Politik

Belgiens grüner Verkehrsminister will die Strafzettel wegen zu hoher Geschwindigkeit noch teurer machen

03.03.2021, Belgien, Brüssel: Georges Gilkinet (Ecolo), Vizepremierminister. Foto: Shutterstock

In Belgien war die Zahl der Verkehrstoten im ersten Quartal des Jahres 2022 wieder auf dem Niveau von vor Beginn der Corona-Krise. Das hat das Institut für Sicherheit im Straßenverkehr VIAS diese Woche mitgeteilt, und der für Mobilität zuständige Minister Georges Gilkinet (Ecolo) will dagegen vorgehen.

Obwohl wohl viele Autofahrer die jetzt schon in Belgien verhängten Strafen bei Übertretung der zugelassenen Höchstgeschwindigkeit als sehr hoch empfinden, sind sie nach Meinung von Gilkinet auf jeden Fall für die „Kriminellen im Straßenverkehr“, wie er die Raser nennt, noch nicht hoch genug.

In einem langen Interview mit den Zeitungen der Verlagsgruppe Sudpresse erklärte der grüne Minister: „Tatsächlich gibt es viel zu viele Verkehrstote, insbesondere unter den aktiven Verkehrsteilnehmern wie Fußgängern und Radfahrern. Im Jahr 2020 verloren 15 Kinder und Jugendliche ihr Leben, während 215 schwer verletzt wurden. Am 20. März dieses Jahres wurden in Strépy-Bracquegnies sechs Menschen von einem Fahrer mit völlig überhöhter Geschwindigkeit niedergemäht. Die Frage der überhöhten Geschwindigkeit beschäftigt mich sehr.“

Mobilitätsminister Georges Gilkinet will ein Zeichen setzen gegen die Raser, die er als „Kriminelle im Straßenverkehr“ bezeichnet. Foto: Shutterstock

Laut Gilkinet machen Geschwindigkeitsüberschreitungen von mehr als 21 km/h 12 Prozent der Verstöße aus, wobei 9 Prozent auf den Bereich 21-30 km/h entfallen. Je schneller man fahre, desto größer sei das Risiko, einen tödlichen Unfall zu verursachen.

Auf die Frage, was er denn zu tun gedenke, antwortete der Vizepremierminister von Ecolo: „Ich möchte etwas unternehmen, um den Kriminellen im Straßenverkehr ein Signal zu geben. Man kann nicht ungestraft Spaß daran haben, in der Stadt Spitzen zu schieben und dabei sein eigenes Leben und das anderer Menschen zu gefährden. Derzeit ist das Sanktionssystem linear (Anm. d. Red. eine Pauschale von 53 Euro für Bußgelder bis zu 10 km/h über dem Grenzwert. Danach kostet jeder km/h mehr 11 Euro in geschlossenen Ortschaften oder 6 Euro auf anderen Straßen). Das Unfallrisiko ist jedoch exponentiell, je höher die Geschwindigkeit ist. Ich habe daher meinen Kollegen aus dem Justiz- und dem Innenministerium ein System exponentieller Strafen vorgeschlagen.

Weiter erläutert Gilkinet: „Wir behalten das derzeitige System bis zu 20 km/h über dem Limit bei. Danach erhöhen wir den Preis pro km/h. Werden wir von 6 Euro auf 10 Euro erhöhen? Das weiß ich nicht. Ich werde mich nicht auf eine Zahl festlegen. Das Ziel ist es, die Geldstrafen proportional zum Risiko zu erhöhen. Nach der Tragödie in Strépy habe ich nicht geschlafen. Wenn mir Eltern schreiben, weil sie ihr Kind verloren haben, muss man handeln. Und ich werde handeln. Es wird nur eine sehr kleine Minderheit der Autofahrer betreffen. Es ist uns allen schon passiert, dass wir aus Ablenkung zu schnell gefahren sind. Aber es macht einen Unterschied, ob man in einer Ortschaft mit 100 km/h oder mit 55 km/h fährt.“ (cre)

46 Antworten auf “Belgiens grüner Verkehrsminister will die Strafzettel wegen zu hoher Geschwindigkeit noch teurer machen”

          • Fahre die Strecke täglich. Viele , vor allem Schwere, kann ich nicht bestätigen. Das würde ich mitbekommen. Was verstehen sie unter ‚Viele‘. Durch die Messstrecke fahren einige dann 65 und weniger. Provozieren zum überholen und bremsen den Verkehr aus. Überlege schon über Born und Emmels zu fahren. Denke, was hier verkehrspolitisch abgeht geht ‚vielen‘ Autofahrern nur noch auf den Sa…

