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Wahnsinn! 288 Millionen Euro Schadenersatz an Volkswagen von Martin Winterkorn und Ex-Kollegen

19.01.2017, Berlin: Martin Winterkorn, ehemaliger Vorstandsvorsitzender von Volkswagen, kommt als Zeuge zur Sitzung des Abgas-Untersuchungsausschusses des Deutschen Bundestages in Berlin. Foto: picture alliance / Bernd von Jutrczenka/dpa

Es ist eine Rekordsumme, angesichts der Dimension der Dieselkrise aber gleichzeitig nur ein eher symbolischer Betrag: Volkswagen erhält von Ex-Konzernchef Martin Winterkorn, drei weiteren früheren Topmanagern und Haftpflichtversicherungen fast 288 Millionen Euro Schadenersatz.

So soll zumindest ein Teil der Mitverantwortung für die Abgasaffäre abgegolten werden, die 2015 ans Licht kam.

Eine vom VW-Aufsichtsrat beauftragte Kanzlei hatte die verwickelten internen Abläufe in der Zeit davor geprüft. Auf Basis der Ergebnisse entschied das Unternehmen, neben Winterkorn auch dessen Kollegen Rupert Stadler, Wolfgang Hatz und Stefan Knirsch zu belangen. Nach dem Grundsatzbeschluss im März steht jetzt die endgültige Einigung.

Volkswagen stand seit jeher für Zuverlässigkeit. Jetzt aber ist der Ruf erst einmal ruiniert. Foto: Shutterstock

Winterkorns private Überweisung wird mit 11,2 Millionen Euro mehr als doppelt so hoch sein wie die 5 Millionen, die Heinrich von Pierer infolge des Schmiergeldskandals beim Elektroriesen Siemens leisten musste. Für den lange als „Mr. Volkswagen“ geachteten Manager kommt eine solche Selbstbeteiligung indes nicht einmal an die 17 Millionen Euro heran, die er in seinen besten Jahren an Gehalt einstrich.

Seine persönliche und die von den Versicherern zugesagten Zahlungen – letztere liegen bei 270 Millionen Euro – übertreffen nach Angaben eines Unterhändlers die Werte bei allen bisherigen Wirtschaftskrimis hierzulande.

Mehr als 30 Anbieter sogenannter D&O-Policen („Directors and Officers“), die auf Haftungsrisiken im Management spezialisiert sind, beteiligen sich – darunter Größen wie Allianz, Zurich oder Axa. Herausgekommen sei am Ende die „mit Abstand höchste Summe, die ein solches Konsortium in Deutschland jemals auf den Tisch gelegt hat“.

Dennoch deckt das Geld weniger als ein Hundertstel dessen ab, was der Abgasbetrug VW aus der Bilanz fraß. Die Diesel-Rechtskosten machen im größten deutschen Konzern inzwischen über 32 Milliarden Euro aus.

Dervehemalige VW-Vorstandschef Martin Winterkorn. Foto: Shutterstock

Drei Co-Manager aus Winterkorns Zeit schlossen sich der Einigung an. Ex-Audi-Chef Rupert Stadler selbst überweist 4,1 Millionen Euro. Bei ihm und Winterkorn geht es um die Verletzung von Sorgfaltspflichten im Aktienrecht. Der frühere Porsche-Vorstand Wolfgang Hatz steuert 1,5 Millionen Euro bei, Stefan Knirsch von Audi 1 Million Euro.

VW hatte auch vom Ex-Entwicklungschef der Kernmarke und von Audi, Ulrich Hackenberg, Schadenersatz verlangt. Dieser sei aber „nicht zu einer Einigung bereit“, hieß es. Als Konsequenz sollen deshalb nun „gerichtliche Schritte“ gegen ihn vorbereitet werden.

Gegenüber dem US-Justizministerium hatte Volkswagen relativ früh ein prinzipielles Schuldanerkenntnis abgegeben, jedoch zusätzlich die Vorgänge in den eigenen Reihen durchleuchten lassen. Dabei drehten die externen Anwälte so gut wie jeden Stein um. 65 Millionen Gigabyte an Daten wurden gesichert, laut VW die „aufwändigste Untersuchung in einem Unternehmen in der deutschen Wirtschaftsgeschichte“.

Besonders ominös stellte sich ein Manager-Treffen wenige Wochen vor dem Auffliegen der Affäre dar. Wer beim sogenannten Schadenstisch was äußerte und welche Schlüsse gezogen wurden, blieb lange im Dunkeln.

Im Fall Winterkorns lautet der Befund aus Sicht von VW: Der damalige Chef soll es nach dem Krisengespräch am 27. Juli 2015 versäumt haben, „die Hintergründe des Einsatzes unzulässiger Software-Funktionen in 2,0-Liter-TDI-Dieselmotoren, die in den Jahren 2009 bis 2015 im nordamerikanischen Markt vertrieben wurden, unverzüglich und umfassend aufzuklären“. Er habe überdies nicht dafür gesorgt, „dass in diesem Zusammenhang gestellte Fragen der US-amerikanischen Behörden umgehend wahrheitsgemäß und vollständig beantwortet werden“.

Volker Bouffier, Ministerpräsident von Hessen, Bundeskanzlerin Angela Merkel, Porsche-Chef Matthias Müller, VW-Chef Martin Winterkorn und Matthias Wissmann, Präsident des Verbandes der Deutschen Automobilindustrie, am Stand Porsche auf der 66. Internationalen Automobil Ausstellung IAA in Frankfurt 2015. Foto: dpa

Bei Stadler beziehen sich die Vorwürfe auf dessen Umgang mit von Audi entwickelten Dieselmotoren, die auch in VW- und Porsche-Modelle eingebaut waren. Der Topmanager habe es von Ende September 2016 an unterlassen, dafür zu sorgen, dass auch diese großen Dieselantriebe „im Hinblick auf unzulässige Software-Funktionen untersucht werden“.

