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Nach Ausraster im Finale: Disziplinarverfahren gegen Trainer Mourinho [VIDEO]

31.05.2023, Ungarn, Budapest: José Mourinho (r), Trainer von AS Rom, spricht während des Spiels mit Schiedsrichter Anthony Taylor. Foto: Adam Davy/PA Wire/dpa

AKTUALISIERT – Trainer José Mourinho von AS Rom droht wegen seines Ausrasters im Europa-League-Finale eine Strafe.

Wie die Europäische Fußball-Union UEFA am Freitag mitteilte, wurde unter anderem gegen den Portugiesen ein Disziplinarverfahren wegen Beleidigung gegen Schiedsrichter Anthony Taylor eingeleitet.

Der 60-jährige Mourinho hatte den englischen Referee Taylor nach der Niederlage am vergangenen Mittwoch im Elfmeterschießen gegen den FC Sevilla in der Tiefgarage der Budapester Final-Arena abgepasst und ihn unter anderem als „Schande“ bezeichnet. (siehe VIDEO unten). Taylor war zudem bei der Abreise aus Budapest Videos und Berichten zufolge am Flughafen massiv bedrängt worden (siehe VIDEO unten).

01.06.2023, Ungarn, Budapest: José Mourinho (M), Trainer von AS Rom, spricht nach dem Spiel mit seinen Spielern. Foto: Petr David Josek/AP/dpa

„Wir sind entsetzt über die ungerechtfertigten und verabscheuungswürdigen Beschimpfungen, die gegen Anthony und seine Familie gerichtet wurden“, teilte die Profi-Schiedsrichter-Vereinigung der englischen Premier League mit.

Die UEFA leitete auch gegen die AS Rom und den FC Sevilla Disziplinarverfahren aufgrund diverser Verfehlungen ein, darunter das Abbrennen von Feuerwerk durch Fans und das unangemessene Verhalten der Teams.

José Mourinho hatte nach fünf Siegen erstmals ein Europapokal-Finale als Trainer verloren. Diese erste Niederlage seiner Karriere im Finale eines Europapokals hatte der Portugiese allerdings sehr schlecht verkraftet.

AS Rom unterlag am Mittwoch im Elfmeterschießen im Finale der Europa League in der Puskas Arena von Budapest dem FC Sevilla (Spielbericht weiter unten). Trainer Mourinho machte den englischen Schiedsrichter Anthony Taylor für das Scheitern seiner Roma verantwortlich.

Ein frustrierter José Mourinho macht im Parhaus der Puskas Arena in Budapest seinem Unmut über Schiedsrichter Anthony Taylor Luft. Foto: Screenshot Twitter

Nach dem Spiel wurde der exzentrische Coach dabei gefilmt, wie er Taylor auf dem Parkplatz des Stadions in Budapest beschimpfte, als dieser zu seinem Van zurückkehrte.

Vor zahlreichen Augenzeugen und den Objektiven des Fernsehsenders Sportitalia richtete er mehrere beleidigende Worte an Taylor. „Sie sind eine verdammte Schande“, wiederholte er mehrmals auf Englisch. Er schimpfte auch auf Italienisch und warf ein, dass der Schiedsrichter kein „Gesicht“ habe. Laut dem spanischen Radiosender Cadena Ser soll er auch „fucking UEFA“ gerufen haben. Möglicherweise wird dies noch Folgen haben für das „Enfant terrible“ der Trainerzunft in Europa.

Schon während der Siegerehrung nach dem überlangen Fußball-Krimi hatte Mourinho seinen ganzen Frust erkennen lassen und die Leistung von Schiedsrichter Taylor kritisiert.

31.05.2023, Ungarn, Budapest: José Mourinho (2. v.r.), Trainer von AS Rom, steht während des Aufwärmens auf dem Platz. Foto: Denes Erdos/AP/dpa

Der Engländer habe „spanisch gewirkt“ und zu viele Gelbe Karten verteilt, so Mourinho. Sevillas Erik Lamela indes hätte nach Meinung des Portugiesen eine zweite Gelbe Karte sehen müssen und demnach im Elfmeterschießen nicht mehr antreten dürfen. Insgesamt fühle sich die Niederlage „ungerecht“ an, sagte Mourinho.

Die Medaille, die er nach dem Abpfiff bekommen hatte, wollte er nicht. Stattdessen warf er sie einem jungen Fan auf der Tribüne hinter der Trainerbank zu. Seine Zukunft bei der AS Rom ließ er offen. Sein Vertrag laufe noch ein Jahr und das sei die Situation, sagte der 60-Jährige. Ab Montag habe er Urlaub und dann werde man sehen, so der Portugiese. Sollte er mit einem anderen Club in Kontakt treten, würde es sein derzeitiger Arbeitgeber zuerst erfahren, beteuerte er. Mourinho wirkt nicht abgeneigt, beim italienischen Erstligisten zu bleiben. Er sei allerdings „müde“, sagte er nach seinem ersten verlorenen Europapokal-Endspiel als Trainer. „Ich habe fünf Finals gewonnen, aber ich war nie stolzer als heute“, erklärte er und lobte seine Spieler dafür, dass sie in der intensiven Partie „alles gegeben“ und „hart gearbeitet“ hätten. (cre/dpa)

