Zwischenruf

Tag der DG – Tag der Eitelkeiten

Der Tag der DG, der alljährlich am 15. November stattfindet, ist derzeit vielleicht der überflüssigste Feiertag im hiesigen Jahreskalender. Bis heute ist es den Verantwortlichen unserer Gemeinschaft nicht gelungen, diesen Tag mit Leben zu füllen. Am Tag selbst ein Umtrunk in Brüssel und am Freitag davor oder danach ein Empfang reihum in einer der neun Gemeinden der DG. Auf beiden Veranstaltungen tummeln sich Jahr für Jahr dieselben Leute. Ohne Spesen nichts gewesen. Otto Normalbürger hat davon überhaupt nichts.

Die Thematik ist natürlich nicht neu, aber solange DG-Ministerpräsident Karl-Heinz Lambertz meint, dieser Tag dürfe nur ihm und einer kleinen Clique von stummen Gefolgsleuten zugute kommen, wird sich auch nichts ändern.

Vor einigen Monaten ist zwar mal darüber diskutiert worden, ob der Tag der DG nicht an einem anderen Datum stattfinden sollte, doch wie der Feiertag inhaltlich gestaltet werden könnte, damit die gesamte Gemeinschaft davon etwas hat, darüber macht sich kaum jemand Gedanken. Man trinkt, man isst, man plaudert… Und die Reden reißen auch niemanden vom Hocker.

In jeder Gemeinde etwas Eigenes

Die Verantwortlichen reden sich damit raus, dass man in der kalten Jahreszeit keine Open-Air-Veranstaltung machen könne. Aber wer sagt denn, dass an dem Tag unter freiem Himmel gefeiert werden muss? Es kann auch „indoor“ etwas organisiert werden, was viele Bürger interessiert. In jeder Gemeinde könnte etwas Eigenes auf die Beine gestellt werden, wodurch die Menschen dazu ermuntert würden, sich mit der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der DG zu befassen, was sie unter den heutigen Umständen allenfalls im Vorfeld der PDG-Wahl machen, wenn überhaupt.

Von der One-Man-Show unseres Ministerpräsidenten am Tag selbst in Brüssel, die für unsere Außendarstellung anscheinend so wichtig ist, hat nur Lambertz selbst etwas. Die bringt uns nicht mehr als die Verleihung des Adler-Ordens in Tirol. Es geht hauptsächlich um die Befriedigung von persönlichen Eitelkeiten.

2013 gleich mehrere Jubiläen

Zum Glück hat man ja zwischendurch mal einen runden Geburtstag, der Gelegenheit bietet, über das Selbstverständnis unserer Autonomie ernsthaft nachzudenken. Im kommenden Jahr gibt es einiges zu feiern: 50 Jahre Sprachengesetzgebung, 40 Jahre RdK, 30 Jahre RDG und 25 Jahre eigener Gerichtsbezirk.

Bei einer solchen Fülle an Jubiläen hätten wir endlich die Chance, den Tag der DG zu dem zu machen, was er immer schon sein sollte: ein Feiertag fürs Volk.

GERARD CREMER

25 Antworten auf “Tag der DG – Tag der Eitelkeiten”

  1. Michael Campioni

    So sinnlos, wie beschrieben, ist der 15.11 als Feiertag nicht.
    Der 15. November ist nicht nur „Tag der DG“, sondern auch „la Fête du Roi“.
    Vielleicht sollte der Autor sich etwas besser informieren.

    • Heinz Treinen

      Wunderbar, „La Fête du Roi“ und wo feierst Du dann und mit wem? Was hat denn das Volk davon, nicht mehr als vom Tag der DG, so wie von H. Cremer beschrieben. In andern Ländern, wo es keine Monarchie gibt, wird auch nicht der Tag des „Präsidenten“ gefeiert.

  2. Gerard Cremer

    Ist mir schon klar, deshalb hat man ja den Tag der DG auf den 15. November gelegt. Man wollte die Verbundenheit der deutschsprachigen Belgier mit dem Königshaus demonstrieren. Aber darum geht es hier nicht. Hier geht es nur darum, wie der Tag der DG gestaltet werden soll.

