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Skandal in der belgischen Armee: Dutzend Soldaten wegen ihres „inakzeptablen“ Verhaltens suspendiert

Belgische Soldaten bei der Parade am Nationalfeiertag 2012 in Brüssel. Foto: Shutterstock

Soldaten des 4. Pionierbataillons in Amay in der Nähe von Huy sind aufgrund „schwerwiegender Fakten“ präventiv von ihren Funktionen suspendiert worden, wie drei hochrangige Beamte des Verteidigungsministeriums nach Enthüllungen der Tageszeitungen Het Laatste Nieuws und De Morgen bekannt gaben.

Verteidigungsministerin Ludivine Dedonder (PS) erklärte am Donnerstag auf einer Pressekonferenz, dass eine Einheit des Bataillons aufgelöst worden sei, was in der Geschichte der belgischen Verteidigung einmalig sei. Sie sprach von „starken Maßnahmen“ als Reaktion auf Verhaltensweisen, die sie als „inakzeptabel“ und „abwegig“ bezeichnete, sowie von „Körperverletzung“, „Druck“, um Schweigen zu erzwingen, und „Erpressung“.

Dedonder wurde im November 2023 über eine E-Mail „außerhalb der Armee, genauer gesagt: von einem Familienmitglied einer der betroffenen Personen“ über diese „Übergriffe“ informiert. Daraufhin unterrichtete sie sofort den Chef der Armee, Michel Hofman, und Hauptinspektor Jan De Beurme.

Es handele sich um „einige Dutzend“ Soldaten, „nicht nur junge Rekruten, sondern auch erfahrene Soldaten“, fügte der Armeechef vor der Presse hinzu. Diese Verhaltensweisen seien „unvereinbar“ mit den Werten der Verteidigung, erklärte Admiral Hofman weiter. Er sprach von „erniedrigenden und demütigenden Handlungen“, die in einigen Fällen „die körperliche Unversehrtheit“ von Personen verletzten, jedoch nicht sexueller Natur gewesen seien.

24.03.2022, Belgien, Brüssel: Ludivine Dedonder, belgische Ministerin für Verteidigung, bei einer Pressekonferenz. Foto: Shutterstock

Einige Vorfälle ereigneten sich über mehrere Monate oder sogar Jahre hinweg, bei Schikanen oder Integrationsritualen, aber auch bei Trainings oder außerhalb der Dienstzeiten, wobei manchmal auch Alkohol eine Rolle spielte. Die ältesten Vorfälle scheinen aus dem Jahr 2021 zu stammen.

Admiral Hofman sprach im Zusammenhang mit der Auflösung einer Einheit von ca. 30 Personen dieses Bataillons von einer „schwerwiegenden“ und „wahrscheinlich einzigartigen“ Entscheidung in der jüngeren Geschichte der belgischen Streitkräfte.

Der Generalinspekteur, Vizeadmiral Jan De Beurme, versicherte, dass bislang keine rassistischen Vorfälle gemeldet worden seien. Derzeit laufen interne administrative und gerichtliche Untersuchungen, die zu Disziplinarmaßnahmen führen könnten. Einige Militärs wurden vorsorglich suspendiert. Andere seien in andere Abteilungen des Verteidigungsministeriums versetzt worden, sagte Dedonder, ohne genaue Zahlen zu nennen. Die Ministerin versicherte, dass ihr Ressort alles in seiner Macht Stehende getan habe, um die Opfer zu unterstützen.

„Die Verteidigung spiegelt die Gesellschaft wider“, sagte Admiral Hofman weiter und lobte die Arbeit, die von der überwiegenden Mehrheit des Personals geleistet wurde.

„Obwohl diese Vorfälle einen Schatten auf das unermüdliche Engagement der großen Mehrheit unserer Mitarbeiter und auf unser Image werfen, bleiben sie glücklicherweise Ausnahmen. Als Organisation können wir ein solches Verhalten niemals akzeptieren. Ich zähle auch in Zukunft auf jeden Einzelnen von Ihnen, dass Sie dieses Verhalten verurteilen und über die bestehenden Kanäle (Befehlskette, Präventionsberater, Vertrauenspersonen oder die Kanäle des Generalinspektorats) melden. Lassen Sie uns gemeinsam diese Verantwortung übernehmen“, sagte Chod in einer Botschaft an das gesamte – militärische und zivile – Personal des Departements. (cre)

