Nachrichten

Wegen der Kakao-Krise in Westafrika sind Schoko-Hasen in diesem Jahr teurer und kleiner

05.04.2025, Bayern, Kaufbeuren: Schoko-Osterhasen stehen in einem Verbrauchermarkt im Regal. Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa

Wer dieses Jahr Schokolade fürs Osternest kauft, zahlt deutlich mehr und bekommt weniger. Rekordpreise für Kakao auf dem Weltmarkt schlagen sich bei Schoko-Hasen, -Küken und Co. nieder. „Wir sehen den Schokoladenmarkt vor einer Teuerungswelle, wie sie in der jüngeren Geschichte kaum vorgekommen ist“, warnt US-Investmentbank J.P. Morgan.

Die Zeiten günstigen Kakaos sind Experten zufolge wohl endgültig vorbei. Westafrika, wo gut drei Viertel aller Bohnen herkommen, spürt den Klimawandel. Wetterextreme, Schädlinge und Misswirtschaft treiben den Preis.

Die Ernte in Ghana brach 2024 um fast die Hälfte ein – die schlechteste in zwei Jahrzehnten – und erholt sich in diesem Jahr weniger als erhofft. Auch die Elfenbeinküste meldete herbe Rückgänge. Die Tonne Kakao wurde 2024 für bis zu rund 12.000 Euro gehandelt, sechsmal so teuer wie vor wenigen Jahren.

21.11.2024, Ghana, Sefwi Wiawso: Der 67-jährige Kakaobauer Samuel Davor aus Ghana erntet eine Kakaofrucht. Foto: Christina Peters/dpa

Ortsbesuch in Ghana: Samuel Davor, 67, steht mit einer Sichel zwischen 900 Kakaobäumen in einem Dorf im Westen des Landes. Statt neun Säcken Bohnen lieferte diese Parzelle letztes Jahr fünf. Mit knapp 1,3 Tonnen Kakao, die seine Anbauflächen insgesamt abwarfen, verdienten seine Frau und er rund 2.400 Euro. Davon leben auch seine zehn Kinder. Kakaobauer will kaum eines von ihnen werden – die 18-jährige Regina, die in den Ferien aushilft, schneidert lieber.

Kakao ist empfindlich. Zu heiß, zu feucht, zu wenig Regen, zu viel Wind: Alles kann die Ernte ruinieren. Das Wetter in Westafrika, wo sich Wüstenwind und Regenmonate abwechseln, war lange perfekt. Nun wird es unberechenbar. „In 20 oder 30 Jahren kommt möglicherweise gar kein Kakao mehr aus Westafrika“, sagt der britische Rohstoffexperte Tedd George. „Selbst bei moderaten Erwärmungsszenarien wird es zu trocken und zu aufwendig.“

21.11.2024, Ghana, Sefwi Wiawso: Kakaofrüchte liegen während der Ernte auf einer Kakaoplantage. Foto: Christina Peters/dpa

– In diesem Jahr regnete es in Ghana zu spät und zu wenig: Vor der letzten Saison kam der Regen zu früh, Pilze und Schädlinge machten sich in Davors Bäumen breit. In Ghana mussten vorletztes Jahr nach Brancheninformationen rund 13 Millionen erkrankte Kakaobäume abgeholzt werden. Bis neue Bäume Früchte tragen, dauert es bis zu fünf Jahre. Überalterten Bestand rechtzeitig zu ersetzen, können sich viele Bauern nicht leisten.

Von den Supermarktpreisen bekommen Kakaobauern gerade einmal neun Prozent, heißt es in einer Studie von 2022, die die britische NGO Oxfam zitiert. Ghanas Bauern verdienen einem neuen Oxfam-Bericht zufolge im Schnitt weniger als die Hälfte dessen, was sie zum Überleben bräuchten. „Kakao ist ein Markt, in dem die Erzeuger ein sehr wertvolles Gut produzieren, aber nur einen sehr kleinen Anteil an der tatsächlichen Wertschöpfung erhalten“, sagt auch Agrarrohstoff-Strategin Tracey Allen von der US-Investmentbank J.P. Morgan.

