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Unwetterfront steuert auf Haiti zu – Fast 1.300 Tote nach schwerem Erdbeben

15.08.2021, Haiti, Les Cayes: Menschen sehen zu, wie Rettungskräfte nach einem Erdbeben in Les Cayes Trümmer von beschädigten Gebäuden entfernen. Foto: Richard Pierrin/XinHua/dpa

AKTUALISIERT – Nach dem verheerenden Erdbeben in Haiti mit mindestens 1.297 Toten könnten am Montag schwere Regenfälle die Rettung von Überlebenden, die Bergung von Toten und die Instandsetzung von Gebäuden in den betroffenen Gebieten erschweren.

Das tropische Tiefdruckgebiet „Grace“ drohe, die Situation in Gebieten zu verschlimmern, die bereits in großen Schwierigkeiten seien, teilte Haitis Zivilschutzbehörde mit. Das US-Hurrikan-Zentrum warnte vor Überschwemmungen und Erdrutschen. „Wir brauchen viel Unterstützung, um der Bevölkerung zu helfen, vor allem den Verletzten“, erklärte Haitis Interims-Premierminister Ariel Henry auf Twitter.

Nach dem Beben der Stärke 7,2 von Samstagmorgen (Ortszeit) hatte sich die Zahl der bisher gemeldeten Opfer nach Behördenangaben von zuletzt 724 auf fast 1.300 erhöht. Das Beben ereignete sich rund zwölf Kilometer von der Gemeinde Saint-Louis-du-Sud entfernt in einer Tiefe von rund zehn Kilometern.

16.08.2021, Haiti, Les Cayes: Menschen, die bei dem Erdbeben verletzt wurden, werden in einem Krankenhaus in Les Cayes behandelt. Foto: Joseph Odelyn/AP/dpa

Zahlreiche Gebäude wurden zerstört und Menschen unter Trümmern begraben. Es gebe mehr als 5.700 Verletzte, berichtete die Zeitung „Le Nouvelliste“ unter Berufung auf den Zivilschutz. Mindestens 13.700 Häuser wurden demnach zerstört und ebenso viele beschädigt. Mehr als 30.000 Familien seien betroffen, hieß es weiter in dem Bericht.

Katastrophenschutzteams seien landesweit und verstärkt in den schwer betroffenen Gebieten im Einsatz. Dazu zählten demnach die Departments Sud, Grand‘ Anse und Nippes. Fotos, die von der Behörde und von Interims-Premierminister Henry bei Twitter veröffentlicht wurden, zeigten, wie sich Helfer und Bagger durch Berge von Trümmern kämpften.

15.08.2021, Haiti, Les Cayes: Greogory Andre hält ein Foto von seinem Bruder Remossa Andre in der Hand, der bei einem Erdbeben in der Gemeinde Camp-Perrin ums Leben gekommen ist. Foto: Joseph Odelyn/AP/dpa

„Tausende von Menschen sind noch immer auf den Straßen, um nach ihren Angehörigen zu suchen oder um ein paar ihrer Habseligkeiten unter den Trümmern zu bergen“, sagte Marcelo Viscarra, Landesdirektor der Kinderhilfsorganisation World Vision in Haiti. Nach Angaben von Caritas International werden vor allem Nahrung, Trinkwasser, Zelte und medizinische Erstversorgung benötigt. Die Lage vor Ort sei weiterhin chaotisch, das Ausmaß der Katastrophe noch nicht absehbar, teilte die Organisation weiter mit.

Krankenhäuser waren überlastet. Im Innenhof eines Hospitals in Jérémie, einer der am stärksten betroffenen Städte, warteten Verletzte in Zelten auf ihre Behandlung, wie in einem Video in sozialen Netzwerken zu sehen war. Straßen waren nach Erdrutschen versperrt.

Teile des armen Karibikstaats waren bereits im Jahr 2010 von einem schweren Erdbeben verwüstet worden. Im Zentrum des Bebens lag damals Haitis dicht besiedelte Hauptstadt Port-au-Prince. 222.000 Menschen starben, mehr als 300.000 wurden verletzt. Mehr als eine Million Menschen verloren ihr Zuhause.

Auch politisch ist die Lage äußerst angespannt – erst Anfang Juli war Staatspräsident Jovenel Moïse in seiner Residenz ermordet worden. (dpa)

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