Politik

Streit in der SP vor der Wahl des neuen Regionalpräsidenten: Ein Gegenkandidat war nicht erwünscht

Für die SP steht eine Aufstockung der DG-Regierung auf 5 Minister nicht zur Debatte. V.l.n.r.: Charles Servaty, Melanie Blesgen, Berni Schmitz, Matthias Zimmermann und Antonios Antoniadis. Foto: OD

Parteiinternen Streit hatte es in der SP schon lange nicht mehr gegeben. Seinerzeit verließ Ludwig Rompen im Zorn die Partei, und einige Jahre später platzte Karl-Heinz Lambertz der Kragen, weil nicht er, sondern der Genosse Marcel Lejoly der erste sozialistische DG-Minister geworden war. Seit 30 Jahren aber herrschte Friede, Freude, Eierkuchen. Bis neulich…

Von parteiinternem Zoff war den führenden Sozialisten bzw. Sozialdemokraten nichts anzumerken, als sie am vergangenen Freitag zur Pressekonferenz ins Restaurant „Le Palais“ am Marktplatz in Eupen eingeladen hatten, um den neuen Regionalpräsidenten der SP vorzustellen.

Alle anwesenden Parteiführer strahlten übers ganze Gesicht: Antonios Antoniadis, Berni Schmitz, Charles Servaty sowie der neue Regionalpräsident Matthias Zimmermann und die neue Regionalsekretärin Melanie Blesgen.

Alle lobten die Verjüngung der Parteispitze und gaben zu verstehen, dass sie zuversichtlich seien, was die Perspektiven der SP für die Zukunft betrifft.

Mit keinem Wort wurde erwähnt, dass die Wahl des erst 25-jährigen Studenten Matthias Zimmermann im Vorfeld parteiintern für einigen Ärger gesorgt hatte, wie „Ostbelgien Direkt“ am Wochenende aus zwei verschiedenen Quellen erfuhr.

„Ein netter Kerl, aber das war es auch schon“

Zimmermann sollte ursprünglich der einzige Kandidat sein. Auf ihn hatte sich die Parteispitze bereits verständigt. Plötzlich aber gab es einen zweiten Kandidaten, womit die führenden Genossen offenbar nicht gerechnet hatten. Das machte die Sache etwas schwierig.

Bei dem Gegenkandidaten, so konnte „Ostbelgien Direkt“ in Erfahrung bringen, soll es sich um jemanden gehandelt haben, dem es nicht passte, dass sich die Parteiführung bereits auf Matthias Zimmermann verständigt hatte. Zimmermann sei „ein netter Kerl, aber das war es auch schon“. So oder so ähnlich soll der Mann nach unseren Informationen seine Gegenkandidatur begründet haben.

Pressekonferenz der SP am Freitag im Restaurant "Le Palais" in Eupen. V.l.n.r.: Berni Schmitz, Charles Servaty, Melanie Blesgen, Antonios Antoniadis und Matthias Zimmermann. Foto: OD

Pressekonferenz der SP am Freitag im Restaurant „Le Palais“ in Eupen. V.l.n.r.: Berni Schmitz, Charles Servaty, Melanie Blesgen, Antonios Antoniadis und Matthias Zimmermann. Foto: OD

Er habe sich vor allem darüber geärgert, dass sich von den „alten Hasen“ in der SP – Charles Servaty, Werner Baumgarten und andere – niemand traute, gegen den Einheitskandidaten Zimmermann, der für ihn nur eine Art „Marionette“ oder „Befehlsempfänger“ ist, zu kandidieren.

Zum parteiinternen Zoff im Vorfeld der SP-Präsidentenwahl äußerte sich gegenüber „Ostbelgien Direkt“ noch eine andere Person, die uns einen Zettel in den Briefkasten warf, in dem in Bezug auf den designierten Einheitskandidaten Zimmermann u.a. geschrieben stand: „Der junge Spund wird wohl nicht aufmucken. Man munkelt, der soll – wie immer in dem Verein – Berater werden und Knete verdienen. So läuft das bei den Roten.“

Dem Vernehmen nach gab es zwei Kandidaten-Vorstellungsgespräche. Bei einem dieser Gespräche muss es zu einem Schlagabtausch zwischen dem Gegenkandidaten und „dem Baron“ gekommen sein, wie einer der beiden Informanten es formulierte. Mit „Baron“ dürfte Karl-Heinz Lambertz gemeint sein.

Der andere Informant nannte übrigens auch keinen Namen, sondern beließ es bei „….“, was schon als Ausdruck von Angst vor Repressalien gedeutet werden kann.

