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SERIE – 5. FOLGE: Lambertz, der Schulden(frei)macher

Juni 2014: Wechsel im Amt des Ministerpräsidenten der DG zwischen Karl-Heinz Lambertz (links) und Oliver Paasch. Foto: Belga

„Ostbelgien Direkt“ veröffentlicht die 5. Folge seiner SERIE „30 Jahre Lambertz: Vom ‚Genossenkiller‘ zum Senator“. Nach „Lambertz, der Extreme“, „Lambertz, der Machtmensch“, „Lambertz und die Medien – Die Affäre Horn“ und „Lambertz, der Authentische und Verlässliche“ folgt jetzt „Lambertz, der Schulden(frei)macher“.

Karl-Heinz Lambertz und das Jahr 2038: Als der Ministerpräsident zum ersten Mal verkündete, dass laut seinen Berechnungen die DG im Jahr 2038 schuldenfrei sein werde, krümmten sich viele vor Lachen. Was war das denn? Lambertz, der Spaßvogel und Ironiker? Das DG-Parlament als Veranstaltungsort einer Kappensitzung?

Nichts von alledem: Die Prophezeiung, die DG werde 2038 schuldenfrei sein, war dem Ministerpräsidenten ernst gemeint. Er hat sie in der Folgezeit auch mehrfach wiederholt. Lambertz begründete diese kühne Vorhersage u.a. damit, dass die DG im Jahr 2038 die letzte Rate für die PPP-Bauten zahlen werde, also für das große Schulbauprojekt in Eupen.

Können die "Roten" nicht mit Geld umgehen? Karl-Heinz Lambertz im Februar 2014 mit dem damaligen Premierminister und heutigen PS-Vorsitzenden Elio Di Rupo. Foto: Gerd Comouth

Können die „Roten“ nicht mit Geld umgehen? Karl-Heinz Lambertz (links) im Februar 2014 mit dem damaligen Premierminister und heutigen PS-Vorsitzenden Elio Di Rupo. Foto: Gerd Comouth

Die Zahl 2038 hat sich seitdem ins kollektive Gedächtnis der Ostbelgier eingraviert – und in den folgenden Karnevalssessionen immer wieder Büttenredner inspiriert. Lambertz selbst ist jedoch von seiner Prophezeiung bisher nicht abgerückt.

Er, der nachher PDG-Präsident und dann Senator wurde, ist offensichtlich bei seiner Überzeugung geblieben, dass die DG in 22 Jahren (ab jetzt gerechnet) schuldenfrei sein werde. Für viele ist dies immer noch der „Witz des Jahrhunderts“.

Lambertz‘ Nachfolger Oliver Paasch (ProDG) begnügt sich derweil damit, ein viel realistisches Szenario zu entwickeln: Laut Paasch wird die DG 2018 einen ausgeglichenen Haushalt präsentieren, also ab dann wenigstens kein Defizit, sprich: keine neuen Schulden mehr machen. Von 2038 redet Paasch gar nicht mehr.

Apropos Lambertz und Schulden: Den Sozialisten (aber ist Lambertz tatsächlich ein Sozialist?) eilt bekanntlich der Ruf voraus, von Finanzpolitik keine Ahnung zu haben und „Weltmeister“ im Schuldenmachen zu sein.

Regelmäßig werden die „Roten“ mit einigen finanziell desaströsen Großprojekten in Verbindung gebracht, so zum Beispiel in Deutschland mit dem Flughafen in Berlin unter dem früheren sozialdemokratischen Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit oder mit dem Nürburgring unter dem ehemaligen sozialdemokratischen rheinland-pfälzischen Ministerpräsidenten Kurt Beck.

In der DG war es vor allem der Parlamentsneubau, der die Gemüter erhitzte. Wenn es nur nach Lambertz gegangen wäre, hätte man den Umbau des ehemaligen Sanatoriums wahrscheinlich ein bis zwei Nummern größer konzipiert, auch wenn es offiziell immer hieß, dies sei ein Projekt des Parlaments und nicht der Regierung. Eingemischt in die Planungen hat sich Lambertz trotzdem – hinter den Kulissen.