        • Mit Tempo 90 statt 60 würde man auf diese Distanz 2,5 Minuten schneller am Ziel sein. Lohnt sich nicht wirklich, um solch ein hohes Risiko einzugehen. Überhaupt lohnt sich Rasen in unserer Gegend nie, denn ständig muss man abbremsen oder man kann nicht überholen. Dazu kommen dann noch die Geschwindigkeitskontrollen, wo man, je nach dem, mit hohen Geldstrafen rechnen muss. Fahrt also den Regeln entsprechend, dann kommt ihr sicher an euer Ziel. Und der Staat geht leer aus.

      • Natürlich sind extreme Raser ein Problem. Gibt’s nix schön zu reden.
        Das Problem wird seit Jahren erfolglos mit höheren Strafen, strengeren Kontrollen, runtersetzen der Toleranz und Mitbestrafung der kleinsten Vergehen versucht in den Griff zu kriegen. Mobile Radarwagen bewusst so platziert, dass man das Kleinvieh abfischt und Kasse macht.
        Funktioniert nicht. Wie weit will man die Spirale noch drehen, obwohl man merkt, dass Erziehung nicht ausschliesslich durch Bestrafung funktioniert?

  1. “ Nach der Tragödie in Strépy habe ich nicht geschlafen.“
    ///
    Typische Betroffenheitsrhetorik eines Berufspolitikers der im Grunde die Schafe nur noch weiter scheren will. Das Traurige daran ist dass solche Typen immer wieder gewählt werden…..

    • In Belgien oft richtig, in diesem Fall allerdings nicht. Einfach lebensgefährlich diese extreme Raserei.

      Es ist wie er sagt: mal bisschen zu schnell, kann ja passieren. Aber 130 im Venn oder 90 in der Ortschaft ist einfach vorsätzliche Körperverletzung und da braucht es drastischere Strafen.

      • Johann Samenschleuder

        Reini:Es ist wie er sagt: mal bisschen zu schnell, kann ja passieren

        Ja, aber die paar Raser füllen die Kasse nicht genug.
        Deshalb erhöht man die Strafen weiter dratisch und stellt sich mit dem Radarwagen 50 Meter hinterm Ortseingangschild.
        Schon mal gesehen, dass ein Radarwagen in einer 30 Zone vor ner Schule steht, wenn die Kinder Feierabend haben und geschützt werden müssten? Da steht man maximal in den Schulferien.

  2. Krisenmanagement

    Das ist wieder so ein typischer Politiker. Der Denkansatz ist falsch. Der Autofahrer ist der natürliche Feind der Grünen. Wer glaubt durch Knöllschen die Menschen vom Rasen abzuhalten, der irrt. Das ist um Aufmerksamkeit betteln. Die Autofahrer werden zum Kriminellen hochstilisiert. Nur sind wirklich die Autofahrer die einzigsten Schuldigen? Nein. Viele Menschen müssen sich morgens in die Schlangen einfädeln, um zur Arbeit zu fahren (N62). Das geht meistens nicht anders wie mit dem Auto. Es bedarf intelligenter Konzepte, um die Verkehrssituation sicherer zu machen.

  3. delegierter

    jo – ganz einfach. Der Autofahrer, die Milchkuh der Nation, soll noch mehr gemolken werden.
    Politiker brauch man nicht zu studieren, Politiker wird man.
    Wie wäre es denn zB. mal mit sichereren Straßen oder beleuchteten Zebrastreifen ?
    Ach nee, das kostet, dann besser kassieren ; wir brauchen ja soviel Geld für unsere Parlamente und Verwaltungsapparate.
    Die Autos werden immer sicherer und fahren bald von selbst, nur die Infrastruktur kommt dem nicht nach.

  4. Elektroautos sollten davon ausgenommen werden, besonders solche mit luxemburgischen Kennzeichen. Die Dinger beschleunigen so brutal gut, da kann man schonmal ein Verkehrsschild oder einen Fußgänger übersehen.