Im nachfolgenden VIDEO sieht man, wie Roms Trainer José Mourinho im Parkhaus der Puskas Arena von Budapest Schiedsrichter Anthony Taylor mehrfach beschimpft. Dieser wurde zudem am Flughafen von Roma-Fans bedrängt:

Rekordsieger FC Sevilla gewinnt erneut Europa League

Auch José Mourinho hat den beeindruckenden Triumphzug des FC Sevilla im XXL-Nervenkrimi der Europa League nicht stoppen können. Der Startrainer verlor mit der AS Rom das hitzige Endspiel am Mittwoch in Budapest im Elfmeterschießen mit 1:4 (1:1, 1:1, 1:0).

Für Rekordsieger Sevilla war es der siebte Erfolg im siebten Finale des zweitgrößten Wettbewerbs im europäischen Vereinsfußball – und das seit 2006. Mourinho verlor nach fünf Siegen erstmals ein Europapokal-Finale als Trainer. Mit einem weiteren Triumph wäre er zum alleinigen Rekordhalter aufgestiegen.

Der argentinische Weltmeister Paulo Dybala (35. Minute), dessen Startelf-Einsatz nach Sprunggelenkproblemen fraglich gewesen war, hatte Rom in Führung gebracht, Gianluca Mancini (55.) per Eigentor den zwischenzeitlichen Ausgleich erzielt. Allein in der zweiten Hälfte der Verlängerung gab Schiedsrichter Anthony Taylor über zehn Minuten Nachspielzeit obendrauf.

31.05.2023, Ungarn, Budapest: Sevillas Mannschaftskapitän Ivan Rakitic hält den Pokal nach dem Sieg. Foto: Darko Bandic/AP/dpa

Den entscheidenden Elfmeter verwandelte Gonzalo Montiel für die Andalusier, die sich durch den Sieg für die Champions League qualifizierten. Im vergangenen Jahr hatte Eintracht Frankfurt mit dem großen Silberpokal gejubelt.

Am Mittwochabend sorgten Tausende Fans aus Spanien und Italien in der schicken Puskas Arena für Finalstimmung. Mourinho stand im dunklen Shirt fast ausschließlich am Rand seiner Coaching Zone und rief Anweisungen auf den Platz.

Seine Roma, die im Halbfinale Bayer Leverkusen aus dem Wettbewerb geworfen hatte, brauchte ein paar Minuten, um ins Spiel zu finden. Leonardo Spinazzola prüfte Sevilla-Torwart Yassine Bounou in der zwölften Minute. Die Vorlage kam von Dybala, für den Mourinho eigentlich angekündigt hatte, dass mehr als „20, 30 Minuten“ Spielzeit gar nicht drin seien. Im Nachhinein vermutlich ein kleiner Psychotrick des Taktikmeisters.

Sevillas Profis, die vor dem Anpfiff einen Gruß an ihren schwer verletzten Ex-Torwart Sergio Rico geschickt hatten, kamen mit dem aggressiven Spiel der Roma zunächst überhaupt nicht zurecht. Die Auswahl von Trainer José Luis Mendilibar versuchte, wenn überhaupt, über die rechte Seite des 37 Jahre alten Kapitäns Jesús Navas in die Nähe des gegnerischen Strafraums zu kommen.

31.05.2023, Ungarn, Budapest: Gonzalo Montiel von Sevilla jubelt nach seinem Elfmetertreffer. Foto: Denes Erdos/AP/dpa

Gerade, als die Partie festgefahren wirkte, hebelte Mancini mit einem starken Pass die Abwehr Sevillas aus, Dybala ließ Bounou keine Chance. Die Römer in der Arena jubelten lautstark, auch Mourinho ließ für einen Moment die großen Emotionen zu. Der 60-Jährige hatte Rom im vergangenen Jahr zum Sieg in der klassentieferen Conference League geführt – den Henkelpott der Champions League stemmte er 2003 mit Porto und 2010 mit Inter Mailand in die Höhe.

Und Sevilla? Der Rekordgewinner des Wettbewerbs, der schon den UEFA-Cup hatte zweimal gewinnen können, fand auch nach dem Rückstand keine Lösungen. Erst in der langen Nachspielzeit der ersten Halbzeit kam der frühere Schalker Bundesliga-Profi Ivan Rakitić zur großen Ausgleichschance, traf aber nur den Pfosten.

Dafür begann die zweite Hälfte für den spanischen Verein nach Maß. Rom zog sich zurück – ähnlich wie im Rückspiel gegen Leverkusen – und versuchte, die Führung zu verwalten. Das durch eine scharfe Flanke von Navas erzwungene Eigentor von Mancini brachte Sevilla endgültig in die Partie zurück. Auf der Gegenseite verhinderte Bounou gegen Tammy Abraham den erneuten Rückstand (67.). Auch der eingewechselte Andrea Belotti verpasste das zweite Roma-Tor ganz knapp (83.) – die Partie musste in die von den Verletzungen geprägte Verlängerung, in der beide Mannschaften sichtlich an der Belastungsgrenze spielten. (dpa)

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