Karl-Heinz Lambertz bei seiner letzten Neujahrsansprache als Ministerpräsident am 2. Januar 2014. Foto: OD

Karl-Heinz Lambertz bei seiner letzten Neujahrsansprache als Ministerpräsident am 2. Januar 2014. Foto: OD

Anfangs war sogar von einem Kongresszentrum die Rede, welches dem Parlamentsneubau angegliedert werden sollte. Wegen des starken Gegenwinds in der Öffentlichkeit wurde das Bauprojekt am Kehrweg jedoch auf erträglichere Dimensionen reduziert.

Großprojekte gab es in der Ära Lambertz noch einige andere, ob die PPP-Schulbauten in Eupen, das Triangel in St. Vith oder das Kloster Heidberg in Eupen. Immer wieder wurde der Vorwurf geäußert, mit Lambertz falle die DG dem „Größenwahn“ anheim und verschulde sich bis zum Geht-nicht-mehr.

Inzwischen jedoch beurteilt man in der ostbelgischen Öffentlichkeit einige dieser großen Projekte schon etwas nuancierter, ja so mancher Kritiker mutierte sogar zum Befürworter.

Das Triangel in St. Vith hat sich längst als Impulsgeber für das kulturelle, soziale und wirtschaftliche Leben in der Eifel bewährt. Und im Kloster Heidberg in Eupen feiern inzwischen sogar ehemalige „Größenwahn-Kritiker“ Hochzeit oder Geburtstag.

Die Zeit heilt eben viele Wunden. Nur die Prophezeiung, die DG werde 2038 schuldenfrei sein, erfreut sich bei vielen Büttenrednern zwischen Kelmis und Ouren immer noch großer Beliebtheit. Wenn bei einer Kappensitzung im Saal die Stimmung zu wünschen übrig lässt oder dem Redner auf der Bühne nichts mehr Witziges einfällt, braucht er nur die Zahl „2038“ zu erwähnen, und schon lacht sich das Publikum krumm und jeck…

GERARD CREMER

Bereits auf „Ostbelgien Direkt“ erschienen:

SERIE – 1. FOLGE: Karl-Heinz Lambertz, der Extreme

SERIE – 2. FOLGE: Karl-Heinz Lambertz, der Allmächtige

SERIE – 3. FOLGE: Lambertz und die Medien – Die Affäre Horn

SERIE – 4. FOLGE: Lambertz, der Authentische und Verlässliche

21 Antworten auf “SERIE – 5. FOLGE: Lambertz, der Schulden(frei)macher”

  1. Alemannia4ever

    Also das ist jetzt die schwächste der 5 Folgen. Irgendwie langweilig, so daher palavert. Nichts Neues dabei. Aber es ist ja bei vielen Serien so. Man anfang toll, dann kommt Routine rein und der Stoff geht aus.
    Bitte mehr von solchen Serien, Herr Cremer.
    Reportagen kommen hier seit 2-3 Jahren zu kurz. Und Politik-Bashing ist auf dauer auch langweilig

    • Ostbelgien Direkt

      @Alemannia4ever: Ich möchte Ihnen da keineswegs widersprechen. Wahrscheinlich haben Sie sogar Recht. Es ist nur so, dass diese Folge über das Thema „2038 schuldenfrei“ auf ausdrücklichen Wunsch eines OD-Lesers geschrieben und zwischengeschaltet wurde. Er meinte, eine Rückblende auf das Wirken von Karl-Heinz Lambertz, ohne das Thema „2038 schuldenfrei“ zu erwähnen, sei unvollständig. Normalerweise kommen aber eh nur eine, maximal zwei Folgen, u.a. über das – wie bereits angekündigt – sehr schwierige Verhältnis zwischen Lambertz und dem Grenz-Echo. Gruß

    • Réalité

      Alemannia! Ist doch völlig normal. Der Herr Lambertz macht es wie so viele vor ihm. Er sollte auf dem Höhepunkt seiner Laufbahn abtreten, und nicht so wie jetzt noch immer was dran hängen. Da müssen dringendst Regeln kommen, genau wie bei jedem Unternehmen. Ein definitives Rentenalter, und dann Schluss. Oder etwa 2 x gewählt, und dann fertig. Das ist der Reiz des Geldes der da eine Rolle spielt. Und dann gross zu tun was da noch alles umgerissen würde bei Acht Senatssitzungen!? Das kann er einem Bären aufbinden aber nicht den Bürgern. Sowieso ist das alles viel zu gross aufgebauscht in Belgien. Ist ja allgemein bekannt. Nur wird nichts dagegen getan, die Gründe sind auch allgemein bekannt dafür. Man lässt laufen wie es läuft, und der Steuerzahler muss es berappen!

