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Schwarz-Rot-Gold wurden vor genau 100 Jahren erstmals die Nationalfarben Deutschlands

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Vor hundert Jahren wurde Schwarz-Rot-Gold erstmals offizielles deutsches Nationalsymbol und ist es seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs wieder. Ungezwungen war der Umgang mit dem Hoheitszeichen aber lange Zeit nicht.

Schwarz-Rot-Gold sind die Nationalfarben Deutschlands. So steht es im Grundgesetz, der Verfassung der Bundesrepublik. Schon in der Weimarer Republik war es so festgelegt worden.

Die durch den Versailler Vertrag, der erst im Juni 1919 ausgehandelt wurde und im Januar 1920 in Kraft trat, an Belgien übertragenen Gebiete von Eupen-Malmedy waren damals noch Teil Deutschlands.

An diesem Montag vor hundert Jahren – am 18. Februar 1919 – beschloss der Staatenausschuss, die damalige Länderkammer, die Einführung der Reichsfarben Schwarz-Rot-Gold.

In der DDR wurden die Farben Schwarz-Rot-Gold ab 1959 durch Hammer und Zirkel im Ährenkranz ergänzt. Foto: Shutterstock

Die Nationalversammlung in der thüringischen Stadt Weimar stimmte dann am 3. Juli 1919 endgültig dafür, sie in die Verfassung aufzunehmen.

Die Nationalfarben sind Symbol für Einheit, Freiheit und Demokratie und reichen weit in die Geschichte zurück. Anfang des 19. Jahrhunderts wählte die sogenannte Jenaer Urburschenschaft diese Farben für ihre Fahne.

Umstritten ist, welche Rolle dabei die schwarze Uniform mit roten Aufschlägen und goldenen Knöpfen des „Lützower Freikorps“ spielte, in dem viele von ihnen in den Befreiungskriegen 1813 bis 1815 gegen Napoleon gekämpft hatten.

Bis 1918 setzte sich Schwarz-Weiß-Rot durch

1832 versammelten sich Zehntausende Anhänger eines einheitlichen Nationalstaates und bürgerlicher Freiheiten unter diesen Farben zum „Hambacher Fest“ im heutigen Rheinland-Pfalz. Bei der Märzrevolution 1848 schwenkten die Aufständischen die schwarz-rot-goldene Fahne, die Nationalversammlung in Frankfurt am Main wählte die Farben für die Bundesflagge.

Der damalige Versuch, die deutschen Länder demokratisch zu vereinigen, scheiterte am Widerstand der Monarchien.

Im deutschen Kaiserreich (1871-1918) setzten sich Schwarz-Weiß-Rot als Nationalfarben durch. Foto: Shutterstock

Im Norddeutschen Bund (1866-1871) und im deutschen Kaiserreich (1871-1918) setzte sich allerdings Schwarz-Weiß-Rot als Farbe für die Handels- und später auch für die Nationalflagge durch. Schwarz-Rot-Gold kam erst wieder in der Weimarer Republik (1918 bis 1933) zu Ehren.

Die Festlegung des Staatenausschusses vom Februar 1919 war allerdings stark umstritten. Der Beschluss der Nationalversammlung war dann ein Kompromiss, der für ständigen Konfliktstoff sorgte.

“Die Reichsfarben sind schwarz-rot-gold. Die Handelsflagge ist schwarz-weiß-rot mit den Reichsfarben in der oberen inneren Ecke“, hieß es in Artikel 3 der der Verfassung des Deutschen Reiches.

Unter dem Nationalsozialismus (1933-1945) waren für kurze Zeit wieder die kaiserlichen Farben neben der Hakenkreuzfahne der NSDAP zu sehen, die 1935 zur alleinigen Reichs- und Nationalflagge wurde.

Bei der Fußball-WM 2006 deutsche Zurückhaltung überwunden

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde im Grundgesetz festgelegt, dass die Bundesflagge wieder Schwarz-Rot-Gold ist. Auch in der DDR galten diese Farben, die Flagge wurde aber 1959 durch Hammer und Zirkel im Ährenkranz ergänzt. Seit dem 3. Oktober 1990 weht vor dem Reichstagsgebäude in Berlin als Denkmal die 60 Quadratmeter große „Flagge der Einheit“.

Mit der Fußball-WM 2006 im eigenen Land überwanden vor allem junge Menschen die deutsche Zurückhaltung in Sachen Patriotismus. Foto: Shutterstock

Mit der Fußball-WM 2006 im eigenen Land überwanden vor allem junge Menschen die deutsche Zurückhaltung in Sachen Patriotismus. Fähnchen schwenken und sich mit den Nationalfarben schmücken war gesellschaftlich weitgehend akzeptiert, Schwarz-Rot-Gold wurde zur Party-Deko.

Inzwischen macht der massive Gebrauch der Flagge durch fremdenfeindliche Gruppierungen das Symbol wieder zum Streitobjekt. Linke Gruppen riefen zum Verzicht auf: „Flagge zeigen, durch nicht Flagge zeigen“ wurde zum Wahlspruch.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier stellte am 9. November 2018 aber klar. „Wer heute Menschenrechte und Demokratie verächtlich macht, wer alten nationalistischen Hass wieder anfacht, der hat gewiss kein historisches Recht auf Schwarz-Rot-Gold“, sagte er in seiner Rede zum 100. Geburtstag der ersten deutschen Republik im Bundestag in Berlin. (dpa)

18 Antworten auf “Schwarz-Rot-Gold wurden vor genau 100 Jahren erstmals die Nationalfarben Deutschlands”

    • Wahnsinn

      Es wird immer auf den Deutschen herumgegängelt, doch wer die Kommentare der Superpatrioten hier liest, weiß: Die Belgier, die so schreiben, sind auch nicht besser, nämlich sehr von sich eingenommen (schreibt ein Belgier). Es ist gibt halt in jedem Land Idioten!

