Allgemein

Selenskyj will Kriegsverbrechen aufklären: Weltweite Empörung über Gräueltaten an Zivilisten in Butscha

04.04.2022, Ukraine, Butscha: Wolodymyr Selenskyj (M), Präsident der Ukraine, besucht die Stadt in der Nähe von Kiew. Nach Bekanntwerden eines Massakers an Zivilisten ist Selenskyj in die zerstörte Stadt gereist. In Butscha seien Kriegsverbrechen begangen worden, sagte er vor Journalisten in dem Ort rund 25 Kilometer nordwestlich der Hauptstadt Kiew. Foto: President Of Ukraine/ZUMA Press Wire Service/dpa

AKTUALISIERT – Die Empörung über Gräueltaten an Zivilisten im Kiewer Vorort Butscha im russischen Krieg gegen die Ukraine lässt nicht nach. Ukrainische Behörden rechnen mit mehr Opfern in anderen Orten. Im Folgenden ein Überblick zum Geschehen in der Nacht und ein Ausblick auf den Tag.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj will eine lückenlose Aufklärung der Verbrechen gegen Zivilisten in Butscha und anderen ukrainischen Städten. Dazu arbeite man unter anderem mit der EU und dem Internationalen Strafgerichtshof zusammen, sagte er in einer in der Nacht zum Dienstag veröffentlichten Videobotschaft. Die internationale Empörung über die Gräueltaten im Kiewer Vorort Butscha dauert an.

Die ukrainische Generalstaatsanwaltschaft verzeichnete nach eigenen Angaben mehr als 7.000 Meldungen über russische Kriegsverbrechen in der Region um die Hauptstadt Kiew. Die meisten Opfer habe es in Borodjanka gegeben, sagte Generalstaatsanwältin Iryna Wenediktowa der Agentur Unian zufolge. „Ich denke, wir werden gesondert über Borodjanka sprechen.“ Die Generalstaatsanwaltschaft arbeite an der Aufarbeitung von Kriegsverbrechen in Irpin, Butscha und Worsel.

02.04.2022, Ukraine, Butscha: Ein Mitglied der zivilen Schutztruppe betrachtet unter einer Decke am Rande der Autobahn, 20 km von Kiew entfernt, vier tote Zivilisten. Foto: Mykhaylo Palinchak/SOPA Images via ZUMA Press Wire/dpa

Die Bilder aus Butscha, wo nach dem Abzug russischer Truppen zahlreiche Leichen von Bewohnern auf den Straßen gefunden wurden, hatten am Wochenende für Entsetzen gesorgt. Die Ukraine macht für das Massaker russische Truppen verantwortlich, die die Stadt besetzt hatten.

Moskau bestreitet das. So sprach Russlands UN-Botschafter Wassili Nebensja von einer „inszenierten Provokation“. Russland wolle dem UN-Sicherheitsrat Beweise dafür vorlegen, dass sein Militär keine Gräueltaten gegen Zivilisten in der Ukraine begangen habe.

Nach Ansicht des US-Verteidigungsministeriums sind die russischen Streitkräfte für die Verbrechen in der ukrainischen Stadt Butscha verantwortlich. „Ich denke, es ist ziemlich offensichtlich – nicht nur für uns, sondern für die Welt – dass russische Kräfte für die Gräueltaten in Butscha verantwortlich sind“, sagte der Sprecher des Pentagons, John Kirby.

Selenskyj versicherte, dass die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden. „Die Zeit wird kommen, in der jeder Russe die ganze Wahrheit darüber erfahren wird, wer von seinen Mitbürgern (in der Ukraine) gemordet hat. Wer Befehle gegeben hat. Wer bei den Morden ein Auge zugedrückt hat“, sagte der ukrainische Präsident. Er lud Journalisten aus der ganzen Welt ein, sich die zerstörten Städte anzusehen. „Lassen Sie die Welt sehen, was Russland getan hat!“ Selenskyj, der Butscha am Montag besuchte, befürchtet, dass russische Truppen nun versuchten, „die Spuren ihrer Verbrechen zu verwischen“. (dpa)

Zum Thema siehe auch folgenden Artikel auf OD:

53 Antworten auf “Selenskyj will Kriegsverbrechen aufklären: Weltweite Empörung über Gräueltaten an Zivilisten in Butscha”

  1. Erleuchtung Jean

    Das Handelsblatt schreibt heute:

    „Butscha, das My Lai Russlands“.

