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Todesfahrt mit Lieferwagen erschüttert die Metropole Toronto

23.04.2018, Kanada, Toronto: Polizisten sind in der Nähe des beschädigten Lieferwagens, der auf dem Gehweg steht. Foto: Aaron Vincent Elkaim/The Canadian Press/dpa

Die von Trümmern und Blutspuren gesäumte Todesstrecke zieht sich über mehrere Kilometer, vorbei an Geschäften, Restaurants, Wohnhäusern. Mitten in einem belebten Geschäftsviertel Torontos hat der Fahrer eines Lieferwagens seinen gemieteten Transporter in eine Waffe verwandelt und zehn Menschen getötet.

15 weitere wurden bei der Zickzackfahrt über Gehwege verletzt, wie Polizeichef Mark Saunders sagte. Mehrere schwebten nach dem Vorfall vom Montag in Lebensgefahr.

Der 25 Jahre alte Fahrer wurde festgenommen, weitere Verdächtige gab es nach Polizeiangaben nicht.

Täter geistig verwirrt?

Zu Motiven oder einem möglichen terroristischen Hintergrund machten die Behörden zunächst keine Angaben. Alles sehe nach einer vorsätzlichen Tat aus, ermittelt werde in alle Richtungen, sagte Saunders.

Die Sender NBC und CTV berichteten unter Berufung auf Strafverfolger und Sicherheitskreise, der Täter sei vermutlich geistig verwirrt.

23.04.2018, Kanada, Toronto: Polizisten sprechen mit einer Frau, nachdem ein Lieferwagen an einer Straßenkreuzung in eine Gruppe Menschen auf dem Gehweg gelenkt wurde und mehrere Menschen erfasste. Foto: Nathan Denette/The Canadian Press/dpa

Die zuvor geltende mittlere Terrorwarnstufe in der kanadischen Millionenmetropole, wo bis Montag die Außenminister der G7-Staaten getagt hatten, bleibe unverändert, sagte Ralph Goodale, Minister für öffentliche Sicherheit. Für eine erhöhte Terrorgefahr gebe es keine Hinweise.

Innerhalb von Minuten verwandelte sich die Geschäftsgegend im Bezirk North York, der etwa 30 Minuten nördlich von der Innenstadt liegt, in einen blutigen Tatort. Mit 60 bis 70 Stundenkilometern erfasste der weiße Wagen Fußgänger, als er um die Mittagszeit von der Straße auf den Bürgersteig fuhr und über rund 15 Straßenblocks hinweg immer wieder zwischen Straße und Geweg wechselte.

In Schlangenlinien in die Menge

Der Täter sei in Schlangenlinien gefahren, sagte Augenzeuge Amir Bahmeyeh dem „Toronto Star“. Er habe beobachtet, wie das Auto fünf oder sechs Menschen erfasste. „Ich sah einen alten Mann durch die Luft fliegen.“ Die Menschen hätten um Hilfe geschrien und versucht, die Polizei in Richtung des Fahrers zu lotsen.

Michele Kelman, die in der Gegend bei einer IT-Firma arbeitet, wurde auf dem Rückweg vom Mittagessen fast von dem Auto erfasst. Sie und ihre Freundin hätten hinter sich Schreie gehört und durch die Luft wirbelnde Gegenstände gesehen, sagte sie der „Globe and Mail“. Der Wagen sei auf sie zugerast und habe dann ihre Freundin tödlich getroffen. „Überall waren Körper“, sagte Kelman.

23.04.2018, Kanada, Toronto: Eine Frau bekundet an einem behelfsmäßigen Denkmal, an dem auch Blumen befestigt sind, ihr Mitleid. Foto: Aaron Vincent Elkaim/The Canadian Press/AP/dpa

Laut Polizeichef Saunders handelt es sich bei dem nicht vorbestraften Fahrer um einen 25-Jährigen namens Alek Minassian. Sein Wagen kam mit völlig demolierter Motorhaube auf dem Gehweg zum Stehen, ehe die Polizei ihn umstellte.

Im Video eines Augenzeugen ist zu sehen, wie der Fahrer mit einem Gegenstand in Richtung eines Polizisten zeigt und dabei „Töte mich!“ sowie „Schieß‘ mir in den Kopf!“ ruft. Schüsse fielen vor seiner Festnahme aber nicht. Laut Polizeichef Saunders hatte der Mann auch gar keine Schusswaffe bei sich. (dpa)

 

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