Einige Tage, nachdem im September 2015 die Berichterstattung über den Rüffel von US-Umweltbehörden an VW eingesetzt hatte, trat Winterkorn zurück. Er sei sich „keines Fehlverhaltens bewusst“, sagte der einst bestbezahlte Manager aller Dax-Konzerne in seiner Abschiedserklärung.

Nach früherer Darstellung erfuhr Winterkorn von den Manipulationen erst kurzfristig – der Informationsfluss im Konzern sei mangelhaft gewesen. Vor einem Untersuchungsausschuss des Bundestages sagte er 2017: „Es ist nicht zu verstehen, warum ich nicht frühzeitig und eindeutig über die Messprobleme aufgeklärt worden bin.“ Die Berliner Staatsanwaltschaft zieht Teile der Äußerungen in Zweifel, sie klagte Winterkorn wegen Falschaussage vor dem parlamentarischen Gremium an.

Die jetzt geschlossenen Vergleiche bewegen sich außerhalb zivil- und strafrechtlicher Verfahren. Am 22. Juli muss die VW-Hauptversammlung sie noch billigen. Vor den Gerichten selbst sind in bereits laufenden oder in demnächst anstehenden Prozessen jedoch weitere Fragen zu klären. Ein wirklicher Schlussstrich ist daher noch nicht in Sicht.

Das einstige Führungsduo bei VW: Martin Winterkorn (links) und der inzwischen verstorbene Chef des Aufsichtsrats, Ferdinand Piëch. Foto: dpa

Ab September stehen Winterkorn und vier weitere Ex-Manager wegen mutmaßlichen gewerbs- und bandenmäßigen Betrugs vor dem Landgericht Braunschweig. Die Staatsanwaltschaft weitete die Vorwürfe jüngst aus: 15 Führungskräfte des Konzerns und eines Zulieferers wurden wegen Beihilfe zum Betrug in Tateinheit mit Steuerhinterziehung, Beihilfe zu mittelbarer Falschbeurkundung und strafbarer Werbung angeklagt.

Stadler räumte in seinem Prozess vor dem Münchner Landgericht eine „firmenpolitische Verantwortung“ für Schäden durch die Dieselkrise ein. „Dass es mir nicht gelungen ist, diesen Schaden zu verhindern, das mache ich mir persönlich zum Vorwurf.“ Die Anklage meint, er habe es ab September 2015 zumindest für möglich gehalten, dass auch in Europa Dieselwagen mit falschen Abgasdaten verkauft wurden. Doch er habe Produktion und Verkauf gut ein Jahr weiterlaufen lassen, um den Umsatz nicht zu gefährden. Stadler wies das entschieden zurück. (dpa)

5 Antworten auf “Wahnsinn! 288 Millionen Euro Schadenersatz an Volkswagen von Martin Winterkorn und Ex-Kollegen”

  1. Da biste Paff

    Haftpflichtversicherungen? Wenn die das Grossteil zahlen, wer wird später darunter leiden? Natürlich der kleine Versicherte! Diese Multis nehmen sich das auf irgend einer Weise zurück. Der Winterkorn wird ganz sicher noch was in der Kornkammer gebunkert haben, wo keiner dran kommt? In den Etagen ist alles möglich. Gut ist, dass diese Leute mal saftig belangt werden. Unerhörter Betrug an den Menschen, und dann so tun als wenn nichts gewusst davon war!? Abscheulich!

    • Diesen Schaden wo er Weltweit machte kann keine Versicherung bezahlen. und er genauso wenig
      sein Jahreslohn betrug 17 000 000 € er war der bestbezahlte Manager der Welt,aber sein Geld
      nicht Wert. Auch war er zu vergesslich und wusste von nichts was die Ingenieure machten Arbeiter flogen raus als sie intern etwas sagten was ihm ungenem war nur erst nachdem seine Machenschaften Publik wurden

      • Sie schreiben BLödsinn! Der war nie bestbezahlteste Managerder Welt! Selbst in Deutschland wird im Management bis zu 70. Mio. verdient! In den USA sind 250 Mio. keine Seltenheit! Und auch Mrd. sind möglich!

        • Erstens wer in den USA so ein Pfusch macht ist weg vom Fenster, dann muß er auch für den Murks haften jeder Anwalt der FA macht dann eine Privatklage gegen ihn dann wird es Kritisch, Bei ihnen gibt es Manager die solch Summen angeblich wie Sand am Meer, Und wenn es um solche Summen geht bei Versagen da gibt es keine Versicherung wo es übernimmt, Ganz einfach Contergan, da wurde alles hinausgezogen bis die meisten gestorben sind, Aktien stürzten ins Bodenlose wer blieb auf der Strecke die Aktionäre, eine Kleinigkeit mußte die Versicherung übernehmen, wer aber vorher starb hatte Pech, einfache Marktwirtschaft nennt man so etwas

  2. Nung gut für das erste nicht schlecht! Nun ist für den wirklicher Glaubwürdigen Wirtschaftsstandort Deutschland (EU) der Ausgang zur neuen Anklage bezüglich der Falschaussage von
    2017 sowie das Durchgreifen in den zahlreichen Prozessen bezüglich Politiker, Manager und Banker und der sogenannten organisierten Kriminalität endscheident! Auch die Zeit spielt hierbei eine immer größere Rolle!

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