    „My Lai: Viele Jahre lang litt das Image der US-Armee unter ihrem Massaker 1968 in einem vietnamesischen Dorf. Damals starben 504 Menschen. Srebrenica: Das Massaker der serbischen Armee 1995 im Balkankrieg führte zu Kriegsverbrechertribunalen und Verurteilungen. Rund 8000 Tote. Butscha: Im Vorort der ukrainischen Hauptstadt Kiew sind nach Abzug von russischen Truppen 410 Tote gefunden worden.“

  2. Guido Scholzen

    Die „Informationsgestaltung“ bei den deutschen öffentlich rechtlichen ist sehr fragwürdig:
    Gestern in der Tagesschau wurde gesagt, Journalisten könnten nicht unabhängig nach Butscha reisen und berichten.
    https://youtu.be/8EueDkFMRlo?t=214

    Als ich heute morgen bei BILD online nachschaute, war das Gegenteil der Fall: es ist Journalisten wohl erlaubt, dort zu berichten. Ein erschreckendes Szenario:
    https://www.bild.de/politik/ausland/politik-ausland/exklusiv-in-bild-augenzeugen-des-massakers-von-butscha-sprechen-79660438.bild.html

    Die ARD ist bei mir nun noch mehr unten drunter durch. denen wird milliarden an Medien-Steuer in den A… geschoben, und nix kommt dabei raus. Das Geld hätte der deutsche Staat besser bei der Bundeswehr investiert.

  3. Die Frage

    ist doch ob es sich um Zivilisten handelt oder dann doch um Menschen die von der ukrainisch westlichen Führung mit Waffen ausgestattet wurden und somit eigentlich keine Zivilisten mehr sind.
    Es ist erst einige Wochen her als „Zivilisten“ sich im Fernsehen bewaffnet (teils mit Panzerfäusten) zeigten und strahlend ihr Land verteidigen wollten oder sollten….

    • Die Frage ist schnell beantwortet. Menschen die vom Fahrrad geschossen werden, nackte Mädchen und Frauen und Kinder sind wohl kaum als gefährliche Partisanen zu betrachten. Davon abgesehen gibt es ja noch Zeugenaussagen.

      • Wenn Selenskyj Tausende freiwillige Männer und Frauen mit Waffen ausrüstet und die Dörfer und Städte verteidigen lässt, dann muss er sich nicht wundern wenn genau diese „Freiwilligen“ von russischen Soldaten erschossen werden. Ob diese Freiwilligen nun mit der Waffe umgehen können oder nicht ist egal, sie richten eine Waffe auf jemanden und umgekehrt genauso. Das ist Krieg, keine Sportveranstaltung, da gibt es keine Regeln und keinen Bonus für faires Verhalten. Wer im Krieg mitmachen will, der läuft Gefahr im Krieg zu sterben! Aber das sind ja alles „Helden“ …

        • Dow Jones

          Manche Ansichten und Kommentare sind einfach nur noch krank.

          Wenn jemand 4 Wochen im Keller verbracht hat und dann mal unbewaffnet mit dem Fahrrad loszieht um ein paar Kartoffeln zu besorgen und auf dem Rückweg abgeschossen wird, dann ist er verdammt nochmal nicht selber daran Schuld, auch nicht Selenski oder der Westen. Schuld ist der Russe.

          Hier werden Zivilisten abgeknallt, und dann fällt jemandem nichts Besseres ein als „Wer im Krieg mitmachen will, der läuft Gefahr im Krieg zu sterben!“ !? Niemand von denen wollte im Krieg mitmachen.

          • Das ist Krieg! Man sollte es nie soweit kommen lassen! Aber es hat ja so Spaß gemacht dem Russen mit wirtschaftlichen Sanktionen und durch Verfolgung der russigstämmigen Ukrainer jahrelang auf die Nerven zu gehen, während man diese ganzen Jahre mit der NATO und den USA liebäugelt. Ihr habt den Krieg gesucht und ihn bekommen! Ihr habt Zivilisten in den Krieg geschickt und jetzt sterben sie!

          • Gelebter Alptraum

            Tja wenn unsere westlichen Länder Zivilisten mit Waffen ausrüsten und die zielen dann auf mich als Soldat, dann wehre ich mich. Oder muss ich mich, weil es ja nur arme bewaffnete Zivilisten sind, etwa erschiessen lassen?
            Auch wir, der Westen tragen am Tode dieser nicht waffenerprobten Menschen eine gewisse Schuld. Aber das will keiner unserer westlichen Politiker hören.

            • Gerad van Oche

              Vergleiche sind da mit der Waffen-SS angebracht. Russische Armee sichert das Gebiet, die Bevölkerung darf sich im Ort frei bewegen. Dann kommt der Befehl zum Rückzug , die Armee zieht ab und die Tschetschenmilizen rücken ein und bestrafen die nichtsahnende Bevölkerung. Also hören sie mit ihren Verharmlosung auf. Das ist Völkermord und kein Krieg.

