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Überraschende Erkenntnis: Surfen im Internet kann bei älteren Menschen zu mehr Lebenszufriedenheit beitragen

Eine ältere Frau liegt entspannt auf der Couch und arbeitet an einem Laptop. Foto: Shutterstock

Was für negative Folgen das Internet für junge Menschen haben kann, war schon oft Gegenstand von Untersuchungen. Aber wie wirkt sich seine Nutzung auf ältere Menschen aus? Eine Studie aus Hongkong kommt zu überraschenden Ergebnissen.

Die Untersuchung kommt nämlich zu dem Schluss, dass das Surfen im Internet bei älteren Menschen zu einem höheren Wohlbefinden beitragen könnte.

Ausgewertet wurden Auskünfte von rund 87.600 Menschen ab 50 Jahren aus 23 Ländern – darunter aus Deutschland, den USA, Großbritannien, China, Mexiko und Brasilien. Um auch Entwicklungen erfassen zu können, bezogen die Forschenden um Qingpeng Zhang von der Universität Hongkong Daten aus einem längeren Zeitraum ein, im Mittel lagen sechs Jahre zwischen den Befragungen.

Es stellte sich heraus, dass Internetnutzung bei den Älteren mit einer höheren Lebenszufriedenheit, besseren Gesundheit – zumindest nach Selbsteinschätzung – sowie weniger Depressionssymptomen einhergeht.

Eine ältere Frau hält ein Smartphone mit pinkfarbener Hülle in der Hand. Foto: Fernando Gutierrez-Juarez/dpa


Die Forschenden wiesen in ihrem Beitrag in „Nature Human Behaviour“ allerdings darauf hin, dass lediglich der Zusammenhang nachgewiesen wurde, aber keine Ursache-Wirkungs-Beziehung. Es ist also unklar, ob die Internetnutzung verantwortlich für die positiven Effekte ist oder andere Faktoren. Als Nutzung des Internets definierten die Autoren hier das Senden und Empfangen von E-Mails, Einkäufe, Reisebuchungen und die Suche nach Informationen.

Wie diese positive Wirkung aussehen kann, schildert das Team am Beispiel der Suche nach medizinischen Ratschlägen: Diese selbst zu recherchieren, könne die Selbstwirksamkeit erhöhen und die Motivation erhöhen, sich behandeln zu lassen. Auch emotionale Unterstützung durch andere Betroffene übers Netz könne hilfreich sein.

Das Team aus Hongkong mutmaßt trotzdem, dass das Surfen im Internet durchaus ein „zweischneidiges Schwert“ für die psychische Gesundheit älterer Menschen sein könne. Schließlich sei nachgewiesen, dass exzessive Internetnutzung eher dem Wohlbefinden schade, etwa weil Offline-Aktivitäten wie Bewegung, Schlaf und soziale Kontakte in der realen Welt zu kurz kämen.

Ähnliches befürchtet auch die Cyberpsychologin Catarina Katzer. „Das Problem ist, dass wir momentan noch nicht dabei sind, ein digitales Bewusstsein zu entwickeln: Was tut mir gut und wie viel ist für mich schädlich?“ Katzer betont auch, dass dieses Problem bei Kindern und Jugendlichen noch stärker ausgeprägt sei, sie könnten weniger gut Grenzen setzen und die Folgen einschätzen.

Internetnutzung kann bei den Älteren mit einer höheren Lebenszufriedenheit, besseren Gesundheit sowie weniger Depressionssymptomen einhergehen. Foto: Shutterstock

– Was Jüngere und Ältere online tun: Sozialforscherin Bobzien hat mit Kollegen analysiert, was unterschiedliche Altersgruppen konkret online machen: Die in der Fachzeitschrift „Socius: Sociological Research for a Dynamic World“ veröffentlichte Studie aus Potsdam und München kommt zu dem Schluss, dass fast alle Erwachsenen im Alter von 18 bis 74 Jahren regelmäßig digitale Plattformen nutzen – die Jüngeren am meisten (mehr als drei Stunden am Tag), Menschen von 45 bis 54 Jahren gut eine Stunde und 65- bis 74-Jährige rund 40 Minuten.

„Wir waren ehrlicherweise überrascht, wie viel Zeit auch Ältere online verbringen“, berichtet Sozialforscherin Licia Bobzien von der Universität Potsdam. Ältere Menschen nutzten laut Studie in ihrer Social-Media-Zeit eher Messenger-Dienste wie WhatsApp oder Telegram sowie Facebook, während Youtube generationsübergreifend war. Die Bedürfnisse seien auch unterschiedlich: Jüngere gaben tendenziell häufiger an, Social Media zur Informationsbeschaffung zu nutzen, Ältere nannten hier eher die Unterhaltung.

„In der Forschung wissen wir noch sehr wenig darüber, wann Social-Media-Nutzung unter welchen Bedingungen negative Folgen haben kann“, sagt Bobzien. In bestimmten Gruppen und spezifischen Kontexten könne es auch positive Effekte geben. „Wie jede technologische Innovation bieten sie Chancen und Risiken“, sagt Bobzien über digitale Plattformen. So sei es für viele etwa einfacher, Kontakt zu Kindern oder Großeltern zu halten. „Wenn der Whatsapp-Call mit der Oma aber bedeutet, dass man die Oma zweimal weniger besucht, ist es nicht der gewünschte Effekt.“

Cyberpsychologin Katzer hält für alle Altersgruppen fest: „Unser Steinzeitgehirn ist mit der Vielfalt und Schnelligkeit des Internet-Rhythmus überfordert. Wir müssen uns bewusst sein, dass wir emotional und kognitiv auf falsche Fährten gelockt werden und wir bestimmte Fähigkeiten verlieren oder gar nicht erst erlernen“ – etwa das kritische Denken oder die Fähigkeit, selbst Probleme zu lösen. (dpa/cre)

Zum Thema siehe auch folgenden Artikel auf OD:

Eine Antwort auf “Überraschende Erkenntnis: Surfen im Internet kann bei älteren Menschen zu mehr Lebenszufriedenheit beitragen”

  1. Mag sein, aber nicht bei den Senioren die hier bei OD permanent beweisen, dass zu viel Input sie total verwirrt.
    Sie nicht mehr wissen wo die Propaganda anfänt und was real ist. Welcher Youtuber oder selbsternannte Experte sie fröhlich weiter manipuliert.

    Mag sein die Leute sind glücklich, dass Sie glauben den Durchblick zu haben, aber in Wahrheit ginge es ihnen viel besser, wenn sie den Konsum einstellten

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