, dass ich ein Land kaufen könnte.“

Kauf von Grönland könnte „strategisch“ interessant sein

Die Regierungen in Dänemark und Grönland hofften ebenso wie viele Trump-gestählte Amerikaner auf einen Scherz. Nichts dergleichen: Ein Kauf der Arktisinsel – die autonom ist, aber zum dänischen Königreich gehört und auf der die USA einen Luftwaffenstützpunkt betreiben – könnte „strategisch“ interessant sein, sagte Trump am Sonntag. Dänemark verliere mit seiner Unterstützung für Grönland jedes Jahr viel Geld, argumentierte der zum US-Präsidenten mutierte Baumogul. „Im Grunde wäre es ein großes Immobiliengeschäft.“

Schon seit Tagen geistert eine Fotomontage durchs Netz, die einen golden glänzenden Trump-Tower inmitten einer eher armselig wirkenden Hüttensiedlung an einer Küste zeigt; die Überschrift: „Grönland in zehn Jahren.“

03.06.2019, Großbritannien, Stansted: Donald Trump (r), Präsident der USA, winkt neben seiner Frau Melania Trump, First Lady der USA, bei der Ankunft am Flughafen Stansted. Foto: Joe Giddens/PA Wire/dpa

Präsidentensohn Eric Trump teilte das Bild auf Instagram, er schrieb dazu: „Ich weiß nicht, wie es Euch geht, aber ich liebe die Idee, Grönland zu kaufen.“ Am Montag verbreitete auch Trump selber das Bild – mit dem Zusatz: „Ich verspreche, dass ich das Grönland nicht antun werde!“

Grönland ist etwa sechsmal so groß wie Deutschland, ein Großteil der Fläche ist ständig von Eis bedeckt – noch jedenfalls, der Klimawandel ist dort besonders spürbar. Spötter meinten nach der Ankündigung zu einem etwaigen Grönland-Kauf, Trump spekuliere darauf, dass wegen der Erderwärmung bald etliche Grundstücke mit Meerzugang frei würden.

Trump hat das Pariser Klimaschutzabkommen für die USA aufgekündigt, noch Ende 2013 nannte er die Erderwärmung einen „Scherz“. Inzwischen ist er immerhin zur Erkenntnis gelangt, dass es einen Klimawandel gibt – der mächtigste Politiker der Welt bezweifelt aber immer noch, dass dieser Wandel von Menschen verursacht wird.

„Stehen Teile der USA zum Verkauf? Alaska?“

Kopenhagen wäre die letzte Station von Trumps Europa-Reise gewesen, die ihn an diesem Samstag zunächst zum G7-Gipfel der Industriestaaten USA, Deutschland, Frankreich, Italien, Großbritannien, Kanada und Japan ins französische Biarritz führt. Am 31. August kommt Trump dann nach Polen, einem seiner engsten Verbündeten in Europa – danach wäre er nach Kopenhagen gereist.

„Der Präsident und die First Lady haben auch eine Einladung angenommen, Ihre Majestät Margrethe II., Königin von Dänemark, zu besuchen“, hieß es Ende Juli in einer Mitteilung des Weißen Hauses zu dem geplanten Besuch in Kopenhagen. Eigentlich mag Trump royale Einladungen: Paläste, feine Dinner und Ehrengarden, das hat er erst im Juni beim Staatsbesuch in Großbritannien genossen. Dennoch wusste niemand so recht, was Trump eigentlich in Kopenhagen will, abgesehen von der Tatsache, dass Dänemark auf dem Nachhauseweg von Polen lag.