13 Antworten auf “Skandal in der belgischen Armee: Dutzend Soldaten wegen ihres „inakzeptablen“ Verhaltens suspendiert”

  1. Besorgte Mutter

    Warum tun jetzt alle so auf empört?
    Das mit dem Mobbing, in schwächerer und härterer Form, wird im Prinzip doch fast überall in den Schulen und an den Arbeitsplätzen von den Verantwortlichen toleriert. Immer wieder hört man davon, dass wenn sich Eltern von gemoppten Kindern in der Schule beschweren, von Lehrpersonen und gar Schuldirektoren die Antwort kommt, dass die Unterdrückten eben lernen müssen sich zu wehren. Und wenn sie sich dann richtig wehren ist bei denen die dies vorher verlangten die Empörung groß.
    Selbst wir bekamen mal so eine Antwort als sich in der Grundschule eines unserer Söhne etwas begann gegen ihn aufzubauen. Daraufhin haben meine beiden ältesten Kinder mit einer Freundin und einem Freund beschlossen, den Anführer der Mobberbande bei Gelegenheit aufzulauern und eine gehörige Abreibung zu verpassen und ich kann bestätigen, dass diese Methode nachhaltig gewirkt hatte.
    Wenn das ganze jetzt bei der Armee überhand genommen hat, so ist dies nur eine Folge von schwachen Verantwortlichen in der Schule.
    Ich bin absolut für Nulltoleranz gegenüber den armseeligen Gestalten, die sich mit Mitläufern immer ein Opfer aussuchen um es zu quälen!

  2. Piersoul Rudi

    Das Ganze war der Ministerin schon seit November 2023 bekannt.
    Wie das gelöst wird kann ich jetzt schon sagen;
    1) Der Kleinste in der Kette wird bestraft, der/die Hauptverantwortlichen werden promoviert.
    2) Nach eine gewisse Zeit wird gras drüber gewachsen sein und alles wird gut…wie so vieles in der Armee.

    • Ich glaube schon, dass jetzt seitens der Regierung einiges geschehen wird, um in Zukunft solche Vorfälle rechtzeitig zu erkennen und zu unterbinden.
      „Wie nicht anders zu erwarten, ziehen die Vorfälle eine politische Debatte nach sich. Vooruit und Groen forderten noch am Donnerstag im Rahmen von Mitteilungen Maßnahmen, um langjährige Missstände innerhalb der Verteidigung aufzuarbeiten. Die flämischen Sozialisten plädierten in diesem Kontext für ein externes Meldesystem und einfachere Beschwerdeverfahren. Die flämischen Grünen wollen ein entschlosseneres Vorgehen gegen Machtmissbrauch sehen. Zudem sei eine Überprüfung des Vertrauenspersonennetzwerks innerhalb der Verteidigung vonnöten, um Missstände sicher melden zu können, hieß es seitens Groen.“ (GE)

      • Eine Meldestelle… genau wie in Deutschland. Wundert es niemanden, dass die EU Staaten zeitlich versetzt alle die gleichen Entscheidungen treffen? Aber keiner lernt aus den Fehlern des Anderen!

    • Robin Wood

      @Piersoul Rudi
      Da könnten Sie Recht haben!
      Es ist wie bei so vielen Sachen, zuerst gibt es Aufregung pur, die Medien berichten, viele sind empört, dann verspricht die Politik Konsequenzen, dann hört man nichts mehr davon.

      • Waffenverkäufe , die mit unseren Steuergeldern finanziert worden sind.
        Da wusste man natürlich wieder nichts von , bis einige pflichtbewusste es gemeldet haben.
        Und wie immer, schiebt man es dem kleinen Mann , bzw Soldaten in die Schuhe.
        In den obersten Reihen wusste man natürlich wieder nichts davon.
        Merkt ja in einer Kaserne keiner , wenn Waffen fehlen:-))
        :-((

  3. Legendar

    Im ernst jetzt, die ältesten Fälle sind aus 2021? Solcherlei Vorkommnisse werden praktiziert seitdem es Militär gibt! Wer etwas anderes behauptet hat nie gedient oder ist ein Lügner. Und die Ausmaße die solche Vorkommnisse annehmen sind auch nur möglich weil Vorgesetzte darüber Bescheid wissen und wegsehen. Denn die sind auch durch diese Tretmühle gegangen.

  4. Watt da nu' ?

    Trotz dem ganzen Blabla, ob von der Verteidigungsministerin, den Militärverantwortlichen etc.,
    so wirklich klar und deutlich, was da vorgefallen ist, wird (bisher) nicht kommuniziert. Angeblich soll es sich nicht um sexuelle Übergriffe handeln – zumindest das soll nicht passiert sein; wobei man meistens daran denkt, wenn von Übergriffen gesprochen wird. Wenn die ganze Geschichte zurecht öffentlich gemacht wurde, dann bitte mit „Butter bei den Fischen“

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