  5. Corona2019

    Wo man früher 90 fahren durfte ist heute noch 70 erlaubt.
    Die Fahrzeuge werden immer sicher, nur die Halter lassen sich immer mehr ablenken.
    Ob nun durch das Smartphone, die Einstellung der Geschwindigkeitsregelung usw.
    Ja, es gibt Fahrzeuge die erkennen die Geschwindigkeit, die auf den Schildern angegeben ist, hat aber nicht jeder !
    Knöllchen für Leute die 10 km zu schnell unterwegs sind, sehe ich als reine Abzocke.
    Wenn jemand unkonzentriert fährt, sich durch seine Elektronik ständig ablenken lässt , zu den Links rechts Gaffern gehört , dafür aber die Geschwindigkeit korrekt einhält, ist das gefährlicher als jemand der versehentlich die auf den Schildern angegebene Geschwindigkeit um 10 km überschreitet, deshalb aber den Blick auf der Straße hält.
    Und wo bleiben die Knöllchen für Träumer?
    Ich meine die, die jedem Hintern auf dem Bürgersteig nachschauen müssen, deswegen urplötzlich vom Gas gehen, oder sogar noch bremsen.
    Oder diejenigen die im Straßenverkehr mit den Gedanken überall sind, nur nicht beim Straßenverkehr.
    Da gibt es Leute, die suchen sich während der Fahrt auf der Straße im Schaufenster ein neues Fahrzeug aus , nennt man die Links rechtsgucker.
    Ihr habt einen Rückspiegel.
    Der ist nicht nur zum Schminken, der dient auch dazu den eventuellen Rückstau zu beobachten, den ihr verursacht.
    Rechts ist das Gaspedal, mittig die Bremse für den Notfall.
    Wer auf einer großen Straße keine 50 km/h fahren kann, sollte auf einen Fahrrad umsteigen.
    Eine Gefahr sind sogar die mobilen Radarkontrollen, weil es Leute gibt, die eine fast- Vollbremsung machen, wenn sie bemerkt haben dass sie von einer Radar Falle erwischt worden sind.
    Hallo? Es war zu spät! , sie müssen danach nicht stehen bleiben., dadurch wird es nicht billiger 😆

  6. Der kleine Belgier

    „Kriminellen im Straßenverkehr“

    so nennt ein Vizepremierminister uns belg. Bürger.
    Kriminell, wenn ich mit 25 durch eine 20er Zone fahre !

    Sind 20er Zonen überhaupt noch Straßen ?
    Man hat Straßen in Fußgängerwege umgewandelt, ist einfacher als Fußgänger Wege zu gestalten.
    Brauchen wir solche Minister ?
    Für die nächsten Gehaltserhöhungen suchen Sie wieder bessere Einnahmen.

    Wenn Sie selber mit Polizei Geleit mit 100km durch Bruxelles fahren ist das erlaubt.
    Falls hier Fußgänger und alle Verkehrsteilnehmer nicht auf Seite springen, wird man
    einfach massiv bedrängt oder umgefahren.

    • Corona2019

      @ – Der Kleine Belgier 14:05

      Richtig !
      Das mit dem Polizei Geleit habe ich mehrfach um Brüssel erleben dürfen.
      Was mit dieser Handlung unbegründet für ein Verkehrschaos ausgelöst wird , ist unfassbar !
      Eigentlich müsste an den Fahrzeugen eine Beschilderung angebracht werden mit der Aufschrift:

      – Unsere rücksichtslose zum Verkehrschaos führende Fahrweise, ist wie immer ohne Gewähr –

      Blaulicht in Verbindung mit Sirene, ist normalerweise nur in Notfällen gestattet.
      Ich glaube nicht, dass wenn unsere Politiker Hunger haben, oder sie sich vom Parlament nach Hause begeben , es sich um einen Notfall handelt !

      Nein, ihr habt nicht das Recht den Straßenverkehr grundlos zu gefährden!!!!!!
      Sich mit einem Hubschrauber oder Flugzeug zum Kaffeeklatsch zu begeben halte ich aber auch für einen Diebstahl der Steuergelder der Bürger unseres Landes .
      Ihr solltet euch genau wie alle anderen im Stau gedulden, in der Infrastruktur die ihr erschaffen habt.

  7. Ihr Fritten könnt nunmal leider kein Auto fahren, deshalb ist es erforderlich, dass Ihr nur Max mit 50 durch die Gegend tuckert.

    Jeder der zu schnell fährt, Zack, Fleppe weg!!! Mal einfach sehr hart durchgreifen 😂😂😂

    Ganz speziell bei allem unter 30 sollte jede Überschreitung zum sofortigen Fahrverbot führen.

    Es gibt Gesetzte, daran muss sich jeder halten.

    Wenn Ihr rüber nach DE kommt solltet ihr am besten mit dem Bus fahren.

      • Corona2019

        @ – Fahrer 17:24

        Zugegeben, manche meiner Landsleute verhalten sich in Aachen fremdschämend.
        Die meisten davon sind höchstwahrscheinlich Samstags oder Sonntagsfahrer.