13.07.2018, Grönland, Innaarsuit: Ein Eisberg schwimmt vor der grönländischen Küste am Dorf Innaarsuit vorbei. Politiker in Dänemark haben mit Verwunderung und Kritik auf das angebliche Interesse von US-Präsident Donald Trump an einem Kauf Grönlands reagiert. Foto: Karl Petersen/Ritzau Scanpix/dpa

Dann kam auf einmal das Thema Grönland auf die Tagesordnung – das nun dafür sorgte, dass die Reise abgesagt wurde. „Dänemark ist ein sehr besonderes Land mit unglaublichen Menschen“, twitterte Trump am Dienstagabend (Ortszeit). Weil Dänemarks Ministerpräsidentin Mette Frederiksen aber kein Interesse daran zeige, über einen Verkauf von Grönland zu sprechen, werde er den Besuch auf unbestimmte Zeit verschieben.

Dass Trump unberechenbar ist, dürften auch die Dänen gewusst haben. Dennoch reagierten sie am Mittwoch verschnupft auf Trumps Rückzieher. Das Königshaus nannte die Absage „eine Überraschung“. Frederiksen trat dem Eindruck entgegen, es gebe eine Krise mit den USA.

Deutlicher wurde der Abgeordnete und frühere Finanzminister Rasmus Jarlov. „Als ein Däne (und ein Konservativer) ist das schwer zu glauben“, schrieb Jarlov auf Twitter. Ohne jeden Grund nehme Trump an, dass ein autonomer Teil des Landes zum Verkauf stehe. Dann streiche er seinen Besuch, auf den sich ganz Dänemark vorbereitet habe. Jarlov nannte das Verhalten „beleidigend“ – und er fragte: „Stehen Teile der USA zum Verkauf? Alaska? Bitte zeigen Sie mehr Respekt.“ (dpa)

17 Antworten auf “Weil er Grönland nicht kaufen darf: US-Präsident Donald Trump sagt geplanten Besuch in Dänemark ab”

  1. Hans Eichelberg

    „Harry Truman hatte 1946 Dänemark 100 Millionen Dollar für Grönland geboten.“
    Gut, dass Dänemark damals nicht verkauft hatte. Heute kleines Geld.
    Man sollte Grund und Boden ohnehin nicht verkaufen.

  2. Piersoul Rudi

    So sieht man mal wieder das „Wahre Gesicht“ Trumps.
    Alles dreht sich um Geld, Macht….und das Dominieren andere Leute und Völker.
    Nur die Bodenschätze interessieren dem…
    Wie Respektlos Trump ist seine Mitmenschen gegenüber wird hier auch wieder mal deutlich…
    Schon schade und unverständlich das die andere(Demokratische) Länder ihm in den Arsch kriechen…
    Die Chinesen uns Russen zeigen uns schon wie es gehen kann…

  3. My Friend Charls Henri

    Hoffentlich kauft er den Herrn Lambertz gleich mit! Er kann ja mal durch die States kutschieren um die E U, pardon, die German Komunity of Belgium besser zu vernetzen! Er und der Trump passen wonderfull zusammen. Ow shoking!

  4. Thin Dong-um

    Aaaah, Staaten-Monopoly wird gespielt!
    Puerto Rico und Guam als Kolonien sind nicht mehr genug? Der POTUS würde sich bestimmt freuen wenn China ihm Kalifornien abkaufen will. Und Mexico für Arizona und New Mexico Geld bietet, vielleicht sogar für Texas. Vielleicht möchte Dänemark die Virgin Islands zurückkaufen die es dummerweise 1917 verschleudert hatte? Brandenburg könnte davon St. Thomas zurückkaufen, der Mallorca/Sylt-Ersatz für die deutsche Reichenkaste! Selbst Kanada könnte sich das Gebiet das ihm im Aroostook-Krieg von den Yankees abgepresst wurde, zurückkaufen wollen. Das spült dann schön Geld in die U.S.-Pleite-Taschen wo sich ohnehin nur ungedeckte Fiat-Dollars befinden.
    Die dort lebenden Bevölkerungen könnten dem Kolonialisten Trump allerdings ganz erhebliche Probleme bereiten. Was zu hoffen wäre.
    Die Zeiten wo man mit Kolonien gleich auch noch die dort lebende Eingeborenen verschacherte, sind zumindest in Europa vorbei.

Antworten

Impressum Datenschutzerklärung
Desktop Version anfordern