      • Kerstges Angela

        Natürlich ist das zu groß aufgebauscht ! Die wollen doch ALLE (Politiker) in dem Mini-Ostbelgien zeigen,: ich bin doch „wer“ ! Wessen Geld das ist, ist denen schnuppe ! Hauptsache, sie können glänzen und ihre Brietasche ist immer gut gefüllt !

      • Alemannia4ever

        Réalité! Wer sagt denn, was der Höhepunkt der Karriere ist? Woran würden Sie das festmachen? An der Höhe des Einkommens? An der protokollarischen Rangfolge? An der Menge des Lobes oder des Tadels im Umfeld?
        Politiker haben einen Wählerauftrag. Und dann hört man ohne triftigen Grund nicht von heute auf morgen auf, wenn man glaubt dass es am schönsten ist. Aber dafür muss man auch kein Politiker sein. Das trifft auf alle Lebensbereiche zu.

        • Réalité

          Alemannia! Viele Fragen, wie immer! Die Politiker von heute denken zu erst an ihre Posten und Diäten, nicht alle, aber die meisten. Das hatten wir schon des Öfteren. Alles wird üppig beglichen, sogar mit Abschiedsprämien. Das alles schürt die Politikverdrossenheit insbesonders. Das Volk kriegt immer noch drauf gebürdet, während die Empfänger ihre Taschen offen halten. Schauen Sie noch die Sache von den letzten Tage da bei der Rég. Wallonne, noch ein Beweis dazu. Und das Beispiel des Herrn Lambertz da im Senat der an ganzen 8 Jahressitzungen teil nehmen muss, dass entbehrt wohl alles weiterem. Es ändert sich nichts in dem Umfeld. Jeder sucht sich das beste raus. Mit vom Wähler ungewollten Qualitionen über ebensolche Regierungen bis hin zu über vielen Ministern und viel zu vielen Posten und Neben Posten. Wer kanns bezahlen?
          Es soll, es müssen Politiker da sein! Aber nicht in solchem Übermass wie hier zu Lande!

            • Der Lange Paul aus dem Treschland

              @ Aber Angela , sei doch nicht zu voreilig mit dem verpassen von Denkzettel , es kommt nur darauf an auf welcher Sachlage Du diese verpassen willst . Bald ist Weihnachten , das Fest der Lämmerlein steht kurz bevor und dann soll man sehr vorsichtig sein mit dem verpassen .

  2. Ich glaube auch, dass wenn man von Lambertz in der DG etwas in Erinnerung behalten wird, dann seinen Größenwahn und sein Schuldenmachen. Sein Pluspunkt ist sein Arbeitspensum, das in der Serie hier ja auch schon beschrieben wurde.

    • Arbeitstier?

      Ja, immer diese Behauptung, Lambertz sei ein Arbeitstier. Was heisst das denn konkret? Der konnte doch soviel arbeiten wie er wollte; wenn so ein Van Cau damals „non“ sagte, dann war das alles für die Katz. Was bitte hat uns, Bürgern der DG, bis auf die Aufkleber undTeddybären der DG und Schulden bis 2038, das Arbeitstier Lambertz konkret eingebracht? Mir fällt nichts ein, beim besten Willen nicht. Bei den Fernsehübertragungen im OK sah er zwar immer sehr beschäftigt und introvertiert aus, aber vielleicht grübelte er ja auch nur, ob er zuhause noch Kekse hatte oder nicht.

  3. Mir gefällt das Bild vom ablesenden Lambertz mit der Brille. Sieht aus wie ein Staatssekretär oder Polizeidirektor aus den Sechziger Jahren, so wie in dem Film „Die verlorene Ehre der Katharina Blum“.

    • Fielmann

      ;-(, alles Geschmacksache! Mir gefällt es nicht; Es gibt schönere Bilder! Viel schönere. Der Lambertz war geimpft mit dem PS Serum. Auffallen, Bulldozerart, Niemand war besser und alle anderen kannten nichts.
      Er sollte sich besser zur Ruhe begeben.

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