  3. Flitzpiepe

    Es ist schon ein Kreuz mit diesen sinnlosen und überflüssigen Feiertagen die „dem Volk“ ja nichts bringen – naja, wohl außer mir, denn ich habe an dem Tag frei und ich finde, dass mir, als Teil des „Volkes“, ein freier Tag sehr wohl etwas bringt…

    Dennoch finde ich den Hinweis, den Tag zu füllen mit etwas, was thematisch zum Tag passt (Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der DG) gar nicht schlecht. Man könnte einen öffentlichen Wettbewerb aufziehen, bei dem um die besten Ideen für die Zukunft der DG gerungen wird, oder ein Theaterstück aufführen, in dem es um das Zusammenleben der vielen Kulturen, die es in der kleinen DG gibt, geht, oder oder oder …

    Jedoch glaube ich, dass, trotz der vielen Mühe die ja dann „jemand“ in die Festlichkeiten investieren müsste, viele Menschen eben das tun, was sie an einem freien Tag so tun, sich um die Familie kümmern, einem Hobby nachgehen, Shoppen gehen, usw. eben, wie bei den religiösen Feiertagen auch…

    • Förster Christoph

      Es ist ja schön für Sie das Sie frei haben, aber wer nicht an einer Schule in der DG, einer Gemeinde in der DG oder am Ministerium arbeitet, MUSS arbeiten damit der tolle Empfang in Brüssel bezahlt werden kann.
      Würden Sie den Tag auch so toll finden wenn Sie, wie viele andere arbeiten müssten.
      Für mich kann der Tag abgeschafft werden, interesseirt doch sowieso keinem ausser unserem MP und seinem Gefolge und Ihnen natürlich, weil Sie ja frei haben.

      • Flitzpiepe

        Lieber Herr Förster,

        Sie, wie ich und alle anderen, müssen für alles bezahlen, so ist das nun mal. Steuern, Abgaben, die Kosten des Lebens – alle wollen immer nur unser Bestes, nämlich unser Geld. Wenn es Ihnen so weh tut, für einen Empfang in Brüssel zu bezahlen, dann schlage ich Ihnen folgendes vor: engagieren Sie sich in der Politik, kämpfen Sie sich einer Partei an die Spitze und werden Minister oder gar Ministerpräsident. Dann haben Sie zwei Möglichkeiten: 1. Sie schaffen den Tag ab, oder 2. Sie genießen den Empfang mit all den (langweiligen) Gesprächen mit Hinz und Kunz in Ihrer Freizeit.
        Hier wird viel Dreck über die Politikerinnen und Politiker ausgeschüttet. Ich höre nur von den Meckerern und Mäcklern nie, dass sie sich selbt engagieren und die Dinge ändern. Nur meckern ist keine Lösung, aber so schön einfach …

        • Christophe Heuschen

          Wenn es denn einen Feiertag geben soll, dann sollte er effektiv für ein Jedermann sein. Nur hat die kleine DG nichts davon, da viele von uns außerhalb der DG arbeiten.
          Wenn Sie Kinder haben, müssen Sie sich sogar etwas einfallen lassen, was Ihr Kind an diesem Tag macht oder wo es untergebracht wird.

          Das Frei für alle halte ich für überzogen, da unsere Kunden außerhalb der DG nun mal nicht frei haben und dies einige Unternehmen stark belasten könnte.

          Und die daheim gelassenen Kinder erinnern sich wohl eher an sinnlose Talkshows oder Computerspiele als den Ursprungs der DG.

          • Flitzpiepe

            Lieber Herr Heuschen,

            ich entnehme Ihrem Kommentar zwei Dinge: 1. die Auswirkung auf die Unternehmen und 2. die Auswirkung auf daheimbleibende Kinder.
            Zu 1.: wenn jemand sich entscheidet im Ausland zu arbeiten, dann muss er oder sie die Konsequenzen tragen (höheren Lohn zum Beispiel und andere Feiertage). Das ist eine persönliche Entscheidung und die muss von jedem selbst getroffen werden.
            Es kann nicht jedem Unternehmen recht gemacht werden. In den niederländischen Grenzgemeinden wird es bald jeden Sonntag möglich sein, im Einzelhandel einzukaufen. Das hieße ja nach Ihrer Logik, wir müssten dies in der DG und im Aachener Raum auch so machen. Klar kann man das tun und so quasi „angleichen“. Das müsste dann aber auch im Bereich Lohn/Gehalt, Urlaub, soziale Sicherheit etc. gemacht werden. Davon sind wir in Europa aber noch weit entfernt.
            Zu 2.: Sicherlich ist es unschön, wenn Kinder sich vor den Fernseher/Computer setzen und sich an einem Feiertag nicht anders zu unterhalten wissen. Aber da muss ich ganz egoistisch fragen – was habe ich mit der Erziehung Ihrer Kinder zu tun? Ich soll auf einen Feiertag verzichten, damit ihre Kinder von Lehrpersonal in der Schule unterrichtet werden?

            • Es geht hier nicht um Mitmenschen, die im Ausland arbeiten. Die Post zum Beispiel hielt ihre Schalter geschlossen, die Angestellten hatten frei, doch die Zusteller, hierzulande auch Briefträger genannt, mussten mitten in der Nacht antreten und ihren Dienst verrichten. Männlein wie Weiblein, mit oder ohne Kinder. Und das an einem Tag an dem, wie hier schon bemerkt wurde, keine Kinderkrippe, kein Kindergarten, keine Tagesmutter und auch sonst niemand in diesen Bereichen arbeitet! Wohl dem der eine Omi hat! Wohlgemerkt wohnen UND arbeiten diese Briefträger in der ach so tollen DG.