Letzten Endes hat der Mann – angewidert – seine Kandidatur wieder zurückgezogen. Zwischen ihm und der SP scheint das Tischtuch definitiv zerschnitten zu sein. Fazit eines unserer Informanten: „Querdenker, die in keinem Abhängigkeitsverhältnis zur Partei stehen, scheinen (bei der SP, Anm.d.Red.) unerwünscht zu sein.“ (cre)

Siehe auch Artikel „SP stellt sich neu auf: Matthias Zimmermann Regionalpräsident, Melanie Blesgen Sekretärin“

57 Antworten auf “Streit in der SP vor der Wahl des neuen Regionalpräsidenten: Ein Gegenkandidat war nicht erwünscht”

  1. „Querdenker, die in keinem Abhängigkeitsverhältnis zur Partei stehen, scheinen (bei der SP, Anm.d.Red.) unerwünscht zu sein.“ Trifft den Nagel auf dem Kopf. Antoniadis war seiner Zeit ebenfalls bloß eine Marionette ohne überhaupt eine Meinung zu haben. Der eine Trend der Sozialdemokraten.

  2. Ostbelgien Direkt

    Sorry, weil am vergangenen Freitag mein Fotoapparat einige Macken hatte (ich schätze, der Akku war leer), sind die Fotos etwas unscharf geraten. Das Foto oben wurde mit Smartphone gemacht, was nicht ideal ist, das Foto unten mit dem etwas launischen Fotoapparat. Hat aber dank Bildbearbeitungsprogramm noch einigermaßen geklappt. Trotzdem Dank an Melanie Ganser vom BRF, die sich bereit erklärt hatte, OD 1-2 Fotos zu schicken, falls nötig. Gruß

  3. Louis Quatorze

    Und jetzt kriechen die Heckenschützen aus ihren Löchern. Antoniadis trägt mehr Verantwortung als alle anderen Minister (ausgenommen Haushalt) zusammen. Wo sind denn die Herausforderungen-? Beim Unterricht, der von Paasch schon zum Tode reformiert wurde und die Lehrer jetzt über den Stillstand vom Mollers froh sind? Oder Sport und Kultur?

    Wie alt ist der junge Mann überhaupt und managt das Kindergeld, die Senioren, die Krankenhäuser, die Kinderbetreuung, die Staatsreform?

    Ich wünsche Antoniadis und seinem Nachfolger Matthias Zimmermann alles Gute. Junge Leute braucht das Land. Sie sollten nicht auf die Neider und Möchte-gern-Querdenker hören. Sonst wird sich hier nie was tun außer krakeelen! Das können nämlich die Querdenker ganz gut.

    • Eupenerin

      Ist geht um Kompetenz nicht um Alter und wenn es zu „anspruchsvoll“ ist, sollte man lieber die Finger von solchen Posten lassen. Ich warte nach wie vor auf die Ergebnisse seiner Arbeit. Von einer Partei zur anderen wechseln, weil man dort zum Kronprinzen ernannt wird, ist nichts anderes als kapitalistisches Denken und seine eigenen „Überzeugungen“ (falls jemals vorhanden) über Bord werfen.

  4. Marc Van Houtte

    Hallo Herr Cremer
    Die Briefe Ihres treuen Leserbriefschreibers Johann Klos zeigen Wirkung bei Ihnen. Die „führenden Sozialisten bzw. Sozialdemokraten“ sie haben dieses Gerücht das es Sozialdemokraten geben soll übernommen gleichzeitig zeigen sie in dem Artikel doch deutlich das es mit dem Demokratenanteil wohl noch Probleme gibt.

    • Werter Herr Van Houtte,

      Das es, wie von OD beschrieben, Sozialdemokraten und Sozialisten gibt würde ich nicht in Abrede stellen. Was mich an der Formulierung stört ist das „führende“. Führende Sozialdemokraten habe ich seit Helmut Schmidts Abgang nicht mehr erlebt.

      • Marc Van Houtte

        Hallo EdiG
        Ja ich habe es auch eben erfahren es soll es so oft in Belgien geben wie Weiße Nasshörner.
        In den Skandinavischen Raum gibt es tatsächlich auch welche.
        Früher soll es die in Deutschland auch gegeben hat sie vielen aber immer innerparteilichen Kriegen zu Opfer.