Ghanas Kakaobehörde kauft den Bauern die Bohnen für etwa 70 Prozent des erwarteten Preises für die Saison ab. In diesem Jahr sind das etwa 3.000 Euro pro Tonne – mehr als je zuvor, aber noch deutlich weniger, als momentan an den Börsen erzielt wird. Die Kakaomasse wird Marktexperten zufolge für rund 20.000 Euro weiterverkauft. Der Supermarktpreis für eine Tonne „Goldhase“ von Lindt & Sprüngli liegt bei rund 43.000 Euro. Man habe die Preissteigerungen weitergeben müssen, teilte eine Sprecherin mit. Der Schweizer Schokoladenkonzern machte 2024 dennoch 715 Millionen Euro Reingewinn.

21.11.2024, Ghana, Sefwi Wiawso: Kakaofrüchte liegen während der Ernte auf einer Kakaoplantage. Foto: Christina Peters/dpa

– An Westafrikas Kakao führt kein Weg vorbei: Die Branche ist sich der Lage bewusst und steckt Geld in Nachhaltigkeits-Programme wie das der NGO Rainforest All.iance, die in Ghana mit gut einem Drittel der Kakaobauern zusammenarbeitet. Samuel Davor hat mit ihrer Hilfe schattenspendende Bäume und Nutzpflanzen angepflanzt, die Böden mit Kakaoschalen-Kompost verbessert und Bienenstöcke angelegt.

Die Idee: höhere Erträge, weniger Abholzung, zusätzliche Einnahmequellen. Davor sagt, das helfe ihm, aber er wünscht sich schlicht höhere Preise. Die Organisation Oxfam fordert mehr direkte Zahlungen von Herstellern und Supermärkten.

– Weniger Schoko-Hasen oder weniger Schoko im Hasen: Für Schokoladen-Liebhaber sieht Kakaoexperte Tedd George ein erschreckendes Szenario: Die Süßigkeit selbst könnte sich ändern. „Sie wird immer noch genauso aussehen und schmecken, aber sie wird weniger und schlechteren Kakao enthalten“, meint er. Hersteller experimentieren schon jetzt mit Rezepten, um Kakaobutter etwa durch Baumwollsamenöl zu ersetzen. (dpa)

6 Antworten auf “Wegen der Kakao-Krise in Westafrika sind Schoko-Hasen in diesem Jahr teurer und kleiner”

  1. delegierter

    Es ist ja ok wenn Preise steigen, ich befürchte aber, dass die vielen Händler von den Höchstpreisen mehr haben als die Bauern die den Ausfall und die Arbeit haben. Wichtig ist ja, dass die Aktie auf Kurs bleibt.
    Seltsam ist ja auch, wenn die Energiepreise steigen werden die Brötchen teurer, aber wenn die Energiepreise sinken (Öl), kriegt keiner das mit.

    • Pensionierter Bauer

      In einem Fernsehbericht hörte ich vor einiger Zeit, dass die Cacaobohnenernte wegen der Ausbeutung der entsprechenden Bauern und wegen des Klimawandels sehr gering ausfalle und deshalb die Preise so enorm ansteigen würden. An anderer Stelle las ich aber einen Bericht, der besagte, dass es einen anderen Hauptgrund gäbe und zwar die neuen Mitbewerber wie zB. Indien, denn der dort rasant ansteigende Wohlstand läßt auch die Menschen dort nach Luxusartikeln greifen.

  2. Herbert G.

    Im Nachbarland Deutschland war übrigens genau wegen solcher Hasen ein kleiner Kulturkampf ausgebrochen. Angeblich hatten Ketten wie Lidl und Aldi den Osterhasen umbenannt und zum “ Sitzhasen“gemacht, natürlich um die muslimischen Freunde nicht zu verprellen….

Antworten

Impressum Datenschutzerklärung
Desktop Version anfordern