      • Alfons van Compernolle

        An den Deutschen oder an deren Politik ?? Mal abgesehen von den auch in Deutschland LEIDER aufgekommenden Neo-Nationalismus in Form von AFD / NPD etc. , ist der Deutsche Buerger ein sehr verstaendiger Mitmensch. Das der Belgier „sehr von sich einegnommen“ sein soll“ halte ich fuer eine dumme These. Ich der aus Deutschland stammende Belgier , habe bisher noch keinerlei derartige Tendenzen erfahren. Hier gilt es auch anzumerke, dass es sehwohl auch in Belgien plotisch verblendete Schwachkopfe gibt, die noch an der weissen „Herrenmenschenrasse“ glauben. Der einfache belgische Mitbuerger ob er nun aus der DG , Vlaanderen oder der Wallonie kommt , ist eigentlich „Weltoffen“ und „Mitmenschlich“ !
        Aber jeder Staat hat seine „Fehler“ auch in der Staatsmentalitaet, diese hauptsaechlich durch die politische Elite und ihrer Selbstverherrlichungen konzipiert wird.
        Mir ist die Nationalitaet eines Menschen ziehmlich egal, wichtig ist fuer mich wie „ER/SIE“ mit seinen Mitmenschen umgeht , wie er sich in unsere Gesellschaft einbringt, verhaelt !

    • Willi Mayer

      Die Farben Schwarz-Rot-Gold wurden schon in der Frankfurter Paulskirchenverfassung von 1848 festgelegt. Diese Verfassung ist jedoch nie in Kraft getreten.
      Allerdings waren diese Farben im Kaiserreich von 1871 bis 1918 nicht ganz unbekannt. Schwarz-Rot-Gold waren auch die Farben der beiden Fürstentümer Reuß. Reuß ältere Linie hatte die Farben in Längsrichtung, im Fürstentum Reuß jüngere Linie waren sie in Querrichtung, wie bei der franzöischen Tricolore.
      Beide Fürstentümer sind nach dem ersten Weltkrieg in Thüringen aufgegangen.
      Für die meisten heutigen Deutschen spielt die deutsche Fahne (im Kleinformat) nur noch bei Fußball-WM oder EM eine Rolle. Dann schmückten die Fähnchen viele Autos. Nach dem Ausscheiden verschwinden sie dann wieder von der Bildfläche.

  1. Walter Keutgen

    Das mit dem Gold ist mir noch immer ein Rätsel. Ich habe mal das Museum im Tower Londons besucht, wo auf einer Etage die Heraldik erklärt wird. Die Farben hatten Namensäquivalente. Gelb ist Gold, Rot ist Blut und, wenn ich mich richtig erinnere, ist Schwarz Erde. Das hatte mir auch einmal eine Freundin für die belgische Fahne erklärt, was man ihr wohl im Rahmen des damals Nationalbewusstsein fördernden Geschichtsunterricht erklärt hatte. Warum die Deutschen für Gelb das heraldische Äquivalent benutzen und für die anderen Farben nicht, ist mir ein Rätsel. Für Belgien stammen die Farben von der Vereinigung der Farben Brabants, Gelb auf Schwarz, und Lüttichs, Rot und Gelb.

  2. Farben und Nationen.
    Wenn auch Farben objektiv bestimmbar ist, ist es deren Darstellung und Wahrnehmung nicht.
    Symbole haben die Menschheit begleitet. Die Ambition war meist Menschen hinter gemeinsame Ziele zu sammeln. In diesem Sinne identitätsstiftend (unter Vorbehalt) dienen sie auch denen als Referenz, die die Ziele nicht intellektuell begreifen können oder wollen. Emotionen als Katalysator erledigen den Rest. Zu abstrakt. Gut ein Beispiel.
    Welcher objektiven Analyse ist es geschuldet ein Bayern- oder Dortmundfähnchen vor sich herzutragen (alternativ Standard oder Anderlecht)? Spielstil (ändert), Motivation (mal bei Bayern schauen), regionale Bindung (puh), Managementstil (von mir aus aber was hat das mit Fußball zu tun), Erfolgswille (jo, aber per se kein Unterscheidungsmerkmal), … Auswirkungen: indifferent, so lange nicht gerade regelmässig Grossaufgebote an Polizei vonnöten sind. Im Endeffekt geht es ja um Vergnügen und Spektakel.
    Nationen. Werden eigentlich nur wahrgenommen, wenn es nicht mehr um Vergnügen und Spektakel geht. Gleiches gilt für religiöse Anschauungsfragen und auch für sonstige weltanschauliche Richtungen. Statt nun mal wieder eine Auswahl der Unappetitlichkeiten der Menschheit aufzuzählen und in einer Debatte von gerechten (oder nicht) Kriegen, Selbstverteidigung oder Angriff, lang- oder kurzfristig, Siegerjustiz oder Verliererfrust zu enden, eine sehr regionale Fragestellung.
    1920 wurden ein paar Grenzen gezogen, 1815 andere, … Was änderte für den Einwohner nehmen wir als Beispiel Raeren-Sief? Mehr oder noch immer Deutscher? Weniger oder doch noch Raerener? Seitdem ist viel Zeit vergangen. Es leben auch nicht mehr die selben Leute dort. In Restraeren übrigens auch nicht. Lediglich sicher ist, dass auch der Standardfan den Rest der Zeit deutsches Fernsehen schaut.
    Wie eingangs bemerkt: die Wahrnehmung von Farben. Gelb oder Gold? Kriegsentscheidende Fragen? Leider ja.

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