    • Réalité

      Herr Van Houtte, nicht nur Sie vermissen den Herrn Klos, auch ich. Hoffentlich hat er kein Schreibverbot von oben!?
      Sah eben bei jemanden die Broschüre: nachgefragt, seitens der KAP/ SP.
      Darauf kann das Wort: MITTE (Bürgerliche, u.a.) alleine 9 X vor auf der Titelseite.
      Viele SP Anhänger kennen dieses Wort von einer anderen Partei.
      Die ihre kannte dieses Wort bis vor kurzem absolut noch nicht.
      Solche „Bäumchen wechsle dich“ Spielchen gehen nicht ungeschoren an der Partei vorbei.
      Vielleicht gerade diese Partei hat am meisten unter den Desinteresse der Bürger zu leiden!
      Wenn man sieht wo sie noch vor ein paar Jahren standen, und jetzt!?
      Das ist u.a. die logische Folge einer komplett verfehlten Politik, die Wähler, die Bürger wissen es am besten.

      • Marc Van Houtte

        Aber mein „Lieber Klos Freund“ in einer Demokratichen Partei kann ich mir nicht vorstellen das da einer Schreibverbot hat.
        Er prüft wahrscheinlich noch den Sachverhalt der geschuldeten Antworten und meldet sich nach der Wahl.

        • Attendant que....

          Sie wissen doch auch aus ihrer Partei das bei so einer heiklen Sache zuerst das Präsidium einberufen werden muss und sodann der Parteisprecher das sagen soll was er Sagen darf oder muss.

          Charly ist der Mann der Stunde. Wer ruft ihn an?

  5. Ich verstehe gar nicht, weshalb die Partei keinen Gegenkandidaten duldet. Liegt es am Gegenkandidaten, den man vielleicht für nicht „gehorsam“ genug erachtet? Oder herrscht ist der SP noch immer Regime-Denken, das keinen Widerspruch zulässt? So kann sich eine Partei im Jahre 2015 nicht nach außen präsentieren. Katastrophal. Verjüngung ist gut und schön, aber wenn Verjüngung mit Amateurismus einhergeht, was hier der Fall zu sein scheint, dann ist das Ganze kontraproduktiv.

  6. Réalité

    In Frankreich im grossen Stil, in Eupen dasselbe, natürlich etwas kleiner! Die Quittungen erfolgen sowieso, nur etwas später;
    Die Politik ist im allgemeinen auf dem absteigenden Ast! Nicht nur die SP, alle anderen tun es auch so.
    Wie tatsächlich hier in der DG, herrscht fast überall eine Politikverdrossenheit hoch drei.
    Die Leute die da am Ruder sind, sind der massen auf Verdienst raus, dass sie vor lauter Jobs, Grössenwahn und Gier nicht mehr die Bäume im Wald sehen.
    Hauptsache der Rubel rollt.
    Der Bürger ist Nebensache. Ehrenamt passé.
    Geschieht ihnen recht! Es kommt noch dicker!

      • senfgeber

        @Van Houtte, Sie lassen im Zusammenhang mit dem Kaviar aber unerwähnt, dass sich Ihre politische Gruppierung 2014 dem Grömaz an den Hals geworfen hat und sich angeboten hat, mit ihm ins Bett zu steigen, was sie bis 1999 ja schon mal tat, bei so etwas kann man sich böse Krankheiten zuziehen.

        Unabhängig davon kann man an diesem Geschmiere wieder einmal sehen, dass politische Programme der Altparteien in Kappesland Augenwischerei sind und den Beteiligten persönliche Pfründe am wichtigsten sind, ein besonders abstoßendes Beispiel ist der Ex-Leserbriefschreiber der CSP-nahen Jungen Mitte, der heute als Wendehals und Lokalbonze der PS von den Steuerzahlern durchgefüttert wird.

        Geld stinkt nicht? Doch, tut es.

        • Alberich

          Sie bringen es auf den Punkt. Traurig, dass man seine eigenen Ideale über Bord wirft und sich mit dem Kapitalismus verbündet. Aber immerhin ist man Sozialdemokrat.

          Der Zimmermann kann einen mir leid tun. Eine neue Marionette des Barons. Sehr schade, wie junge Menschen missbraucht werden.

          • Schlaumeier

            Leid tut er mir garantiert nicht. Sollte er auch keinem anderen, da seine Parteifreunde ihm schon früher oder später auch einen bezahlten Posten zukommen lassen werden, wenn er sich denn ordentlich fügt. Vermutlich sogar einen solchen, bei dem er langfristig mehr verdient als bei jedem anderen Job, den er mit seinen bisher „überschaubaren“ Studienerfolgen oder harter und ehrlicher Arbeit bekommen würde.

            • Rapunzel (der andere)

              Die Unfähigkeit der SP erschreckt mich jedes mal auf’s neue. Das Verhalten ist weder sozial noch demokratisch. Ein weiß-roter Karnevalsverein und unangefochten der größte der DG.