        • Förster Christoph

          Dann darf ich Ihrer Meinung nach nur noch meine Meinung äussen wenn ich einer Partei beitrete, wenn ich Sie richtig verstehe.
          Ich kann ja verstehen das Ihnen das nicht passt wenn viel kritisiert wird, denke mal das sie im Ministerium oder ähnliches arbeiten, da Sie ja frei haben, aber so ist das nun mal, wer in der Öffentlichkeit steht, muss auch einstecken, aber das mag man hier nicht so, dann lieber kuschen und Ruhig sein.

          Ich werde weiterhin meine Meinung sagen (schreiben) auch wenn es einigen nicht gefällt und für Sie, ich engagiere mich, nur nicht öffentlich sondern im verborgenen :-)

          • Flitzpiepe

            Lieber Herr Förster,

            offensichtlich haben Sie mich missverstanden. Ich würde mir nicht anmaßen, Ihnen Ihr Recht auf freie Meinungsäußerung streitig zu machen. Worauf ich hinauswollte ist, dass man es sich mit der Politikerschelte zu einfach macht. Die Vorstände in Unternehmen geben zum Beispiel für Empfänge, Dienstwagen, Dienstreisen etc. sehr, sehr viel Geld aus, nur wissen wir davon nichts, da der Fokus der Öffentlichkeit (zu Recht) auf der Politik liegt. Bezahlen tut dies dann der Verbraucher, also wieder wir.
            Und wenn Sie sich im verborgenen engagieren, ist das sehr löblich, finde ich. Nur kann man das nicht uneingeschränkt mit der Politik vergleichen. Wenn dort etwas „im Verborgegen“ passiert, dann hat das gleich einen Beigeschmack und wird kritisiert.
            Wie dem auch sei, ich denke, wenn mehr Menschen die Erfahrung hätten, was es bedeutet sich politisch zu engagieren, dann wären die teilweise heftigen Beschuldigungen gegenüber der Politik sicherlich seltener. #
            Und nein, ich arbeite nicht im Ministerium.

  4. senfgeber

    Es ist nicht ganz richtig, dass „Otto Normalbürger davon überhaupt nichts hat.“ Otto Normalbürger darf diese sich selbst feiernde Polit-Clique durchfüttern. Eine Clique, die man personell auf DG-Ebene ruhig um den Faktor 10 schrumpfen lassen könnte, ohne dass sich das für Otto Normalbürger nennenswert bemerkbar machen würde (ausser in der Medienpräsenz, da werden dann die Medienvertreter mit Fensterreden und Häppchen grosszügig angefüttert).

      • Streicher Hubert

        Lieber Flitzpiepe, müssten wir nicht alle und allen voran die Gewerkschaften eher dafür kämpfen, wieder mehr und günstiger zu arbeiten, damit in Europa und somit in unserer direkten Nähe und darüber hinaus überhaupt noch „Arbeit“ bleibt. Viele wissen nicht , wer oder was, welcher Heilige, welcher Lokalmatador oder welches Event in der Geschichte ihnen diesen freien Tag beschert, viele Feiertage sind übrigens inzwischen zweckentfremdet. Es ist nur noch Gewohnheit, viele freie Tage sind übrigens als Kompensation für schlechtbezahlte Arbeit entstanden, vor allem in den Verwaltungen oder von ihnen abhängigen Diensten . Und da hat sich denn doch in vielen Bereichen vieles zum Positiven verändert …und die freien Tage sind dennoch geblieben. Ich hab sicher nichts gegen freie Tage, aber damit es die überhaupt noch geben kann, müssen die andern Tage für möglichst viele prall mit Arbeit gefüllt sein, dort werden sie nämlich finanziert. Oder wir schrauben alle unsere Ansprüche zurück, teilen dann die „bestehende Arbeit“ neu auf, dann auch die freien Tage. Aber dann erübrigen sich ja eigentlich die freien Tage, da wir ja dann alle viel mehr „arbeitsfreie Zeit“ haben.