        Und genau von denen, gibt es in unserem Fritten 😬Land auch genug deutsche sonntags Falschfahrer😁.
        Auch wenn des deutschen Lieblings nun mal das Auto ist
        :-);
        Hängt am Liebling dann noch ein Wohnwagen, seid ihr komplett verloren.
        In dieser Kategorie belegen die Niederländer europaweit den ersten Platz.
        Ja gut, wenn die es nicht können……
        Die sind ja schließlich im Wohnwagen geboren worden😆😉

    • Der kleine Belgier

      @Fahrer,
      @Corona2019,
      was hat die Diskusion wieder mit Deutsche oder Niederländer zu tun ?
      Es ist ein belg. Minister welcher belg. Bürger als Kriminell bezeichnet und kein Deutscher und kein
      Niederländer.
      Lasst den Deutschen doch den Spass mit ihren Auto‘s und den Niederländer den Spass
      mit ihren Wohnwagen, wir sind doch stolz auf unsere Fritten und auf unser Bier. (Alkoholiker)

      @

  8. Bestrafung gegenüber zu schnelles Fahren ist ok . Aber zuerst sollten alle die solche Vorschriften anfordern oder überwachen sich mal selber die Frage stellen ,wie ihr Verhalten im Straßenverkehr ist . Auch wenn man Blaulicht und Martinshorn an hat , sollte die Vernunft noch mit am Steuer sitzen .

  9. Wer Rasen kann hat auch genug Geld um Strafzettel zu bezahlen,man sollte es machen wie in der Schweiz, rasen ist sauteuer,dann muß man noch eine Gehaltsbescheinigung vorlegen und danach bekommt man eine Zusatzprämie zum strafzettel, wer auf die zusatzprämie verzichtet, darf erst mal in den Bau bis die Staatsanwaltschaft die Verdienstbescheinigung hat, ein Boss von Appel in der Schweiz seine Zusatzprämie kostete ihn zum Strafzettel noch 2 Millionen Franken, gut so Raser müssen zahlen bis auf die Unterhose, Schwerverletzte müssen auch das ganze Leben lang leben wegen solchen Hirnis,von kleinkinder rede ich nicht

  10. Wo kann man den in Belgien noch schnell fahren,bei einer aneinander Reihung von Strassenflicken die man Straßen nennt, diese sollte man erstmal in Ordnung bringen, da diese auch gefährlich sind, aber das kostet ja Kohle und bringt keine ein.

  11. Unverschämt!

    “ Unverschåmt aber auch“ da kam doch tatsächlich vorige Woche wieder so ein RASER mit 35 km/h die Neustraße rauf „gerast“, obwohl ein grüner Politiker sich diese Straße zur dreißiger Zone erklärt hat – ich kann garnicht soviel essen, wie …

  12. wie wäre es mit einem System wie in Nordeuropa? Der Chef von Nokia (ja, das ist einige Zeit her) hat damals 300000 DM (umgerechnet) bezahlt für zu schnelles Fahren. Was machen die anders? Die koppeln solche verkehrsvergehen ans Gehalt. Was stört mich ein Bußgeld von 1000 Euro für zu schnelles Fahren oder 50 für falsche Parken, wenn ich ein Tageseinkommen von 10000Euro habe?

  13. Die Wahrheit

    Es wäre sinnvoll, wenn unser Minister ein Gesetz vorschlagen würde, dass Fahrradfahrer auffällige Kleider tragen müssen, damit sie früh gesehen werden.
    Ferner sollen Fußgänger beim Überqueren der Straße über den Zebrastreifen vorher dem Autofahrer per Handzeichen ein Signal geben, dass er bzw sie gewillt ist, die Straße zu überqueren. Und nicht blind über die Straße rennen.
    Außerdem sollen Handy und Kopfhörer verboten werden.

    • Und Fußgänger sollten verpflichtet werden, reflektierende Socken und ein Blinklicht auf dem Kopf zu tragen, Kinderwagen gehen nur noch in Signalfarbe, was ist mit Fluglärm und, äh, oder ging es hier eher um Autos?

    • Gastleser

      Natürlich!
      Die Straßen in der Eifel sind so gut – da geht auch 200.
      Und erst die Autobahn, schnurgerade, kein Limit.
      Ja, hier ist das Land der Raser…
      Dazu kostenlos Benzin, Kameras um seine Rekordfahrt im Internet zu Posten und überall nette Raststätten.

Antworten

Impressum Datenschutzerklärung
Desktop Version anfordern