            • ingrid Meessen

              Bevor Sie solche Behauptungen kundtun, informieren Sie sich bitte besser. Ich stehe Ihnen gerne Rede und Antwort, denn ich denke dass ich Matthias Zimmermann am besten von allen kenne.

              • Schlaumeier

                Sie sind nicht die einzige, die Herrn Zimmermann über mehrere Jahre persönlich kennt Frau Meessen. Darüber hinaus ist es keinesfalls meine Absicht diesen zu verunglimpfen oder in ein schlechtes Licht zu rücken. Persönlich wünsche ich ihm nur das Beste und würde ihm auch einen Lottogewinn gönnen. Das Persönliche sollte man jedoch bei wichtigen Themen außen vorlassen und daher ändert dies nichts daran, dass er nicht zu der Sorte Politiker gehört die ein Land oder eine Regierung braucht (auch wenn er da bei weitem nicht der einzige ist) und die eine Partei „grundlos“ oder aus Gefälligkeit plazieren sollte.

    • Mit 66 Jahren da hat man Spaß daran

      Fein aufgemerkt, Politikus !
      Liebe Mitbürgerinnen, und Mitbürger, unter der sozialistischen Decke bewegt sich etwas. Verstärken wir also unsere Kulturelle Präsenz !

    • Rapunzel (der andere)

      Verjüngung? Warum setzt man nicht zur Abwechslung auf Kompetenz? Einstimmig gewählt bei einem Kandidaten – oh Wunder bei einem Kandidaten. Man halt wohl keinen andere hoffnungslose Gestalt motivieren können.

  7. SP Malaise

    Es ist Spiegelgetreu das Bild dieser Partei! Wahrlich kein gutes. Zerrissenheit und zerworren und aphatisch. Verschlissene Führungsleute. Die grossteils schon länger den Altensessel drücken müssten, sich aber krampfhaft und um jeden Preis an ihren Ämtern krallen wie die Vögel an ihren Nestern. Und dann einen total unerfahrenen ganz jungen Mann an die Spitze wählen der keine blasse Ahnung hat von Politik, bestimmt nicht von Führung einer Partei und deren Menschen. Typisch für die SP. Da sind die grauen Eminenzen am Ruder von einem untergehenden Schiff.
    Sehr schwaches Erscheinen nach aussen. In allen Belangen! So wie übrigens fast überall!

  8. Kerstges Angela

    @Mar van Houtte 7. Dezember, war mir in der Tat noch nicht aufgefallen, dass Herr Klos nicht mehr schreibt! Das dürfte doch als Fazit haben, dass sein Original-Schreiber 15 Minuten mehr Freizeit zur Verfügung hat

    • LAZIO ROMA

      Buona Sera Signora Kerstges,

      Prego et attentione, charmanta Signora Kerzeges: il nuome de KLOSE ist Juoco Calcio com e Attacante a la LAZIO di ROMA et no Escrivo a la Giornale de Signore Cremer Gerardino a la Cita Eupen in Belgio!
      Bona nota, Signora Angelina Kertzges!

  9. Nochmal zu Herrn Zimmermann…
    Wer ist das überhaupt? Soviel ich in Erfahrung bringen konnte sitzt der in Verschiedenen Verwaltungsräten aber er bringt nicht wirklich viel… In einer NGO hat er sogar seinen Posten (oder musste er?) früher verlassen…
    Ob der zuverlässig ist? Aber in meinen Augen passt er sehr gut zur SP…

    • Schlaumeier

      Mit solchen Aussagen sollte man durchaus vorsichtig sein. Auch die FIFA Funktionäre waren ehrlich bis ihnen das Gegenteil nachgewiesen wurde. Und die Unschuldsvermutung gilt auch für Schuldige.

    • senfgeber

      Mit einer solchen Referenz wie der von Ihnen müssten dem Genossen Tür und Tor offenstehen.

      Ich finde es aber sehr schade, dass das Klößchen gar nichts zum autokratischen Stil in seiner Bewegung zu sagen hat.

      Und was müllt die Bewegung von Klos doch mit Sprechblasen. im Original:

      „Mitreden, mitentscheiden, mitverantworten“.

      Es ist eben immer die Frage, wer da mitredet, mitentscheidet oder mitverantwortet, wa Klos?

  10. „Lieber Freund“

    Sie scheinen mir in einem Auffanglager „groß geworden“ zu sein bei so einer umwerfenden Wortwahl.

    Im Gegensatz zu Ihnen steht ich zu meinen Prinzipien aber ein Analyst sind Sie nie gewesen.

    Arme Socke!

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