        • Flitzpiepe

          Sehr geehrter Herr Streicher,

          ich gebe Ihnen völlig recht. Wir werden uns in Zukunft noch mehr Gedanken um Arbeit als Wert an sich machen müssen. Die Automation hat es in den vergangenen Jahrzehnten mit sich gebracht, dass eine ganze Reihe von Arbeitsplätzen in der Landwirtschaft und in der Industrie bei uns in Westeuropa verloren gegangen sind. Wie verteilen wir aber die vorhandene Arbeit? Darüber gibt es ja sehr verschiedene Ansichten. Entweder wir sind für einen Apfel und ein Ei „beschäftigt“ siehe Minilöhne in Deutschland, oder wir verteilen die Arbeit anders und haben daher öfter mal frei (natürlich zu geringeren Gehältern).
          Was den Feiertag angeht, so bleibe ich aber dennoch dabei, wenn Freddy Olbertz sich beschwert, dass ihm der freie Tag nicht zusteht, dann muss er sich mit Gleichgesinnten (die man als Arbeitnehmer wohl eher bei den Gewerkschaften findet) zusammentun und diese Ungerechtigkeit beseitigen helfen.
          Als Randnotiz bleibt noch ein kleiner Hinweis: wenn ich frei habe, dann wartet die Arbeit auf mich so, wie ich sie am letzten Tag auf meinem Schreibtisch zurück gelassen habe. Mir persönlich bringt es wenig frei zu haben oder mehr Urlaub zu haben, denn die Arbeit wird nicht von jemand anderem in meiner Abwesenheit getan. Daher wäre mir ein monetärer Ausgleich lieber. Aber es gibt den Tag und ich freue mich über ihn, auch wenn ich nicht so recht weiß, wie ich dem König und der DG huldigen soll;)

        • Tobias Garten

          Verstehe ich Sie richtig, Herr Hubert Streicher CSP und ehemaliger Lehrer, dass die Belgier länger arbeiten sollten für weniger Geld? Wieso sollte es so sein? Nur weil die Deutschen massiv Lohndumping betreiben, müssen unsere Landsleute auch für n Appel und n Ei arbeiten? Oder müssen wir günstiger produzieren als die Asiaten? Und wer kauft das alles? Wir können nicht alle exportieren und den heimischen Markt vor Importen schützen. Aber die CSP scheint mit den neoliberalen und vereinfachten Ideen des letzten Jahrhunderts noch Stimmen sammeln zu wollen.

  5. Der 15. November „Fest der DG“ wurde ohne Rücksprache mit der Bevölkerung, von der damals „Herrschenden Clique“ hinter verschlossenen Türen festgelegt.
    Die Bürger der DG wurden vor vollendete Tatsachen gestellt. Darum ist und wird dieser Tag nie als Fest unserer Gemeinschaft akzeptiert werden.

    Man hätte viele andere wichtige Daten der DG Geschichte wählen können. Ebenfalls hätte man dieses Fest zB. auf den ersten, zweiten……. Samstag oder Sonntag eines bestimmten Monates festlegen können. Dann hätte es sich zu einem wirklichen Volksfest entwickelt.

    Aus Respekt vor unserer Monarchie hat man diese Entscheidung zähnekirschend angenommen.

  6. Ich kann ja den hier niedergeschriebenen Groll verstehen, für ALLE, welche an dem 15.11 arbeiten müssen!
    Doch sollte auch jeder sich darüber im Klaren sein, dass die Politiker genau für diesen Tag der Deutschprachigen Gemeinschaft gekämpft haben! So sind die Arbeiten unter anderem in den Ministerien in den Stadtverwaltungen, entstanden.
    Es hat zusätzliche Arbeitsplätze hier in der DG gesichert. Ob nun gerechtfertigt von einigen Lesern oder nicht, sei mal dahingestellt.
    Ausserdem profitiert jeder Deutschsprachige von unserem gefeierten Tag der DG: Dokumente sowie Bürokratie in Deutscher Sprache! ;-)
    Man kann es drehen und wenden wie man möchte, diese Tag, ist und bleibt der Tag der Dynastie und der Tag der DG. :-)
    Die Wallonische Region sowie die Flämischsprachige Gemeinschaft feiern auch einen solchen Tag! Wieso soll die DG auf solch einen wichtigen und historischen Tag verzichen?
    Und ich gebe Flietzpipe Recht! ;-)

    • Auswanderer

      Hallo Gina. Der Tag an sich ist auch nicht das Problem sondern die Art wie er bestritten wird und wer daran teilhaben darf. Mal davon abgesehen finde ich es persönlich ungerecht, dass man nur als Beamter etwas davon hat. Wo ist der gemeinsame Feiertag für alle? Und ich bezweifel stark, dass es dank des „Tages der DG“ weniger Bürokratie und mehr übersetzte Dokumente gibt ;) Sie meinen aber sicherlich eher die DG als solche.

  7. Biggi Müller

    Ein toller Programmpunkt war der Gospelchor, der zwischen den Reden auftrat und eine großartige Vorstellung bot. Jedenfalls, so weit ich es hören konnte – denn während der Darbietungen haben sich die Gäste derart lautstark unterhalten, daß ich es als ein Hohn für die Künstler empfand.

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