          • DR ALBERN

            @ Down Jones, in früheren Kriegen hat man auch nicht nach Zivilisten gefragt, man hat einfach alles platt gemacht! Verwunderlich ist doch immer, die Bosse reisen durch die Welt, die Kugeln fliegen scheinbar an denen vorbei!

          • Erleuchtung Jean

            #Dow Jones
            04/04/2022 15:54

            „Niemand von denen wollte im Krieg mitmachen.“

            Es ist bekannt, dass aus Deutschland Zivilisten in die Ukraine gingen um dort zu kämpfen.
            Die Gründe wurden nicht genannt, ob kriegsgeil oder um ihr Land zu verteidigen oder warum auch immer….. .

            Ob einige von denen die jetzt auf der Straße liegen, zu denen gehören die mit dem „Fahrrad Kartoffeln holen“ wollten, für sich oder für die die im Keller sitzen, weiß niemand.

  4. # Joseph
    …“nackte Mädchen und Frauen und Kinder“
    sind nicht als gefährliche Personen einzustufen, davon sollte man ausgehen.

    Aber Zivilisten die auf der Straße liegen, beweisen nur, dass sie auf der Straße waren, ob mit oder ohne Fahrrad. Die Russen haben sie nicht dort abgelegt.
    Was sie auf der Straße wollten ?

    Zeugenaussagen sind in aufgeheizten Kriegszeiten nicht viel Wert, genauso wenig wie die ständigen Attacken des diplomatischen UKR-Dauerpöblers.

    • Nun, einmal muss man auch aus dem Keller raus, der Krieg dauert ja schliesslich länger als ein paar Stunden. Nahrung und Wasser suchen, Brennstoffe, nach Tieren sehen, usw usw. Es gibt tausend Gründe um den Keller zu verlassen. Ihre Beschönigungsversuche sind einfach nur peinlich.

  5. der heilige josef

    Im Jemen sieht man solche Bilder jeden Tag nach den Luftangriffen der Saudis auf jemenitische Dörfer, seit 2015 und trotzdem rollt man den saudischen Staatsgästen aus dem reichen Wüstenstaat hier, immer wieder den roten Teppich aus. Je weiter das Grauen entfernt ist desto geringer das Interesse, auch der Medien.

  6. Gerad van Oche

    Ach ja, ich vergaß, Hände gefesselt, T-Shirt über den Kopf gezogen und von hinten in den Kopf geschossen, Ist bei Soldaten und Milizen im Krieg ja erlaubt. Aber sind laut den Russen nur Fake-Nachrichten und Schauspieler zu sehen.Aufpassen das der Russe nicht bald an ihrer Türe klopft.

  7. Die zehn Prinzipien der Kriegspropaganda nach Baron Arthur Ponsonby (1871 – 1946), britischer Staatsbeamter, Politiker, Schriftsteller und Pazifist:

    1. Wir wollen den Krieg nicht
    2. Das gegnerische Lager trägt die Verantwortung
    3. Der Führer des Gegners ist ein Teufel
    4. Wir kämpfen für eine gute Sache
    5. Der Gegner kämpft mit unerlaubten Waffen
    6. Der Gegner begeht mit Absicht Grausamkeiten, wir nur versehentlich
    7. Unsere Verluste sind gering, die des Gegners enorm
    8. Künstler und Intellektuelle unterstützen unsere Sache
    9. Unsere Mission ist heilig
    10. Wer unsere Berichterstattung in Zweifel zieht, ist ein Verräter.

    • Wenn Selenskyj schon dabei ist kann er auch gleich die Gräueltaten seiner eigenen Truppen aufklären, die während und vor Beginn des Krieges stattgefunden haben. Selenskyj hat sich aber bisher auch nicht dafür interessiert was beispielsweise das rechtsradikale Asow Freiwilligenbatallion im Osten der Ukraine so anstellt. Da in diesen Bataillonen West-Europäer und Amerikaner tätig sind will man es vielleicht auch garnicht wissen, denn wir sind ja bekanntlich die Guten.
      Diese Gräueltaten der Freiwilligenbataillone wurden bereits vom Hohe Kommissar der Vereinten Nationen für Menschenrechte vor Jahren (2014) dokumentiert! Das ist ja einer der von Russland angeführten Gründe warum es zum Krieg gekommen ist! Die UN hingegen hat seit Beginn des Krieges noch nicht einmal mit Putin Kontakt aufgenommen, wo sie sonst, in anderen Konflikten, innerhalb weniger Stunden reagieren.
      Es will niemand den Frieden!

      • Corona2019

        @ – Haha

        2014 hat die Ukraine den Strafgerichtshof in Den Haag rechtlich anerkannt.

        Und Putin?
        Er wusste wohl damals schon weshalb ihm die Gefängnisse in den Niederlanden nicht wirklich gefallen.
        Wer gegen die Gesetze seines eigenen Landes verstößt, und sich die Amtszeit selber verlängert, macht dies ja auch nur aus Angst, dass der Nachfolger in den Büchern kriminelles Handeln entdecken könnte.
        Es gibt mehrere Politiker bei denen die Wahrscheinlichkeit sehr klein ist, dass sie heiliggesprochen werden.
        Für das Himmelstor von Putin, kann auf der Schelle aber wirklich nur noch der Name;
        – Den Haag – stehen .
        An seiner Stelle würde ich mich jedenfalls nicht mehr allzu weit aus seinem Umfeld entfernen.
        Ich möchte aber nicht unsere Putin Fans daran hindern weiterhin das Fähnchen zu schwenken.

        • Weder die Ukraine, noch die USA oder Frankreich haben sich dem IGH „unterworfen“. Im übrigen haben Frankreich und die USA sich in der Vergangenheit auch nicht immer an die Anordnung des IGH gehalten, die USA sogar mehrfach.

          Im Falle der Ukraine akzeptiert die Ukraine die Zuständigkeit des IGH für die Gräueltaten, die Putin zum Anlass für diese Invasion genommen hat.
          Diese Entscheidung traf die Ukraine vor 30 Tagen (Presseartikel vom 2/3/2022), von wegen 2014! Die Gräueltaten der Ukrainer geschahen seit 2014, daher kommt diese Jahreszahl. Also hat die Ukraine 8 Jahre danach erst die Ermittlungen des IGH akzeptiert, als der Krieg bereits seit 2 Wochen im Gange war. Ich halte es auch für sehr unwahrscheinlich wen Seneskyj heiliggesprochen würde.

  8. Neneewaa

    Lawrow und der russische UN-Botschafter wollen doch Beweise für eine ukrainische Inszenierung vorlegen. Bisher haben wir noch nichts gesehen und ich wüsste auch nicht welcher westliche Medienkonzern das publizieren würde. Ist der Russe so dumm und unmenschlich dass er nach 1 Monat Besatzung abhaut und die Leichen auf der Straße liegen lässt?

    • Ist auf Französich
      Très bon travail de l’équipe Investig’Action de Michel Collon (publié sur leur site le 4.4.22) sur le massacre de Bucha.
      Quand on gratte un peu on voit qu’il y a bien eu un massacre… mais pas par les Russes, par les Ukrainiens qui ont „nettoyé“ la ville des supposés collaborateurs après le départ des Russes et utilisé les corps pour faire accuser les Russes.
      Source : https://www.youtube.com/watch?v=CD-vpG9–7g

      • Ich denke das man zu Butcha inzwischen genug eindeutige Beweise und Zeugenaussagen gesammelt hat. Sie dürfen aber weiterhin russische Propanda anschauen. Eine Frage an Sie hätte ich dann aber noch. Welche der 27 Lügenversionen der Russen zum Abschuss der MH17 ist für Sie denn die Wahrheit?

        • Es ist schon bitterste Ironie Geschichte, dass diejenigen, die die tatsächlichen Verbrechen der russischen Armee und Politik vom Holomodor über Katyn und Ostpreußen bis hin zu Warschau übersehen, leugnen oder nicht von ihnen wissen, auch diejenigen sind, die Russland in Zeiten von totaler Drohnen- und Satellitenüberwachung unbedingt eines anlasten wollen.
          Es herrscht ein Mangel an Bildung und Denkvermögen verbunden mit einer aus Hedonismus und Fatalismus sich speisenden Kriegsgeilheit. Das führt zu Beiträgen wie ihrem und Schlimmerem.

    • Rob-Otter

      „Ist der Russe so dumm und unmenschlich dass er nach 1 Monat Besatzung abhaut und die Leichen auf der Straße liegen lässt?“

      …dass man die Leichen – Beweise – vom Weltall aus begutachten kann.
      Er muss dann schon sehr dumm sein.

    • Joseph Meyer

      @Neneewaa – 05/04/2022 20:37
      – Schon einige Zeit her, trotzdem sehr aufschlussreich!
      Ukraine TV-Show Panne ll Britischer Journalist packt aus – deutsch (1):
      „Jetzt wird klar, …, dass die ukrainische Armee Ukrainer tötet“
      – Und zu den Kriegsverbrechen in Butscha empfehle ich die, bei „Nachdenkseiten“, veröffentlichten Leserbriefe. (2)
      (1) https://www.youtube.com/watch?v=D3jI99hC6k4
      (2) https://www.nachdenkseiten.de/?p=82748#more-82748

Antworten

Impressum Datenschutzerklärung
Desktop Version anfordern